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Bild hatte über den Selbstmord einer Frau derart hämisch berichtet (Aus Angst vor Frühjahrsputz: Hausfrau erschlug sich mit Hammer), dass ihr Mann sich wenige Tage später ebenfalls das Leben nahm. [Q]Erinnert sich noch jemand an Killt von Staeck und Wallraff? Darauf stand ein Satz, der sich mir als Kind eingeprägt hat: "Wer etwas Ehrgefühl im Leib hat, sollte dieses Lügenblatt nicht kaufen."
Ich kann da auch kein Mitleid empfinden. Jeder, der bei solchen Sendungen mitmacht hat auf irgendeine Weise einen am Bembel. [Q #5]
Tut mir leid, aber solange es Leute gibt die sich dafür hergeben sollten die einem nicht leid tun. [Q #10]
Ich wollte das nicht. Ich musste das tun. [...] Oh mein Gott ... Was soll ich nur tun? Ich muss ja da bleiben, wo ich lebe. Was mache ich jetzt bloß? [Q]
Aber wenn die Gäste das so wollen? [Q]
Einmal wäre ich den Medienverbrechern beinahe selbst zu nahe gekommen: Als das Internet noch jung und ich naiv genug war, meine Vita und mein frisches Uni-Zeugnis einfach so hineinzuhängen, klingelte eines Tages das Telefon. Eine TV-Firma rief an, es war zu Beginn der ersten Container-Staffel, Sladdi und Jürgen waren gerade noch keine "Stars", aber der konkurrierende Sender wollte dem Format dringend etwas entgegensetzen, denn darin waren sich alle einig: Reality wird das Ding!
Schon saß ich in der Medienhauptstadt und ließ mich sozusagen für einen Job casten, eine junge Dame und ein cooler Produzent saßen da, die mich nach meiner Bereitschaft fragten, in die Karibik zu fliegen und meine Nase als Experte ins TV zu halten. Meine Rückfragen, die sich u.a. darauf bezogen, wie stabil die Kandidaten seelisch eigentlich seien und ob man auf Krisensituationen irgendwie vorbereitet sei, wurden achselzuckend abgetan, man warf sich vielsagende Blicke zu und es war dann auch schnell klar, dass wir nicht zueinanderfinden würden, wofür ich heute noch zutiefst dankbar bin.
Man kann derzeit nachlesen, was man für die Preisgabe sämtlicher Persönlichkeitsrechte auf dem freien Markt bekommt. Es sind 700.- EUR. Dafür räumt man Mobbern und Schlägertypen das zeitlich unbeschränkte Recht auf Demütigung, seelische Grausamkeit und Wirklichkeitsverbiegung ein, stellt sich unentgeltlich für Nacharbeiten und Pressetermine zur Verfügung und wird natürlich auch global durch den Kakao, nein: durch die tiefste Scheiße gezogen und verhöhnt. Klar: Das muss man doch wissen, was das für Konsequenzen hat! Wer sowas mitmacht, ist doch selber schuld! Der Sender reagiert routinemäßig völlig verwundert, seiner Sprecherin soll bitte der Mund verfaulen, und wer etwas Ehrgefühl im Leib hat, sollte denen nie wieder auch nur irgendwas abkaufen, sondern ganz entschieden an ihrer gesellschaftlichen Ächtung mitarbeiten.
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Normalerweise mache ich sowas mit Links, erst den Termin verpennen, dann eine Ladung Eintrittskarten ersteigern, daraufhin fragen, wer überhaupt mitkommen will, die überzähligen Tickets weiterverkaufen - wenn allerdings morgens auf rätselhafte Weise die Digitalkamera verschwindet und man also im Lauf des Tages die infragekommenden Orte abklappert, schließlich hat man doch gerade eben noch fotografiert, das Ding aber einfach nicht findet, dafür unterwegs bemerkt, dass man die Unterlagen vergessen hat, noch mal umdreht und diese eilig holt, dafür das Mobiltelefon liegen lässt und in immer hektischer werdenden rekursiven Schleifen seinen bereits getätigten Wegen folgt, bis man schweißgebadet das kleine Ding tatsächlich wiederfindet und nun nicht mehr weiß, was man wo schon erledigt hat bzw. noch tun muss, wenn zudem gewisse Zweifel ob der Seriosität einer Bieterin, die sich auf der Plattform gerade erst angemeldet und gleich das Höchstgebot abgegeben, danach aber einfach nicht gemeldet hat, sich durch unerwarteten Zahlungseingang doch noch in Luft auflösen, sollte man bei aller Freude noch mal sehr genau überprüfen, in welchem Umschlag man welches Ticket an wen schickt, und dass für einen selber auch noch welche übrigbleiben, am besten nebeneinander, vor allem an einem solchen Tag sollte man das tun, an dem man abends merkt, dass man den Laptop gar nicht dabeihat und sich fragt, wo der denn bloß.
