Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Is the medium the message?
nnier | 11. September 2011 | Topic Gelesn
Hey, Amerikaner, stellt euch nicht so an und kommt dauernd mit den 3000 Toten. Schließlich passiert sonst auch viel Scheiße und das ist ja jetzt auch schon 10 Jahre her! #9-11

Ich bin mir nicht sicher, ob das in 140 Zeichen passt, da muss ich noch mal nachzählen. Aber es würde vermutlich langen, um in die Liste der "Top Tweets" aufgenommen zu werden, in die ich dummerweise manchmal schaue, obwohl mir davon regelmäßig schlecht wird. Immerhin stehen da heute solche Perlen drin, und bestimmt ist es total ungerecht, denen jetzt zu unterstellen, dass sie hier ganz plump Opferzahlen relativieren und den Angehörigen der Anschlagsopfer mitteilen wollen, sie hätten gefälligst maximal 3% so stark zu trauern wie die Angehörigen anderer, nämlich Kriegs- oder Unfalltoter. Nein, das liegt vermutlich einfach an der begrenzten Zeichenzahl und lässt sich in der Kürze nun mal nicht differenzierter darlegen.

Top Tweets benutzt einen Algorithmus um einige der besten Tweets durch Twitter zu verbreiten. Viel Spaß!, und vielleicht sind diese "Tweets" ja auch gar nicht so populär, wer kennt schon den Algorithmus, womöglich steht da ja so etwas wie:

if (tweet.user.isNetzbekanntesArschloch()) {
tweet.addToList();
}


Bei Twitter halten sich bestimmt auch die Programmierer kurz.

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kid37, Sonntag, 11. September 2011, 22:41
Man fürchtet, was am 9. November kommt.

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venice_wolf, Montag, 12. September 2011, 12:09
Man fürchtet sich immer, wenn man kein klares Gewissen hat...

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nnier, Montag, 12. September 2011, 13:59
Nee, das ist hier anders und auch anders gemeint. Das genannte Datum ist hierzulande ein bekanntes - und das Thema der Aufrechnung von Opferzahlen ebenso.

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kid37, Montag, 12. September 2011, 21:49
Uff, ein Glück, Herr nnier versteht, was ich sagen wollte. Leider sind Twitter und ähnliche Netzwerke immer auch Stammtisch-Verstärker, leider werden manche dieser Sprücheklopfer gleich als "Internet-Denker" zitiert, sonst könnte man leichter (und leichteren Gewissens) mit den Schultern zucken.

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nnier, Montag, 12. September 2011, 22:46
Zumal das mit dem neckischen "Top-" bzw. den "besten" Tweets auch so eine Sache ist, wenn man sie nur algorithmisch zusammenstellt - meinetwegen aus Anzahl Retweets mal seinerseits irgendwie berechneter Poularitätsfaktor des Zwitscherers oder mit einer ganz ausgefuchsten Geheimformel. Jedenfalls: "Viel Spaß!"

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einemaria, Dienstag, 13. September 2011, 00:19
Es wäre eigentlich auch ein geeigneter Tag, um über unser Verhältnis zum Tod zu sprechen, von Risikogruppen in Risikogesellschaften - ein geeigneter Tag unter vielen.

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nnier, Dienstag, 13. September 2011, 00:38
Mich hat das neulich schon genervt im Zusammenhang mit der Fukushima-Katastrophe und der Atomdiskussion: Wie schnell alles zum Rechenspiel wurde, beiderseits übrigens, Strahlung tötet soundsoviele, Autounfälle soundsoviele, bei Grubenunglücken sterben jährlich soundsoviele, also schlussfolgern wir X oder Y. Das steht in einem unguten Zusammenhang auch mit Techno- und Digitaljüngern, die den Lauf der Welt am liebsten "Algorithmen" überließen, denn: "Was wir immer gerne ausblenden, ist die Tatsache, dass der Algorithmus alles andere als Fehlerfrei arbeiten muss, um besser zu sein, als ein Mensch. Wir Menschen machen dauernd Fehler. Wenn ein Algorithmus nur halb so viele Fehler macht wie der Mensch, ist er bereits eine Verbesserung des Zustandes", deshalb: "Es ist auch dann vernünftig Entscheidungen oder andere geistige Arbeit an Algorithmen abzugeben, wenn sie nicht perfekte, aber unter dem Strich bessere Ergebnisse als der Mensch erreichen", jupp, und was genau "besser" ist, können wir dann ja noch mal sehen, bis dahin: "Für die Zukunft brauchen wir Vertrauen." (Hier gelesen).

