Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 21. Februar 2012
Screwed up
nnier | 21. Februar 2012 | Topic In echt


"Du hast durchgebohrt!", wird von unten her behauptet. Lächelnd richte ich mich auf, klopfe mir den Staub von den schmerzenden Knien und korrigiere: Nein, das habe ich nicht, denn die Bohrlochtiefe habe ich mir selbstverständlich am Bohrer markiert. Es ist zwar knapp, doch bleiben gute zwei Zentimeter bis zum Durchstich - und dass eine Etage tiefer jetzt alles voller Betonbröckchen liegt, hat völlig andere Ursachen, nämlich dass der Vortrieb beim Bohrhammer eben nicht nur durch die Dreh-, sondern auch durch eine Schlagbewegung des Bohrers erreicht wird, weshalb sich nun dieser Placken von der Größe eines Wiener Schnitzels von der Betondecke gelöst hat und dann auf dem Boden zerschellt ist.

Man muss auf solche Feinheiten achten, das wird mir stets aufs Neue verdeutlicht, schon wenn es darum geht, mal eben acht Schrauben im Boden zu versenken, um zwei Geländerpfosten zu montieren. So etwas wie "Was soll denn schon passieren, kannst du nicht normale Dübel nehmen, übertreibst du nicht etwas" ist mit mir nicht zu machen, ich nehme für solch heikle Fälle garantiert keine ordinären Kunststoffdübel, und in der großen Fachabteilung hilft man mir auch gleich beflissen weiter: Da gebe es erstens die konventionellen Schwerlastbolzen und zweitens - Verbindung durch Materialschluss - dieses System mit Siebdübeln, Gewindestangen und speziellem Injektionsmörtel. Man empfiehlt mir aber erstere und sortiert auch gleich die Gewindeschrauben zu, welche dann - um die Geschichte ein wenig abzukürzen - in der Länge keineswegs ausreichend dimensioniert sind, was ich erst zu Hause bemerke, als ich die Aufbauanleitung des Geländers genau studiere: Mindestens 100 mm sollen die Schrauben lang und die Bohrungen tief sein, und ich bin mir sicher, dass das anhand der potentiell auftretenden Hebel- und Biegekräfte auch richtig ist, zumal das Geländer eben nicht über Eck geht, sondern eine Gerade zwischen den zwei aufzudübelnden Stützpfosten bildet.

Nach erneutem Baumarktbesuch also sind vier Löcher je Pfosten bald angezeichnet, und schon beim Bohren spüre ich, dass der Profi bestimmt über Tricks und Hilfsmittel verfügt, die mir unbekannt sind - denn dass die Löcher präzise gesetzt und möglichst exakt senkrecht gebohrt sein wollen, ist mir nur zu bewusst, so ein langer, zentimeterstarker Gewindebolzen im Beton zieht sich schließlich nicht irgendwie hin wie eine kleine Holzschraube im 6er Fischerdübel. Ich gebe also mein Bestes, bohre mit dem 8er vor und lasse mir dann sehr viel Zeit mit dem 12er, übe kaum Druck aus, bis ich beim letzten Loch vielleicht doch die Geduld verliere und nun also einen umgekehrten Krater in der Decke des Untergeschosses zu verfüllen habe.

