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Ich muss es gleich zugeben: Mein Herz schlägt für eine andere Band. Seit es die nicht mehr gibt, es sind jetzt auch schon wieder 54 Jahre, ist da diese große Leerstelle, neben der die Rolling Stones einfach weiterexistieren. Und wenn ich so nachdenke, fällt mir ein, dass ich vor vielleicht 15 Jahren sogar mal auf einem Konzert von denen war, das mich jedoch kaum weniger hätte beeindrucken können.
Mein Maßstab ist allerdings verdorben, denn wie ich vielleicht schon mal angemerkt habe, danke ich dem Schöpfer auf Knien für jedes Konzert von Paul McCartney, das ich miterleben durfte. Eine so tiefgreifende emotionale Erfahrung darf man anderswo nicht erwarten, und doch war ich angesichts der Parade klassischer Hits, die da abgespult wurden, ein wenig verwundert, wie egal mir die ganze Veranstaltung war. Es sind ja keine schlechten Lieder, und es kann auch rührend sein, den älteren Herren dabei zuzusehen, wie sie es noch draufhaben, und man hätte sich von der Begeisterung anderer Fans doch irgendwie anstecken lassen können, die auf dem Hin- wie auf dem Rückweg begeistert und in Kopfstimme "Oooh-oooh" sangen, ja, man hörte quasi nichts anderes in der S-Bahn als dieses Melodiefragment aus Sympathy for the Devil.
Aber da geht es schon los, das ist ja fraglos ein flottes Lied, aber es packt mich nicht. Und da fällt mir die Konversation zum Thema vor 20 Jahren im Raucherbüro ein, bei der ich die Ansicht vertrat, bei den Beatles könne ich unter Schmerzen vielleicht 10 Lieder benennen, auf die ich im Notfall verzichten würde; bei den Stones hingegen kämen mit einiger Sucherei wohl 10 Songs zusammen, die ich irgendwie OK finde.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich deren Werk längst nicht so gut kenne wie das der Liverpooler. Wenn ich also nun ein paar Songs nenne, die ich akzeptieren kann, ist die Grundlage dafür mehr als lückenhaft.
Fangen wir mal mit meinem aktuellen Ohrwurm Gimme Shelter an, von dem ich theoretisch seit ca. 1969 wissen könnte, wie gut er ist, aber so richtig gemerkt habe ich es erst in den letzten Tagen. Ein super Intro, der Gesang von Mick Jagger ist nicht schlecht, sensationell gut wird das Lied aber erst durch die hohe, zweite Stimme von, Moment!, genau!, Merry Clayton.
Der Film Rushmore ist nicht nur ein guter Film, sondern hat auch einen exquisiten Soundtrack. Darin begegnete ich dem sehr angenehmen Stückchen I Am Waiting vom 1966er Album Aftermath, das lese ich gerade bei Wikipedia und zeigt wieder mal, wie wenig ich mich im Werk dieser Band auskenne, während ich bei einer anderen Band ziemlich genau darlegen könnte, was 1966 passiert ist. Ich mag sie ja tatsächlich gerne ruhig, die Stones, so wie hier, und bin dafür in keinerlei Versuchung, jemals Satisfaction mitzugröhlen.
Schön ruhig ist auch Ruby Tuesday, das ich wirklich sehr geschmackvoll finde, von der Klavierbegleitung über den gestrichenen Kontrabass bis hin zu den Flöten. Es ist für immer verbunden mit dem Uher-Spulentonbandgerät meiner Eltern, auf dem ich es kennenlernte, ohne natürlich zu wissen, von wem es ist. Aber das ist wirklich eine schöne Melodie, die ich seit frühen Kindertagen gerne bei mir habe.
Und das müssten dann auch schon die ca. 10 guten Lieder von den Stones gewesen sein, jetzt muss ich noch mal über die 10 von den Beatles nachdenken, auf die ich notfalls verzichten kann ... aargh ... das wird schwer ... vielleicht doch nur 5, oder 3?
Mein Maßstab ist allerdings verdorben, denn wie ich vielleicht schon mal angemerkt habe, danke ich dem Schöpfer auf Knien für jedes Konzert von Paul McCartney, das ich miterleben durfte. Eine so tiefgreifende emotionale Erfahrung darf man anderswo nicht erwarten, und doch war ich angesichts der Parade klassischer Hits, die da abgespult wurden, ein wenig verwundert, wie egal mir die ganze Veranstaltung war. Es sind ja keine schlechten Lieder, und es kann auch rührend sein, den älteren Herren dabei zuzusehen, wie sie es noch draufhaben, und man hätte sich von der Begeisterung anderer Fans doch irgendwie anstecken lassen können, die auf dem Hin- wie auf dem Rückweg begeistert und in Kopfstimme "Oooh-oooh" sangen, ja, man hörte quasi nichts anderes in der S-Bahn als dieses Melodiefragment aus Sympathy for the Devil.
