Oha. Ich bin alleine zu Hause, wollte den bloß mal probieren und aus rein wissenschaftlicher Neugier den Effekt des zweiten Tages prüfen. Also gestern abend notgedrungen a Glaserl vorab, und erst wollte ich gleich wieder abwinken: Gute Ansätze, aber zu dünn, zu körperlos! Über die Rebensorte Primitivo hatte ich einmal gelesen, dass sie genetisch dem Zinfandel gleicht, Italiener der eine, Amerikaner der andere, beide mit kroatischem Urahn. Denn eines der wenigen Dinge, die ich mir im Zusmmenhang mit Wein bisher merken konnte, war, dass mir ein Primitivo irgendwo und irgendwann nicht schlecht geschmeckt hat.
Trocken ist dieser hier sicherlich, was schon mal ein guter Anfang ist, aber von reifen Kirschen, Waldbeeren, Schokoaromen (wie die Anbieter behaupten) war erst mal gar nichts zu merken: Kein schlechter Stoff, aber doch etwas vordergründig, wollte ich noch sagen, und das mit der Schokolade brachte mich auf die Idee, mal mit einem Stück Edelbitter zu kontern: Oi! Das erweitert ja schon mal extrem das Spektrum, da ist ja plötzlich ein Resonanzraum, die beiden stärken sich wechselseitig, dranbleiben also.
Gegenüber so mancher anderen Flasche hat dieser hier den Vorteil, dass ich ihn erst vor wenigen Wochen gekauft habe, beim Discounter. Primitivo, dachte ich, kann nicht ganz verkehrt sein, dachte ich, und interessante Flasche, dachte ich: Zum Weinladen kannst du ja gehen, wenn du ein wenig herumgeschmeckt und schon mal so zwei, drei grundlegende Erfahrungswerte zur Verfügung hast, sonst quatschen die dich tot.
Das alles hat viel mit Vertrauen zu tun, man lässt ja sonst auch nicht gleich jeden ran: Erst Kino, Kaffeetrinken, die ganze Nummer. Die ersten vorsichtigen Küsse: Ganz toll, und auch Händchenhalten kann wunderschön sein, keine Frage! Ob und wann man seine ungeschützte Kehle präsentiert und genug Vertrauen hat, sich hinzugeben, gehört zu den Dingen, die man alleine entscheiden muss, sagt das den Kindern, und tut nichts, was ihr nicht tun wollt: Den Primitivo direkt ins Geschmackszentrum vordringen zu lassen, umweglos in den Rachen, wo er sich rücksichtslos ausbreitet, das muss man erst mal aushalten und ist eine intensive Erfahrung, zu der man bereit sein muss. Vergesst, was im vorderen Mundraum stattfindet, kippt ihn an der Zunge vorbei Richtung Larynx und Pharynx, ihr werdet es nicht bereuen.
Es ist mitten am Tag, der schmeckt mit jedem Glas besser, ist ja sonst nicht meine Art, so etwas, aber der geht direkt auf die Zwölf und den kleinen Rest brauche ich jetzt auch nicht mehr in der Flasche zu lassen, hicks.
Masseria Metrano Primitivo Salento von 2013, 14,5%, Lidl, ca. 8.- EUR. Sehr gut, mit Bitterschokolade oder kräftigem Käse noch besser.
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vert,
Dienstag, 29. Dezember 2015, 03:55
gute wahl, fast immer, dieser primitivo (auch wenn ich diesen nicht kenne).
ich komm mir vor wie ein profiler: ich les hier mal so mit und empfehle in einem halben jahr den final besten wein:-)
#totquatschen: bei jacks weindepot (u know) gibts nen ganz passablen. die haben eh nicht soviel zeit zum rumlabern, können aber trotzdem was sagen und lassen einen probieren.
ich komm mir vor wie ein profiler: ich les hier mal so mit und empfehle in einem halben jahr den final besten wein:-)
#totquatschen: bei jacks weindepot (u know) gibts nen ganz passablen. die haben eh nicht soviel zeit zum rumlabern, können aber trotzdem was sagen und lassen einen probieren.
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nnier,
Dienstag, 29. Dezember 2015, 10:14
Da geht das Elend schon los: Soll ich den gleich nachkaufen, weil er mir gut geschmeckt hat, oder lieber was Ähnliches, weil ich erst mal viel probieren will? Das kleine Trinktagebuch soll auch eine Erinnerungsstütze sein, mit dessen ersten Erkenntnissen ich eines Tages zum Weinladen gehen werde.
(Ich kannte mal einen, der hatte einen Weinladen, das war aber nicht gut für den.)
(Ich kannte mal einen, der hatte einen Weinladen, das war aber nicht gut für den.)
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