Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Sonntag, 21. Dezember 2025
Rezept für misslungenes Stollenkonfekt (Notes to future self)
nnier | 21. Dezember 2025 | Topic In echt
Legen wir in diese verwaiste Schreibstube mal einen Notizblock: Denn ich mag keine Loseblattsamlung, aber auch kein Heft oder Büchlein mit unsystematisch aufgeschriebenen oder eingeklebten Rezepten.



Ich buk in diesem Jahr drei Sorten Plätzchen, zwei davon mehrmals, alle vegan:

1) Stollenkonfekt auf dieser Basis. Zuerst ein offensichtlicher Misserfolg: Laut Rezept 13 min bei 180° Umluft backen und rausnehmen, bevor es sich bräunt, auch wenn es sich noch zu weich anfühlt. Ha ha: Innendrin war roher Teig! Ich habe zweimal nachgebacken, sie wurden dadurch dunkel und fest und ich war enttäuscht.

Aber dann! Sie schmeckten unerwartet gut, hatten mit Stollen wenig zu tun, aber einen feinen, würzigen und nicht zu süßen Geschmack sowie eine eher feste, fast lebkuchenhafte Konsistenz. Beim Würzen habe ich über den genannten Teelöffel Christstollengewürz hinaus mutig zugegeben: Kleingeschnittenen Ingwer; Kardamom; Zimt; Anis; Muskat. Außerdem nicht nur Bittermandelöl, sondern reichlich Amaretto.

Beim zweiten Anlauf habe ich sie direkt knappe 20 min gebacken, das scheint zu passen - wenn man nicht auf die Idee kommt, dass es irgendwie um Christstollen geht.

NB: Der abgesiebte Orangensaft, in dem Zitronat usw. eingeweicht wurden, ist eine Geschmacksbombe. Aufbewahren und mit kaltem Sprudelwasser aufgießen! Oder irgendwelche Drinks damit ausprobieren.



Kurzfassung Rezept: 50 g Walnüsse, 100 g Orangeat, 100 g Zitronat, 100 g Rosinen über Nacht in Orangensaft einweichen. 500 g Mehl, 150 g Zucker, 100 g gemahlene Mandeln, 1 TL Christstollengewürz, 1 Pk. Trockenhefe, 1 Pk. Vanillezucker vermischen und 50 ml Pflanzenöl, 200 g pflanzliche Butter, 1/2 TL Bittermandelaroma, 150 ml pflanzliche Milch zugeben. [Nach Belieben mehr Gewürze, Ingwer, Amaretto]. 30 Minuten an warmem Ort gehen lassen, 2-3 cm dick ausrollen, in Stücke schneiden und bei 180 °C Umluft ca. 18-20 min backen.


2) Husarenkrapfen nach diesem Grundrezept. Als Marmeladen: Glühwein-Kirsch-Konfitüre, Himbeere. (Es gibt einen Glaubenskampf: Marmelade mitbacken oder nachträglich einfüllen? Mitbacken war super - kein Überlaufen, keine Gummikonsistenz.) Ich habe die Mengen verdreifacht und die Kugeln, aus denen man die einzelnen Krapfen fertigt, zu groß gerollt. Die Krapfen waren riesig und bekamen ein paar Dehnungsrisse. Nächstes Mal lieber kleiner (flachgedrückt ca. wie eine Euromünze). Auf der anderen Seite machten die großen Exemplare mächtig Eindruck.



Kurzfassung Rezept: 150 g Mehl, 50 g Zucker, 40 g gemahlene Haselnüsse, 1 P. Vanillezucker mischen, 125 g vegane Butter einarbeiten und zu einem Teig verkneten. Zu einer Rolle formen und mindestens 1 Stunde kühlen. In ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden, flach drücken, Mulden formen und mit Marmelade füllen. Bei 180 °C ca. 12–15 Minuten backen.


3) Schön einfach und super angekommen: Mandelkekse nach diesem Rezept. Beim ersten Mal mit dreifacher Menge eine sehr dicke Rolle produziert, die beim Schneiden plattgedrückt wurde, so dass riesige, längliche Scheiben draus wurden. Diese nach dem Abkühlen an einer Seite in geschmolzene Bitterschokolade mit Kokosfett getaucht (auf 100 g Schokolade ca. 10 g Kokosfett - nicht mehr, sonst wird's zu weich) und auf Backpapier gelegt.

