Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 31. Januar 2012
Impulsherz
nnier | 31. Januar 2012 | Topic In echt
Man muss wissen, dass hier nur zum Teil normale Kippschalter verbaut sind. An vielen Stellen findet man statt dessen Drucktaster, die ein irgendwo in der Wand verborgenes Relais schalten. Die Menschen haben unterschiedliche Hobbys: Hier hat vor meiner Zeit jemand mit dem schönen Hobby Drucktaster gelebt. Es gibt durchaus verschiedene Relais, manche muss man z.B. je zweimal betätigen, also: Ein doppelter Druck zum Anschalten - ein doppelter Druck zum Ausschalten. Klicklick! Klacklack! Das sind so Feinheiten.

Einmal segnete ein solches Relais das Zeitliche. (Zehntausend Schuss - dann ist Schluss.) Klicklick! Man hat dann viel Zeit, darüber nachzudenken, wie wenig man sich vorher um das Relais gekümmert hat. "Da irgendwo im Flur" hat es immer geklickt, gut, man könnte jetzt die Wand vom Schalter her aufstemmen und immer den dünnen Drähtchen nach - das irritiert einen zuerst, dass das so spindeldürre Puppenhausdrähtchen sind, aber es wird ja nicht der Lichtstrom durchgeführt wie bei einem normalen Kippschalter, es soll ja bloß der Impuls fürs Relais getastet werden, welches die eigentliche Arbeit des Stromkreisschließens bzw. -öffnens übernimmt. Kommt ein Missionar in Dschungel / schaltet er abends das Licht an / macht es Klack / sagen die Eingeborenen typisch Weiße / nicht mal den Stromkreis schließen sie selber. Und es ist ein deprimierendes Gefühl, hilflos auf den Taster zu drücken, einmal noch, bitte, nur einmal noch, Klicklick, Klacklack, dann hole ich dich raus, dann tausche ich dich aus, doch das R. ist für immer verstummt.

Einmal ist mir ein Elektriker abgehauen, nach Stunden, der rannte einfach raus, ich lief ihm hinterher und rief, warte, du kriegst doch noch Geld, er aber schrie nur: Lass mich bloß in Ruhe! Ich will kein Geld! Ich will meine Ruhe!, er blieb einfach nicht stehen und ich ging dann langsam zurück, dabei ist er doch der Elektriker, der kam mit den ganzen Verteilerdosen nicht klar.

Im oberen Flur ist ein Drucktaster, irgendwo ziemlich senkrecht über ihm klackt es in der Wand, darauf habe ich mal geachtet, und gelegentlich ist das Relais unpässlich. Man drucktastet plötzlich ins Leere, es ist ein äußerst irritierendes Gefühl, das Licht bleibt einfach an, und vollkommen irrational drückt man noch ein paar Mal fest darauf, als handele es sich um einen Eingeborenenschalter, und man empfindet unweigerlich diesen kurzen Moment der Trauer über die verlorene erste Natur.

Das Lampenglas abnehmen, die heiße Glühbirne rausdrehen, all das ist Routine geworden, ich bin noch nicht ganz dahintergekonmmen, wonach sich die Befindlichkeiten des Relais richten, doch eines ist gewiss: In einigen Tagen funktioniert es wieder.
~
Ich bin so müde, mir fällt nicht mal ein Witz über Meike Schlecker ein.

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Sonntag, 22. Januar 2012
Besen, biased
nnier | 22. Januar 2012 | Topic Musiq
Ich akzeptiere Schleichermusik normalerweise nicht. Ich akzeptiere Jazzbesen nur im Zusammenhang mit Angelo Badalamenti. Ich akzeptiere unter regulären Bedingungen keine Barmusik mit Klaviersprengseln.

Schalten Sie sich doch bitte mal kurz dazu:



Eine Platte mit Standards, hui, das klingt gefährlich nach Rod Stewart, und wenn er sich in den letzten Jahren so bemüht und es auch endlich geschafft hat, sich vom Image des gefälligen Balladensängers und Hut-und-Stock-Unterhaltungskünstlers zu befreien, dann staunt man erst mal über den Mut, nun ausgerechnet so ein Album herauszubringen. Sachen aus dem Archiv. Müde, verstaubte Musik für müde, verstaubte alte Leute. Wie alt ist er inzwischen? Ihm ist wohl nichts mehr eingefallen.

Das Stück, das Sie da gerade hören, ist übrigens eine Eigenkomposition. Ich finde sie sehr geschmackvoll, natürlich geht es haarscharf an der von mir gefürchteten Klippe entlang, doch die Streicher ersäufen einen nicht, das Klavier klimpert keine bloßen Hotelbarklischees, auch die Harfe hält sich angenehm zurück. Clapton mag ich sonst gar nicht so sehr, aber was er da akustisch zupft, nehme ich auch gerne mit.

Dann aber vor allem: Die Stimme. Ich schrieb es schon mal, mit seiner gealterten Stimme kann ich sehr viel anfangen, und ich bin froh, dass hier anscheinend nichts aufpoliert wurde.

Ich habe es einmal angehört, vor drei oder vier Tagen, es "kam" nicht sofort, das kenne ich aber schon. Ich habe es einsickern lassen, nicht daran gerührt, und jetzt ist es so weit, die Synapsen sind verknüpft, ich hab's den ganzen Abend laufen und bin bereit für ein Album mit bescheuertem Titel und langweiligem Cover.

(Disclosure: Ich bin müde, alt und verstaubt.)

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Donnerstag, 19. Januar 2012
grep
nnier | 19. Januar 2012 | Topic Klar jewesn
Das Protokoll des tödlichen Facebook-Flirts
Facebook-Freund erschlägt und ersticht Schülerin (16)
Sie lernten sich auf Facebook kennen.
DAS PROTOKOLL DES TÖDLICHEN FACEBOOK-FLIRTS!
Am 8. April 2011 lernen sich der Azubi Jerry J. und die Schülerin Linda H. über das soziale Netzwerk Facebook kennen.
Gestern Prozessauftakt gegen den Facebook-Killer!

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von BILD.de-News!


(Quelle - Obacht: Link führt zu Organ der Niedertracht)

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Mittwoch, 18. Januar 2012
But Why Pretend
nnier | 18. Januar 2012 | Topic In echt
There Was a Time
When Every Day Was Young
The Sun Would Always Shine
(Paul McCartney)






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Donnerstag, 12. Januar 2012
Mein Freund A.
nnier | 12. Januar 2012 | Topic In echt


Manchmal wollten wir abhauen, dann schmierten wir eine Ladung Butterbrote und fuhren mit den Fahrrädern bis weit hinter den See, einmal sogar bis zum Wehr. Da konnte man stundenlang Steine schmeißen und richtig gut Butterbrote essen.



Wir hatten immer einen Jahresvorrat Knaller, manchmal rief ich ihn an und fragte, ob wir nicht eine Runde knallen gehen wollten, dann kam er und man hörte ihn schon von weitem. Noch heute, wenn es irgendwo knallt, muss ich als erstes an ihn denken.



Er kam jeden Tag vor der Schule bei uns vorbei, obwohl es für ihn ein Stichweg war. Es klingelte, ich drückte auf den Summer, unten rief es: "Ich bin's! A.!", das gehörte so selbstverständlich zu meinem Tag wie die Nachmittage, die wir zusammen verbrachten. Noch als ich zu Hause auszog, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es jemals anders wäre.



Ich habe ihn seit 15 Jahren nicht mehr gesehen.

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