Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
The Others
nnier | 16. Juni 2024 | Topic Musiq
Ich muss es gleich zugeben: Mein Herz schlägt für eine andere Band. Seit es die nicht mehr gibt, es sind jetzt auch schon wieder 54 Jahre, ist da diese große Leerstelle, neben der die Rolling Stones einfach weiterexistieren. Und wenn ich so nachdenke, fällt mir ein, dass ich vor vielleicht 15 Jahren sogar mal auf einem Konzert von denen war, das mich jedoch kaum weniger hätte beeindrucken können.

Mein Maßstab ist allerdings verdorben, denn wie ich vielleicht schon mal angemerkt habe, danke ich dem Schöpfer auf Knien für jedes Konzert von Paul McCartney, das ich miterleben durfte. Eine so tiefgreifende emotionale Erfahrung darf man anderswo nicht erwarten, und doch war ich angesichts der Parade klassischer Hits, die da abgespult wurden, ein wenig verwundert, wie egal mir die ganze Veranstaltung war. Es sind ja keine schlechten Lieder, und es kann auch rührend sein, den älteren Herren dabei zuzusehen, wie sie es noch draufhaben, und man hätte sich von der Begeisterung anderer Fans doch irgendwie anstecken lassen können, die auf dem Hin- wie auf dem Rückweg begeistert und in Kopfstimme "Oooh-oooh" sangen, ja, man hörte quasi nichts anderes in der S-Bahn als dieses Melodiefragment aus Sympathy for the Devil.

Aber da geht es schon los, das ist ja fraglos ein flottes Lied, aber es packt mich nicht. Und da fällt mir die Konversation zum Thema vor 20 Jahren im Raucherbüro ein, bei der ich die Ansicht vertrat, bei den Beatles könne ich unter Schmerzen vielleicht 10 Lieder benennen, auf die ich im Notfall verzichten würde; bei den Stones hingegen kämen mit einiger Sucherei wohl 10 Songs zusammen, die ich irgendwie OK finde.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich deren Werk längst nicht so gut kenne wie das der Liverpooler. Wenn ich also nun ein paar Songs nenne, die ich akzeptieren kann, ist die Grundlage dafür mehr als lückenhaft.

Fangen wir mal mit meinem aktuellen Ohrwurm Gimme Shelter an, von dem ich theoretisch seit ca. 1969 wissen könnte, wie gut er ist, aber so richtig gemerkt habe ich es erst in den letzten Tagen. Ein super Intro, der Gesang von Mick Jagger ist nicht schlecht, sensationell gut wird das Lied aber erst durch die hohe, zweite Stimme von, Moment!, genau!, Merry Clayton.

Der Film Rushmore ist nicht nur ein guter Film, sondern hat auch einen exquisiten Soundtrack. Darin begegnete ich dem sehr angenehmen Stückchen I Am Waiting vom 1966er Album Aftermath, das lese ich gerade bei Wikipedia und zeigt wieder mal, wie wenig ich mich im Werk dieser Band auskenne, während ich bei einer anderen Band ziemlich genau darlegen könnte, was 1966 passiert ist. Ich mag sie ja tatsächlich gerne ruhig, die Stones, so wie hier, und bin dafür in keinerlei Versuchung, jemals Satisfaction mitzugröhlen.

Schön ruhig ist auch Ruby Tuesday, das ich wirklich sehr geschmackvoll finde, von der Klavierbegleitung über den gestrichenen Kontrabass bis hin zu den Flöten. Es ist für immer verbunden mit dem Uher-Spulentonbandgerät meiner Eltern, auf dem ich es kennenlernte, ohne natürlich zu wissen, von wem es ist. Aber das ist wirklich eine schöne Melodie, die ich seit frühen Kindertagen gerne bei mir habe.

Und das müssten dann auch schon die ca. 10 guten Lieder von den Stones gewesen sein, jetzt muss ich noch mal über die 10 von den Beatles nachdenken, auf die ich notfalls verzichten kann ... aargh ... das wird schwer ... vielleicht doch nur 5, oder 3?

