Zuletzt habe ich gar nicht mehr darauf geachtet, ob das noch so ist, aber es gab eine Zeit, in der die Einkaufswagen Zug um Zug mit Werbeschildern aus Hartplastik versehen wurden. Oder, fangen wir anders an: Ich habe als Kind mal ein Brausestäbchen im Wert von 5 Pfennig entwendet, das war in einem Ladengeschäft, das über Mittag geschlossen hatte, und ich konnte aus privaten Gründen durch das Treppenhaus hinein und sah mich um und es war niemand da und alles war voller toller Sachen und ich war noch ganz klein und ich hatte ein starkes Unrechtsgefühl aber dann auch wieder nicht weil die mir ja manchmal auch eine Kleinigkeit geschenkt hatten und die würden mir so ein Brausestäbchen jetzt bestimmt auch schenken aber leider ist gerade keiner da also was solls he he. Lassen Sie sich gewarnt sein: Der Preis ist viel zu hoch. Noch heute peinigt mich die Vorstellung, ich wäre damals beobachtet worden, von außen durchs Schaufenster oder von jemandem, der mir im Treppenhaus leise gefolgt war. DA SCHAU HER, WEN HABEN WIR DENN DA, DEINE ELTERN WERDEN STOLZ AUF DICH SEIN, GERADE VON DIR HÄTTEN WIR DAS NICHT GEDACHT und dann wache ich schweißgebadet auf. Das andere Mal war so ein Plättchen, das man einer Playmobilfigur unter die Füße klemmte, damit sie besser stehen konnte. Eine Kindergartenfreundin hatte die Figur zum Geburtstag geschenkt bekommen, die gönnte ich ihr auch von Herzen, aber diese Platte, die fand ich so attraktiv, die fand ich so toll, die MUSSTE ich einfach haben, die nahm ich mit, auch dafür habe ich jahrelang gebüßt, denn obgleich ich annehmen konnte, dass sie diese Platte nicht sonderlich interessieren, dass sie ihr Fehlen womöglich nicht mal bemerken würde, war mir natürlich klar, dass ich mein antisoziales und schlimm vertrauenbrechendes Handeln damit nur schönredete. Bald kam sie zu Besuch und ich fühlte den Irrsinn aufsteigen wie bei Poe, wenn die Polizisten nichts gefunden haben und schon wieder gehen wollen, aber der Drang einfach übermächtig wird und man sie mit in den Keller schleift und stolz die massiven Wände zeigt und noch demonstrativ dagegenklopft, bis die Katze in der Wand heult, und dann sagt man: Lass uns doch mit Playmobil spielen, schau, hier, siehst du, ich spiele ja am liebsten mit dieser Stehplatte, und die ganze Zeit beobachtet man die Spielkameradin, ob sich da Spuren der Irritation zeigen, aber auch wenn da keine zu sehen sind, ganz im Gegenteil zu den Schweißperlen auf der eigenen Stirn, findet man doch nie wieder seinen Frieden, bleibt da immer ein nagender Zweifel, und das ist es, was die Opfer den Tätern immer voraushaben werden. Was wollte ich noch gleich erzählen.
