Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Samstag, 8. Januar 2011
Zahlreiches Inhalieren
nnier | 08. Januar 2011 | Topic Fernseh
"Verringerung der Atomsprengköpfe", "Halbierung der Arbeitslosen" - auch im neuen Jahr winselt man innerlich, lauscht man den Nachrichten seriöser Radiosender, von den restlichen ganz zu schweigen. Aber es gibt ja auch noch andere Medien - kommen Sie doch kurz zu mir unter dieses ehemals reinweiße Handtuch mit der Aufschrift Krankenhaus Lahr, in der Sauna würde man das Stück Frottee wohl nicht mehr präsentieren, aber es ist von ausreichender Größe und vor allem dick genug, um den heißen Dampf nicht vorzeitig entweichen zu lassen, der mir so ätherisch aus der großen Schüssel entgegensteigt. Und: einatmen.

Da gibt es z.B. die sogenannten "Bücher", nach klassischem Verständis also papiernen Lesestoff in gebundener Form, der sich vor allem dort immer noch palettenweise verkauft, wo man, wie mir eine Brancheninsiderin flüsterte, längst keine Buchhändler mehr anstellt, sondern Einzelhandelskaufleute. Auch Ihnen sind im Vorbeigehen sicher diese großen Stapel roter, blauer und grüner Taschenbücher ins Auge gefallen!? Stieg Larssons drei Reißern konnte ich jedenfalls ebensowenig entkommen wie viele meiner Bekannten, und auch wenn es nun schon wieder einige Jahre her ist, erinnere ich mich noch gut an diesen Lesesog, der mich da zeitweise erfasste, dieses Gefühl, das ich schon zu Drei-???- und Jerry-Cotton-Zeiten gelegentlich hatte: Nur noch ein paar Seiten, nur noch dieses Kapitel, hach, dann eben noch eins, es ist gerade so spannend, und denk nicht zuviel über die Löcher im Plot nach!

Nun sind die ja verfilmt worden und es ergab sich, dass ich die ersten beiden Teile anschaute. Als Erinnerungsstütze ganz gut geeignet, würde ich sagen, einen Fernsehabend trägt es durchaus - gut, es ist nicht Hollywood, es ist gelegentlich hölzern inszeniert und insgesamt eine reichlich brav abgefilmte Geschichte, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Öchö, öchö. Immer genug Taschentücher neben die Schüssel legen!

Nach der skandinavischen Hausmannskost wurde ein brandaktueller Hollywoodstreifen, he he: Streifen - haben Sie das gemerkt, ich denke immer noch in diesen alten, analogen Formaten, es sind ja jetzt Festplatten!, jedenfalls: ein aktueller Hollywoodfilm gegeben. Dort ist man natürlich souveräner, routinierter auch, hat Weltstars zur Verfügung, Drehbuchschreiber vom Feinsten, kann ein enormes Budget verprassen und dafür buntes Augenfutter liefern, man kennt ja dieses Rummelplatzkino, das einfach unterhalten soll, schöne Gesichter, schöne Landschaften, temporeiche Geschichte, es muss ja nicht immer das dunkle Problemkino sein, ich will da niemandem etwas vorschreiben, und nun durfte auch Florian Henckel zu Guttenberg mal ran und so richtig in die Vollen gehen: Johnny Depp, Angelina Jolie, Venedig - das klingt natürlich ein wenig nach Nummer Sicher, da wollte einer nichts falsch machen, aber schauen wir uns den Popcornfilm doch einfach an, es werden schon zwei kurzweilige Stunden werden, ich stell dir noch einen Kräutertee hin, trink ihn so heiß wie möglich!

Ich war schlicht und einfach fassungslos. Ständig wartete ich darauf, dass Uwe Kockisch um die Ecke kommt, das kann doch bestenfalls eine günstige TV-Produktion sein, in die man unbeholfene Depp- und Jolie-Doubles geworfen hat, ohne sich dabei auch nur irgend etwas zu denken! Kein Rhythmus, keine Eleganz, kein Schwung, nicht mal beeindruckende Bilder - einen so hilflos daherrumpelnden Film muss man in dieser Preisklasse erst mal zustandebringen! Öchö-öchö! Nun ist aber gut, viel Schlaf ist wichtig und ich besorg morgen noch mal dieses Echinacin, das kann nicht schaden.

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Freitag, 10. September 2010
Ich werde später darüber lachen
nnier | 10. September 2010 | Topic Fernseh
Zunächst hieß es, der Junge muss Talent haben. Aber ich meinte: Der Junge muss überhaupt kein Talent haben, sondern muss über 120 Drehtage am Set sein, ohne dass ihm die Lust vergeht.
Ich muss meine Ergriffenheit kompensieren. Zugegebenermaßen ist es nämlich so, dass ich beim Ansehen der Serie Timm Thaler überhaupt nicht über das klaffende Loch in der Handlung nachdenke und mich auch nicht über die aus heutiger Sicht hölzern, umständlich und übertrieben ernsthaft artikulierten Worte des Erzählers zu Beginn jeder Folge amüsiere ("Timm Thaler, die Hauptperson unserer Geschichte, ..."). Mir geht auch nicht durch den Kopf, ob Tommi Ohrner eigentlich jemals ein guter Schauspieler war oder ob er, wie es jemand doch sehr böse ausdrückte, hauptsächlich dafür ausgesucht wurde, dass er "stur 120 Tage drehen konnte".

