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In Drehstuhl versinken, Kopf aufstützen, furchtbar müde sein. Verdauen. Aufstehen, Tasse mitnehmen, kalten Kaffee weggießen, frischen Kaffee aufsetzen. Geräusch von Kaffeemaschine hören, aufraffen, Tasse mitnehmen, Tasse befüllen. An Platz zurückkehren, hinsetzen, entsetzlich müde sein. An Tasse schlürfen. Rest kaltwerden lassen. Kopf aufstützen. Lesen, dass besser alles direkt bei Facebook machen. Sich fragen, ob Rest von Internet nicht besser zumachen. Why have a separate site, and try to drag people away from Facebook? Why not go where they are? Erkalteten Kaffee wegschütten. Neuen Kaffee eingießen. Merken, dass Sitzhaltung schlecht. Zu müde sein, sich drum zu kümmern. Sich fragen, ob Blogpause. Augen reiben. Sich fragen, ob Blogs noch interessieren. Sich fragen, ob noch was zu sagen.
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Nicht frühstücken. Käsebrote richten, in Schublade greifen, Schlüsselbund nicht finden. Rucksack durchwühlen, Küchenarbeitsplatte absuchen, in Schlafzimmer rennen. Bett aufschütteln, Zeitungsstapel umschichten, unter Bett lugen. Anfangen zu schwitzen. Ablageflächen in Bad untersuchen, zurück in Schlafzimmer laufen, Schubladen durchsuchen. Mitbewohner um Hilfe bitten. Jackentaschen umstülpen, unter Schränke gucken. Kinderzimmer absuchen. In Keller rennen. Auf Waschmaschine, Trockner, Regalen nachsehen. Wieder hochlaufen. Mitbewohner nachdrücklich um Hilfe bitten. Rucksack ausschütten, Jackentaschen noch mal überprüfen. Mitbewohner verrückt machen. Bad erneut durchwühlen. Mitbewohner in bereits durchsuchte Zimmer jagen. Wieder in Keller laufen. Von dort fröhliches "Was-ist-denn-dahas-hier?" vernehmen, nach oben stürmen, Schlüssel ganz normal in Schublade vorfinden. Zu Arbeit hetzen. Kaffee trinken, dramatischen Hunger bemerken, in Rucksack keine Käsebrote vorfinden. Auf Weg zu Bäcker Daumennagel an Türkante stoßen, eingerissene Stelle mit anderem Daumen weiter aufknibbeln. Belegtes Brötchen kaufen, Spinattasche kaufen, hinsetzen, essen, durchatmen. Diffusen Schmerz empfinden, Daumennagel untersuchen. Sich vor Gefühl an eingerissener Stelle grausen. In Werkstatt laufen, Seitenschneider heraussuchen, clip! Clip!
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nnier | 14. Juni 2011 | Topic Klar jewesn
Ich hab' das nur kurz durchgehechelt - total abgehechtet, was die wieder ausgeheckt haben!

(Meine alte WG hat damals intuitiv richtig gehandelt.)