Das mit dem Einkaufswagen! Aber zuerst vielleicht noch die Dosen. Sie müssen sich vorstellen, was so eine Cola- oder Fantadose bedeuten kann. Sie ist viel zu teuer. Es gibt einen Automaten in der Schule, da kostet die Dose 80 Pfennig. Die Dosen kommen eisgekühlt heraus. Wenn man sie sich nach einer durchgeschwitzten Fußballmittagspause im Hochsommer auf dem Weg zum Klassenraum an die Stirn hält, zischt es. Dann muss man sie wieder hergeben, denn der Besitzer will sie trinken. Er reißt den Verschluss ab, das Geräusch ist für die Götter, dann hört man dieses Gluck! Gluck! Gluck! Gluck! Gluck!, und wenn man fragt: Darf ich einen Schluck, sagen sie: Ich lass dir was drin, und dann bekommt man einen winzigen, abgestandenen, lauwarmen Rest. Ich spiele mit meinem Freund Fußball. Eine Frau kommt langsam an. Sie ist schon älter. Sie trägt in jeder Hand einen Stoffbeutel mit Äpfeln. Sie fragt: Könnt ihr mir die nach Hause tragen, ich schaffe das nicht. Wir zögern. Es ist ziemlich weit. Sie sagt: Ihr kriegt auch jeder eine Mark. Dann machen wir's. Hinterher schäme ich mich. Die Cola will nicht schmecken. Wir verabreden uns abends an der Schule zum Fußballspielen. Wir sind nur zu zweit. Der Ball fliegt ins Gebüsch. Beim Suchen finde ich ZWEI PALETTEN COLA-/FANTA-/SPRITE-/LIFT-BÜCHSEN. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich hole meinen Freund. Wir diskutieren hektisch. Dann spielen wir zur Tarnung weiter Fußball. Hoffentlich wird es bald dunkel. Absichtlich schießen wir den Ball ins Gebüsch. Bestimmt werden wir beobachtet. Heimlich stellen wir die Paletten an den Rand, nahe an den Weg. Wir holen unsere Fahrräder. Ob Verbrecher ihr Lager in den Büschen haben? Jeder klemmt eine Palette auf seinen Gepäckträger, dann rasen wir weg, jeder für sich, zu Hause bringe ich die Dosen in den Keller und hole sie nachts hoch, schiebe sie ganz weit nach hinten, ganz unten im Jugendzimmerschrank, und manchmal, lange nach dem Zähneputzen, wenn ich es nicht aushalte, trinke ich so eine Dose, damit sie endlich weg ist, viel zu warm, aber in den Kühlschrank kann ich sie nicht stellen. Ich sage es lieber noch mal: Lassen Sie es. Das ist es nicht wert.
Die Einkaufswagen. Dazu muss ich Sie kurz in die nächtliche Parallelwelt der überladenen Kleintransporter einführen. Stellen Sie sich eine subunternehmerische Mischkalkulation aus den Bereichen Zeitungen, Zeitschriften, Medikamente, Fotoarbeiten vor, bei der Sie von Ihren Auftraggebern vollkommen abhängig sind, so dass Sie mit den geleasten Fahrzeugen die Schwankungen der Benzinpreise selber ausgleichen müssen, selber am meisten arbeiten, ein paar junge Halodris beschäftigen, die dauernd Unfälle bauen und denen Sie nicht allzuviel Geld zahlen können. Am Ende gehen Sie natürlich trotzdem in Konkurs, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Manche von Ihren Mitarbeitern tauschen vielleicht ein paar Extra-Zeitungen beim Dorfbäcker gegen eine Tüte Brötchen. Manche behalten die eine oder andere Remittende ("Wird doch sowieso vernichtet") zurück. Einer aber erzählt ganz stolz: Ich lasse mir meine Fotos umsonst entwickeln. Und ich muss zugeben, dass mir sein ausgeklügeltes System Bewunderung abrang: Er holte sich leere, unbenutzte Fototaschen in einem bestimmten Supermarkt, befüllte sie mit seinen Filmpatronen, schrieb Phantasienamen und -adressen drauf und mischte sie unter die anderen, eingesammelten Tüten. Einige Tage darauf, wenn die entwickelten Fotoarbeiten ausgeliefert wurden, durchsuchte er diejenigen, die an diesen speziellen Supermarkt gingen: "Wie hieß ich noch gleich - ah, ja!", zog die Fototasche heraus und sah sich zufrieden seine Vergrößerungen an. Das perfekte Verbrechen!, dachte ich bewundernd.
Die Einkaufswagen. "Ich habe mir da nicht irgendeinen Laden ausgesucht", sprach er, "wenn der nämlich zu klein ist und kriegt nur zwei Tüten am Tag, dann fällt die Differenz sofort auf. Aber zu viele dürfen's auch nicht sein, sonst muss ich ewig mein Tütchen da raussuchen! Der X ist genau richtig, ob der 52 oder 53 Tüten kriegt, merkt keine Sau. Aber weißt du, was bei dem auch total gut ist?", fuhr er fort, "Die haben jetzt diese Kunststoffschilder an ihren Einkaufswagen. Von beiden Seiten. Und dazwischen ist so eine Lücke, einen guten halben Zentimeter dick. Rate mal, was da wie angegossen reinpasst: CDs! Das klappt perfekt. Ich weiß schon gar nicht mehr, welche ich noch mitnehmen soll."
Für mich war das nichts und ist das nichts. Ich höre immer noch das Brausestäbchen knacksen. Lachen muss ich trotzdem.
