Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Montag, 7. Juli 2025
Born 1940 still going strong
nnier | 07. Juli 2025 | Topic Musiq
85! Das gibt es doch alles nicht!



Mehr kann ich nicht sagen als: Danke, danke, danke. Es sind Momente, an die ich immer wieder denke. Und kann kaum glauben, dass ich wirklich dabei war. Peace and love, man.

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Mittwoch, 18. Juni 2025
Happy 83!
nnier | 18. Juni 2025 | Topic Musiq
Yes we're going to a party party
Yes we're going to a party party
Yes we're going to a party party


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Mittwoch, 11. Juni 2025
Schön für die Mopo!
nnier | 11. Juni 2025 | Topic In echt
Gerne denke ich an das Jahr zwischen Zivildienst und Studium zurück. Also dem ersten, bald wieder abgebrochenen Studium; dann kam ja noch dieses andere und dann das dritte, aber darum soll es heute nicht gehen - lediglich eine gewisse Plan- und Ideenlosigkeit mag dadurch als Hintergrund angedeutet sein, vor dem diese Geschichte, oder ist es mein ganzes Leben, spielt.

Lange hatte ich geglaubt, wenn man diese ewige Schulzeit hinter sich gebracht hätte, käme man endlich wieder zurückin den davorliegenden, quasi natürlichen Zustand: Morgens aufstehen und mal schauen, was der Tag so bringt. "Geglaubt" im Sinne von darüber nachgedacht natürlich nicht - die Frage hatte sich mir einfach nie gestellt; es war aber eine zugleich unscharfe und völlig eindeutige Vorstellung, dass die dreizehn Jahre eine enervierend lange, am Ende aber doch vorübergehende Unterbrechung einer eigentlichen, natürlichen Daseinsform bedeuteten.

Also wunderte ich mich, als die anderen irgendwas von "Maler" oder "Rechtsanwältin" erzählten. Die Lehrerin hatte gefragt, was wir denn nach der Schule so machen wollten, und ich antwortete völlig entgeistert: Na, gar nichts!

Es folgte ein Vortrag mit seltsamen Begrifflichkeiten wie "jemandem auf der Tasche liegen" etc., und mir wurde klar, dass dem Thema auf Dauer nicht auszuweichen wäre; jedoch bildete sich auch in den kommenden Jahren keinerlei Vorstellung heraus, und ich konnte froh sein, dass ich nach dem Abitur erst mal 20 Monate Zivildienst ableisten durfte.

Während ehemalige Mitschülerinnen ihr Vordiplom ablegten, fasste ich eines Tages den Entschluss, eine Karriere als Fahrer überladener Kleintransporter zu beginnen. Der in Finanznöten steckende Subunternehmer eines sogenannten Pressegrossisten war dafür genau die richtige Adresse. Ich wurde gründlich eingearbeitet und saß zehn Minuten später als Fahranfänger am Steuer eines weißen Ford Transit L2H2.

Oder, nein, erst musste ja gebündelt und geladen werden, und das war nicht ganz trivial: Man bekam eine lange, gedruckte Gesamtliste der zu verteilenden Presseerzeugnisse (u.a. 9572 BILD, 683 kicker, 5 taz, 2 Hamburger Morgenpost) sowie gut 50 Lieferscheine, einen für jedes der Geschäfte, die beliefert wurden, also: EDEKA in Städtchen X - 212 BILD, 8 kicker, 1 Jagd&Hund; Bäckerei Müller in Dorf Y - 18 BILD, 4 kicker.

Nun musste man die Gesamtmengen der einzelnen Titel zu seinem Ladeplatz schaffen - dafür gab es Schiebewagen - und die Lieferungen für die einzelnen Empfänger an der Bündelmaschine kommissionieren. Verkompliziert wurde dieses durch die Tatsache, dass zu Beginn noch nicht alle Titel angeliefert waren. Also bündelte man, was da war, schrieb mit einem Kuli groß die noch fehlenden Titel ("3 FAZ") auf den Lieferschein, packte das Paket in den Laderaum und legte sich die erst später eintreffenden Ergänzungen auf den Beifahrersitz. Beim Ausliefern dachte man hoffentlich daran, beides zusammenzuführen: Denn die Inhaber der kleinen Geschäfte in Harz und Eichsfeld konnten äußerst unangenehm werden, wenn etwas fehlte, und es gab beim Grossisten extra jemanden, der solche Nachlieferungen tagsüber erledigte - jedoch wurden die Kosten dafür dem jeweiligen Subunternehmer berechnet, der einem dann recht lautstark erzählte, was er davon hielt.