Aber da geht es schon los, das ist ja fraglos ein flottes Lied, aber es packt mich nicht. Und da fällt mir die Konversation zum Thema vor 20 Jahren im Raucherbüro ein, bei der ich die Ansicht vertrat, bei den Beatles könne ich unter Schmerzen vielleicht 10 Lieder benennen, auf die ich im Notfall verzichten würde; bei den Stones hingegen kämen mit einiger Sucherei wohl 10 Songs zusammen, die ich irgendwie OK finde.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich deren Werk längst nicht so gut kenne wie das der Liverpooler. Wenn ich also nun ein paar Songs nenne, die ich akzeptieren kann, ist die Grundlage dafür mehr als lückenhaft.
Fangen wir mal mit meinem aktuellen Ohrwurm Gimme Shelter an, von dem ich theoretisch seit ca. 1969 wissen könnte, wie gut er ist, aber so richtig gemerkt habe ich es erst in den letzten Tagen. Ein super Intro, der Gesang von Mick Jagger ist nicht schlecht, sensationell gut wird das Lied aber erst durch die hohe, zweite Stimme von, Moment!, genau!, Merry Clayton.
Der Film Rushmore ist nicht nur ein guter Film, sondern hat auch einen exquisiten Soundtrack. Darin begegnete ich dem sehr angenehmen Stückchen I Am Waiting vom 1966er Album Aftermath, das lese ich gerade bei Wikipedia und zeigt wieder mal, wie wenig ich mich im Werk dieser Band auskenne, während ich bei einer anderen Band ziemlich genau darlegen könnte, was 1966 passiert ist. Ich mag sie ja tatsächlich gerne ruhig, die Stones, so wie hier, und bin dafür in keinerlei Versuchung, jemals Satisfaction mitzugröhlen.
Schön ruhig ist auch Ruby Tuesday, das ich wirklich sehr geschmackvoll finde, von der Klavierbegleitung über den gestrichenen Kontrabass bis hin zu den Flöten. Es ist für immer verbunden mit dem Uher-Spulentonbandgerät meiner Eltern, auf dem ich es kennenlernte, ohne natürlich zu wissen, von wem es ist. Aber das ist wirklich eine schöne Melodie, die ich seit frühen Kindertagen gerne bei mir habe.
Und das müssten dann auch schon die ca. 10 guten Lieder von den Stones gewesen sein, jetzt muss ich noch mal über die 10 von den Beatles nachdenken, auf die ich notfalls verzichten kann ... aargh ... das wird schwer ... vielleicht doch nur 5, oder 3?
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Ich habe zwei Bücher, eins ist dick und weiß und eins ist dick und schwarz. Sie passen im Regal gut nebeneinander. Das weiße habe ich vor zehn 15 Jahren angefangen und noch nicht durch, es hat aber ein Lesebändchen, so dass ich alle paar Jahre ein Stück weiterlesen kann. Und es gibt viele Fußnoten darin, dafür ist es, so glaube ich, auch bekannt. Fußnoten gibt es in dem schwarzen Buch auch so einige, ein Lesebändchen aber nicht. Deswegen habe ich es lieber am Stück gelesen.
Ich wäre ohne die Empfehlung einer Kollegin* nicht auf die Idee gekommen, Coming of Karlo zu lesen. "Lisa Kränzler erzählt mit allen Mitteln der Sprache die Geschichte verletzter Menschen in einer desperaten Welt, in der toxische Männlichkeit wie ein wildes Tier lauert und einen Charakter befällt", steht auf der Rückseite, und das kann man vielleicht so sehen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob man "Charakter" im Deutschen inzwischen so verwendet wie "Character" im Englischen, sonst hätte ich eher "Figur" geschrieben, es sei denn, man interpretiert das so, dass eben speziell der Charakter derselben, also nicht die ganze Figur, von der toxischen Männlichkeit befallen wird.
Tatsächlich muss ich über diesen Satz, der den Roman zusammenfassen? Anteasern? Bewerben? soll, noch weiter nachdenken:
Lisa Kränzler [x]
erzählt [x]
mit allen Mitteln der Sprache [xxx]
die Geschichte verletzter Menschen [x]
in einer desperaten Welt, [x]
in der toxische Männlichkeit wie ein wildes Tier lauert [?]
und einen Charakter befällt [?]
Lauern und befallen, da bin ich mir wirklich nicht sicher. Rein auf der Handlungsebene ist es eine Coming-of-Age-Geschichte mit verliebten Teenagern, abwesenden Eltern, exzessiven Partys, Kumpelfreunden und Clubnächten. Also nichts, das ich freiwillig lesen würde. Ich möchte hier auch nicht den Inhalt referieren, kurze Zusammenfassungen und ein paar wenige Rezensionen lassen sich schnell finden.
Was mich tatsächlich beeindruckt, ist die Sprache - nicht diese erzwungen literarische Kunstsprache, und doch literarisch und künstlerisch; die Figuren und ihre Rede, innerlich und äußerlich, sind komplett künstlich und kommen einem, dennoch oder deshalb, nahe wie selten. Die Szenerie, schwäbische Provinz Anfang der 2000er Jahre, wird mit wenigen Strichen plastisch, und zwar ohne dass jemand Dialekt spricht.
