Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Gnap! Gnap! Mjam!
nnier | 13. April 2010 | Topic In echt
Ihnen ist bestimmt damals auch aufgefallen, wie komisch die Brote in den Fix-und-Foxi-Geschichten aussahen. Das waren keine Stullen, wie ich sie bis dahin je gesehen hatte, noch auf meinen weiten Reisen jemals sehen würde. Wie Badeschwämme sahen sie aus, groß, rechteckig, dick, grobporig, gelb.

Noch heute kann ich kein Asterix-Heft lesen, ohne einen unbändigen Appetit auf knusprig gebratene Fleischmassen zu entwickeln, noch heute muss ich bloß an Petzi denken, schon schmilzt die Butter in der Pfanne, während ich eilig eine große Schüssel Teig anrühre (Tipp von Harald Schmidt: Ein wenig kohlensäurehaltiges Mineralwasser hineingeben). Und wenn ich Donald und Dagobert am Lagerfeuer sitzen sehe, die Schnäbel in ungewohnter Weise länglich nach vorne gespitzt und in einer runden Öffnung mündend, die Backen voll, ein Anblick, über den ich immer wieder lachen muss, dann würde ich mich nur zu gerne selbst einladen und dazusetzen, selbst wenn es nur eine Dose Spinat ist, die da vertilgt wird, und nicht die in diesem Kontext etwas makaber anmutende Geflügelkeule.

Der Reiz-Reaktions-Mechanismus funktioniert in dieser Richtung bei mir also tadellos; dass das auch andersherum der Fall ist, habe ich gestern abend erfahren.

Ich saß da so vor mich hin und aß eines meiner geliebten Roggenmischbrote mit Butter und dem kostbaren Götterstoff. Dieser wird in meiner Heimat produziert und ist so grobkörnig-aromatisch, dass einem die Tränen kommen. Natürlich steht auch in unserer Küche so ein rechteckiger 500-g-Karton für 19 Cent, denn fürs Nudelwasser ist das Zeug dann doch zu schade. Außerdem habe ich im letzten Winter ausgerechnet, dass der Eimer Streusalz entschieden überteuert war, den ich aufgrund der dicken Eisschollen dann doch mal besorgt hatte; normales Speisesalz vom Discounter ist, das auch als Tipp an die Kommunalverwaltung, preisgünstiger, und auch im Januarpermafrost gab es keinerlei Lieferengpässe.

Für solche Zwecke ist das hocharomatische weiße Gold, dessen Entdecker man täglich preisen will und der doch so tragisch pleite ging, der Stoff, den man ehrfürchtig aufs Frühstücksei oder eben auf ein frisches Butterbrot streut, viel zu schade, auch wenn ich mich erinnere, dass man bei der Saline auch so profane Dinge wie Spülmaschinen- oder eben Streusalz erwerben konnte. Dass man Teile der wertvollen Ernte aus dem Industriedenkmal tatsächlich vergällt, um eine Nutzung als Speisesalz zu verhindern, halte ich dann auch für einen schlimmen Frevel.



Knackend zerbiss ich also am gestrigen Abend die herrlichen Kristalle, als ich bei meiner abendlichen Zeitungslektüre auf diesen Artikel stieß. Wissend lächelte ich in mich hinein, bestrich die nächste Scheibe mit Butter, biss hinein und sprach: "Gnap! Gnap! Mjam!", denn das war es, worüber ich schon als Kind so furchtbar lachen musste, als ich die Kauka-Figur in den appetitlichen, gelben Badeschwamm beißen sah.

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venice_wolf, Mittwoch, 14. April 2010, 09:43
°°° Breaking news °°°
Soeben, nur 40 Jahren nach ihrer Aufloesung, hat der Vatikan in einer offiziellen Mitteilung bekanntgegeben, dass die Beatles "unschuldig" seien.
Ringo Starr zeigte sich wenig begeistert.
Wenn die 4 nicht "bekannter als Jesus" waren, hatten sie bestimmt bessere Songs und einen tolleren Sound drauf...

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nnier, Donnerstag, 15. April 2010, 10:57
Jetzt bin ich wieder einmal sprachlos. Hielt ich doch das "Gnap! Gnap!" (evtl. auch "Gnapp! Gnapp!") für einen vollkommen absurden onomatopoetischen Ausrutscher (oder macht es bei Ihnen etwas "Gnap(p)", wenn Sie in einen Schw eine Scheibe Brot beißen?)

Der kosmische Zufall wollte es, dass ich gestern erstmalig das Märchen "Die Eule" aus der Sammlung Grimm las, nach Meinung des Publikums übrigens eine "blöde" und "brutale" Geschichte. Und was stand da zu lesen:
Als er bald oben war, und die Eule sah, daß er an sie wollte, auch von der Menge und dem Geschrei des Volks verwirrt war und nicht wußte, wohinaus, so verdrehte sie die Augen, sträubte die Federn, sperrte die Flügel auf, gnappte mit dem Schnabel und ließ ihr schuhu, schuhu mit rauher Stimme hören.
Und bevor ich mich von dem Schock erholen konnte, folgte:
»Das Ungeheuer,« sagten sie, »hat den stärksten Mann, der unter uns zu finden war, durch sein Gnappen und Anhauchen allein vergiftet und tödlich verwundet, sollen wir andern auch unser Leben in die Schanze schlagen?«
Nun war ich wirklich sprachlos. Es gibt ein Verb "Gnappen"? "Gnappte mit dem Schnabel", heißt es da, und ich stellte mir eine Art Schnappen, Zubeißen darunter vor, weshalb dann wohl ein klassisch gebildeter Kauka-Texter in den 70ern in Analogie zu "Schnarch!" und "Mampf!" eben "Gnapp!" erschuf.

Kaum bei der Arbeit (Bitte keine Anrufe, Frollein Rührig, ich habe zu tun!) befragte ich das Internet und wurde von dessen Auskunft zunächst enttäuscht ("Gnappen bedeutet Wackeln"). Dann jedoch:
'nagen, so dasz dabei ein geräusch entsteht' [...]; 'nagen, bes. vom fressen der schafe' [...] 'schnappend beiszen' [...] 'schnappen und dabei beiszen' [...]

meint, das es ein ander hund wer
und hett ein gröszer stück dann er,
liesz sein fleisch fallen, wollt umbherschnappen
und nach dem groszen stücke gnappen
HULDRICH WOLGEMUTH Esopus (1623) 1, 30; [...]
Es gibt so viel zu entdecken!

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monnemer, Donnerstag, 15. April 2010, 11:36
Ich habe einige Jahre da gearbeitet, wo man schon des isch sagt, ein paar Kilometer südlich von MA fängt das Elend ja schon an.
Da bezeichnet "gnappen" jemanden aus dem den hinkenden Teil der Bevölkerung.
Aber man lernt ja nie aus...

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