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kid37, Dienstag, 13. September 2011, 00:49
Himmel, jetzt habe ich aus Versehen dorthin geschaltet. "...Rassismus gegen die Maschinen..." Ich faß das nicht. Da sind so Gedankenströme, die früher gegen drei Uhr morgens an verrauchten WG-Küchentischen geäußert wurden und am nächsten Mittag Morgen glücklicherweise vergessen waren.

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nnier, Dienstag, 13. September 2011, 10:52
Der One-Man-Thinktank (Eigenbezeichnung) macht auf Theoretiker und namedroppt vor sich hin wie gehabt, neckische Analogien wie "Rassismus" flutschen da schnell mal mit raus, und Menschen minus "Technologien" sind Fleischklumpen. Wir geben uns dem Großen Bruder namens Algorithmus am besten hin wie einem Flugzeug, dann verbessert sich "der Zustand". In politischen und gesellschaftlichen Debatten geht es ja auch oft nur noch um (nicht mal hinterfragte) Statistiken und/oder Erwartungswerte.

(Ganz angenehm anders war z.B. neulich ein Radiogespräch mit einem gemütlichen Österreicher.)

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dings, Dienstag, 13. September 2011, 16:11
Da ist einer nicht in der Lage, halbwegs sauber zu argumentieren, geschweige denn Google zu benutzen, um fehlende Informationen einzuholen (was er seit langem immer wieder beweist); Unparteilichkeit und Freundlichkeit hält er für überflüssig - was verständlich ist, wenn man dem Pubertätszynismus noch nicht entwachsen ist - nur, so werden die "Theorien" auch nicht besser. Aber wieso widerspricht die "Community" nicht diesem krausen Zeug? Und wieso drucken "die Medien" diese Schüleraufsätze als Positionen von "Netzexperten"? Es ist eben alles noch viel ärger.

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mark793, Dienstag, 13. September 2011, 17:52
@dings: Ich kann nicht für die Community sprechen, aber ich darf mich mal selber zitieren mit einer Replik auf mspros Maschinen-Rassismus-Ding:

Gegen eine bestimmte Ausprägung von unreflektierter Technik-Angst oder ein zu eng gefasstes Menschenbild anzuschreiben, halte ich für völlig legitim und auch notwendig. Ich stoße mich im Detail nur an ein paar Begrifflichkeiten: Übertriebene Sorge vor unerwünschten Folgen der zunehmenden Verdatung unserer Existenz ist nicht rassistisch (nicht mal speziesistisch) und mit Humanismus (respektive dem, was die meisten mit diesem Begriff verbinden) hat diese Haltung auch nicht so rasend viel zu tun. Auf die Schnelle habe ich auch keine besseren Begriffe dafür, aber ich rege an, da noch mal verschärft darüber nachzudenken. Das Anliegen ist ernst genug, und eine größere gesellschaftliche Akzeptanz der Auffassung, dass Algorithmen und andere Automatisierungsprozesse nicht per se Feinde oder Konkurrenten des Menschen sind, sollte doch nicht unbedingt daran scheitern, dass man es lexikalisch-semantisch grad nicht passend hat.

