I wish I was a baby
I wish I was dead
(John Lennon, Cold Turkey)
So etwas würde Paul nie schreiben, und schon gar nicht damals, als er sich in immer hektischeren Bewegungen zwischen alle Stühle setzte: Als hätte es nicht genug rechtliche Streitigkeiten mit den ehemaligen Bandkollegen gegeben, kamen noch welche dazu, weil nicht jeder Medienmogul gleich einsehen wollte, dass aus der Fotografin Linda Eastman plötzlich eine professionelle Songschreiberin geworden war. OK, sagte Paul, bevor wir uns hier um die zusätzlichen Tantiemen streiten, mache ich euch noch eine Fernsehshow, dann kriegen wir aber das Geld, Deal?
Ich habe davon nur Ausschnitte gesehen, aber schon diese und oberflächliches Lesen machen klar, dass sich hier jemand seine Reputation auf Jahre hinaus kaputtmachen würde. Gotta Sing, Gotta Dance, die alte Hut-und-Stock-Nummer, der Entertainer für die ganze Familie, dazwischen Pub-Gesinge mit den Großtanten und musikalisch schlechte Wings-Auftritte: Ganz unschuldig an seinem zweifelhaften Ruf war er damals sicher nicht.
Und dabei konnte er's doch! Im selben Jahr erschien z.B. dieser Slowie. Sparsam instrumentiert mit einem grandiosen Gitarrenriff, lediglich von der Wings-Kernbesetzung mit Paul, Linda und Denny Laine aufgenommen, fegt der Song mühelos allen Kitsch vom Kamin und rockt relaxt, ohne irgendwas beweisen zu wollen. Wunderbar auch die leere Strophe gegen Ende: Alles wartet auf ein Instrumentalsolo (und bei Livekonzerten gibt es das leider auch), aber nein, man darf schlicht dem Riff und der Bassbegleitung lauschen, bis der Refrain wieder einsetzt. Seit dem "Drumsolo" in Birthday wurden meine Erwartungen nicht so schön unterlaufen!
Echoes of Lennon, na klar, und die Gelehrten streiten sich, ob das eher Parodie oder eher Hommage war: Zünglein an der Waage ist für mich das kurze "Ooh-oh-ohaho" ganz am Schluss, in dem für mich punktgenau und überhaupt nicht bösartig so viel Plastic-Urschrei-Lennon konzentriert ist, dass ich lächeln und nach draußen rufen möchte: Jungs, nun hört mal auf zu streiten, in Wahrheit liebt ihr euch doch!
Platz 20: Let Me Roll It (1973)
I wish I was dead
(John Lennon, Cold Turkey)
So etwas würde Paul nie schreiben, und schon gar nicht damals, als er sich in immer hektischeren Bewegungen zwischen alle Stühle setzte: Als hätte es nicht genug rechtliche Streitigkeiten mit den ehemaligen Bandkollegen gegeben, kamen noch welche dazu, weil nicht jeder Medienmogul gleich einsehen wollte, dass aus der Fotografin Linda Eastman plötzlich eine professionelle Songschreiberin geworden war. OK, sagte Paul, bevor wir uns hier um die zusätzlichen Tantiemen streiten, mache ich euch noch eine Fernsehshow, dann kriegen wir aber das Geld, Deal?
Ich habe davon nur Ausschnitte gesehen, aber schon diese und oberflächliches Lesen machen klar, dass sich hier jemand seine Reputation auf Jahre hinaus kaputtmachen würde. Gotta Sing, Gotta Dance, die alte Hut-und-Stock-Nummer, der Entertainer für die ganze Familie, dazwischen Pub-Gesinge mit den Großtanten und musikalisch schlechte Wings-Auftritte: Ganz unschuldig an seinem zweifelhaften Ruf war er damals sicher nicht.