Das mit dem Einkaufswagen! Aber zuerst vielleicht noch die Dosen. Sie müssen sich vorstellen, was so eine Cola- oder Fantadose bedeuten kann. Sie ist viel zu teuer. Es gibt einen Automaten in der Schule, da kostet die Dose 80 Pfennig. Die Dosen kommen eisgekühlt heraus. Wenn man sie sich nach einer durchgeschwitzten Fußballmittagspause im Hochsommer auf dem Weg zum Klassenraum an die Stirn hält, zischt es. Dann muss man sie wieder hergeben, denn der Besitzer will sie trinken. Er reißt den Verschluss ab, das Geräusch ist für die Götter, dann hört man dieses Gluck! Gluck! Gluck! Gluck! Gluck!, und wenn man fragt: Darf ich einen Schluck, sagen sie: Ich lass dir was drin, und dann bekommt man einen winzigen, abgestandenen, lauwarmen Rest. Ich spiele mit meinem Freund Fußball. Eine Frau kommt langsam an. Sie ist schon älter. Sie trägt in jeder Hand einen Stoffbeutel mit Äpfeln. Sie fragt: Könnt ihr mir die nach Hause tragen, ich schaffe das nicht. Wir zögern. Es ist ziemlich weit. Sie sagt: Ihr kriegt auch jeder eine Mark. Dann machen wir's. Hinterher schäme ich mich. Die Cola will nicht schmecken. Wir verabreden uns abends an der Schule zum Fußballspielen. Wir sind nur zu zweit. Der Ball fliegt ins Gebüsch. Beim Suchen finde ich ZWEI PALETTEN COLA-/FANTA-/SPRITE-/LIFT-BÜCHSEN. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich hole meinen Freund. Wir diskutieren hektisch. Dann spielen wir zur Tarnung weiter Fußball. Hoffentlich wird es bald dunkel. Absichtlich schießen wir den Ball ins Gebüsch. Bestimmt werden wir beobachtet. Heimlich stellen wir die Paletten an den Rand, nahe an den Weg. Wir holen unsere Fahrräder. Ob Verbrecher ihr Lager in den Büschen haben? Jeder klemmt eine Palette auf seinen Gepäckträger, dann rasen wir weg, jeder für sich, zu Hause bringe ich die Dosen in den Keller und hole sie nachts hoch, schiebe sie ganz weit nach hinten, ganz unten im Jugendzimmerschrank, und manchmal, lange nach dem Zähneputzen, wenn ich es nicht aushalte, trinke ich so eine Dose, damit sie endlich weg ist, viel zu warm, aber in den Kühlschrank kann ich sie nicht stellen. Ich sage es lieber noch mal: Lassen Sie es. Das ist es nicht wert.
Die Einkaufswagen. Dazu muss ich Sie kurz in die nächtliche Parallelwelt der überladenen Kleintransporter einführen. Stellen Sie sich eine subunternehmerische Mischkalkulation aus den Bereichen Zeitungen, Zeitschriften, Medikamente, Fotoarbeiten vor, bei der Sie von Ihren Auftraggebern vollkommen abhängig sind, so dass Sie mit den geleasten Fahrzeugen die Schwankungen der Benzinpreise selber ausgleichen müssen, selber am meisten arbeiten, ein paar junge Halodris beschäftigen, die dauernd Unfälle bauen und denen Sie nicht allzuviel Geld zahlen können. Am Ende gehen Sie natürlich trotzdem in Konkurs, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Manche von Ihren Mitarbeitern tauschen vielleicht ein paar Extra-Zeitungen beim Dorfbäcker gegen eine Tüte Brötchen. Manche behalten die eine oder andere Remittende ("Wird doch sowieso vernichtet") zurück. Einer aber erzählt ganz stolz: Ich lasse mir meine Fotos umsonst entwickeln. Und ich muss zugeben, dass mir sein ausgeklügeltes System Bewunderung abrang: Er holte sich leere, unbenutzte Fototaschen in einem bestimmten Supermarkt, befüllte sie mit seinen Filmpatronen, schrieb Phantasienamen und -adressen drauf und mischte sie unter die anderen, eingesammelten Tüten. Einige Tage darauf, wenn die entwickelten Fotoarbeiten ausgeliefert wurden, durchsuchte er diejenigen, die an diesen speziellen Supermarkt gingen: "Wie hieß ich noch gleich - ah, ja!", zog die Fototasche heraus und sah sich zufrieden seine Vergrößerungen an. Das perfekte Verbrechen!, dachte ich bewundernd.