Irgendwie war ich, möglicherweise durch die Lektüre der Kinder­fernseh­zeitschrift Siehste, die ich zwar blöd fand, aber manchmal kaufte, weil sie deutlich billiger als ein Mickymausheft war, auf die Serie aufmerksam geworden und konnte den Start kaum erwarten. Man lernt in der ersten Folge einen hübschen, lustigen Jungen kennen, der mit dem Skateboard Omas über den Haufen fährt und sehr viel, dabei manchmal ganz schön künstlich, lacht. Es ist mir schon beim ersten Ansehen damals ein wenig auf die Nerven gegangen, wie dick hier aufgetragen wird: Geradezu aufdringlich wird immer wieder gezeigt, dass man dem Timmi einfach nicht böse sein kann, weil er ja so herzlich lacht, und dass er bei allen aber sowas von beliebt ist. Und was für ein dufter Kumpel sein Vater ist, auch so ein Luftikus, hat man auch bald verstanden, so dass man innerlich langsam mit den Fingern zu trommeln beginnt, wenn er - genau wie der Sohn! - die Schuhe achtlos in die Ecke feuert.

Der finstere Baron! Ist es nicht lächerlich, wie Horst Frank im schwarzen Bademantel herumläuft? Albern und übertrieben, dass er mit einer schwarzen Gangsterlimousine vorfährt? Eine schwarze Nelke im Knopfloch hat? Mit Anatol über den typischen bösen und manchmal tollpatschigen Sidekick verfügt? Auf einer Vulkaninsel wohnt? Wo sich die Türen automatisch öffnen wie bei Star Trek? Von wo aus er "die ganze Welt" auf einem riesigen Bildschirm überwacht? Und irgendwie beeinflusst? Und ist es nicht geradezu holzhammerhaft, wie immer wieder gezeigt wird, dass die ehrbaren Kaufleute sich trotzdem nicht auf ihn einlassen? Weil er nie lacht? So dass ihm also nur ein sympathisches Lachen fehlt? Wodurch er endlich auch mit den "guten" Menschen ins Geschäft käme?

Und sieht man nicht nach so vielen Jahren vollkommen distanziert auf die späten 70er zurück, in denen die Kinder noch wie richtige Kinder aussahen? Und zwar auch die, die in Fernsehserien mitspielten? Timm Thalers Mitschüler! Die Kinder auf dem Rummelplatz! Mit ihren dicken Brillen und Zahnlücken! Mit stumpfem Haar im Topfschnitt! Mit engen T-shirts über dicken Bäuchen! Achtet man da mit seinem Museumsblick nicht vor allem auf die Jugendzimmereinrichtung, auf Autos und Klamotten? Da! Ein Poster von Wum! Schau mal! Ein Cassettenrecorder, so riesig waren die! Und so einen Schulranzen hatte ich auch! Und solche Turnschuhe hätte ich gerne gehabt! Diese Blumen klebten auch bei uns in der Küche! Die übrigens auch orange war! Schau! Die wetten um Schlümpfe! Schlümpfe waren damals das Größte! Und jetzt bestellt er sich eine "Limo", das sagte man damals so! Guck mal - die Mutter geht um den Tisch herum und bedient alle, zuerst gibt sie natürlich dem Vater! Ja, sicher, das ist das Mittagessen - ach, weil da eine Flasche Bier steht, hm? Damals war das ganz normal!



So könnte man endlos weitermachen. Man könnte aber auch bekennen, dass man doch wieder diesen Kloß im Hals hat, wenn der Vater mit seinem Flugzeug abstürzt und zum ersten Mal die traurige Titelmelodie ertönt, damals haben sie die zweite Folge direkt im Anschluss gezeigt, damit man besser darüber hinwegkommt, und man könnte feststellen, dass kaum jemals bessere Musik für eine TV-Serie komponiert wurde, nein, eben nicht nur die Titelmelodie, sondern einfach alles, und dass man die schon wieder dauernd summt, Ehre sei Christian Bruhn, dass Horst Frank ein grandioser Schauspieler war und Richard Lauffen gleich noch einer, und dass man sich vor dem Bildschirm doch ziemlich zusammenreißen muss, nicht alle Dialoge mitzusprechen, die Cassetten waren irgendwann ja total abgenudelt, denn schließlich will man auch die nächsten Folgen noch mit seinem Kind ansehen dürfen.

Das folgende dient also, das sei hiermit offen eingestanden, nur der Kompensation meiner Ergriffenheit.