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Da lag dieser Weißkohl rum, schon lange, den habe ich mir vorgenommen, und ich kann mir das schon vorstellen, dass der Kohl jahrzehntlang einen so schlechten Ruf hatte, er riecht beim Kochen und sättigt kaum, hat keinen rechten Nährwert und ist wässrig, bah!, wenn ich mir so ein hungriges Fünfzigerjahrekind vorstelle!, wie es durchs Treppenhaus nach oben läuft, mit seinen kurzen Hosen, mit seinem Fassonschnitt, überall riecht es nach Kohl und der Hunger treibt's rein, angedickt das Zeug mit etwas Mehlschwitze, an guten Tagen ist ein halber Löffel Schweineschmalz drin oder es wurde eine Schwarte mitgekocht, für die Kalorien, denn ganz ohne Fett ist es nur noch grausam, hoffentlich gibt's ein paar anständige Kartoffeln dazu und nicht bloß Graupen.

Was für dekadente Säue wir geworden sind, wenn wir die welken äußeren Blätter abnehmen, alles Strunkige entfernen, auch diese dicken Rippen da, dann die Kohlblätter in Streifen schneiden und den gewässerten Römertopf erst mal mit Butter auskleiden, das war die Wochenration für einen Erwachsenen damals, noch schnell eine Gemüsezwiebel in Scheiben schneiden und sie auf den Boden schichten, und da wir zufälllig gerade ein Pfund Rinderhack in der Pfanne angebraten haben, schichten wir also den Kohl da rein und salzen immer kräftig, dazwischen das gut gepfefferte Hackfleisch, Schicht um Schicht, hach, was könnten wir denn noch reintun, es soll ja ein einfaches Gericht werden, gießen wir also lediglich etwas Wein hinzu und Brühe und etwas Sojasauce, mehr muss gar nicht sein, wir sind ja so anspruchslos!, oder zur Sicherheit grad noch einen Becher Sahne. Mehr brauche ich nicht, mehr will ich gar nicht, ich mag die einfachen Dinge, nachher kommt was mit Ruth Leuwerik.

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Es war mein erster Urlaub in dieser Firma, da hätte ich es schon merken müssen, denn ich fuhr mit meiner kleinen Tochter auf der Rückbank der untergehenden Sonne entgegen und fühlte mich leichter und freier mit jedem Kilometer, nach einigen Stunden dann dachte ich diesen Satz, den ich immer bespöttelt hatte: Jetzt einfach weiterfahren, immer weiter, und nicht zurückkommen. Ich hätte es merken müssen, als ich dann doch wieder zurückfahren musste, dieser Kloß im Hals wurde immer dicker und die Schwerkraft stärker. Die Treppe da hoch habe ich damals schon gehasst.
Ich hätte es am ersten Tag merken müssen, als man gemeinsam zum Frühstück nach unten ging und alle eine Viertelstunde schwiegen, dann ging man wieder hoch. Als ich ins hässliche Hochhaus fahren musste und die da alle waren und jünger waren als ich und trotzdem so richtige Erwachsene. Als man mir was von Travel Arrangements erzählte und mir plötzlich so schlecht wurde, dass ich mich auf dem Klo einsperrte und zehn Minuten durchatmete.
Ich hätte es an dem Tag merken müssen, als wir nur zu zweit in der Firma waren und mit einer leeren Plastikflasche fußballspielten, die schossen wir durch den Flur wie die Bescheuerten, stundenlang, und wie mir klar war, dass ich mich zum ersten Mal wohlfühlte und dass das auch das einzige Mal bleiben würde.
Unterdrückte, beklemmende Scheiße, Kick-Off-Meetings und Verkaufsclients, und die Fluchten ins Raucherbüro, und der nnier macht aber lange Mittagspause, Satan!, aber manchmal konnte ich einfach nicht zurückgehen an meinen Platz, und wie ich punkt 17 Uhr den Hammer fallenließ, gegen jede soziale Erwünschtheit, keine Minute zuviel da drin, und dieses Kotzgefühl und die Treppe da jeden Morgen, diese Scheißtreppe.