Und dabei konnte er's doch! Im selben Jahr erschien z.B. dieser Slowie. Sparsam instrumentiert mit einem grandiosen Gitarrenriff, lediglich von der Wings-Kernbesetzung mit Paul, Linda und Denny Laine aufgenommen, fegt der Song mühelos allen Kitsch vom Kamin und rockt relaxt, ohne irgendwas beweisen zu wollen. Wunderbar auch die leere Strophe gegen Ende: Alles wartet auf ein Instrumentalsolo (und bei Livekonzerten gibt es das leider auch), aber nein, man darf schlicht dem Riff und der Bassbegleitung lauschen, bis der Refrain wieder einsetzt. Seit dem "Drumsolo" in Birthday wurden meine Erwartungen nicht so schön unterlaufen!
Echoes of Lennon, na klar, und die Gelehrten streiten sich, ob das eher Parodie oder eher Hommage war: Zünglein an der Waage ist für mich das kurze "Ooh-oh-ohaho" ganz am Schluss, in dem für mich punktgenau und überhaupt nicht bösartig so viel Plastic-Urschrei-Lennon konzentriert ist, dass ich lächeln und nach draußen rufen möchte: Jungs, nun hört mal auf zu streiten, in Wahrheit liebt ihr euch doch!
Platz 20: Let Me Roll It (1973)
Link zu diesem Beitrag (10 Kommentare) | Kommentieren [?]
reuter,
Donnerstag, 12. Mai 2016, 15:47
Love it! Dieses Lied hat wieder alles, was seine Genialität ausmacht, finde ich. Kommt bei mir glatt auf, sagen wir: Platz 7!
Link zu diesem Kommentar | Kommentieren [?]
nnier,
Freitag, 13. Mai 2016, 00:47
Less is more. Das bekannte Foto auf "Band On the Run" führt komplett in die Irre, denn man wusste ja ohnehin kaum, wer oder was die Wings gerade waren: Wenn dann fast zehn Personen auf dem Plattencover abgebildet sind, kommt man erst mal nicht auf die Idee, dass nur drei davon zur Band gehören und das ganze Album in dieser Sparbesetzung aufgenommen haben. Vielen Liedern ist das zugutegekommen, und gerade bei diesem hier bin ich dankbar, dass kein Leadgitarrist sich in den Vordergrund spielt, kein Keyboardmagier die "leere Strophe" mit Zierrat befüllt, kein Meisterdrummer komplizierte Breaks spielt: Dann setzt sich eben Paul ans Schlagzeug und hält irgendwie den Rhythmus, Linda lernt ihre Akkorde auf der Tastatur, und dann gibt's ja noch das geniale Riff. Der Song klingt für mich immer noch erstaunlich frisch.
kid37,
Donnerstag, 12. Mai 2016, 16:52
In dem Beatlesbuch von Dings, na, Laufenberg, wird es, wenn ich mich recht erinnere, als deutliche Spitze gegen Lennons Urschrei-Stil der frühen New-Yorker-Jahre gedeutet. Ich könnte mir aber vorstellen, daß jemand, der Stile und Ideen so wie ein Schwamm aufsaugt wie McCartney, solche Dinger auch ohne Arg raushaut. Lennons Foto mit dem Schwein war da ein anderes Kaliber.
Link zu diesem Kommentar | Kommentieren [?]
nnier,
Freitag, 13. Mai 2016, 01:00
So auch mein Eindruck: Bestimmt war Paul nicht immer so harmlos, wie er gerne getan hat. Aber hier hat er sich vermutlich von einem bestimmten Sound, den man damals mit Lennon in Verbindung gebracht hat, schlicht inspirieren lassen, so dass ich das - wenn überhaupt irgendwie auf Lennon bezogen - eher als neckischen Gruß verstehe.
venice_wolf,
Freitag, 13. Mai 2016, 23:39
Was uns dann von den Sterblichen unterscheidet, sind die Antworten, am Montag im Buero, die uns auf die Frage: ja, was hastn gestern gmacht? Entlockt werden: Nix, ich habe mit Ian Paice nach dem Konzert (wo ich in erster Reihe sass und Zutritt zum Buehnen kuehlschrank hatte) noch eine Pizza gegessen, und um halbzwei war Schluss. Am naechsten Tag ging ja das Flugzeug. Long live Rock and Roll
Let me roll it ist eine saubere Sache, einfache Zutaten, Gutes Rezept. Immer bewaehrt.