Wenn das dann plötzlich doch geschieht, ist die Wirkung so unfassbar komisch, dass ich gleich wieder an das weiße Buch denken muss, S. 507, wenn der "Immigrant" spricht ("Als aine, wo alli Aabeehysli verspritzt, bin ych scho männgs Joor bekannt gse. In de Beize uff de Landstroosse han ych scho lang nimme uff d'Schissi deerfe", Sie erinnern sich bestimmt, man stirbt beim Lesen.)
In Coming of Karlo, mitten in den dramatisch kulminierenden Ereignissen und existentiellen Geworfenheiten, berichtet der Gruber Hermann von seinen Beobachtungen am See, und ich muss beim Lesen laut lachen:
Um halb Zwölfe kommt also des Mädle auf de Schteg und fängt's krakeehle a, schreit "KARLO, KARLO!", als ob's brenne dät, schtatt dass se wartet, bis er fertig isch - aber so sind se, die Jonge! Mir waret au it andersch. Koi bissle andersch ...
Zerschd hon i denkt, dass se gar it nei will ins Wasser, d'Weiber sind do zum Doil ja a bissle schreckhaft, hennt Angscht vor de Fisch oder dass a Schlang kommt oder wa woiss I ...
Ich habe das Buch vor allem als Liebesgeschichte gelesen, diese Art von Liebe, die man schon fast vergessen hat, besitzergreifend und gewaltig, toxisch männlich meinetwegen, mit diesen vergrabenen und verleugneten Gefühlen, die so gar nicht sozial erwünscht sind. Es sagt ja niemand, dass so etwas gut ausgehen muss.
Momentan wird das Buch verramscht, ich empfehle es unbedingt!
Lisa Kränzler, Coming of Karlo, Verbrecher Verlag (2019), 624 Seiten
--
*Danke! Danke!
Ich wäre ohne die Empfehlung einer Kollegin* nicht auf die Idee gekommen, Coming of Karlo zu lesen. "Lisa Kränzler erzählt mit allen Mitteln der Sprache die Geschichte verletzter Menschen in einer desperaten Welt, in der toxische Männlichkeit wie ein wildes Tier lauert und einen Charakter befällt", steht auf der Rückseite, und das kann man vielleicht so sehen, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob man "Charakter" im Deutschen inzwischen so verwendet wie "Character" im Englischen, sonst hätte ich eher "Figur" geschrieben, es sei denn, man interpretiert das so, dass eben speziell der Charakter derselben, also nicht die ganze Figur, von der toxischen Männlichkeit befallen wird.
Tatsächlich muss ich über diesen Satz, der den Roman zusammenfassen? Anteasern? Bewerben? soll, noch weiter nachdenken:
Lisa Kränzler [x]
erzählt [x]
mit allen Mitteln der Sprache [xxx]
die Geschichte verletzter Menschen [x]
in einer desperaten Welt, [x]
in der toxische Männlichkeit wie ein wildes Tier lauert [?]
und einen Charakter befällt [?]
Lauern und befallen, da bin ich mir wirklich nicht sicher. Rein auf der Handlungsebene ist es eine Coming-of-Age-Geschichte mit verliebten Teenagern, abwesenden Eltern, exzessiven Partys, Kumpelfreunden und Clubnächten. Also nichts, das ich freiwillig lesen würde. Ich möchte hier auch nicht den Inhalt referieren, kurze Zusammenfassungen und ein paar wenige Rezensionen lassen sich schnell finden.
Was mich tatsächlich beeindruckt, ist die Sprache - nicht diese erzwungen literarische Kunstsprache, und doch literarisch und künstlerisch; die Figuren und ihre Rede, innerlich und äußerlich, sind komplett künstlich und kommen einem, dennoch oder deshalb, nahe wie selten. Die Szenerie, schwäbische Provinz Anfang der 2000er Jahre, wird mit wenigen Strichen plastisch, und zwar ohne dass jemand Dialekt spricht.
Wenn das dann plötzlich doch geschieht, ist die Wirkung so unfassbar komisch, dass ich gleich wieder an das weiße Buch denken muss, S. 507, wenn der "Immigrant" spricht ("Als aine, wo alli Aabeehysli verspritzt, bin ych scho männgs Joor bekannt gse. In de Beize uff de Landstroosse han ych scho lang nimme uff d'Schissi deerfe", Sie erinnern sich bestimmt, man stirbt beim Lesen.)
In Coming of Karlo, mitten in den dramatisch kulminierenden Ereignissen und existentiellen Geworfenheiten, berichtet der Gruber Hermann von seinen Beobachtungen am See, und ich muss beim Lesen laut lachen:
Um halb Zwölfe kommt also des Mädle auf de Schteg und fängt's krakeehle a, schreit "KARLO, KARLO!", als ob's brenne dät, schtatt dass se wartet, bis er fertig isch - aber so sind se, die Jonge! Mir waret au it andersch. Koi bissle andersch ...
Zerschd hon i denkt, dass se gar it nei will ins Wasser, d'Weiber sind do zum Doil ja a bissle schreckhaft, hennt Angscht vor de Fisch oder dass a Schlang kommt oder wa woiss I ...