"Ich habe generell den Eindruck, er versäumt einen anderen Beruf", lästert der Drehbuchautor, und bevor ich über diese bedenkenswerten Worte zu lange nachdenke, rufe ich lieber: "Sänger jedenfalls nicht!"

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Freitag, 11. Juni 2010
Stuka Seeler Owomoyela
nnier | 11. Juni 2010 | Topic Fernseh
Externer Tinnitus. Angriff der furzenden Riesenhornissen. Ich muss die WM-Spiele ohne Ton ansehen. Dieses Scheißgeräusch!
Lautstärken von 120 Dezibel können erreicht werden.
Dürfte ich um etwas Ruhe bitten? Ich verstehe mein eigenes Alphorn nicht! Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen vor den Tanker geschwommen bin. Ich konnte Ihr Nebelhorn nicht hören. Ein Luftangriff, sagen Sie? Die Ju 87 habe ich glatt überhört.

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Amper jr., Quirin, u. Strittmatter, Fred, bitte melden!
nnier | 11. Juni 2010 | Topic Fernseh
Während manchen Fernseh- und Gebrauchskomponisten längst die wohlverdiente Anerkennung zuteil wird, warten andere noch auf Rehabilitation. Geradezu verrufen scheinen die Herren Amper und Strittmatter bzw. ihre Werke, die ja immerhin Musik zu Serien wie Western von gestern, Die schnellste Maus von Mexiko, Der rosarote Panther sowie diversen Dick & Doof - Varianten abgeliefert haben. Und es ist mir vollkommen gleich, ob diese Soundtracks irgendwas mit dem Original zu tun haben oder nicht.

Seit Ewigkeiten versuche ich immer mal wieder, an eine brauchbare Aufnahme der wunderschönen Kimba-Hintergrundmusik zu gelangen. Aber einzig das Titellied ist auf diversen Sammlungen mit "TV-Hits" zu bekommen. Dabei gehört die instrumentale Begleitmusik zum Schönsten, was hierzulande fürs TV komponiert und eingespielt wurde. (Falls es Sie interessiert: Wenn man sucht, kann man derzeit offenbar alle möglichen Folgen dieser Zeichentrickserie ansehen, darin sind die verschiedenen Melodien auch immer wieder zu hören.)

Im Gegensatz zu Herrn Bruhn haben Amper und Strittmatter anscheinend keine Homepage, einen Wikipedia-Eintrag gibt es auch nicht - ja, Mensch, leben die denn überhaupt noch, gibt es denn keine Erben, Musikverlage oder sonst jemanden, der diese großartigen Aufnahmen veröffentlichen will? Irgendwo müssen die doch noch sein! Bitte! Kann mir vielleicht jemand weiterhelfen?

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Freitag, 14. Mai 2010
Ich geh weg von zu Hause
nnier | 14. Mai 2010 | Topic Fernseh


Früher war auch nicht alles besser, das stimmt wohl, denn auch in den 1960ern wurde schon massiv gespart bei der Animation. Zeichentrickfilme wurde inzwischen nicht mehr fürs Kino, sondern fürs Fernsehen produziert, und so wurde z.B. in den Hanna-Barbera-Formaten wie Familie Feuerstein fast ebensoviel geplappert wie in anderen Seifenopern. Die Augen blinzelten, der Mund bewegte sich ein wenig, sonst gab's da nicht viel zu animieren, und solche Sequenzen ließen sich dann ja auch beliebig oft wiederverwenden. Wie auch diejenigen, in denen jemand durchs Bild läuft und dabei plappert. Oder im Auto herumfährt und dabei plappert.