(Meine alte WG hat damals intuitiv richtig gehandelt.)
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Einmal habe ich selber einen verschenkt. Ich legte ihn einem per Express verschickten Reisepass bei, er hatte einen Wert von 3 (in Worten: drei) Ohrfeigen und wurde nie eingelöst. Generell bin ich Gutscheinen gegenüber allerdings recht skeptisch eingestellt. Das hat zum Beispiel mit dem seltsamen Gefühl zu tun, wenn man in einem Restaurant beim Bezahlen ein Pappkärtchen aus der Tasche zieht, auf dem zwar mit Kugelschreiber, Stempel, Datum und Unterschrift des Betreibers ein gewisser Betrag eindeutig festgehalten worden ist, die bis dahin sehr freundliche Bedienung einen aber plötzlich ansieht wie einen Zechpreller. Dieser Blick vom Kärtchen zum Einlöser, das Zögern, dieses zweifelnde "Da muss ich erst mal den Chef ...", all das macht keinen Spaß, obwohl man alle Argumente auf seiner Seite hat und das Recht sowieso: Gekaufte Gutscheine über feste Geldbeträge dürfen (im Gegensatz etwa zu verlosten oder solchen mit Rabattanspruch) nicht verfallen, und wenn ich Jahre brauche, um das Kollegengeschenk endlich einzulösen.
Außerdem, so dachte ich bei mir an jenem Abend, während die Bedienung tuschelnd beim Chef hinterm Tresen stand, hat dieser beim Kauf des Gutscheins sogar ein zinsloses Darlehen erhalten, von dem er nicht mal wusste, ob er es jemals würde einlösen müssen - mithin eines der besseren Geschäfte, sollte man meinen. Aber natürlich funktioniert der menschliche Geist nicht so rational, Cheffe wird die Einnahme vielmehr längst unter "Sonstiges" verbucht haben und reagiert nun genervt, wenn er eine Ladung seiner hervorragenden Tapas und eine Karaffe Wein rausrücken soll, ohne die Kasse klingeln zu hören.
Wenn ich nur mal an die nicht eingelösten, aber voll bezahlten Gutscheine für Wellnessmassagen, Billardspiele, Kinobesuche und Ballonfahrten denke, die mir spontan aus dem engsten Umfeld einfallen, dann bin ich der Ansicht, dass es unserer Wirtschaft ohne dieses segensreiche Instrument wesentlich schlechter ginge. Cafés, Fußpflegesalons und Buchhandlungen haben dies seit langem erkannt - warum also sollten nicht auch Schornsteinfeger oder Tierkörperbeseitigungsanstalten in das risikolose Geschäft mit den Verlegenheitsgeschenken einsteigen? Bares kassieren, Inflation abwarten und womöglich nie eine Leistung erbringen - das kriegt sonst höchstens noch die Post hin, bei der ich mich auch schon gefragt habe, was eigentlich passieren würde, wenn mal ein Jahr lang keine Postwertzeichen mehr gekauft, sondern all die gesammelten und postfrischen Briefmarken aus den Alben auf Briefe und Päckchen geklebt würden.
Es ist mir deshalb ein noch größeres Rätsel, warum die alte und wenig originelle Geschäftsidee "Rabattgutscheine verkaufen" plötzlich einen Unternehmenswert von Fantastilliarden begründen soll. Seit Monaten sehe ich mir diese Groupon-Angebote an und lasse mir den Newsletter an meine Spam-Adresse schicken*- und alles, was ich sehe, sind dieselben Wellness- und Fitness- und Hotel- und Restaurantgutscheine wie überall sonst auch.
Komisch, dachte ich, wie kurzfristig die Anbieter offenbar denken: Wer glaubt denn noch an den regulären Preis, wenn es anscheinend auch zum halben geht? Hofft denn wirklich jemand, dass eine solche Aktion irgendwelche anderen als bloße Mitnahmeeffekte zeitigt? Wird man tatsächlich zum Stammkunden bei Wellness-Hotel X, wo man das Verwöhnwochenende für 99.- EUR über Groupon gekauft hat? Sucht man nicht vielmehr beim nächsten Mal wieder nach einem Superschnäppchentrip, wieder bei Groupon womöglich, und landet diesmal eben in Hotel Y?
Und so weiter. Was mich an diesem interessanten Artikel jedoch ernsthaft überrascht hat: Die eigentlichen Anbieter bekommen nur etwa die Hälfte des ohnehin heftig rabattierten Preises, den Rest behält Groupon - mithin nimmt also das Hotel für zwei Übernachtungen plus Frühstück und Zweigängemenü vielleicht 43,50 EUR ein, für zwei Personen wohlgemerkt.
Andererseits, so hatte ich überlegt, mag es ja immer noch den Gutscheineffekt geben: Hundert verkauft, nur fünfzig eingelöst - schon ist man wieder beim ursprünglichen Preis, zumal diese rabattierten Gutscheine eben auch ein eingebautes Verfalldatum haben. Aber ach: Wer freut sich dann? Groupon! Denn so funktioniert's: Der Endkunde zahlt den vollen Betrag immer an diesen Internetdienst. Erst wenn er seinen Gutschein beim eigentlichen Anbieter, bspw. dem Hotel, eingelöst hat, kann dieser seinen Anteil bei Groupon einfordern.** Mit anderen Worten: Wird der Gutschein nicht eingelöst, bekommt der eigentliche Anbieter - nüscht.
--