Ich habe das Buch vor allem als Liebesgeschichte gelesen, diese Art von Liebe, die man schon fast vergessen hat, besitzergreifend und gewaltig, toxisch männlich meinetwegen, mit diesen vergrabenen und verleugneten Gefühlen, die so gar nicht sozial erwünscht sind. Es sagt ja niemand, dass so etwas gut ausgehen muss.
Momentan wird das Buch verramscht, ich empfehle es unbedingt!
Lisa Kränzler, Coming of Karlo, Verbrecher Verlag (2019), 624 Seiten
--
*Danke! Danke!
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- Spricht jemand aus einer anderen Gegend mit zwei Einheimischen und missversteht einen Ausdruck!
- Haha, geil! Pass auf: Benutzt jemand eine Formulierung, die man auch sexuell konnotiert verstehen kann!
- Bruhaha. Saftig! Oder der hier: Verhält sich eine Person entlang geläufiger Stereotypen (bezogen etwa auf ihre Nationalität, ihre sexuelle Orientierung oder ihre Religion)!
- Ich schmeiß mich weg! Kennst du auch den: Verhält sich eine Person gerade nicht entlang geläufiger Stereotypen!
- Huiuiui! Oderoder: Verhält sich eine Person zweimal entlang der genannten Stereotypen, und beim dritten Mal plötzlich nicht!
- Wahnsinn! Haha! Nimmt einer eine Aussage wörtlich, die nur sinnbildlich gemeint war!
- Hör uff! Ich kann nicht mehr! Einen hab ich noch: Unterläuft jemand die Erwartungen in unerwarteter Weise!
- Haha ... hahahaha! ... Wie war noch der mit dem Spannungsgehalt? Mit der Einleitung und der Pointe?
- Kenn ich nicht.
- Haha, geil! Pass auf: Benutzt jemand eine Formulierung, die man auch sexuell konnotiert verstehen kann!
- Bruhaha. Saftig! Oder der hier: Verhält sich eine Person entlang geläufiger Stereotypen (bezogen etwa auf ihre Nationalität, ihre sexuelle Orientierung oder ihre Religion)!
- Ich schmeiß mich weg! Kennst du auch den: Verhält sich eine Person gerade nicht entlang geläufiger Stereotypen!
- Huiuiui! Oderoder: Verhält sich eine Person zweimal entlang der genannten Stereotypen, und beim dritten Mal plötzlich nicht!
- Wahnsinn! Haha! Nimmt einer eine Aussage wörtlich, die nur sinnbildlich gemeint war!
- Hör uff! Ich kann nicht mehr! Einen hab ich noch: Unterläuft jemand die Erwartungen in unerwarteter Weise!
- Haha ... hahahaha! ... Wie war noch der mit dem Spannungsgehalt? Mit der Einleitung und der Pointe?
- Kenn ich nicht.
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Eine Woche ziellos herumgefahren, dabei drei belanglose Erfahrungen gemacht, von denen dennoch kurz berichtet sei. Ich habe ja sonst nichts!
Erfahrung 1: Schwimmbad.
Nach vielen Jahren mal wieder ein Schwimmbad aufgesucht, vornehmlich zum Duschen (denn ich war mit einem eher einfach ausgestatteten Campinggefährt unterwegs). Zeug in Ikeatasche gepackt, Ticketautomat bedient ("1 Erwachsener 5,20 EUR"), Münzen eingeworfen, kein Ticket bekommen. Es gibt in diesem Hallenbad kein Kassenpersonal, aber eine Sprechtaste, die offenbar zum Bademeister im Inneren durchstellt. "Fassen Sie mal ganz tief in den Schacht, nein, noch tiefer! Die bleiben manchmal hängen!" - "Oh, tatsächlich, danke!")
Die Umkleide betreten, erfolgreich in die alte Badehose steigen, am Schließfach feststellen: Es werden dafür 2-Euro-Münzen benötigt! Natürlich keine solche am Mann; wo ich wohne, wird für den Schließvorgang seit Jahren das Ticket selbst verwendet. Hier benötigt man es dafür nicht - also weg damit in den Papierkorb! Ikeatasche notgedrungen mit in die Dusche und dann in die Schwimmhalle nehmen, dort ein wenig "schwimmen" (ihr dürftet mich nicht sehen, mit euren tausenden von Metern; vielleicht sollte ich eher schreiben: Im Wasser sein). Zurück in die Umkleiden. Erfolgreich umgezogen, wird am Ausgang plötzlich noch einmal das Ticket verlangt: Wieder eine Sprechtaste, ähm, ich habe kein, ich wusste nicht - man betätigte einen Summer und entließ mich.
Beim nächsten Mal war ich gewappnet: Am allerwichtigsten ist das 2-Euro-Stück! Das steckst du direkt in die Hosentasche! Zahlen, eintreten, in die Kabine - wunderbar, Wechselklamotten und alles sind in der Ikeatasche, jedoch, wo ist die Badehose? Sprechtaste: Ähm, ich müsste noch mal, habe was vergessen, kann ich vielleicht kurz. Summer. Badehose holen, Sprechtaste, ich bins wieder, ähm, müsste jetzt sozusagen wieder rein. Summer. Umkleide. Badehose. Schließfach. Aber: Kein 2-Euro-Stück. Es muss mir aus der Tasche gefallen sein, ich habe es auch später nicht mehr gefunden. Diesmal dann nur geduscht, ich war mental zu weiteren Kontaktaufnahmen per Sprechtaste einfach nicht mehr in der Lage. Vielleicht gehe ich nächstes Jahr noch mal schwimmen.