Let me roll it ist eine saubere Sache, einfache Zutaten, Gutes Rezept. Immer bewaehrt.
Link zu diesem Kommentar | Kommentieren [?]
nnier,
Samstag, 14. Mai 2016, 21:30
Eine schöne Geschichte, vor allem der Bühnenkühlschrank imponiert. Ich erinnere mich gut, wie mir jemand aus Italien per Post eine bespielte Cassette mit Perfect Strangers geschickt hat. Besonders gefallen hat mir damals der Chorus des Songs Knocking At Your Back Door ("Feel it coming ..."), und als ich jetzt wieder reingehört habe, musste ich schallend lachen: Das ist ja einer der unverschämtesten Liedtexte überhaupt, und das haben sie in den 80ern im Radio gespielt!?
So we put her on the hit list
Of a common cunning linguist
A master of many tongues
And now she eases gently
From her Austin to her Bentley
Suddenly she feels so young
So we put her on the hit list
Of a common cunning linguist
A master of many tongues
And now she eases gently
From her Austin to her Bentley
Suddenly she feels so young
venice_wolf,
Sonntag, 15. Mai 2016, 11:51
Ja, dann liest man im Artikel... Merklich ruhiger geworden um die Band...beim Album geht es nicht so weiter... Bestimmt hat der vermeintliche Zeitungsmann keine Ahnung dass die Jungs in ihrem pensionsAlter immer unterwegs sind, Traks auch in der Karibik aufgenommen und sind abgeschlossen, Roger Glover hat zwei Tage spaeter bei Venedig gespielt ( ich habe wieder auf den Buehnenkuehlschrank aufgepasst) eine Woche vorher waren alle bei sowas wie Hall of Fame, gestern -heute rocken sie in Tokio... Es hat fast zwei Jahre Arbeit gedauert bis der Termin in Klagenfurt zustandegekommen ist. Mit Dp texte habe ich mich eigentlich nie befasst... Smoke on the water, highway star, ja das kennt man
venice_wolf,
Sonntag, 15. Mai 2016, 11:57
http://www.deeppurple.com/
Ja stimmt nachdem sie so weit weg sin ist es beim Lindwurm in Klagenfurt etwas ruhiger
Ja stimmt nachdem sie so weit weg sin ist es beim Lindwurm in Klagenfurt etwas ruhiger
nnier,
Sonntag, 15. Mai 2016, 20:24
Ich kenne mich nicht bis in die Tiefen aus, aber dass die Band neben Led Zeppelin und Black Sabbath zu den ganz frühen Hardrockbands gehört, weiß ich noch, und dass bei einem Schulfreund das berühmte In Rock herumstand. Roger Glover soll kein ganz einfacher Bandkollege gewesen sein, gibt er denn etwas aus seinem Kühlschrank ab? (Und lustig, dass Ian Paice mit einer Deep-Purple-Tributeband auftritt!)
venice_wolf,
Sonntag, 15. Mai 2016, 23:40
Roger ist ganz gemuetlicher Kerl. Ritchi Blackmoore hingegen sollte man eher aus dem Weg gehen, dem entlocken auch 20.000 euro Gage auf die Hand kein Anzeichen von Laecheln, Danke oder sowas, .(weiss ich indirekt).
Um hier kommentieren zu können, musst du bei blogger.de registriert sein. Das geht ganz schnell: Einfach auf Kommentieren klicken, dort "Noch nicht registriert?" anwählen und den gewünschten Benutzernamen und ein Passwort eingeben. Du kannst dann künftig in allen Blogs bei blogger.de kommentieren!