Die Einkaufswagen. "Ich habe mir da nicht irgendeinen Laden ausgesucht", sprach er, "wenn der nämlich zu klein ist und kriegt nur zwei Tüten am Tag, dann fällt die Differenz sofort auf. Aber zu viele dürfen's auch nicht sein, sonst muss ich ewig mein Tütchen da raussuchen! Der X ist genau richtig, ob der 52 oder 53 Tüten kriegt, merkt keine Sau. Aber weißt du, was bei dem auch total gut ist?", fuhr er fort, "Die haben jetzt diese Kunststoffschilder an ihren Einkaufswagen. Von beiden Seiten. Und dazwischen ist so eine Lücke, einen guten halben Zentimeter dick. Rate mal, was da wie angegossen reinpasst: CDs! Das klappt perfekt. Ich weiß schon gar nicht mehr, welche ich noch mitnehmen soll."
Für mich war das nichts und ist das nichts. Ich höre immer noch das Brausestäbchen knacksen. Lachen muss ich trotzdem.
Ein millionenschwerer Software-Manager zahlte womöglich für Spielzeug bewusst zu wenig: Eine US-Handelskette beschuldigt ihn, mit gefälschten Barcodes die Preise von Lego-Baukästen manipuliert zu haben. In seinem Haus fanden Ermittler Tausende davon. [Q]
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schneck,
Mittwoch, 23. Mai 2012, 00:28
"die nächtliche Parallelwelt der überladenen Kleintransporter..." - hihi, ganz wunderbar, Herr nnier! (*lachend*, schallend, smiley)
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nnier,
Mittwoch, 23. Mai 2012, 12:49
Das war eine prägende Zeit. Immerhin habe ich damals das Autofahren gelernt, nachdem ich vorher nur den Führerschein gemacht hatte.
Ich will es nicht verklären, die Arbeit konnte hart sein und die Bedingungen sind nur dann lustig, wenn man jung und körperlich fit ist und davon ausgeht, dass das eine Epidode bleibt, in der man ein gutes Taschengeld verdient - nicht seinen Lebensunterhalt. Aber die Erfahrung, auch unter Zeitdruck körperlich richtig was wegzuschaffen und 12 Stunden geistig voll dabeizubleiben, war mir eine wichtige. Diese Zeitungspakete wollten richtig zusammengestellt, gebündelt und in sinnvoller Reihenfolge ins Auto gewuppt sein. Man musste klug stapeln, damit nicht beim Bremsen alles wild durcheinanderflog, was vor allem dann schwierig ist, wenn schon ein Teil ausgeliefert ist. Man musste gleichzeitig Sachen wieder einsammeln, die auf keinen Fall mit denjenigen vermischt werden durften, die man erst noch auszuliefern hatte. Man musste sich merken, welcher der zahllosen Schlüssel für welches Geschäft war. Man musste auch wissen, wo die exakten Ablageorte waren und wo wiederum ggf. die Remittenden lagen (z.B. im Hinterhof in der dritten Garage von links).
Vor allem aber musste man sich die Strecken merken, nachts, über irgendwelche Wirtschaftwege zwischen Kaff A und Kaff B, und wenn man die verpasste, kostete einen das Stunden, bis man mit seiner popligen Landkarte irgendwann hoffentlich wieder die Orientierung hatte. Alles ohne Navi und Handy, ich habe mein Schicksal verflucht, wenn ich wegen eines vergessenen Kunden noch mal durch den halben Harz zurückfahren muste. Ich habe aber auch den Kaffee in der Backstube genossen, jeden Morgen so gegen halb fünf, wo ein einsamer Bäcker vor sich hinschuftete, und ein paar Minuten geplaudert.
Eins aber ist mir seither klar: All die Transits und Sprinter sind schwerst beladen und werden von jungen Abenteurern unter Zeitdruck durch die Nacht gejagt. Man muss das wissen, wenn man ihnen im Straßenverkehr begenet. Einmal fuhr ein Freund mit. Hinerher sagte er: Du dürftest dir niemals selbst entgegenkommen. Er hatte recht.