Welch ein Unterschied zu den ganz frühen (1940, der erste) oder nicht mehr ganz frühen (1947) Tom & Jerry - auch die sind nämlich Werke von William Hanna und Joseph Barbera. Aber das nur am Rande.
In der 3-D CGI-Animationsserie wird genau wie in den Büchern der Alltag von Nick mit seinen Erlebnissen in der Schule, mit seinen Freunden und seiner Familie erzählt.
Das wollte ich dann gerne mal sehen, zumal die Geschichte Ich geh weg von zu Hause, die da kürzlich im Kinderfernsehen laufen sollte, in den Büchern eine der allerschönsten und bewegendsten ist: Nick, der von zu Hause weglaufen und erst dann zurückkommen will, wenn er reich ist und ein eigenes Flugzeug hat, packt fest entschlossen sein Bündel und malt sich aus, wie ihn alle vermissen werden - die Eltern, die Mitschüler, die Lehrerin. An der Straßenecke macht er erst mal Rast und verspeist sein mitgenommenes Stück Schokolade. Und die ganze Zeit, während er, von der göttlichen Sempé-Feder gezeichnet, durch die große Stadt läuft und sich nicht entmutigen lässt, weder davon, dass ihm Chlodwig nicht sein Fahrrad leiht, noch davon, dass der Mann im Spielwarengeschäft ihm sein gebrauchtes Spielzeug nicht abkaufen will, weiß man, dass er am Ende ganz schnell nach Hause rennen wird. Dennoch ist es ist ein großes, vor allem aber eben inneres Abenteuer, das so beginnt:
Ich bin von zu Hause weggegangen! Ich spielte gerade im Wohnzimmer und ich war ganz artig und auf einmal ist Mama reingekommen und hat mir mir geschimpft, bloß weil ich eine Flasche Tinte über den neuen Teppich geschüttet habe. Ich habe angefangen zu weinen und ich habe Mama gesagt, ich gehe weg von zu Hause und dann tut's dir Leid [...]
und so endet:
Es war wirklich schon spät und es fing schon an dunkel zu werden und auf der Straße waren keine Leute mehr und da bin ich aber gerannt. Wie ich zu Hause angekommen bin, hat Mama geschimpft, weil ich so spät zum Abendessen komme - immer dasselbe!
Aber ich habe mir vorgenommen: Morgen geh ich weg von zu Hause! Papa und Mama werden sich Sorgen machen und ich komme erst nach vielen vielen Jahren wieder und dann bin ich reich und hab ein Auto und ein Flugzeug!
Ich habe mich natürlich gefragt, wie man den Charme der Geschichten in einen Film übertragen möchte, schließlich hat dieser Charme ja vor allem damit zu tun, dass Nick die Welt aus seiner Perspektive schildert, die eben nicht immer mit der des Lesers übereinstimmt.
Fräulein Vandenberg, die Musiklehrerin, hat mit uns die Nationalhymne geübt. [...] Es stimmt schon, dass wir etwas schneller fertig waren als die Großen. Die Großen waren noch beim "Tag des Ruhms", da haben wir schon zum zweiten Mal die "blutbedeckten Fahnen" gesungen - außer Roland, für den ist es egal, denn der kennt die Worte sowieso nicht und singt immer nur "la la la".
(Der Empfang für den Minister)

"Pass doch auf, was machst du denn mit dem Netz!" hat Papa gerufen. "Jetzt hab ich die zerquetschten Tomaten auf der Hose! Pass doch auf!"
Und in dem Augenblick haben wir den Lastwagen angeschrammt. Das kommt davon, wenn man soviel Zicken macht!
Als wir aus der Werkstatt rausgekommen sind, wo wir den Wagen hingebracht haben - es ist aber nicht so schlimm, er ist übermorgen wieder fertig - da hat Papa ziemlich ärgerlich ausgesehen. Vielleicht wegen der Sachen, die ihm der Lastwagenfahrer gesagt hat. Das war so 'n Dicker, Großer.
(Ich bin mit Papa einkaufen gegangen)
Dass es schwierig werden würde, so etwas filmisch umzusetzen, war also klar. Aber vielleicht würde der Kleine Nick ja ständig aus dem Off sprechen? Und vielleicht würde man sich an den Zeichnungen erfreuen können, denn auch hier sind die Originale ja eine Klasse für sich - und so kunstvoll reduziert, dass sich eine Umsetzung in den Zeichentrick durchaus vorstellen lässt. Wenngleich man aus grundsätzlichen Erwägungen heraus zur Skepsis neigen möchte: Es sind ja gerade nur wenige und dafür punktgenaue Illustrationen, auf denen man die winzigen Kinder durch die große Welt marschieren sieht, und diese haben immer ausgereicht, wozu sollte man alles redundant bebildern ... aber schauen wir einfach mal.
Il s’agissait en effet de respecter scrupuleusement l’héritage du personnage tout en l’ouvrant à toutes les potentialités du média télévisuel. Nous avons ainsi développé un modèle d’animation basé sur de la 3D figurative qui retranscrit le trait de Sempé à l’image dans une vision moderne. La technique disparaît donc derrière des personnages qui prennent immédiatement vie et qui peuvent déployer des subtilités de jeu déterminantes pour une comédie tendre comme le Petit Nicolas.
Ah, ja, man hat also, wenn mich mein Restfranzösisch nicht in die Irre führt, dermaßen vorsichtig und respektvoll die Züge der Sempé-Figuren in dreidimensionale Computermodelle übertragen, dass zwar alles schön TV-modern ausehe, die Technik aber komplett hinter den Figuren verschwinde, die also sofort total lebendig wirken und sich richtig subtil entfalten.

Es mag seine Gründe haben, dass man keine bewegten und fast keine unbewegten Bilder aus dieser TV-Produktion im Internet findet. Stellen Sie sich einfach irgendein Computerspiel in 3-D-Optik vor.

Das Billige sieht heute anders aus als in den 60ern: Statt zweidimensional plappernder Münder in starren Gesichtern vor statischem Hintergrund sieht man dreidimensional computergenerierte Figürchen, die durch eine Computerspielwelt laufen. Im Hintergrund bewegen sich kleine Details - so ein Rechner, der leistet eben das, was in der statischen Hintergrundgrafik früher nicht zu leisten war. Und wo Sempé mit wenigen Strichen kleine Schwarzweißzeichnungen abgeliefert hat, stehen also aufgepumpte Plastikfiguren in einer bonbonbunten Welt.