*Auch so ein Thema: Wie viele echte Interessenten / Kunden / Mitglieder haben die Unternehmen und Netzwerke eigentlich? Nehme ich mich selber als Beispiel mit meinen Fake- und Spaß- und Spam-Mitgliedschaften, dann müsste man die Zahlen dramatisch bereinigen. Aber daran hat wohl kaum jemand Interesse.
** Und bekommt ihn - zumindest in den USA - dann 60 Tage später (!) ausgezahlt.
Außerdem, so dachte ich bei mir an jenem Abend, während die Bedienung tuschelnd beim Chef hinterm Tresen stand, hat dieser beim Kauf des Gutscheins sogar ein zinsloses Darlehen erhalten, von dem er nicht mal wusste, ob er es jemals würde einlösen müssen - mithin eines der besseren Geschäfte, sollte man meinen. Aber natürlich funktioniert der menschliche Geist nicht so rational, Cheffe wird die Einnahme vielmehr längst unter "Sonstiges" verbucht haben und reagiert nun genervt, wenn er eine Ladung seiner hervorragenden Tapas und eine Karaffe Wein rausrücken soll, ohne die Kasse klingeln zu hören.
Wenn ich nur mal an die nicht eingelösten, aber voll bezahlten Gutscheine für Wellnessmassagen, Billardspiele, Kinobesuche und Ballonfahrten denke, die mir spontan aus dem engsten Umfeld einfallen, dann bin ich der Ansicht, dass es unserer Wirtschaft ohne dieses segensreiche Instrument wesentlich schlechter ginge. Cafés, Fußpflegesalons und Buchhandlungen haben dies seit langem erkannt - warum also sollten nicht auch Schornsteinfeger oder Tierkörperbeseitigungsanstalten in das risikolose Geschäft mit den Verlegenheitsgeschenken einsteigen? Bares kassieren, Inflation abwarten und womöglich nie eine Leistung erbringen - das kriegt sonst höchstens noch die Post hin, bei der ich mich auch schon gefragt habe, was eigentlich passieren würde, wenn mal ein Jahr lang keine Postwertzeichen mehr gekauft, sondern all die gesammelten und postfrischen Briefmarken aus den Alben auf Briefe und Päckchen geklebt würden.
Es ist mir deshalb ein noch größeres Rätsel, warum die alte und wenig originelle Geschäftsidee "Rabattgutscheine verkaufen" plötzlich einen Unternehmenswert von Fantastilliarden begründen soll. Seit Monaten sehe ich mir diese Groupon-Angebote an und lasse mir den Newsletter an meine Spam-Adresse schicken*- und alles, was ich sehe, sind dieselben Wellness- und Fitness- und Hotel- und Restaurantgutscheine wie überall sonst auch.
Komisch, dachte ich, wie kurzfristig die Anbieter offenbar denken: Wer glaubt denn noch an den regulären Preis, wenn es anscheinend auch zum halben geht? Hofft denn wirklich jemand, dass eine solche Aktion irgendwelche anderen als bloße Mitnahmeeffekte zeitigt? Wird man tatsächlich zum Stammkunden bei Wellness-Hotel X, wo man das Verwöhnwochenende für 99.- EUR über Groupon gekauft hat? Sucht man nicht vielmehr beim nächsten Mal wieder nach einem Superschnäppchentrip, wieder bei Groupon womöglich, und landet diesmal eben in Hotel Y?
Und so weiter. Was mich an diesem interessanten Artikel jedoch ernsthaft überrascht hat: Die eigentlichen Anbieter bekommen nur etwa die Hälfte des ohnehin heftig rabattierten Preises, den Rest behält Groupon - mithin nimmt also das Hotel für zwei Übernachtungen plus Frühstück und Zweigängemenü vielleicht 43,50 EUR ein, für zwei Personen wohlgemerkt.
Andererseits, so hatte ich überlegt, mag es ja immer noch den Gutscheineffekt geben: Hundert verkauft, nur fünfzig eingelöst - schon ist man wieder beim ursprünglichen Preis, zumal diese rabattierten Gutscheine eben auch ein eingebautes Verfalldatum haben. Aber ach: Wer freut sich dann? Groupon! Denn so funktioniert's: Der Endkunde zahlt den vollen Betrag immer an diesen Internetdienst. Erst wenn er seinen Gutschein beim eigentlichen Anbieter, bspw. dem Hotel, eingelöst hat, kann dieser seinen Anteil bei Groupon einfordern.** Mit anderen Worten: Wird der Gutschein nicht eingelöst, bekommt der eigentliche Anbieter - nüscht.
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*Auch so ein Thema: Wie viele echte Interessenten / Kunden / Mitglieder haben die Unternehmen und Netzwerke eigentlich? Nehme ich mich selber als Beispiel mit meinen Fake- und Spaß- und Spam-Mitgliedschaften, dann müsste man die Zahlen dramatisch bereinigen. Aber daran hat wohl kaum jemand Interesse.
** Und bekommt ihn - zumindest in den USA - dann 60 Tage später (!) ausgezahlt.
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Es ist ja mehr als nur ein wenig redundant, sich noch groß mit verunglückten Claims in der Werbung zu befassen. Die Geschichte vom Come in and find out kann inzwischen jeder mitsprechen, und Schlecker ist eben Schlecker - bloß als ich neulich gerade ein Brechmittel kaufen wollte, da hatten die eins vür umsonst in ihrem Schauvenster:

"FOR YOU. VOR ORT." - das erinnert mich an eine Begebenheit aus meiner, Entschuldigung! Ich muss noch mal kurz kotzen, Moment bitte - HUALP!, also aus meiner Schulzeit, damals, da bekam man ja gelegentlich diese nach billigem Essig riechenden, hastig vor der Unterrichtsstunde herausgekurbelten lila Matritzenabzüge vor die Nase gelegt, später dann schlechte Fotokopien, vielleicht kennen Sie das noch: Zu wenig Kontrast oder irgendwelche Streifen mittendurch, nicht wahr, und da konnte schon mal der kleine Steg beim kleinen "e" verlorengehen, so dass es wie ein kleines "c" aussah, nicht wahr, abcr dic großartigc Rcdundanz - das Wort wird hicr im Sinnc von Informationsübcrschuss gcbraucht - unscrcr Sprachc trägt ja im Rcgclfall dazu bci, dass dic fchlcndc Information aus dcr übcrschüssigcn rckonstruicrt oder dic fchlcrhaftc cntsprcchend korrigiert wcrden kann, nicht wahr, und ich weiß ja nicht, ob Sie das verstehen können, aber als mal wieder so ein kleiner Bogen fehlte, da las jemand den Text for, und es war fon der VORSEHUNG die Rede, muss wohl in Religion gewesen sein, andererseits: Wir hatten ja gar kein Religion, und ich schreibe absichtlich: kein Religion, nicht etwa keine, das wäre missferständlich - und außerdem ist das analog zu "Kein Geschichte", "Kein Chemie", denn das klänge nun doch etwas seltsam: "Wir haben keine Geschichte", und der las da den Text for und kam an diese Stelle, na ja, und den Rest, also: Warum ich dann so lachen musste, den können Sie sich ja aus der überschüssigen Invormation herleiten, ist eh schon redundant genug hier.
Aber eines noch:
Sollten Sie keine Filiale in Ihrer Nähe haben und trotzdem nicht auf Ihr Gratis-Brechmittel verzichten wollen, besuchen Sie einfach den Online-Shop! Bei mir jedenfalls hat es prima gewirkt, als ich die Seite wieder schließen wollte und mit einem total cleveren Stück JavaScript daran gehindert werden sollte:

Kann man Tastaturen eigentlich mit in die Waschmaschine geben?

"FOR YOU. VOR ORT." - das erinnert mich an eine Begebenheit aus meiner, Entschuldigung! Ich muss noch mal kurz kotzen, Moment bitte - HUALP!, also aus meiner Schulzeit, damals, da bekam man ja gelegentlich diese nach billigem Essig riechenden, hastig vor der Unterrichtsstunde herausgekurbelten lila Matritzenabzüge vor die Nase gelegt, später dann schlechte Fotokopien, vielleicht kennen Sie das noch: Zu wenig Kontrast oder irgendwelche Streifen mittendurch, nicht wahr, und da konnte schon mal der kleine Steg beim kleinen "e" verlorengehen, so dass es wie ein kleines "c" aussah, nicht wahr, abcr dic großartigc Rcdundanz - das Wort wird hicr im Sinnc von Informationsübcrschuss gcbraucht - unscrcr Sprachc trägt ja im Rcgclfall dazu bci, dass dic fchlcndc Information aus dcr übcrschüssigcn rckonstruicrt oder dic fchlcrhaftc cntsprcchend korrigiert wcrden kann, nicht wahr, und ich weiß ja nicht, ob Sie das verstehen können, aber als mal wieder so ein kleiner Bogen fehlte, da las jemand den Text for, und es war fon der VORSEHUNG die Rede, muss wohl in Religion gewesen sein, andererseits: Wir hatten ja gar kein Religion, und ich schreibe absichtlich: kein Religion, nicht etwa keine, das wäre missferständlich - und außerdem ist das analog zu "Kein Geschichte", "Kein Chemie", denn das klänge nun doch etwas seltsam: "Wir haben keine Geschichte", und der las da den Text for und kam an diese Stelle, na ja, und den Rest, also: Warum ich dann so lachen musste, den können Sie sich ja aus der überschüssigen Invormation herleiten, ist eh schon redundant genug hier.
Aber eines noch:
Sollten Sie keine Filiale in Ihrer Nähe haben und trotzdem nicht auf Ihr Gratis-Brechmittel verzichten wollen, besuchen Sie einfach den Online-Shop! Bei mir jedenfalls hat es prima gewirkt, als ich die Seite wieder schließen wollte und mit einem total cleveren Stück JavaScript daran gehindert werden sollte:

Kann man Tastaturen eigentlich mit in die Waschmaschine geben?
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Ich weiß nicht, wie viele Tage und Nächte ich als Kind davon geträumt habe, auf einer Wolke aus Kuchenteig herumzulaufen und mir Stücke davon abzureißen.
Zu den angenehmen Überraschungen im Spätkapitalismus gehört es ja, dass bisher noch keine ganz schlimme Verhunzung und Verramschung der Petzi-Figuren stattgefunden hat. Natürlich wurden die ursprünglich schön kritzeligen Figuren vor einigen Jahren verstromlinienförmigt, um damit eine Serie langweiliger Zeichentrickfünfminüter und begleitender Pixi-Bücher* zu produzieren, die gewisse Motive aus den ursprünglichen, langen Geschichten nur locker aufnahmen und aus der psychedelischen, manchmal grenzwahnsinnigen Petzi-Welt einen bonbonbunten Sandkasten machten, in dem alles wohlgeordnet und brav zu Mama nach Hause kommt, wenn es abend wird, damit die harmlosen Geschichtchen hübsch in sich abgeschlossen sind und bloß keine Entwicklung stattfindet - andernfalls könnte die an die Streberin Conni gewöhnte Pixileserschaft ja einen Kulturschock bekommen. Verflachung also auch hier, als könne man Kinder nicht mehr ernst nehmen, aber es ist dennoch nie so schlimm geworden wie in anderen Fällen.
Einige Petzi-Bücher*** lagen bei meiner Oma im Keller und waren wohl schon von ihren Kindern gelesen worden. Bei jedem Besuch verzog ich mich irgendwann nach unten und las diese seltsamen, tief beeindruckenden Geschichten. Und von allem Fantastischen, das darin geschieht, hat sich insbesondere eine Sequenz tief in mein Gedächtnis gegraben: Aus irgendeinem Grunde ist man über den Wolken unterwegs, steigt aus, läuft auf den Wolken herum und isst davon - denn sie bestehen aus Kuchenteig.