Natürlich nimmt das Unglück trotzdem seinen Lauf. Ich stelle die Pfosten zur Kontrolle auf die Löcher, bin mit sieben von den acht Bohrungen auch weitgehend zufrieden und stecke also vorsichtig die ersten Schwerlastbolzen hinein - natürlich erst nachdem ich die Löcher mit einer filigran-fragilen Kombination aus Staubsauger, Klebeband und Trinkhalm (mit Knick) vom Bohrstaub befreit und mich kurzzeitig wie eine Zahnarzthelferin gefühlt habe. Eine derartige Verkettung von Frustrationserlebnissen wie die nun folgende ist mir lange nicht widerfahren - es hat sich verkeilt, was zu verkeilen war, es hat sich mitgedreht, was sich mitdrehen wollte, es ließ sich hier nicht schrauben und dort nicht lösen, und auch wenn ich mich für einen geduldigen Menschen halte, war am frühen Nachmittag der Punkt erreicht, an dem ich verkündete: JETZT HABE ICH KEINE LUST MEHR. JETZT LASSE ICH DAS EINFACH STEHEN UND LIEGEN. ALLES WEGSCHMEISSEN. SO EIN MIST. ALLES SCHEISSE. VORHER HATTEN WIR EIN GELÄNDER. JETZT HABEN WIR KEIN GELÄNDER MEHR. ABER DAFÜR IST ALLES VOLLER BETONSTAUB UND UNTEN LIEGEN DIE BROCKEN. ICH WUSSTE, DASS DAS NICHTS WIRD. ICH HÄTT'S VORHER SAGEN KÖNNEN. IMMER DIESE BESCHISSENEN AKTIONEN. ICH HATTE GLEICH EIN SCHLECHTES GEFÜHL. ICH MUSS JETZT ERST MAL RAUS. ACHT BESCHISSENE LÖCHER IM BODEN. NEIN, DIE KANN MAN NICHT KORRIGIEREN. NEIN, AUCH NICHT MIT ANDEREN DÜBELN. DIESE BESCHISSENEN SCHWERLASTBOLZEN SITZEN DA DRIN UND BEWEGEN SICH NICHT. GUCK MAL. ICH DREHE UND DREHE. HIER DER DREHT SICH EINFACH MIT, DER HÄLT GAR NICHTS. DIESER HIER HÄLT ZWAR BOMBENFEST, ABER ICH KANN NICHT BIS NACH UNTEN SCHRAUBEN, DER BLOCKIERT SCHON VORHER, DA REISSE ICH NUR DEN SCHRAUBENKOPF AB. NEIN, ICH HABE KEINE IDEE. SO EIN MIST. ICH WUSSTE ES! ICH WUSSTE ES!, aber dann fuhr ich wieder zum Baumarkt und kaufte Schrauben und Dübel jeglicher Couleur, verschiedene Längen, unterschiedliche Systeme, so dass ich am Abend zumindest behaupten können würde: Ich habe alles versucht.

Gefragt war nun geduldiges und systematisches Probieren: Welcher Schwerlastbolzen ließ sich evtl. doch wieder herausziehen? Welcher saß in welcher Tiefe fest? Welches Loch ließ sich mit einem dieser alternativen Ankerdübel versorgen? Und, natürlich, die Bodenplatte des Pfostens mit ihren 5 mm Edelstahl ist eigentlich nicht der Rede wert, kann aber doch den entscheidenden Unterschied zwischen "packt" und "dreht durch" machen, weshalb man noch einige Male bereits verzurrte Schrauben wieder lösen, den Pfosten abnehmen, die Schraube direkt ins Loch schieben, sie festdrehen, somit den Anker verspreizen, nun die Schraube wieder herausdrehen, den Pfosten aufsetzen und die vier Schrauben in exakt definierter Reihenfolge wieder festziehen kann.

Am Ende behaupte ich: Genau diese Kombination von Dübelsystemen und Schraubenlängen war die einzig mögliche. Es ist, das gebe ich zu, jetzt doch ein Kunststoffdübel dabei, der sitzt zum Glück in Längsrichtung des Geländers und muss daher keine Biegekräfte aufnehmen - hat sich aber brav irgendwie hingezogen, auch wenn das Bohrloch fast komplett verdeckt war, und hält ganz ordentlich. Nun muss ich noch herausfinden, ob es 10 mm starke Gewindeschrauben auch in 90er Länge gibt, denn die 80er hat zwar gepackt, wo die 100er zu lang war, aber ich will den Schwerlastbolzen an seine Grenzen zwingen.