Nur noch eine Dimension hat dagegen die Geschichte. Da läuft halt ein Zeichentrickjunge weg, fährt mit dem Fahrrad durch die Gegend, trifft unterwegs ein paar Freunde, plappert herum und fährt wieder nach Hause. Und sonst passiert - nichts.

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Montag, 10. Mai 2010
Bodenentknarrer
nnier | 10. Mai 2010 | Topic Fernseh
Wenn Sie auch davon träumen, mal einen ganzen Minigolfplatz für sich alleine zu haben: Wählen Sie den letzten Spieltag einer Bundesligasaison. Der Mann im Häuschen wird durch Ihr Klopfen hochschrecken, und dieses eine Mal werden Sie die verflixte Bahn mit diesem gelben Kiesding mit einem Schlag bewältigen und dafür keine Zeugen haben.

Wer sich solche Schwächephasen erlaubt wie ich, kann übrigens froh sein, wenn er am Ende hauchdünn, und ich meine: hauchdünn, einen dritten Platz belegt:



Nur dass es noch nicht das Ende ist, denn es gibt ja noch die Relegationsspiele. Ich kann also von einem dritten Platz, dessen Erreichen mit einem Gewinn von immerhin noch 15% der Spieleinsätze verbunden ist und der mir somit den Monat Mai erheblich versüßen würde (Kasten Malzbier/Kino), im letzten Moment noch verdrängt werden und einen auf HSV machen

+++ Eilmeldung: Neuer Trainer der "Rothosen", wie wir Insider sagen, wird Hannelore Kraft. +++

Wenn Sie dann allerdings am Muttertag gleich noch einmal zum Minigolfplatz gehen, werden Sie zunächst auf Ihren Satz Schläger warten müssen, Sie werden dann während des Spiels vorne stets warten müssen und hinten bedrängt werden, und obwohl tatsächlich Menschen mit eigenen Golfschlägern ihr Spiel verrichten, wird ernsthafter Mangel an Spielgeräten herrschen, es werden Ehen zerbrechen und beleidigte Kinder ihr Eis auf den Boden schmeißen, und Sie werden das gelbe Kiesding auch mit dem sechsten Schlag nicht treffen.

Irgendwann hat man über Robert Lembke ja mal lesen müssen, dass der so Schweinkram gemacht hat, und ich meine jetzt nicht das mit den Fünfmarkstücken (Spaß muss sein!), sondern etwas, das seine langjährige Ehefrau zu Worten im Sinne von "Ich will seinen Namen nie wieder hören!" verleitete. Und im Gegensatz zu den anderen Leserinnen des Goldenen Blatts war ich darüber nicht im mindesten überrascht, denn der alte Lustgreis hatte ohne Rücksicht auf meine minderjährigen Ohren schon einmal eine Schweinerei von sich gegeben (Wenn die jungen Damen da so oben ohne, da sag ich: Ein verpacktes Geschenk ist doch schöner, harhar.) Ich war schockiert. Fast so wie gestern, denn da wurde mir bewusst, dass das heitere Beruferaten nicht einmal auf seinem Mist gewachsen ist.

What's my Line? hieß das Original. Und Annette, Marianne, Guido und Hans haben das alles nur nachgemacht! Damit nicht genug: Die Gäste in Amerika bekamen, unabhängig davon, ob Sie gewannen oder verloren, eine Antrittsprämie von $500! Da ließ sich der am Ende der Sendung manchmal mit großer Geste für wohltätige Zwecke gespendete "Gewinn" von maximal $50 natürlich locker wegstecken. Nun drängt sich doch eine Frage auf: Ob man die deutsche Fernsehgeschichte umschreiben müsste, für die ja das im Schweinderl klimpernde Fünfmarkstück immer noch konstituiv ist? Hat also auch der Bodenentknarrer ein Handgeld kassiert? Man mag gar nicht daran denken. Aber der HSV kommt einem schon wieder in den Sinn.

Ein gewisses Stirnrunzeln verursachten bei mir übrigens auch die manchmal allzu gut passenden Fragen an die Prominenz. Urteilen Sie selbst: "Keine Ahnung, wer Sie sein können. Tragen Sie evtl. einen extravaganten Schnurrbart?"



Ich jedenfalls überlege, für 100.- DM pro Sendung die Rechte an einer erfolgreichen Fersehshow zu erwerben und diese dann nachzuspielen. Ich brauche mich eigentlich nur ganz natürlich zu verhalten, am letzten Spieltag der nächsten Bundesligasaison. Und meinen Gewinn aus der Bundesligatipprunde spende ich für wohltätige Zwecke.

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Dienstag, 23. März 2010
Schlimme Geistvergifter (live)
nnier | 23. März 2010 | Topic Fernseh
Kulturpessimismuswochen bei Mumien, Analphabeten, Diebe. Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir. Präsentiert von: Always Ultra, der Damenbinde mit Herz. Ersatzflüssigkeit war gestern! (Station Voice)

Da gibt es diesen TV-Sender, bei uns belegt er die Nr. 5 auf der Fernbedienung, dem ich immer ganz wohlwollend gegenüberstand. Dort liefen vor einigen Jahren viele schöne Sendungen, es gab keine Werbung, und bei den Nachrichten und Reportagen habe ich, obwohl dem Medium inzwischen reichlich entwöhnt, interessiert zugesehen und einiges gelernt.