Erfahrung 2: Auto.
Irgendwann gestikuliert einer wild, du hältst an: "Sie bremsen die ganze Zeit, jedenfalls leuchten das mittlere und das linke Bremslicht durchgehend! Rechts hinten hingegen leuchtet gar nichts, auch keine Rückleuchte!" Du bedankst dich für den Hinweis und ärgerst dich: Der war doch neulich beim TÜV und davor in der Werkstatt, haben die was mit den Kabeln gemacht? Grübelst, fährst, hältst und tauschst wenigstens das Lämpchen hinten rechts aus. Schaltest zur Prüfung das Licht an, Rücklicht leuchtet, alles richtig! Aber was ist mit dem Bremslicht, warum leuchtet das permanent? Sogar das mittlere? Die Werkstatt muss ... ach, nein, jetzt erinnerst du dich! Du selbst hast kurz nach dem TÜV das Lämpchen hinten links gewechselt, weil es kaputt war, dir dabei die Finger genauso zerschunden und beinahe gebrochen wie jetzt bei der rechten Seite! Und bist dann monatelang kaum gefahren!
Und wie du so nachdenkst, fragst du dich: Welche von den Lämpchen im Rücklichtgehäuse sind eigentlich die Bremslichter? Es sind jeweils 4 Birnchen: Oben das Rücklicht, dann der Blinker, dann der Rückfahrscheinwerfer, dann die Nebelschlussleuchte ... und war es nicht so, dass du mal hinter dem Auto hergefahren bist, und beim Bremsen wurden die Rücklichter einfach deutlich heller? Aber wie funktioniert das, es wird doch nicht plötzlich irgendwie die Spannung erhöht? Das wäre doch auch nicht gut für die Glühfäden?
Und aus dem hintersten Winkel fällt dir plötzlich ein: 2 Glühfäden in einer Lampe! 2 Kontakte am Lampenfuß statt nur einem! Darauf hast du nicht geachtet und normale Birnchen mit einem Kontakt eingesetzt! Dann musst du schon lachen, weil dir klar ist, wie die Schaltung jetzt aussieht: Rücklichter an, beide Kontakte in der Fassung werden von der Lampe miteinander verbunden, leiten dabei natürlich auch durch zum mittleren Bremslicht! Also zum Baumarkt, die richtigen Birnchen kaufen. Aber besser die Lichter ausmachen, es ist noch hell genug, sonst sind die Leute hinter dir irritiert vom Dauerbremsen.
An der Ampel hältst du hinter jemandem an, trittst auf die Bremse und musst noch mehr lachen: Deine Abblendlichter leuchten plötzlich auf! Klar- hinten leuchten jetzt die Bremslichter, leiten durch auf die Rückleuchten, diese sind mit den Abblendlichtern zusammengeschaltet. Eigentlich ganz logisch alles, du freust dich diesmal sogar auf das Gefummel mit den Schrauben, weil du beim letzten Mal alles gut mit WD40 eingesprüht hast, tauschst in ein paar Minuten beide Birnchen und prüfst an einem spiegelnden Schaufenster noch mal alles.
Oder anders ausgedrückt: P21W ist nicht P21/5W, auch wenn sie fast gleich aussehen und mechanisch passen. Aber ihr wusstet das bestimmt.
Erfahrung 3: Fahrrad.
Klar, dass du das mitnimmst und auf dem Heckträger befestigst, dann aber nicht benutzt. Schließlich ruhst du dich die ganze Zeit aus - Essen, Schlafen, Lesen, Schlafen, Essen, das füllt die Tage richtig gut aus. Aber um an diese Lämpchen zu kommen, musst du die Heckklappe öffnen, mithin das Fahrrad runternehmen und bei deinen temporären Gastgebern in den Keller stellen. Aber dran denken, wenn du weiterfährst! Klar, auch nachts beim Aufwachen der erste Gedanke: Morgen das Fahrrad mitnehmen! Und beim Frühstück noch mal: Nachher ans Fahrad denken! Dann in Ruhe packen, wirklich auch alles mitnehmen, winken, losfahren. Und nur 20 Minuten später an die Bremslichter denken, dann an die Heckklappe, und gar nicht erst nach hinten schauen, sondern direkt an den Rand fahren und anrufen: Ich komme gleich noch mal, hab was Kleines bei euch vergessen.
Erfahrung 1: Schwimmbad.
Nach vielen Jahren mal wieder ein Schwimmbad aufgesucht, vornehmlich zum Duschen (denn ich war mit einem eher einfach ausgestatteten Campinggefährt unterwegs). Zeug in Ikeatasche gepackt, Ticketautomat bedient ("1 Erwachsener 5,20 EUR"), Münzen eingeworfen, kein Ticket bekommen. Es gibt in diesem Hallenbad kein Kassenpersonal, aber eine Sprechtaste, die offenbar zum Bademeister im Inneren durchstellt. "Fassen Sie mal ganz tief in den Schacht, nein, noch tiefer! Die bleiben manchmal hängen!" - "Oh, tatsächlich, danke!")