Beim zweiten Mal die Menge vervierfacht, das war für die Küchenmaschine fast zuviel. Dünner gerollt, so dass das Ergebnis normaler dimensioniert war - vielleicht waren die großen Dinger am Ende besser, sahen in ihren Zellophantüten jedenfalls beeindruckender aus. Außerdem beim zweiten Anlauf Bittermandelöl und Amaretto reingegossen, das gibt etwas mehr Aroma - ob's besser ist, kann ich nicht mehr sagen.



Kurzfassung Rezept: 150 g vegane Margarine, 100 g braunen Zucker, 1 Prise Salz, 200 g Mehl, 100 g gehackte Mandeln zu einem Teig verkneten, zu einer Rolle formen und 30 min kalt stellen. In 0,5–1 cm dicke Scheiben schneiden und bei 200 °C Umluft ca. 10 min backen.

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Montag, 7. Juli 2025
Born 1940 still going strong
nnier | 07. Juli 2025 | Topic Musiq
85! Das gibt es doch alles nicht!



Mehr kann ich nicht sagen als: Danke, danke, danke. Es sind Momente, an die ich immer wieder denke. Und kann kaum glauben, dass ich wirklich dabei war. Peace and love, man.

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Mittwoch, 18. Juni 2025
Happy 83!
nnier | 18. Juni 2025 | Topic Musiq
Yes we're going to a party party
Yes we're going to a party party
Yes we're going to a party party


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Mittwoch, 11. Juni 2025
Schön für die Mopo!
nnier | 11. Juni 2025 | Topic In echt
Gerne denke ich an das Jahr zwischen Zivildienst und Studium zurück. Also dem ersten, bald wieder abgebrochenen Studium; dann kam ja noch dieses andere und dann das dritte, aber darum soll es heute nicht gehen - lediglich eine gewisse Plan- und Ideenlosigkeit mag dadurch als Hintergrund angedeutet sein, vor dem diese Geschichte, oder ist es mein ganzes Leben, spielt.

Lange hatte ich geglaubt, wenn man diese ewige Schulzeit hinter sich gebracht hätte, käme man endlich wieder zurückin den davorliegenden, quasi natürlichen Zustand: Morgens aufstehen und mal schauen, was der Tag so bringt. "Geglaubt" im Sinne von darüber nachgedacht natürlich nicht - die Frage hatte sich mir einfach nie gestellt; es war aber eine zugleich unscharfe und völlig eindeutige Vorstellung, dass die dreizehn Jahre eine enervierend lange, am Ende aber doch vorübergehende Unterbrechung einer eigentlichen, natürlichen Daseinsform bedeuteten.

Also wunderte ich mich, als die anderen irgendwas von "Maler" oder "Rechtsanwältin" erzählten. Die Lehrerin hatte gefragt, was wir denn nach der Schule so machen wollten, und ich antwortete völlig entgeistert: Na, gar nichts!

Es folgte ein Vortrag mit seltsamen Begrifflichkeiten wie "jemandem auf der Tasche liegen" etc., und mir wurde klar, dass dem Thema auf Dauer nicht auszuweichen wäre; jedoch bildete sich auch in den kommenden Jahren keinerlei Vorstellung heraus, und ich konnte froh sein, dass ich nach dem Abitur erst mal 20 Monate Zivildienst ableisten durfte.

Während ehemalige Mitschülerinnen ihr Vordiplom ablegten, fasste ich eines Tages den Entschluss, eine Karriere als Fahrer überladener Kleintransporter zu beginnen. Der in Finanznöten steckende Subunternehmer eines sogenannten Pressegrossisten war dafür genau die richtige Adresse. Ich wurde gründlich eingearbeitet und saß zehn Minuten später als Fahranfänger am Steuer eines weißen Ford Transit L2H2.

Oder, nein, erst musste ja gebündelt und geladen werden, und das war nicht ganz trivial: Man bekam eine lange, gedruckte Gesamtliste der zu verteilenden Presseerzeugnisse (u.a. 9572 BILD, 683 kicker, 5 taz, 2 Hamburger Morgenpost) sowie gut 50 Lieferscheine, einen für jedes der Geschäfte, die beliefert wurden, also: EDEKA in Städtchen X - 212 BILD, 8 kicker, 1 Jagd&Hund; Bäckerei Müller in Dorf Y - 18 BILD, 4 kicker.