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nnier, Dienstag, 13. September 2011, 18:12
Interessanter als dieses ärgerlich präpotente Auftreten finde ich die Stellen, an denen es immer so undeutlich wird: Verbesserung "des Zustandes", weil ein Algorithmus "weniger Fehler" als ein Mensch macht? Sollen jedes Jahr 10000 zufällig ausgewählte Menschen umgebracht werden, weil dadurch 20000 andere Tode vermieden werden? Stehe ich selber lieber in einem Fahrstuhl ohne Knöpfe, weil der Algorithmus "insgesamt besser" steuert? Ist es "besser", 100 Menschen 50 Jahre lang frieren und hungern, aber überleben zu lassen - oder 50 Menschen 20 Jahre lang im Warmen sitzen? All diese Dinge müssen doch immer wieder gesellschaftlich verhandelt werden, da finde ich schon die Flugzeugmetapher vollkommen unpassend. Die Frage, ob die Finanzmärkte noch so funktionieren, dass sie "gut" für die Menschen sind, wie dieser Text das nebenbei impliziert (mit der eher schwachen Frage "Hat die Wallstreet etwa Geld zu verschenken?"), stellt sich auch der eine oder andere. Und dann ist es immer noch eine Frage der persönlichen Vorlieben, ob man sich lieber in ein Auto setzt, mit dem man auf sein Unfallrisiko in bestimmten Grenzen Einfluss nehmen kann - ich kann z.B. langsam fahren oder bei schlechtem Wetter anhalten - oder in einen ICE, der statistisch eben nur selten am Tunneleingang geschreddert wird, aber dem ich komplett ausgeliefert bin.

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jean stubenzweig, Dienstag, 13. September 2011, 19:11
Verhält es sich nicht so, daß diese Algorithmen mittlerweile gar die Finanzmärkte durcheinanderbringen? Ich meine, davon gehört zu haben, daß an den Börsen ein Großteil per Computer an- und verkauft wird und daß das Rätsel aufgibt.

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nnier, Dienstag, 13. September 2011, 22:21
Dass da in hoher Geschwindigkeit automatisierte Geschäfte stattfinden, die sich lawinenartig aufeinander auswirken können - getriggert durch das Überschreiten von Schwelle X wird Y verkauft und so weiter - bekommt man ja alle paar Monate zur "Erklärung" von irgendwelchen Börsenexperten mitgeteilt, wenn's mal wieder ein mittleres Erdbeben gegeben hat. Und ab und zu fällt ihnen auch nichts anderes ein als den Handel auszusetzen und buchstäblich den Stecker zu ziehen. Ich bin sicher kein Finanzexperte, aber dass diese Geschwindigkeit und Komplexität dazu beiträgt, die Finanz- von der Realwirtschaft abzukoppeln, habe ich schon mitbekommen. Insgesamt geht's mir bei meinem Unbehagen an solchen Aussagen, wie sie im oben verlinkten Text stehen, aber um die Frage, wie weit und unter welchen Bedingungen ich mich "Algorithmen" in dem propagierten Sinne vertrauensvoll hingeben möchte. Ob ich ins Flugzeug steige, ist immerhin noch meine Wahl.

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einemaria, Mittwoch, 14. September 2011, 00:56
1. Wenn die Abhängigkeit alternativlos ist, es also keine Fluchttreppe neben dem Fahrstuhl gibt, dann wird es zum Problem. Wenn Schiffe verboten werden (China im Mittelalter), werden Sie eventuell in den Flieger steigen müssen.
2. Kein Feuer entfachen, das man nicht mehr löschen kann, siehe Kernkraft.
3. Ich kann inzwischen selbst spüren, wie mich die Technik und Moderne entmündigt. Den ihren Teil bringt die Zivilsierung mit sich. Den Rest erledigt die Technik. Für mich ist das nichts. Dieser Art von peer group möchte ich nicht angehören. Ich möchte in keinem Wolkenkratzer arbeiten.

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dings, Dienstag, 13. September 2011, 00:38
"Retweetet von 100+ anderen" - ein klarer Nachweis des "Netzdenker"-Status.

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kid37, Mittwoch, 14. September 2011, 01:09
Erst ab 50.000.000 wird es apodiktisch.

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nnier, Mittwoch, 14. September 2011, 10:54
Ein weiter Weg noch für manchen.

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