Nun ergab sich gerade, dass ich die Wartezeit auf ein im Fernsehen übertragenes Fußballspiel in minderjähriger Begleitung mal wieder vor eben jenem Gerät verbracht und ein wenig diesem Sender zugeschaut habe. Die Sendung hieß "Beste Stimme 2010" und der Sender heißt KI.KA.

In dieser Sendung soll eine jugendliche Sängerin gefunden werden und eine bereits bestehende Band komplettieren. So weit, so la la. Es muss ja nicht immer Hochkultur sein und auch nicht dauernd Nils Holgersson. Die Nachrichten logo! haben wir schon angeschaut und etwas über fußballspielende Jungs in Mali gelernt, also, bitte, warum nicht mal was mit Mädchen und Musik. Dann aber muss man doch schlucken.

Es werden sämtliche Elemente der grässlichen Casting-Shows vorgeführt. Die Klischees müssen ja gelernt werden, man kann nicht früh genug damit beginnen: Mädchen und ihre Freundinnen müssen grundsätzlich kreischen, wenn sie erfahren, dass sie teilnehmen dürfen. Die Verkünderin dieser frohen Botschaft, ein Mitglied der bestehenden Band, tut dies mit heiligem Ernst, spricht langsam, kündigt eine Wahnsinnsüberraschung an, steigert die Spannung, und herzt die sprachlos kreischende Auserwählte dann erst mal ganz gönnerhaft dolle. Schnitt zum konzentrierten Einzelgespräch mit der Auserwählten: "Also, das war schon irre, als die Lalla da ankam und mir das gesagt hat, also, da konnte ich gar nichts sagen, da war ich sprachlos!", dann ein paar Bilder davon, wie sie zum ersten Mal ganz in echt zu den echten tollen Mädels von der Band darf, die voll nett sind, und sie ist ja so aufgeregt, und sie singt was vor, und schon wendet sich eine von den netten aus der Band ans TV-Publikum, welches erfährt, dass man für eine Kandidatin "voten" kann.

Zum Glück fing dann Fußball an. Aber es reichte noch für einen Seitenblick, und anscheinend geht's dort wirklich bergab seit den Zeiten, als ich endlich wieder Pinocchio sehen konnte:
Seit einigen Jahren sind allerdings deutliche Veränderungen des Programms erkennbar. Obwohl es von Anfang an eines der Ziele des Kinderkanals war, sowohl Real- als auch Trickserien zu zeigen, beträgt der Anteil an Trickserien mittlerweile bis zu 85% des Gesamtprogramms. Die meisten Serien werden nach ihrem Ende wiederholt, teilweise auch mehrmals hintereinander. [...] Der Unterschied zwischen Werktags- und Wochenendprogramm verschwindet immer mehr, da viele Serien täglich gesendet werden. [...] Doch die meisten älteren Serien, die zwischen 1997 und 2004 noch regelmäßig wiederholt wurden, werden mittlerweile nicht mehr ausgestrahlt.

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Mittwoch, 28. Oktober 2009
Meine Lieblingshits
nnier | 28. Oktober 2009 | Topic Fernseh
Es gab mal eine Zeit, in der ich die Namen der Tagesschausprecherinnen und - sprecher auswendig wusste. Werner Veigel, Wilhelm Wieben, Wilhelm Stöck, Dagmar Berghoff, Karl-Heinz Köpcke, Jo Brauner. Für die Schreibweisen kann ich hier übrigens keine Gewähr übernehmen und auch keine Bildchen oder Filmchen verlinken, da ich wieder einmal von der Welt abgeschnitten in eine Textdatei blogge, deren Inhalt ich bei nächster Einstöpselungsmöglichkeit mit der Tastenkombination "Strg + C" / "Strg + V" ins Eingabeformular des Blogs übertragen werde, und, nein, "Strg" heißt nicht etwa "String", wie viele Leute glauben, sondern ganz einfach "Steuerung". Aber es soll ja auch Leute geben, die eine Taste suchen, auf der "ANY" steht, nur weil auf dem Bildschirm "HIT ANY KEY TO CONTINUE" steht. Entschuldigung, das sind so blöde Computerwitze aus dem Büro, eigentlich stehe ich nicht auf sowas. Ein paar Jahre früher hingen bei solchen Leuten kopierte Bildchen über dem Schreibtisch, darauf stand z.B. "Ich bin auf der Arbeit, nicht auf der Flucht" oder "Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger."