Oder ich flexe mir eine zurecht! Bis dahin aber widme ich mich einem kaputten Konsolenspiel, so ein Touchscreen lässt sich doch garantiert austauschen - dieses Schräubchen und dieses, Vorsicht mit den kleinen Federn!, so, hier noch das Flachbahnkabel vorsichtig herausziehen, hmm, ja, und alles reinigen, und den neuen Touchscreen aufkleben, und nun wieder zusammenschieben mit der Pinzette - SO EIN VERDAMMTER MIST, DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN, ICH HÄTT'S GLEICH SAGEN KÖNNEN, IMMER DASSELBE, BLÖDER FUMMELKRAM, JETZT KNICKT AUCH NOCH DAS KABEL, DAS KRIEGE ICH NIE WIEDER DA HINEINGESCHOBEN, JETZT HABE ICH ABER ECHT KEINE LUST MEHR, ALLES WEGSCHMEISSEN!

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Montag, 20. Februar 2012
Oder ooch ma umjekehrt*
nnier | 20. Februar 2012 | Topic Klar jewesn


Ab Montag bin ich das Gesetz und alle hören auf mein Kommando.

--
*Naheliegende Witze Pt. 2 - einer muss es ja machen.

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Er nu wieder
nnier | 19. Februar 2012 | Topic Klar jewesn


Wir werden es schaffen, aber nur gemeinsam. Es hat mal ein Künstler gesagt, dessen Namen ich nicht nennen möchte: Das Leben ist viel zu kurz! Ich fühle mich fit und freue mich auf die spannende Aufgabe.

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Freitag, 17. Februar 2012
Kleinfleisch
nnier | 17. Februar 2012 | Topic In echt
Wenn man bei Freunden im Gästebett übernachten darf und nicht genau weiß, wie man sich revanchieren soll, ist dieses eine gute und preiswerte Möglichkeit: Eine große Zwiebel mit Schale zerkleinern und im großen Topf mit etwas Öl anbraten. Literweise kaltes Wasser draufgeben. Alle möglichen Gemüsereste reinigen - aber nicht schälen! - und schnippeln: Möhren, Sellerie und Lauch sind Klassiker, bei mir kam z.B. noch eine dicke Scheibe Steckrübe hinzu, und dann mal sehen, ob noch so ein halbvertrockneter Bund Petersilie im Gemüsefach herumliegt.



Kaum gehe ich mal in den Eisenwarenladen, tritt der Bundespräsident zurück. So eine Spreizstange wollte ich kaufen, hatte ich am Telefon gesagt, eine "Dritte Hand", um eine Leiste unter der Decke zu fixieren, also bitte keine zentnerschwere Drehsteife vom Bau, sondern so ein Teleskopding, das gab man mir und grinste nicht, und als ich wieder herauskam, wünschte mir jemand eine gute Zukunft und schloss mich dabei ausdrücklich mit ein.

Es wird nicht ganz einfach sein für den korrupten Schlingel, sich jetzt wieder selber die Schürze umzubinden. Aber man kann vieles lernen, da spreche ich aus Erfahrung, so z.B. die Zubereitung einer schmackhaften Hühnerbrühe. Auf dem Markt erstand ich zwei Karkassen - das klingt jetzt wie im Eisenwarenladen, tatsächlich sind es aber die sterblichen Überreste von Hühnern, deren separat verwertbare Teile bereits entfernt wurden. Nein, ein Supenhuhn habe er nicht mehr, sprach der Geflügelmann, nur noch diese Karkassen, und da nahm ich gleich zwei und zahlte drei Euro. Das zerkleinerte Gemüse und die abgespülten Karkassen ins kalte Wasser legen, einmal kurz aufkochen und dann stundenlang ganz leise vor sich hinsimmern lassen.



Irgendwann habe ich die flugunfähigen Tiere herausfgefischt und zum Abkühlen in eine Schüssel gegeben. Einen zweiten Topf hernehmen, ein Sieb drauf, die Brühe durchschütten. Nun kommt der für mich problematische Teil: Das ausgekochte Gemüse will vernünftig ausgepresst werden. Diesmal nahm ich einen metallenen Topfdeckel und quetschte geduldig auf den dampfenden Stückchen herum, welche auch bereitwillig Teile ihres flüssigen Inhalts preisgaben und durch das Sieb sickern ließen, doch sehe ich noch deutliche Verbesserungsmöglichkeiten und denke an Hebelkräfte und Schraubgewinde - vielleicht mal im Eisenwarenladen fragen. Oder wie machen Sie das!?