Die Umkleide betreten, erfolgreich in die alte Badehose steigen, am Schließfach feststellen: Es werden dafür 2-Euro-Münzen benötigt! Natürlich keine solche am Mann; wo ich wohne, wird für den Schließvorgang seit Jahren das Ticket selbst verwendet. Hier benötigt man es dafür nicht - also weg damit in den Papierkorb! Ikeatasche notgedrungen mit in die Dusche und dann in die Schwimmhalle nehmen, dort ein wenig "schwimmen" (ihr dürftet mich nicht sehen, mit euren tausenden von Metern; vielleicht sollte ich eher schreiben: Im Wasser sein). Zurück in die Umkleiden. Erfolgreich umgezogen, wird am Ausgang plötzlich noch einmal das Ticket verlangt: Wieder eine Sprechtaste, ähm, ich habe kein, ich wusste nicht - man betätigte einen Summer und entließ mich.
Beim nächsten Mal war ich gewappnet: Am allerwichtigsten ist das 2-Euro-Stück! Das steckst du direkt in die Hosentasche! Zahlen, eintreten, in die Kabine - wunderbar, Wechselklamotten und alles sind in der Ikeatasche, jedoch, wo ist die Badehose? Sprechtaste: Ähm, ich müsste noch mal, habe was vergessen, kann ich vielleicht kurz. Summer. Badehose holen, Sprechtaste, ich bins wieder, ähm, müsste jetzt sozusagen wieder rein. Summer. Umkleide. Badehose. Schließfach. Aber: Kein 2-Euro-Stück. Es muss mir aus der Tasche gefallen sein, ich habe es auch später nicht mehr gefunden. Diesmal dann nur geduscht, ich war mental zu weiteren Kontaktaufnahmen per Sprechtaste einfach nicht mehr in der Lage. Vielleicht gehe ich nächstes Jahr noch mal schwimmen.
Erfahrung 2: Auto.
Irgendwann gestikuliert einer wild, du hältst an: "Sie bremsen die ganze Zeit, jedenfalls leuchten das mittlere und das linke Bremslicht durchgehend! Rechts hinten hingegen leuchtet gar nichts, auch keine Rückleuchte!" Du bedankst dich für den Hinweis und ärgerst dich: Der war doch neulich beim TÜV und davor in der Werkstatt, haben die was mit den Kabeln gemacht? Grübelst, fährst, hältst und tauschst wenigstens das Lämpchen hinten rechts aus. Schaltest zur Prüfung das Licht an, Rücklicht leuchtet, alles richtig! Aber was ist mit dem Bremslicht, warum leuchtet das permanent? Sogar das mittlere? Die Werkstatt muss ... ach, nein, jetzt erinnerst du dich! Du selbst hast kurz nach dem TÜV das Lämpchen hinten links gewechselt, weil es kaputt war, dir dabei die Finger genauso zerschunden und beinahe gebrochen wie jetzt bei der rechten Seite! Und bist dann monatelang kaum gefahren!
Und wie du so nachdenkst, fragst du dich: Welche von den Lämpchen im Rücklichtgehäuse sind eigentlich die Bremslichter? Es sind jeweils 4 Birnchen: Oben das Rücklicht, dann der Blinker, dann der Rückfahrscheinwerfer, dann die Nebelschlussleuchte ... und war es nicht so, dass du mal hinter dem Auto hergefahren bist, und beim Bremsen wurden die Rücklichter einfach deutlich heller? Aber wie funktioniert das, es wird doch nicht plötzlich irgendwie die Spannung erhöht? Das wäre doch auch nicht gut für die Glühfäden?
Und aus dem hintersten Winkel fällt dir plötzlich ein: 2 Glühfäden in einer Lampe! 2 Kontakte am Lampenfuß statt nur einem! Darauf hast du nicht geachtet und normale Birnchen mit einem Kontakt eingesetzt! Dann musst du schon lachen, weil dir klar ist, wie die Schaltung jetzt aussieht: Rücklichter an, beide Kontakte in der Fassung werden von der Lampe miteinander verbunden, leiten dabei natürlich auch durch zum mittleren Bremslicht! Also zum Baumarkt, die richtigen Birnchen kaufen. Aber besser die Lichter ausmachen, es ist noch hell genug, sonst sind die Leute hinter dir irritiert vom Dauerbremsen.
An der Ampel hältst du hinter jemandem an, trittst auf die Bremse und musst noch mehr lachen: Deine Abblendlichter leuchten plötzlich auf! Klar- hinten leuchten jetzt die Bremslichter, leiten durch auf die Rückleuchten, diese sind mit den Abblendlichtern zusammengeschaltet. Eigentlich ganz logisch alles, du freust dich diesmal sogar auf das Gefummel mit den Schrauben, weil du beim letzten Mal alles gut mit WD40 eingesprüht hast, tauschst in ein paar Minuten beide Birnchen und prüfst an einem spiegelnden Schaufenster noch mal alles.