Was ich dagegen wirklich mochte, waren die Werbekalender mit den Bilderwitzen. Es waren diese typischen Handwerkerwitzchen, z.B. sagt ein Bauarbeiter zum anderen: "Du hast wirklich zwei linke Hände", und, na ja, der Mann hat eben auch zwei anatomisch linke Hände. Man muss eine Hand übrigens erst mal zeichnen können, das ist eine schwierige Übung, auch wenn es sich nur um eine Comiczeichnung handelt, und der einzige Ausweg ist die sog. "Bananenbündelhand", mit der man allerdings den o.g. Handwerkerwitz nicht hätte umsetzen können.

Der andere Grund waren natürlich die leichtbekleideten und mit beeindruckenden sekundären Geschlechtsmerkmalen ausgestatteten Damen, die es in diesen Bilderwitzen zu sehen gab und unter denen dann Brüller standen wie z.B. "Fräulein Susi hat nun mal zwei schlagende Argumente vorgebracht, Kollege!"

Schwieriger wurde es dann schon mit der Generation Jan Hofer, Eva Herman, Susan Stahnke, Jens Riewa. Obwohl es damals noch bei jedem Neuzugang Zeitungsartikel gab, wollten sich diese Namen nicht so leicht einprägen. Beim Zivildienst sprach mich eine alte Dame übrigens voller Empörung auf das Schicksal der Dagmar Berghoff an. "Dass die keinen Mann findet!", rief sie aus, wedelte mir herausfordernd mit dem Goldenen Blatt vor der Nase herum und fragte: "Was ist denn verkehrt an der Frau? Das ist doch so eine tolle Frau! Sagen Sie doch mal selbst! Ist das nicht eine tolle Frau!", und ich wurde den Eindruck nicht los, dass ich hier persönlich für die Lebenssituation der Tagesschau-Chefsprecherin verantwortlich gemacht werden sollte. Dabei hätte Frau Berghoff, offen gestanden, tatsächlich keine Chancen bei mir gehabt. Es war Eva Herman, der ich verfallen w am liebsten beim Vorlesen zusah.

Dass Jens Riewa sich regelmäßig zum Deppen gemacht hat, weiß man ja, nicht nur seiner komischen Hemden wegen, und Susan Stahnke, ja, he, he, und, ähm, Eva Herman, nicht wahr, so dass man da schon von einer verlorenen Generation sprechen kann, lediglich Jan Hofer hat sich nicht so offensichtlich unseriös verhalten und kann auf Knopfdruck den amtlichen Tagesschau-Gesichtsausdruck aufsetzen. Allerdings ist auch das nur Tarnung.

Erstens war der mal vor zehn, zwölf Jahren in einer Sendung zu Gast, in der er eine blöde Schlager-CD der ganz schlechten Art präsentierte, so etwas wie "Jan Hofer: Meine Lieblingshits", ein Blödsinn, und nachdem er vorher ganz kumpelig von seinen Motorradtouren und irgendwelchen Currywurstgeschichten erzählt hatte, durfte er die CD in die Kamera halten, setzte unvermittelt sein Tagesschaugesicht auf und log sich wie auf Knopfdruck einen zurecht: "Lieder, die mir wirklich etwas bedeuten, rabla rabla", und als der Moderator fragte, ob das irgendein Wohltätigkeitskram sei, antwortete Jan Hofer mit Haifischgrinsen: "Nein", und dann kumpelten sie rum, "Die Kohle selber einstecken, harhar". Ich finde: Ein Tagesschausprecher macht so etwas nicht.

Zweitens sind mir seither diverse weitere Seichtschlagersammlungen begegnet, auf denen sein Name und Konterfei prangten. Ein Tagesschausprecher macht so etwas nicht.

Drittens habe ich kürzlich eine Schlagersendung mit Jan Hofer und einer gewissen Carmen Nebel im TV angesehen (fragen Sie nicht!), und ich bezweifle, dass ich die Schäbigkeit dieses Machwerks auch nur annähernd in Worte fassen kann. Stellen Sie sich bitte vor, dass billigst produzierter Schlagerramsch visuell ebenso billig ins Bild gesetzt wird, dass schlimm heruntergeleierte Moderationen vollkommen beziehungslos dazwischengeschnitten werden, Jan Hofer an irgendeinem Strand gibt irgendeinen Sprachmüll von sich, Carmen Nebel steht zwischen irgendwelchen gefälschten Matrosen herum, Jan Hofer am Brandenburger Tor reihert irgendeinen Sprachmüll aus sich heraus, Carmen Nebel lässt sich von Käpt'n Iglo begrapschen und gibt peinigende Dinge von sich, Jan Hofer erbricht noch mehr Buchstabensuppe und tut das die ganze Zeit mit seinem Tagesschaugesicht. Am Ende hält das Verbrecherpaar eine CD in die Kamera und bewirbt das Machwerk ("Unsere CD zur Sendung!") ungeniert. So viel Verachtung gegenüber dem Zuschauer muss man erst mal aufbringen! Ich will, dass Karl-Heinz Köpcke die Knute auspackt und den ganzen sprachlichen Eiter aus Jan Hofer heraus so etwas von einem Tagesschausprecher nicht sehen. Köpcke hat übrigens Frau Berghoff damals schon getadelt, wenn sie das Wort "notwendig" auf der zweiten statt auf der ersten Silbe betonte. Vielleicht wäre sonst ein glückliches Paar aus ihnen geworden?