Nun musste man die Gesamtmengen der einzelnen Titel zu seinem Ladeplatz schaffen - dafür gab es Schiebewagen - und die Lieferungen für die einzelnen Empfänger an der Bündelmaschine kommissionieren. Verkompliziert wurde dieses durch die Tatsache, dass zu Beginn noch nicht alle Titel angeliefert waren. Also bündelte man, was da war, schrieb mit einem Kuli groß die noch fehlenden Titel ("3 FAZ") auf den Lieferschein, packte das Paket in den Laderaum und legte sich die erst später eintreffenden Ergänzungen auf den Beifahrersitz. Beim Ausliefern dachte man hoffentlich daran, beides zusammenzuführen: Denn die Inhaber der kleinen Geschäfte in Harz und Eichsfeld konnten äußerst unangenehm werden, wenn etwas fehlte, und es gab beim Grossisten extra jemanden, der solche Nachlieferungen tagsüber erledigte - jedoch wurden die Kosten dafür dem jeweiligen Subunternehmer berechnet, der einem dann recht lautstark erzählte, was er davon hielt.

Weitere Feinheiten der Logistik erspare ich Ihnen. Irgendwann jedenfalls war der Transporter beladen, Mitternacht vorbei und Zeit zum Losfahren, aber: Die Mopo fehlte. Irgendwo gab es auch im Harz zwei oder drei Personen, die täglich die Hamburger Morgenpost kauften, und deswegen konnte man nicht losfahren, ehe diese angeliefert wurde. Sie war immer der letzte Titel.

Man stand rum, rauchte, half gehetzten Kollegen beim Laden oder beim Reparieren der Bündelmaschine - bis endlich Hajo von hinten rief: "Die Mopo ist da!", und, jedes einzelne Mal, Günther zurückrief: "Schön für die Mopo!"

Unterwegs (all das spielt weit vor Smartphone und Navi) hieß es ein komplexes Geflecht aus Wegen, Abkürzungen und Stichfahrten zu beherrschen, was für mich als geographisch herausgeforderte Person nicht ganz einfach war; man verwaltete zudem einen Gefängniswärterring mit zahlreichen Schlüsseln, um an bestimmte Ablageorte zu gelangen, und nie vergesse ich den Tag, als ich irgendwo merkte, dass ich den Ring nicht mehr dabeihatte: Wo war der letzte Laden mit Schlüssel, und wie komme ich da hin? Ich kannte die Strecke nur vorwärts und erinnerte mich nicht, wo ich zuletzt etwas aufgeschlossen hatte, so dass ich schweißgebadet und zähneklappernd von Dorf zu Dorf raste, es wurde schon hell, und vor Erleichterung kaum das Wasser halten konnte, als ich endlich an einem Hintereingang den vollständigen Ring hängen sah. (Oft genug hatte ich was von "zwanzigtausend Mark alleine für die Schließanlage bei Edeka" gehört.)

Meist gegen 4:00h erreichte ich eine Bäckerei in einem abgelegenen Eichsfelder Dorf. Hier arbeitete sich das inhabende Ehepaar kaputt - er knetete und buk, sie packte die Tüten mit den frühmorgens auszuliefernden Brötchen, und es ergaben sich knappe, freundliche Dialoge ("Wie ist es draußen?" - "Muss ja. Bei euch so?" - "Nix weiter"), während man mir einen Kaffee aus der Thermoskanne einschenkte. Und dann kam es zur Transaktion: Schweigend legte ich eine Handvoll BILD oder auch mal einzwei kicker zusätzlich auf den Tresen, stellte meinen Kaffeebecher ab und nahm eine Tüte frischer Brötchen entgegen. "Muss dann mal weiter" - "Sieh zu!", und auf dem Beifahrersitz lag die Tüte und duftete himmlisch. Ganz frische Brötchen, noch heiß aus dem Ofen, sollen ja nicht gesund sein, aber sie machten mich glücklich und halfen mir durch die letzten Stunden. Irgendwann morgens kam man zurück, lud die eingesammelten Remittenden aus und fuhr völlig erledigt nach Hause, um noch stundenlang aufgekratzt herumzulaufen und irgendwann bewusstlos einzuschlafen, kurz bevor der Wecker klingelte, denn um 17:30 musste man langsam duschen und in der Mensa am Wilhelmsplatz ein warmes Abendessen, quasi als Frühstück - also wenn ich darüber nachdenke: Vielleicht kommt daher immer mein Nachthunger!