Daran musste ich neulich wieder denken, als ich mir ein Fahrrad ansah. Ich wollte es mir ja nur mal ansehen, denn der Name Kettler ist durchaus geeignet, mich in die Flucht zu schlagen - nein, versicherte der Anbieter, mit den gefürchteten Kettler Alurädern habe seines nun wirklich nichts gemein, das sei ein hochwertiges Fahrrad, eines fürs Leben. Er verkaufe es schweren Herzens, da er aus gesundheitlichen Gründen auf ein Modell mit tiefem Einstieg umsteigen müsse.
Bei der verabredeten Besichtigung schob der Verkäufer das Rad aus der Garage und sah traurig aus. "Ich wollt's erst gar nicht hergeben", sprach er, dem man seine gesundheitlichen Probleme leider sehr deutlich anmerkte, erzählte dann von seinem Arbeitsunfall vor vielen Jahren und wie er danach viel habe fahrradfahren müssen, er habe sich da wirklich etwas Schönes geleistet und auch noch hier und da umbauen lassen, nur könne er heute nicht mehr auf ein Herrenrad steigen, das sei das Problem. Ich sah schon, dass das ein hochwertiges Fahrrad war, kein ganz neues Modell natürlich, aber eines fürs Leben, und ich durfte aufsteigen und probefahren, drehte nach hundert Metern wieder um und zahlte ohne zu handeln den geforderten Preis, denn ich hatte auf einer Wolke aus Kuchenteig gesessen.

"Aber für das klassische Herrenfahrrad bin ich [...] verloren", hieß es neulich im Kommentar eines Rennfahrers, den ich mir auf meiner jüngsten Erwerbung tatsächlich auch nur schwer vorstellen kann, denn es ist ein Fahrrad für klassische Herren, "Senioren" könnte man sie auch nennen, oder übertreibe ich jetzt? Womöglich ist es vor allem dieser Sattel, diese vollgefederte und ein wenig monströs aussehende Masturbationshilfe, auf die sich jeder erst mal draufsetzen will, dann ein entrücktes Lächeln bekommt und nicht mehr absteigen will.

Ein wertiges Fahrrad ist es, man merkt es an vielen Einzelheiten, der Fahrradständer federt satt und ohne "Bäng", die Pedale sind auch ganz spezielle, Gepäckträger und Schutzbleche in Rahmenfarbe lackiert - nicht, dass mir so etwas wichtig wäre, aber es ist eine Fülle von Details, die insgesamt Spaß macht und vor allem beim Fahren regelrechte Hochgefühle aufkommen lässt, so beschwingt gleitet man dahin, nicht im Rennfahrertempo, aber stetig und mit einem, hm, soliden Gefühl, das ich so noch nicht kannte.

Mit dem Sattel allerdings bin ich mir nicht mehr so sicher. Denn bei allem teigigen Wohlgefühl: So richtig gemütlig ist das auf die Dauer gar nicht.
--
*Nicht zu verwechseln mit den früheren Pixi-Petzis**, die aus kurzen Ausschnitten aus den langen Geschichten bestanden, welche zu einer abgeschlossenen Kurzgeschichte umgebaut wurden; verwendet wurden hier aber die originalen Bilder und meist nur wenig geänderte Texte - so wie es das auch mit bestimmten Asterix-Geschichten gab.
**Was kann ich denn dafür!?
***Ich empfehle diese Seiten für einen sehr guten Überblick über die verschiedenen Petzi-Ausgaben und schließe mich dieser dringenden Warnung zu 100% an, denn man kann auch die schönsten Geschichten kaputtpädagogisieren.
Zu den angenehmen Überraschungen im Spätkapitalismus gehört es ja, dass bisher noch keine ganz schlimme Verhunzung und Verramschung der Petzi-Figuren stattgefunden hat. Natürlich wurden die ursprünglich schön kritzeligen Figuren vor einigen Jahren verstromlinienförmigt, um damit eine Serie langweiliger Zeichentrickfünfminüter und begleitender Pixi-Bücher* zu produzieren, die gewisse Motive aus den ursprünglichen, langen Geschichten nur locker aufnahmen und aus der psychedelischen, manchmal grenzwahnsinnigen Petzi-Welt einen bonbonbunten Sandkasten machten, in dem alles wohlgeordnet und brav zu Mama nach Hause kommt, wenn es abend wird, damit die harmlosen Geschichtchen hübsch in sich abgeschlossen sind und bloß keine Entwicklung stattfindet - andernfalls könnte die an die Streberin Conni gewöhnte Pixileserschaft ja einen Kulturschock bekommen. Verflachung also auch hier, als könne man Kinder nicht mehr ernst nehmen, aber es ist dennoch nie so schlimm geworden wie in anderen Fällen.
Einige Petzi-Bücher*** lagen bei meiner Oma im Keller und waren wohl schon von ihren Kindern gelesen worden. Bei jedem Besuch verzog ich mich irgendwann nach unten und las diese seltsamen, tief beeindruckenden Geschichten. Und von allem Fantastischen, das darin geschieht, hat sich insbesondere eine Sequenz tief in mein Gedächtnis gegraben: Aus irgendeinem Grunde ist man über den Wolken unterwegs, steigt aus, läuft auf den Wolken herum und isst davon - denn sie bestehen aus Kuchenteig.