An einem der ersten Tage im neuen Protzgebäude lief ich durchs Treppenhaus. Jemand hatte gut sichtbar auf den Marmor gekackt. Die Beratertypen waren da, jemand sprach von "Team Leads" und der Innenminister schaute vorbei, den Plastikflaschenkollegen hatte man eines Tages rausgeworfen, einfach so, ich lief danach nur noch in meiner Plexiglaskugel herum und kotzte mich selber an, weil ich trotzdem noch hinging, dann wurden die unangenehmen Businesstypen durch Soziopathen ersetzt, die sich auf ihre Macht einen abwichsten und zum Spaß Leute demütigten, manche davon wurden krank und manche heulten, andere brüllten nach unten weiter, dann saß ich bei dem Durchgeknallten im Büro und er fragte, ob ich an ihn glaube, starrte mich dabei so intensiv an, ich schrieb dann meine Kündigung, und als ich neulich die Todesanzeige für eine ehemalige Kollegin las, war mein erster Gedanke: Jetzt hat sich eine umgebracht. Das stimmte nicht, und vielleicht sehe ich das alles viel zu negativ.
Ich hätte es am ersten Tag merken müssen, als man gemeinsam zum Frühstück nach unten ging und alle eine Viertelstunde schwiegen, dann ging man wieder hoch. Als ich ins hässliche Hochhaus fahren musste und die da alle waren und jünger waren als ich und trotzdem so richtige Erwachsene. Als man mir was von Travel Arrangements erzählte und mir plötzlich so schlecht wurde, dass ich mich auf dem Klo einsperrte und zehn Minuten durchatmete.
Ich hätte es an dem Tag merken müssen, als wir nur zu zweit in der Firma waren und mit einer leeren Plastikflasche fußballspielten, die schossen wir durch den Flur wie die Bescheuerten, stundenlang, und wie mir klar war, dass ich mich zum ersten Mal wohlfühlte und dass das auch das einzige Mal bleiben würde.
Unterdrückte, beklemmende Scheiße, Kick-Off-Meetings und Verkaufsclients, und die Fluchten ins Raucherbüro, und der nnier macht aber lange Mittagspause, Satan!, aber manchmal konnte ich einfach nicht zurückgehen an meinen Platz, und wie ich punkt 17 Uhr den Hammer fallenließ, gegen jede soziale Erwünschtheit, keine Minute zuviel da drin, und dieses Kotzgefühl und die Treppe da jeden Morgen, diese Scheißtreppe.
An einem der ersten Tage im neuen Protzgebäude lief ich durchs Treppenhaus. Jemand hatte gut sichtbar auf den Marmor gekackt. Die Beratertypen waren da, jemand sprach von "Team Leads" und der Innenminister schaute vorbei, den Plastikflaschenkollegen hatte man eines Tages rausgeworfen, einfach so, ich lief danach nur noch in meiner Plexiglaskugel herum und kotzte mich selber an, weil ich trotzdem noch hinging, dann wurden die unangenehmen Businesstypen durch Soziopathen ersetzt, die sich auf ihre Macht einen abwichsten und zum Spaß Leute demütigten, manche davon wurden krank und manche heulten, andere brüllten nach unten weiter, dann saß ich bei dem Durchgeknallten im Büro und er fragte, ob ich an ihn glaube, starrte mich dabei so intensiv an, ich schrieb dann meine Kündigung, und als ich neulich die Todesanzeige für eine ehemalige Kollegin las, war mein erster Gedanke: Jetzt hat sich eine umgebracht. Das stimmte nicht, und vielleicht sehe ich das alles viel zu negativ.
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Helmut Schmidt. Helmut Kohl. Helmut Genscher. Helmut Strauß. Helmut Matthöfer. Helmut Apel. Helmut Lahnstein. Helmut Lambsdorff. Helmut Blüm. Helmut Waigel. Helmut Stoltenberg. Helmut Vogel. Helmut Börner. Helmut Barschel. Helmut Rau. Helmut Späth. Helmut Schwarz-Schilling. Helmut Möllemann. Helmut Albrecht. Helmut Voscherau. Helmut von Weizsäcker. Helmut Herzog. Helmut Matthäus-Maier. Helmut Verheugen. Helmut Schröder. Helmut Kiechle. Helmut Stoiber. Helmut Lafontaine. Helmut Geissler. Helmut Ditfurth. Helmut Scharping. Helmut Beck. Helmut Engholm. Helmut-Renate Laurien. Helmut Wallmann. Helmut Töpfer. Helmut Wehner. Helmut Dregger. Helmut Adam-Schwaetzer. Helmut Süssmuth. Helmut Klose. Helmut Trampert. Helmut Bastian. Helmut Kelly. Helmut Schäuble. Helmut Kinkel. Helmut Bangemann.
(Dieser Vorname ist seit den 70er Jahren völlig aus der Mode.)
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