Oder anders ausgedrückt: P21W ist nicht P21/5W, auch wenn sie fast gleich aussehen und mechanisch passen. Aber ihr wusstet das bestimmt.
Erfahrung 3: Fahrrad.
Klar, dass du das mitnimmst und auf dem Heckträger befestigst, dann aber nicht benutzt. Schließlich ruhst du dich die ganze Zeit aus - Essen, Schlafen, Lesen, Schlafen, Essen, das füllt die Tage richtig gut aus. Aber um an diese Lämpchen zu kommen, musst du die Heckklappe öffnen, mithin das Fahrrad runternehmen und bei deinen temporären Gastgebern in den Keller stellen. Aber dran denken, wenn du weiterfährst! Klar, auch nachts beim Aufwachen der erste Gedanke: Morgen das Fahrrad mitnehmen! Und beim Frühstück noch mal: Nachher ans Fahrad denken! Dann in Ruhe packen, wirklich auch alles mitnehmen, winken, losfahren. Und nur 20 Minuten später an die Bremslichter denken, dann an die Heckklappe, und gar nicht erst nach hinten schauen, sondern direkt an den Rand fahren und anrufen: Ich komme gleich noch mal, hab was Kleines bei euch vergessen.
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Vor einiger Zeit stolperte ich über den Link zu einem interessanten Artikel. Darin geht es, laienhaft übersetzt, um die rätselhafte Kluft zwischen dem Alter, das man hat, und dem, das man glaubt zu haben. Die Unterzeile lautet sinngemäß: Es gibt gute Gründe dafür, dass Sie sich immer 20 Prozent jünger fühlen als Ihr tatsächliches Alter.
Hm. Ich verrate mal ein Geheimnis, mit 20 Prozent komme ich nicht hin. Meine spontane Antwort auf die Frage, die am Anfang des Artikels aufgeworfen wird - "Wie alt bist du innendrin?" - lautet: 19.
Was in dem Artikel steht, weiß ich nicht mehr so genau. Es geht aber unter anderem um Menschen, die real Mitte 70 und in ihrem Kopf Mitte 40 sind, das kann ich gut verstehen, zumal die Frage nicht lautet, wie alt man sich fühlt (Montagmorgen: steinalt), sondern wie alt man in seinem Selbstbild ist. Auch bei längerem Nachdenken ist meine Antwort: 19.
Natürlich weiß ich, dass schon meine Kinder längst älter als 19 sind. Rein rechnerisch ist mir auch klar, dass ich tief im letzten Jahrhundert geboren wurde, und auch wenn manchmal ein Jahrzehnt unter den Tisch fällt (jaja, Andy Brehme hat vor über 20 Jahren diesen Elfmeter geschossen, echt lange her - nein, es sind 34!), sind mir die groben zeitlichen Verläufe und Dimensionen durchaus bewusst.
Vor einigen Tagen schlich sich wieder mal ein Album in meinen Kopf, das ich ewig nicht gehört habe. Ich kaufte es gleich bei Erscheinen auf CD, Blaze of Glory von Joe Jackson aus dem Jahre 1989. Trotz des gefälligen Steppin' Out einige Jahre zuvor hatte ich ihn als Musiker für Bescheidwisser eingeordnet, ähnlich Elvis Costello: irgendwie independent und auch mal roh und ungestüm, insgesamt aber verkopft und übermäßig angestrengt.
Da erklang aus dem Radio der moderate Hit Nineteen Forever und gefiel mir gut genug, um die Investition zu tätigen. Und für einige Zeit lief die Scheibe rauf und runter, kam meiner Vorliebe für zusammenhängende Werke mit klugen Übergängen zwischen den Liedern entgegen und brachte gar so etwas wie ein Konzept mit: Wunderbar, und jetzt für ein paar Jahrzehnte ins Unterbewusstsein damit, bis sie aus heiterem Himmel wieder nach oben gespült wird und dann wochenlang durchgehört werden muss, Sie kennen diese Textbausteine ja von mir.
You can love it or leave it
But I'm never gonna be 35
Schön und gut, sagen Sie jetzt, ihm ist also ein Lied wieder eingefallen. Toll!
Mo-ment. Ganz so einfach ist es nicht. Ich sagte: 1989. Ein wichtiges Jahr - genau!, 3. und 4. Oktober!, Alsterdorfer Sporthalle!
Vielleicht ist es das; vielleicht die Tatsache, dass ich kurz vorher den Führerschein gemacht hatte. Das rosa Dokument hätte ich übrigens spätestens vor einigen Wochen in ein kartenförmiges umtauschen müssen; Problem: Der junge Mann auf dem Foto, der da so wenig motiviert in den Fotoautomaten am Bahnhof schaut, bin ich. Ein frisches, biometrisches Foto für die Scheckkarte würde mein aktuelles Äußeres abbilden, diese spätere Version von mir - mit der ich mich vollkommen im Reinen fühle, alles OK - aber es fühlt sich ein wenig gelogen an, jawoll, Herr Inspektor, das auf dem Foto bin ich, aber das auf dem anderen da, das bin ich eigentlich viel mehr.