Daran musste ich neulich wieder denken, als ich mir ein Fahrrad ansah. Ich wollte es mir ja nur mal ansehen, denn der Name Kettler ist durchaus geeignet, mich in die Flucht zu schlagen - nein, versicherte der Anbieter, mit den gefürchteten Kettler Alurädern habe seines nun wirklich nichts gemein, das sei ein hochwertiges Fahrrad, eines fürs Leben. Er verkaufe es schweren Herzens, da er aus gesundheitlichen Gründen auf ein Modell mit tiefem Einstieg umsteigen müsse.
Bei der verabredeten Besichtigung schob der Verkäufer das Rad aus der Garage und sah traurig aus. "Ich wollt's erst gar nicht hergeben", sprach er, dem man seine gesundheitlichen Probleme leider sehr deutlich anmerkte, erzählte dann von seinem Arbeitsunfall vor vielen Jahren und wie er danach viel habe fahrradfahren müssen, er habe sich da wirklich etwas Schönes geleistet und auch noch hier und da umbauen lassen, nur könne er heute nicht mehr auf ein Herrenrad steigen, das sei das Problem. Ich sah schon, dass das ein hochwertiges Fahrrad war, kein ganz neues Modell natürlich, aber eines fürs Leben, und ich durfte aufsteigen und probefahren, drehte nach hundert Metern wieder um und zahlte ohne zu handeln den geforderten Preis, denn ich hatte auf einer Wolke aus Kuchenteig gesessen.

"Aber für das klassische Herrenfahrrad bin ich [...] verloren", hieß es neulich im Kommentar eines Rennfahrers, den ich mir auf meiner jüngsten Erwerbung tatsächlich auch nur schwer vorstellen kann, denn es ist ein Fahrrad für klassische Herren, "Senioren" könnte man sie auch nennen, oder übertreibe ich jetzt? Womöglich ist es vor allem dieser Sattel, diese vollgefederte und ein wenig monströs aussehende Masturbationshilfe, auf die sich jeder erst mal draufsetzen will, dann ein entrücktes Lächeln bekommt und nicht mehr absteigen will.

Ein wertiges Fahrrad ist es, man merkt es an vielen Einzelheiten, der Fahrradständer federt satt und ohne "Bäng", die Pedale sind auch ganz spezielle, Gepäckträger und Schutzbleche in Rahmenfarbe lackiert - nicht, dass mir so etwas wichtig wäre, aber es ist eine Fülle von Details, die insgesamt Spaß macht und vor allem beim Fahren regelrechte Hochgefühle aufkommen lässt, so beschwingt gleitet man dahin, nicht im Rennfahrertempo, aber stetig und mit einem, hm, soliden Gefühl, das ich so noch nicht kannte.

Mit dem Sattel allerdings bin ich mir nicht mehr so sicher. Denn bei allem teigigen Wohlgefühl: So richtig gemütlig ist das auf die Dauer gar nicht.
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*Nicht zu verwechseln mit den früheren Pixi-Petzis**, die aus kurzen Ausschnitten aus den langen Geschichten bestanden, welche zu einer abgeschlossenen Kurzgeschichte umgebaut wurden; verwendet wurden hier aber die originalen Bilder und meist nur wenig geänderte Texte - so wie es das auch mit bestimmten Asterix-Geschichten gab.
**Was kann ich denn dafür!?
***Ich empfehle diese Seiten für einen sehr guten Überblick über die verschiedenen Petzi-Ausgaben und schließe mich dieser dringenden Warnung zu 100% an, denn man kann auch die schönsten Geschichten kaputtpädagogisieren.
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