Gib mir 1000, sagte der Mann, als ich ihm erklärt hatte, was ich will: Eine halbwegs gerade Decke und halbwegs gerade Wände oberhalb der Fliesen. Die alte Decke ist so eine bröckelige aus Schilfrohr und Gips, an die man kaum eine Lampe hängen kann, und wirklich nicht mehr schön, also am besten: Platten drüber, und an die Wände auch gleich, dann ist das glatt und sauber.
Für 1000 mache ich dir das, da muss man doch kurz innehalten: Nö, das mache ich selber.
Hat der Fliesenmann Wochenende, stehe ich da und suche Balken: Die Platten sollen ja schließlich irgendwo reingeschraubt werden da oben an der Decke, bloß dass ich die Balken schon beim Lampenaufhängen nie finde, also: Komplett runter mit dem alten Kram, hust!, röchel!, das staubt wirklich schlimm und du frisst Gipsklumpen und Nachkriegsschilfrohr den ganzen Samstag lang. Am Sonntag brav die Lattung unter den Balken ergänzen und eine Woche später die Platten drunterschrauben.
Wenn Sie Gipskartonplatten gegen eine massive Wand setzen sollten, wie würden Sie das machen: Dübeln, oder? Dachte ich auch. Tatsächlich aber rührt der Rigipsprofi Ansetzgips (Sackware) in sauberes Wasser ein, bis dieser eine derart sahnige Konsistenz erhält, dass man Kuchen backen möchte. Die Masse sodann in dicken Batzen mit einem Abstand von ca. 35 cm auf die Platte schmeißen und diese an die Wand drücken. Yeah!
Bloß dass diese Theoretiker immer von einer kompletten Wand (oben bis unten) ausgehen, vor der die Platte dann senkrecht steht. Setzt du die Platte aber quer und willst direkt unter der Decke beginnen, dann schmatzt sie sich zwar ganz gut gegen die Wand, hat aber eine dezidierte Meinung zum Thema Schwerkraft und will stur nach unten gleiten, da kannst du batzen, wie du willst.
Froh, wer dann eine Spreizstange zur Hand, gesegnet, wer beim Holzhandel ein paar sägerauhe Fichtenlatten zuviel mitgenommen hat: Das ist doch immer wieder eine Freude, wie man diese Dinger gegen den Boden kanten kann, wohldosiert Spannung draufgeben: Latte halte Platte, Frau Spreizstange sorgt für horizontalen Druck, das ist wie mit einer ganzen Helferschar, das ist wie mit fünf Händen, und schon ist wieder Sonntagabend.
Aber der Fliesenmann will schließlich weitermachen.
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venice_wolf,
Montag, 1. September 2014, 01:38
Fleissig, fleissig, nix su sagen... Man lernt nie aus und Kreativitaet gehoert beim Basteln schon einmal dazu ...
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nnier,
Montag, 1. September 2014, 16:08
Die ganze Nacht unbewusst aufs große Klacklacklack gewartet. Aber es scheint zu halten! Hoffentlich auch ohne die Stangen, es wird sonst schwer, das jedem Badbenutzer zu erklären: Man kommt sich vor wie Tom Cruise zwischen den Laserstrahlen mit all diesen Kreuz- und Querstangen, die man nicht berühren darf.
nnier,
Dienstag, 2. September 2014, 13:40
Einer der Zugangscodes zur Handwerkerwelt: Mischung, und du bist dabei. Nicht etwa Putz- und Mauermörtel. Kriegst garantiert eine gebatzt.
pathologe,
Dienstag, 2. September 2014, 14:40
Ich bin ja eher der Meinung: so lange man es schrauben kann, braucht man nicht zu kleben. Daher wäre ich umständlicher an die Lösung herangegangen: Latten senkrecht oberhalb der Fliesen an die Wand dübeln,, danach die Gipskartonplatten auf die Latten schrauben. (Ein Fachmann würde mir natürlich jetzt was von Schwitzwasserbildung erzählen)
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nnier,
Dienstag, 2. September 2014, 22:47
Ja. Mit diesen Latten für -.60/lfdm im Holzhafen kann man unglaulich tolle Dinge tun. Manchmal würde ich am liebsten rohe Wände verputzen, jetzt wo ich weiß, wie man das macht: Latten parallel aufnageln, Mischung auf die Wand batzen, zwischen den Latten verputzen. Richtbrett drüberziehen. Am nächsten Tag die Latten rausnehmen und die Lücken verfüllen: Gerade! Also theoretisch.
Ihre konventionelle Lösung schwebte mir auch vor, Problem: Die Fliesen sind schon an der Wand, und Latten plus Platten hätten oberhalb der Fliesen etwas zu dick aufgetragen - das Negativ eines umlaufenden Simses wäre da sozusagen entstanden. Nun also geklebt, und ich hoffe, dass ich nicht mehr derjenige bin, der die irgendwann wieder rausreißen muss.
Ihre konventionelle Lösung schwebte mir auch vor, Problem: Die Fliesen sind schon an der Wand, und Latten plus Platten hätten oberhalb der Fliesen etwas zu dick aufgetragen - das Negativ eines umlaufenden Simses wäre da sozusagen entstanden. Nun also geklebt, und ich hoffe, dass ich nicht mehr derjenige bin, der die irgendwann wieder rausreißen muss.
nemorosa,
Dienstag, 2. September 2014, 17:04
Also, ich hätte die 1000 bezahlt. Herrje.
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nnier,
Dienstag, 2. September 2014, 23:01
Fürs Rauskloppen und Entsorgen musst du locker 800 rechnen, das habe ich dann auch lieber selber gemacht: Alles in allem konnte ich immerhin zwei Tage Klempner gegenfinanzieren! Hiwi-Arbeiten beherrsche ich, aber um reich zu werden, muss man wohl Rohre verlegen können.
ilnonno,
Mittwoch, 3. September 2014, 00:38
Das ist es, was ich gerade mache. Idiotenplan: eine Wohnung ohne jede fremde Hilfe herrichten.
nnier,
Mittwoch, 3. September 2014, 00:44
Das finde ich toll. Mir sagte mal jemand: Du als Laie machst Pfusch, weil du es nicht besser weißt. Der Handwerker macht Pfusch, weil's ihm egal ist (ist ja nicht seine Wohnung). Ich wünsche viel Erfolg!
venice_wolf,
Mittwoch, 3. September 2014, 16:39
Die Innere Stimme sagt immer, was richtig/falsch ist. Das muss man fühlen, nachdem man sich gründlich informiert hat, usw. Auf einmal klapp es dann.
vert,
Freitag, 5. September 2014, 15:39
wie ich gerne sage (meistens mit einer bohrmaschine oder dergleichen in der hand): an pfusch ist nichts schlechtes, er muss nur gut gemacht sein!
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