Sie aber wollen viel eher wissen: Woher kamen denn die zusätzlichen Exemplare BILD und kicker für den Bäcker? Alles war doch genau abgezählt!? Und hier kommen die Spitze und das Zupfen ins Spiel.

In dieser Branche spricht man in Vollpaketen und Spitzen. Bei der BILD z.B. bestand ein Vollpaket aus 250 Exemplaren, jeweils in 50er-Einheiten geschichtet, und wenn ein Geschäft 537 BILD bekam, waren das zwei Vollpakete und eine "Spitze" aus 37 Zeitungen. Geprüft wurde meist nur die Spitze: Ah, zwei Vollpakete und 37 als Spitze - passt! Jedoch war es möglich, und ich möchte fast sagen: gängige Praxis, Vollpakete beim Packen zu öffnen, einzelne Exemplare herauszuzupfen und neu zu bündeln.

Mancher machte das für kleine Deals wie ich mit meinem Bäcker, andere taten es aus purem Spaß an der Freude: "Der Händler X geht mir so auf die Nerven mit seinen Reklamationen, der soll jeden Tag den ganzen Stapel zählen und sich eine einzelne BILD nachliefern lassen, harhar!"

Nebenbei lernte ich Autofahren und widersprach empört, als jemand nach einem Unfall behauptete: Das war sein vierter! Dabei war es erst der dritte, und bei dem Wetter ohne Schneeketten im Harz ja wohl auch kein Wunder! Und erst neulich hatte ich mich auf spiegelglatter Bahn um 360 Grad gedreht und war dennoch nicht in das Schaufenster gefahren, was völlig legitim gewesen wäre, sondern knapp davor zum Stehen gekommen! Also erzähl mal nichts von vierter Unfall, Freundchen!

Aber natürlich war mir das peinlich, zumal wir als eingeschworene Gemeinschaft zu unserem Subunternehmer hielten, der die Fahrzeuge leaste und inzwischen so hohe Schulden bei der Tankstelle hatte, dass er dort Umschläge mit Bargeld hinterlegen musste. "Das ist betriebswirtschaftlich unmöglich!", hörte ich eines Tages einen anderen Subunternehmer aus dem Grossistenbüro rufen, und ich fürchte, er hatte recht: Trotz der Hinzunahme von Apothekenbelieferungen (eine Geschichte für sich) und Fotoarbeiten war eines Tages Schluss, Insolvenz, und irgendein anderer armer Kerl übernahm die Touren.

Schlecht bezahlt war das, ungesund und gefährlich. Und so richtig Zukunft hatte es dann doch nicht. Aber komischerweise, wenn ich mich frage: Welche Arbeit hat dir eigentlich richtig Spaß gemacht, dann denke ich als erstes an diese Zeit. So - ich muss los. Die Mopo ist da!

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Donnerstag, 17. April 2025
KI tanzt deinen Namen
nnier | 17. April 2025 | Topic Margaretha
Ach schau. Das hier brachte mich auf die Idee, bei chatGPT auch mal nachzufragen:

Wenn das Blog "Mumien, Analphabeten, Diebe." eine Person wäre ... dann sähe es ungefähr so aus:



Name: Wahrscheinlich irgendwas Unauffälliges mit Understatement, wie Rolf oder Moni.
Beruf: Kulturjournalist*in im Vorruhestand, der/die aber lieber sagt: "Ich mach jetzt nur noch mein Zeug."
Alter: Mitte 50, aber mit einem ewigen inneren 27-jährigen Punk – irgendwo zwischen Indie-Festival und Stadtbibliothek.

Freundeskreis: Eine wilde Mischung aus Theatermenschen, Philosophie­studierenden, ehemaligen Kneipen­bekanntschaften und Leuten, die einmal einen Plattenladen hatten.

Gespräche drehen sich um Kaffee, Kindheit, Käse und Klangfarben – in genau der Reihenfolge.


Das alles ist natürlich großer Quatsch: Die Reihenfolge der Gesprächsthemen stimmt nicht. Ich habe keinen Freundeskreis. Ich heiße auch nicht Moni. Und niemals, wirklich niemals würde ich so etwas Abgeschmacktes sagen wie: "Ich mach jetzt nur noch mein Zeug."

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