Jetzt könnte ich noch einen Exkurs einbauen über gewisse Kindsköpfigkeiten und arrested development auf musikalischen (wissen Sie alles) und anderen Gebieten: Finden Sie es nicht auch totkomisch, wenn eine Zeichentrickfigur in der Luft weitergeht, irgendwann nach unten schaut und erst dann erschrocken abstürzt? Hahahaha!
Aber am Ende ist es nicht das, was ich meine: Nicht die Albernheiten, nicht die Nostalgie. Es ist ein Lebensgefühl, das sich damals herausgebildet hat. Und das ist, bei allen großen Ereignissen, Entwicklungen und Wendungen in meinem Leben, seither geblieben, seit 1989 - und doch ist mir erst jetzt aufgefallen, wie alt ich war, als dieses Lied herauskam.
You better believe it
You better believe it
Come on!
One more time!
Hm. Ich verrate mal ein Geheimnis, mit 20 Prozent komme ich nicht hin. Meine spontane Antwort auf die Frage, die am Anfang des Artikels aufgeworfen wird - "Wie alt bist du innendrin?" - lautet: 19.
Was in dem Artikel steht, weiß ich nicht mehr so genau. Es geht aber unter anderem um Menschen, die real Mitte 70 und in ihrem Kopf Mitte 40 sind, das kann ich gut verstehen, zumal die Frage nicht lautet, wie alt man sich fühlt (Montagmorgen: steinalt), sondern wie alt man in seinem Selbstbild ist. Auch bei längerem Nachdenken ist meine Antwort: 19.
Natürlich weiß ich, dass schon meine Kinder längst älter als 19 sind. Rein rechnerisch ist mir auch klar, dass ich tief im letzten Jahrhundert geboren wurde, und auch wenn manchmal ein Jahrzehnt unter den Tisch fällt (jaja, Andy Brehme hat vor über 20 Jahren diesen Elfmeter geschossen, echt lange her - nein, es sind 34!), sind mir die groben zeitlichen Verläufe und Dimensionen durchaus bewusst.
Vor einigen Tagen schlich sich wieder mal ein Album in meinen Kopf, das ich ewig nicht gehört habe. Ich kaufte es gleich bei Erscheinen auf CD, Blaze of Glory von Joe Jackson aus dem Jahre 1989. Trotz des gefälligen Steppin' Out einige Jahre zuvor hatte ich ihn als Musiker für Bescheidwisser eingeordnet, ähnlich Elvis Costello: irgendwie independent und auch mal roh und ungestüm, insgesamt aber verkopft und übermäßig angestrengt.
Da erklang aus dem Radio der moderate Hit Nineteen Forever und gefiel mir gut genug, um die Investition zu tätigen. Und für einige Zeit lief die Scheibe rauf und runter, kam meiner Vorliebe für zusammenhängende Werke mit klugen Übergängen zwischen den Liedern entgegen und brachte gar so etwas wie ein Konzept mit: Wunderbar, und jetzt für ein paar Jahrzehnte ins Unterbewusstsein damit, bis sie aus heiterem Himmel wieder nach oben gespült wird und dann wochenlang durchgehört werden muss, Sie kennen diese Textbausteine ja von mir.
You can love it or leave it
But I'm never gonna be 35
Schön und gut, sagen Sie jetzt, ihm ist also ein Lied wieder eingefallen. Toll!
Mo-ment. Ganz so einfach ist es nicht. Ich sagte: 1989. Ein wichtiges Jahr - genau!, 3. und 4. Oktober!, Alsterdorfer Sporthalle!
Vielleicht ist es das; vielleicht die Tatsache, dass ich kurz vorher den Führerschein gemacht hatte. Das rosa Dokument hätte ich übrigens spätestens vor einigen Wochen in ein kartenförmiges umtauschen müssen; Problem: Der junge Mann auf dem Foto, der da so wenig motiviert in den Fotoautomaten am Bahnhof schaut, bin ich. Ein frisches, biometrisches Foto für die Scheckkarte würde mein aktuelles Äußeres abbilden, diese spätere Version von mir - mit der ich mich vollkommen im Reinen fühle, alles OK - aber es fühlt sich ein wenig gelogen an, jawoll, Herr Inspektor, das auf dem Foto bin ich, aber das auf dem anderen da, das bin ich eigentlich viel mehr.
Jetzt könnte ich noch einen Exkurs einbauen über gewisse Kindsköpfigkeiten und arrested development auf musikalischen (wissen Sie alles) und anderen Gebieten: Finden Sie es nicht auch totkomisch, wenn eine Zeichentrickfigur in der Luft weitergeht, irgendwann nach unten schaut und erst dann erschrocken abstürzt? Hahahaha!
Aber am Ende ist es nicht das, was ich meine: Nicht die Albernheiten, nicht die Nostalgie. Es ist ein Lebensgefühl, das sich damals herausgebildet hat. Und das ist, bei allen großen Ereignissen, Entwicklungen und Wendungen in meinem Leben, seither geblieben, seit 1989 - und doch ist mir erst jetzt aufgefallen, wie alt ich war, als dieses Lied herauskam.
You better believe it
You better believe it
Come on!
One more time!
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