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kid37, Sonntag, 16. Juni 2024, 21:10
Bin ganz dabei. Kenne kein McCartney-Konzert, aber bei "den Stones", wie es immer kennerisch heißt, war ich vor über 20 Jahren mal auf einem Flugfeld in der weiteren Nähe. Abgehoben habe ich da nicht, bin einfach kein Fan. Besitze immerhin die Alben "Aftermath" und "Let It Bleed", die ich jeweils geschenkt bekam. Da sind so "Ideen" drauf, "You Can't Always Get What You Want", wo auch Jagger interessante, imperative Intonationen hat. Ach, und diese Phase mit diesem Psychedelic-Album, rote Türen schwarz gestrichen und zwar 2000 Lichtjahre von daheim wech, ganz ungewöhnlich und auch nicht schlecht. Aber maskuliniert auch ziemlich rum, und am Ende war ich am meisten begeistert, dass die in den 70ern ein ganzes großes Haus weit weg von zu Hause in Südfrankreich mieteten, 2000 km Kabel verlegten, um ein Album aufzunehmen. Das würde ich auch gern machen.

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nnier, Montag, 17. Juni 2024, 06:59
Dann sind auf Ihren beiden Alben ja auch zwei der hier genannten Lieder, immerhin! Das mit den satanischen Majestäten haben sie wohl später selbst ziemlich verrissen, immerhin "She's a Rainbow" lässt sich da noch gut an; und "You Can't Always Get What You Want" werde ich gleich mal anwerfen, ich habe es tatsächlich nicht von selbst im Ohr.

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kid37, Montag, 17. Juni 2024, 12:41
Hörte mal ungewünschterweise einen sog. "Podcast" mit Peter Urban, als ich noch Inforadio hörte und schläfrig im Bett lag. Darin (im Podcast) die Geschiche aus Südfrankreich, der Steuerflucht, dem Stress mit allem und jedem und den Dealern und dem Leben in der Villa als Rockmusiker-WG. (Depeche Mode haben, vom ihrem Produzenten gedrängt, mal ähnliches in Spanien versucht und haben nach nervenzerreibenden Wochen in diesem Haus die Aufnahmen weggeworfen oder versteckt.) Ich würde in einer Villa in Südfrankreich nur ein Solo-Album aufnehmen. "Under My Thumb" übrigens hat ein hübsches Riff. Ist nicht alles schlecht, aber irgendwie nicht meine Welt. Orthopäden raten übrigens davon ab, die Schultern immer so hochzuziehen wie Mick Jagger.

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nnier, Montag, 17. Juni 2024, 13:12
"Urban Pop" :)

Das höre ich auch nur zufällig; und geht es um Künstler, die ich selbst einigermaßen kenne, bin ich ob der, hm, Niedrigschwelligkeit doch oft ernüchtert. Kennt man sich hingegen nicht aus, ist das schönes Dudelradio mit der gemütlichen Stimme von dem Onkel, der damals ja auch überall dabei war, in London und so.

Die Stones hätten gewarnt sein können; bei den Beatles ging das im Studio schließlich auch nur so lange richtig gut, wie sie unter sich blieben, mit Mal Evans und George Martin meinetwegen. Wenn all die satanischen Majestäten aber einen wachsenden persönlichen Hofstaat und ständig auswärtige Termine haben, wird's tatsächlich eng und schwierig. Und außerdem: Was im Studio passiert, bleibt im Studio - wie soll das noch funktionieren?

Mit DM kenne ich mich weniger aus, hörte aber, um noch mal auf die 2000 km Kabel zu kommen, kürzlich ein interessantes Gespräch von Stewart Copeland mit Rick Beato. Bei den Aufnahmen für das letzte Police-Album kam nämlich der Produzent Hugh Padgham auf die Idee, das Schlagzeug in ein anderes Stockwerk zu verbannen, so dass der arme Drummer da ewig isoliert rumsaß und dann plötzlich seinen Track abliefern sollte. Auch nicht gerade das, was ich mir so idealisiert unter Band-Leben vorstelle.

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kid37, Montag, 17. Juni 2024, 14:23
Am Ende war die Stimmung unter DM wohl zerrüttet, einer fauchte den Produzenten (Flood?) am Flughafen an, "Danke für die Zeitverschwendung", und keiner konnte den anderen mehr riechen oder sehen. Die Anekdote um Stuart Copeland erinnert an "24 Hours Party People" über die Manchester-Szene. Da verbannte Aufnahmemeister Martin Hamnett den Joy-Division-Schlagzeuger Stephen Morris für den "speziellen Sound" aufs Dach, wo er dann vergessen wurde. Mein Gott, ich klinge wie Peter Urban!

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nnier, Montag, 17. Juni 2024, 17:29
("Wo er dann vergessen wurde" ist vielleicht auch ein Erklärungsansatz für Copelands Take zum Thema Mutter, weil bekanntermaßen Mutter = Welt insgesamt.)

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nnier, Montag, 17. Juni 2024, 17:31
Oh, das war falsch erinnert: Es ist von Andy Summers. Aber nun steht es so da, wird vielleicht mal eine Urban Legend.

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