Weitere Feinheiten der Logistik erspare ich Ihnen. Irgendwann jedenfalls war der Transporter beladen, Mitternacht vorbei und Zeit zum Losfahren, aber: Die Mopo fehlte. Irgendwo gab es auch im Harz zwei oder drei Personen, die täglich die Hamburger Morgenpost kauften, und deswegen konnte man nicht losfahren, ehe diese angeliefert wurde. Sie war immer der letzte Titel.

Man stand rum, rauchte, half gehetzten Kollegen beim Laden oder beim Reparieren der Bündelmaschine - bis endlich Hajo von hinten rief: "Die Mopo ist da!", und, jedes einzelne Mal, Günther zurückrief: "Schön für die Mopo!"

Unterwegs (all das spielt weit vor Smartphone und Navi) hieß es ein komplexes Geflecht aus Wegen, Abkürzungen und Stichfahrten zu beherrschen, was für mich als geographisch herausgeforderte Person nicht ganz einfach war; man verwaltete zudem einen Gefängniswärterring mit zahlreichen Schlüsseln, um an bestimmte Ablageorte zu gelangen, und nie vergesse ich den Tag, als ich irgendwo merkte, dass ich den Ring nicht mehr dabeihatte: Wo war der letzte Laden mit Schlüssel, und wie komme ich da hin? Ich kannte die Strecke nur vorwärts und erinnerte mich nicht, wo ich zuletzt etwas aufgeschlossen hatte, so dass ich schweißgebadet und zähneklappernd von Dorf zu Dorf raste, es wurde schon hell, und vor Erleichterung kaum das Wasser halten konnte, als ich endlich an einem Hintereingang den vollständigen Ring hängen sah. (Oft genug hatte ich was von "zwanzigtausend Mark alleine für die Schließanlage bei Edeka" gehört.)

Meist gegen 4:00h erreichte ich eine Bäckerei in einem abgelegenen Eichsfelder Dorf. Hier arbeitete sich das inhabende Ehepaar kaputt - er knetete und buk, sie packte die Tüten mit den frühmorgens auszuliefernden Brötchen, und es ergaben sich knappe, freundliche Dialoge ("Wie ist es draußen?" - "Muss ja. Bei euch so?" - "Nix weiter"), während man mir einen Kaffee aus der Thermoskanne einschenkte. Und dann kam es zur Transaktion: Schweigend legte ich eine Handvoll BILD oder auch mal einzwei kicker zusätzlich auf den Tresen, stellte meinen Kaffeebecher ab und nahm eine Tüte frischer Brötchen entgegen. "Muss dann mal weiter" - "Sieh zu!", und auf dem Beifahrersitz lag die Tüte und duftete himmlisch. Ganz frische Brötchen, noch heiß aus dem Ofen, sollen ja nicht gesund sein, aber sie machten mich glücklich und halfen mir durch die letzten Stunden. Irgendwann morgens kam man zurück, lud die eingesammelten Remittenden aus und fuhr völlig erledigt nach Hause, um noch stundenlang aufgekratzt herumzulaufen und irgendwann bewusstlos einzuschlafen, kurz bevor der Wecker klingelte, denn um 17:30 musste man langsam duschen und in der Mensa am Wilhelmsplatz ein warmes Abendessen, quasi als Frühstück - also wenn ich darüber nachdenke: Vielleicht kommt daher immer mein Nachthunger!

Sie aber wollen viel eher wissen: Woher kamen denn die zusätzlichen Exemplare BILD und kicker für den Bäcker? Alles war doch genau abgezählt!? Und hier kommen die Spitze und das Zupfen ins Spiel.

In dieser Branche spricht man in Vollpaketen und Spitzen. Bei der BILD z.B. bestand ein Vollpaket aus 250 Exemplaren, jeweils in 50er-Einheiten geschichtet, und wenn ein Geschäft 537 BILD bekam, waren das zwei Vollpakete und eine "Spitze" aus 37 Zeitungen. Geprüft wurde meist nur die Spitze: Ah, zwei Vollpakete und 37 als Spitze - passt! Jedoch war es möglich, und ich möchte fast sagen: gängige Praxis, Vollpakete beim Packen zu öffnen, einzelne Exemplare herauszuzupfen und neu zu bündeln.