Nun kann man mit spitzen Fingern brauchbare Fasern aus den Karkassen lösen und direkt verspeisen oder sie in die Brühe geben, welche jetzt nur noch gesalzen und abgeschmeckt werden will. Zum Schluss sollte man mit einem flachen Löffel die dicke Fettschicht abschöpfen - oder die Brühe über Nacht kaltstellen und den erstarrten obersten Zentimeter wie einen Deckel herunternehmen.

Am Ende steht ein feiner Geschmack! Und nun noch ein Tipp gratis für ehemalige Bundespräsidenten und alle anderen: Suppennudeln oder Reis bitte extra kochen und erst im Teller mit der Brühe mischen, sonst wird's beim Aufwärmen viel zu matschig.



Hö hö. Wie nennst du das Ding? Gib mal bei google Spreizstange ein, wurde ich aufgefordert, als ich mit dem Teleskopstab zur Arbeitsstelle zurückkehrte. Natürlich bin ich viel zu naiv für diese Welt. Andererseits hatte der Mann im Radio gesagt, dass er seine Frau als eine überzeugende Repräsentantin eines menschlichen und eines modernen Deutschlands wahrgenommen habe, und die Kanzlerin hatte gesagt, dass er und seine Frau die Bundesrepublik Deutschland, im In- und Ausland würdig vertreten hätten, und da bin ich auch wieder froh, dass ich so naiv bin, sonst würde ich noch denken: Seine Frau? Wer hat die eigentlich gewählt, die olle Spreizstange?

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Mittwoch, 15. Februar 2012
Wie Hohn tut Sony
nnier | 15. Februar 2012 | Topic Illiterarisches
Oh, wo tust Yen hin?
He! Wohin tut Sony?

Oh, in Sony tut weh.
Ohne Hit Sony Wut.

Hey! Oh. Ist non Wut.
Wie Huhn, Sony. TOT!


--
(Ich konnt's nicht lassen: "Sony Music hob 30 Minuten nach dem Bekanntwerden ihres Ablebens die Preise um sechzig Prozent an.")

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Sonntag, 12. Februar 2012
Es werde
nnier | 12. Februar 2012 | Topic In echt
Es ist eine merkwürdige Zeit, wie zwischen den Jahren - wenn ich nur wüsste, zwischen welchen.



Wenn man nicht so recht weiß, wohin mit sich, bietet sich ein Ausflug nach ganz oben an. Man wird auch dort an Versäumtes erinnert, aus der heiß ersehnten Detektiv-Ecke ist nie etwas geworden, muss ich denken, das macht mich traurig, ich hatte die schrägen Wände verbrettert und die alten Bodendielen rausgerissen, den Fußboden isoliert, neue Dielen aufgeschraubt und lackiert - das sah so schön aus, so wohnlich, und das Kind wünschte sich eine Detektiv-Ecke da oben, da sagte ich jah, schon, bloß - da muss ich erst noch, und die wacklige Leiter, und diese alten Stromkabel, da muss ich erst noch.



Natürlich wurde "erst mal" wieder Zeug hochgestellt, wurde es "erst mal" wieder unordentlich. Die alten, grauen Kabel hingen immer noch lose herum, niemand stellte dort oben Ermittlungen an und niemand wird das jetzt noch tun, denn auch die Detektivzeiten gehen irgendwann vorbei.



Aber viel Schlafbesuch soll es bald geben, und da wollen wir alle da oben übernachten, bitte, dürfen wir das, ich räume da schon mal auf, kannst du dann diese Stromleitungen mal machen.

--

Ich weiß gar nicht, wie die Dinger heißen, früher habe ich immer Lüsterklemmen verwendet, aber diese Kabelverbinder zum Stecken sind wirklich toll. Eine Zuleitung, zwei Steckdosen, drei Lampen und ein Schalter, Denksport für den lahmen Geist, zum Schluss der kleine Abenteuermoment: Sicherung rein - und einschalten!

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