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Freitag, 25. September 2009
Am Sonntag: Wählen gehen!
nnier | 25. September 2009 | Topic Fernseh
Es geht um nicht weniger als die Zukunft unseres Landes. Mit der Erststimme wählen Sie irgendwas. Mit der Zweitstimme auch. Und am Ende entscheidet sich, ob Angela Merkel Bundestrainerin bleibt.

Darüber wird jetzt im TV natürlich heiß diskutiert! Leider habe ich es verpasst. Aber das macht nichts, denn dafür gibt es Zeitungen.

Wie steht es eigentlich um Ihre politische Bildung? Von wem stammen die folgenden Aussagen?

1) "Ich glaube, dass vielleicht es uns nicht ganz gelungen ist, deutlich zu machen, dass die große Koalition, die ja eine leider mögliche Alternative ist zu Schwarz-Gelb, ein hohes Maß an Unsicherheit bietet, denn eine Koalition würde mit Sicherheit bei weitem nicht so stabil und bei weitem nicht zuende geführt werden."

a) Berti Vogts
b) Uli Hoeness
c) Peer Steinbrück
d) Edmund Stoiber


2) Aber wichtiger sei doch, dass die Wirtschaft wieder funktioniere. Auch wegen des kleinen Mannes, damit der "was zu essen" habe.

a) Berti Vogts
b) Uli Hoeness
c) Peer Steinbrück
d) Edmund Stoiber


3) Wer "gerierte sich fortan als personifizierte Geißel gieriger Manager: Bei diesen Boni gehe ihm 'in der Tasche das Messer auf."

a) Berti Vogts
b) Uli Hoeness
c) Peer Steinbrück
d) Edmund Stoiber


4) Er zahle auch gerne fünf Prozent mehr, aber deshalb gehe es "dem kleinen Mann kein Stück besser."

a) Berti Vogts
b) Uli Hoeness
c) Peer Steinbrück
d) Edmund Stoiber


5) Millionäre könnten das zwar wirtschaftlich tragen: "Aber wie kommen Sie darauf, dass sie das emotional und moralisch tragen können respektive tragen wollen?"

a) Berti Vogts
b) Uli Hoeness
c) Boris Becker
d) Michael Stich

[Auflösung heute abend]

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Montag, 21. September 2009
Vielen Dank, Herr. Zimmermann. (Fragm.)
nnier | 21. September 2009 | Topic Fernseh
Erst vor kurzem musste ich an die Sendung Aktenzeichen XY denken, und nun ist also Eduard Zimmermann gestorben.

Jahrelang sah ich am Freitagabend gerne den Freitagskrimi, also Derrick, Der Alte und peinlicherweise besonders gerne Ein Fall für Zwei. Es war für mich dann eine große Enttäuschung, wenn ich beim Blick auf die Fersehseite der Tageszeitung (denn eine Programmzeitschrift hatten wir nicht) feststellen musste, dass "nur XY" kommen würde.

In diesen Zeiten, als das ZDF so unglaublich braun-beige-olivgrün daherkam, dass man sich fragt, wozu eigentlich alle Farbfernseher haben wollten, gab es aber auch keine brauchbaren Alternativen, und außerdem bot die Sendung auf eine verrückte Weise einen ganz speziellen, gruselig-lustvollen Kitzel. Denn es waren ja reale Fälle, über die dort berichtet wurde und die von dermaßen hölzernen Darstellern nachgespielt wurden, wie man sie bis zum Dammbruch durch täglichen Privatsenderschund wie Gute Zeiten, schlechte Zeiten nur selten zu sehen bekam.

Trotzdem konnte einen das Grauen befallen. Nachdem Eduard Zimmermann, den man meiner Erinnerung zufolge in all den Jahren nicht eine Zehntelsekunde lang lächeln sah, mit todernstem Gesichtsausdruck die Sendung eröffnet hatte,

Nachwort von Max Gelbwurstbrod: Dieses unvollendete Werk erlaubt einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise des Autors, der den Beitrag am Vorabend begonnen und gegen Mitternacht zur Seite gelegt hat. Er mache das gelegentlich so, äußert der gegenüber den Medien stets zurückhaltende Schreiber, wenn er merke, dass er "müde" werde. Vermutlich hätte er die Arbeit am Folgetag wie üblich wieder aufgenommen und dabei das bereits Geschriebene noch einmal kritisch durchgelesen, womöglich stilistisch geglättet oder auch, wie er selbst wohl sagen würde, "komplett in die Tonne getreten." Eine schmerzhafte Schulterzerrung, die wirklich "asig weh" tue, unterbrach dann jedoch den gewohnten Prozess, wodurch hier wohl erstmalig die Rohfassung eines Textes - Herrgottsakra, das tut dermaßen weh, ich gehe jetzt ins Bett!

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