Mancher machte das für kleine Deals wie ich mit meinem Bäcker, andere taten es aus purem Spaß an der Freude: "Der Händler X geht mir so auf die Nerven mit seinen Reklamationen, der soll jeden Tag den ganzen Stapel zählen und sich eine einzelne BILD nachliefern lassen, harhar!"

Nebenbei lernte ich Autofahren und widersprach empört, als jemand nach einem Unfall behauptete: Das war sein vierter! Dabei war es erst der dritte, und bei dem Wetter ohne Schneeketten im Harz ja wohl auch kein Wunder! Und erst neulich hatte ich mich auf spiegelglatter Bahn um 360 Grad gedreht und war dennoch nicht in das Schaufenster gefahren, was völlig legitim gewesen wäre, sondern knapp davor zum Stehen gekommen! Also erzähl mal nichts von vierter Unfall, Freundchen!

Aber natürlich war mir das peinlich, zumal wir als eingeschworene Gemeinschaft zu unserem Subunternehmer hielten, der die Fahrzeuge leaste und inzwischen so hohe Schulden bei der Tankstelle hatte, dass er dort Umschläge mit Bargeld hinterlegen musste. "Das ist betriebswirtschaftlich unmöglich!", hörte ich eines Tages einen anderen Subunternehmer aus dem Grossistenbüro rufen, und ich fürchte, er hatte recht: Trotz der Hinzunahme von Apothekenbelieferungen (eine Geschichte für sich) und Fotoarbeiten war eines Tages Schluss, Insolvenz, und irgendein anderer armer Kerl übernahm die Touren.

Schlecht bezahlt war das, ungesund und gefährlich. Und so richtig Zukunft hatte es dann doch nicht. Aber komischerweise, wenn ich mich frage: Welche Arbeit hat dir eigentlich richtig Spaß gemacht, dann denke ich als erstes an diese Zeit. So - ich muss los. Die Mopo ist da!

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Donnerstag, 17. April 2025
KI tanzt deinen Namen
nnier | 17. April 2025 | Topic Margaretha
Ach schau. Das hier brachte mich auf die Idee, bei chatGPT auch mal nachzufragen:

Wenn das Blog "Mumien, Analphabeten, Diebe." eine Person wäre ... dann sähe es ungefähr so aus:



Name: Wahrscheinlich irgendwas Unauffälliges mit Understatement, wie Rolf oder Moni.
Beruf: Kulturjournalist*in im Vorruhestand, der/die aber lieber sagt: "Ich mach jetzt nur noch mein Zeug."
Alter: Mitte 50, aber mit einem ewigen inneren 27-jährigen Punk – irgendwo zwischen Indie-Festival und Stadtbibliothek.

Freundeskreis: Eine wilde Mischung aus Theatermenschen, Philosophie­studierenden, ehemaligen Kneipen­bekanntschaften und Leuten, die einmal einen Plattenladen hatten.

Gespräche drehen sich um Kaffee, Kindheit, Käse und Klangfarben – in genau der Reihenfolge.


Das alles ist natürlich großer Quatsch: Die Reihenfolge der Gesprächsthemen stimmt nicht. Ich habe keinen Freundeskreis. Ich heiße auch nicht Moni. Und niemals, wirklich niemals würde ich so etwas Abgeschmacktes sagen wie: "Ich mach jetzt nur noch mein Zeug."

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Donnerstag, 13. März 2025
Trink ein Glas Frischmilch jeden Tag!
nnier | 13. März 2025 | Topic In echt
Jemand hat einen Karton kleiner Cola- und Limonadenflaschen stehen lassen, und im Vorbeigehen murmele ich: Lechz!

So sagten wir in den 80ern, und dorthin spülen mich in der Folge meine Gedanken. Wir hatten ja nüscht, und zu Hause gab es mit Glück namenlose Orangenlimonade, aber ganz sicher keine Original Coca Cola oder Fanta. In der Schule stand ein Automat, aus dem man für 80 Pfg gekühlte Dosengetränke ziehen konnte, und das war nicht so billig, wie es von heute aus klingt: Immerhin zweieinhalb Tage Kakaogeld musste man dafür aufsparen und noch das schlechte Gewissen in Kauf nehmen, weil man sich nicht – die Milch macht’s! – den gesunden Morgen Kick [TM] geholt, sondern Imperialistenbrause aus umweltschädlicher Aludose konsumiert hat. So eine Dose Lift oder Sprite, fast auf den Gefrierpunkt gekühlt, Kondenswassertropfen auf der Oberfläche, aus dem Automaten zu ziehen – alleine die erinnerten Geräusche verursachen wohligsten Schauder, zunächst das mehrfach schluckende Geräusch des Münzeinwurfs, dann das kurze Surren nach dem Drücken des Auswahlknopfs, schließlich das laute RUMMS, mit dem die Dose in das Ausgabefach stürzte – rotköpfig verschwitzt nach einer Hochsommerpause Fußball auf dem Schulhof konnte es nichts Schöneres geben. Die Dose in der Hand neiderfüllte Blicke ertragen, sie (wie viel später Michael Douglas in Falling Down) an die erhitzte Stirn halten, schließlich die Lasche mit unnachahmlichem Zisch! abreißen (wir hatten ja nüscht, aber immerhin lose Laschen an den Dosen, die man ABREISSEN konnte, ja, abreißen!, nicht so passiv-aggressiv hineindrücken! Ich beneide die heutige Jugend keineswegs!), das Zeug gegen den fast unmittelbar einsetzenden Kälteschmerz und quasi ohne Schlucken im Strahl die Speiseröhre hinunterjagen, da gab es wenig Besseres, und natürlich hieß das Morgen Kick! Wer das nicht kennt, hat die 80er verpasst, so viel ist sicher: You learn English very quick / With a glass of Morgen Kick, das hatte ich sogar als Aufkleber. Der Barsch sitzt mit dem Aal im Schlick / Und schlürft an seinem Morgen Kick. Wohl gab es das! Oder erinnern Sie sich nicht mehr an den Internationalen-Milch-Tag [sic] am 31.5.1983? Milchland Niedersachsen? Komm rüber zur Milch? Ah, plötzlich klingelt’s - na sehen Sie!

Und schon denkt man an den Sommerabend auf dem krebsroten Kunststoffplatz an der Schule, zu zweit spielten wir auf dem Kleinfeld Fußball, und dauernd landete der Ball ganz hinten im Gebüsch. Sich durch das Gestrüpp zwängen, Beine und Arme völlig verschrammt, um die Pille wiederzuholen, steht außen am Gitterzaun plötzlich eine Palette mit 16 Dosen ORIGINAL COCA COLA FANTA SPRITE, notdürftig mit ein paar Zweigen getarnt. Unglaube. Schockstarre. Atem normalisieren, sich zurück durch das Gestrüpp kämpfen, betont unauffällig pfeifend auf den Freund zugehen und ihn mit hektischen Gesten hinter die Ecke der Sporthalle beordern. Das Unfassbare in Worte kleiden. Hitzige Debatten, emsiges Abwägen von Chancen und Risiken, dann betont unauffällig pfeifend zurück zum Platz schlendern und weiter Fußball spielen, nur nicht mehr ganz so konzentriert und von regelmäßigem, hektischem Umhergucken durchsetzt, bis endlich die Dämmerung hereinbricht. Und aber auch die Flutlichtlampen anspringen, welche alles heller ausleuchten denn je. Doch das Blut ist geleckt, die Entscheidung getroffen, die Kugel am Rollen, also mit Absicht den Ball noch mal zur Tarnung ins Gebüsch jagen und vor Aufregung zitternd zwei Sporttaschen mit je 8 Dosen ORIGINAL COCA COLA FANTA SPRITE beladen, diese an den Rand des Gebüschs schleppen, Fahrräder holen, die schweren Taschen auf die Gepäckträger packen und voll in die Pedale, ohne sich noch einmal umzusehen.

Zu Hause die Tasche unbemerkt ins Jugendzimmer schleusen, den Schrank öffnen, das unterste Fach ausleeren, die kostbaren Dosen ganz nach hinten schieben und alles wieder unauffällig davorstellen. Beim Abendessen an nichts anderes denken können, nachts von jugendlichen Gangs träumen, zwei Schulwochen lang auf dem Hin- und Rückweg unruhig hinter sich schauen. An einem Abend alleine zu Hause die Dosen hervorholen und auf dem neuen Esstisch einen Turm daraus bauen, der zusammenstürzt und sichelförmige Vertiefungen in die Platte haut. Die Dosen wieder verstecken. Eines nachts aufwachen und hektisch mit dem Austrinken beginnen, weil man es nicht mehr aushält. Mit stumpfen Zähnen und Sodbrennen aufwachen. Den Müll heimlich an der Bushaltestelle entsorgen.

Those were the days, my friend. Hoffentlich wird es bald dunkel. Heute abend schnappe ich mir den Karton mit den Flaschen.

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