Ich will es nicht verklären, die Arbeit konnte hart sein und die Bedingungen sind nur dann lustig, wenn man jung und körperlich fit ist und davon ausgeht, dass das eine Epidode bleibt, in der man ein gutes Taschengeld verdient - nicht seinen Lebensunterhalt. Aber die Erfahrung, auch unter Zeitdruck körperlich richtig was wegzuschaffen und 12 Stunden geistig voll dabeizubleiben, war mir eine wichtige. Diese Zeitungspakete wollten richtig zusammengestellt, gebündelt und in sinnvoller Reihenfolge ins Auto gewuppt sein. Man musste klug stapeln, damit nicht beim Bremsen alles wild durcheinanderflog, was vor allem dann schwierig ist, wenn schon ein Teil ausgeliefert ist. Man musste gleichzeitig Sachen wieder einsammeln, die auf keinen Fall mit denjenigen vermischt werden durften, die man erst noch auszuliefern hatte. Man musste sich merken, welcher der zahllosen Schlüssel für welches Geschäft war. Man musste auch wissen, wo die exakten Ablageorte waren und wo wiederum ggf. die Remittenden lagen (z.B. im Hinterhof in der dritten Garage von links).
Vor allem aber musste man sich die Strecken merken, nachts, über irgendwelche Wirtschaftwege zwischen Kaff A und Kaff B, und wenn man die verpasste, kostete einen das Stunden, bis man mit seiner popligen Landkarte irgendwann hoffentlich wieder die Orientierung hatte. Alles ohne Navi und Handy, ich habe mein Schicksal verflucht, wenn ich wegen eines vergessenen Kunden noch mal durch den halben Harz zurückfahren muste. Ich habe aber auch den Kaffee in der Backstube genossen, jeden Morgen so gegen halb fünf, wo ein einsamer Bäcker vor sich hinschuftete, und ein paar Minuten geplaudert.
Eins aber ist mir seither klar: All die Transits und Sprinter sind schwerst beladen und werden von jungen Abenteurern unter Zeitdruck durch die Nacht gejagt. Man muss das wissen, wenn man ihnen im Straßenverkehr begenet. Einmal fuhr ein Freund mit. Hinerher sagte er: Du dürftest dir niemals selbst entgegenkommen. Er hatte recht.
venice_wolf,
Mittwoch, 23. Mai 2012, 08:04
Ja, das kann schlaflose Naechte bereiten, diesen Lego Artikel habe ich auch gelesen und da muss schon ein guter Psychologe zur Stelle.
Aber auf langer sicht kann es schon passieren dass gewisse (sagen wir "fragliche", aber es soll natuerlich nicht "gesetzwidrig"heissen) Handlungen, nur weil vielleicht mit ueberduschnittlicher List und Koennen hervorgebracht, einen automatischen Ausgleich finden der sie wieder rechtfertigt.
Ohne nicht beispielhafte Beispiele zu nennen (wie man auf Kreta nach einem feuchtfroehlichenTztatiki Abend von einem Panda Cabrio ein paar Kisten Getraenke von einem Pickup entfernt, dann ein paar Kilometer weiterfaehrt und merkt, mensch dass ist ja alles Fante, umdreht und sie zurueckbringt und dann zwei Stunden teils als Geisterfahrer die 10 km nach Hause faehrt) gibt es Situationen wo auch der Karma einfluss hat, dass hat mit der Dalai am Sonntag in Klagenfurt nur deutlicher vor Augen gebracht.
Da surft man lange mit irgendein Wi-Fi der Nachbarn (auch weil die bestellte Sim Antenne monatelang nicht ankommt) und verspielt dann 50 Euro in 5 Minuten Verbindung, nur weil "das Geld auf der SimKarte ist, aber eben noch kein SMS angekommen ist dass das Angebot aktiviert, inzwischen zahlt man halt, dass die Euro nur so rauschen wie ein Wildbach". Wer soll sich da aufregen? Wer hat wem was weggenommen?
Oder schon Mal mitgemacht, dass ein Kellner, dem man es ansieht dass er es faustdick hinter den Ohren hat, beim Zusammenzaehlen immer drueber-, aber einmal gruendlich drunterrechnet? Und man sgt ihm AUCH nix? Wer regt sich da auf?
Oder man laesst diese Frau doch nicht ueber die Strasse, weil man es verdammt eilig hat (anhalten in Italien auch nicht ratsam bzw sehr gefaehrlich, denn der Hintermann wuerde das nie verstehen und rechtzeitig bremsen - schon passiert) und dann hast halt zwei Stunden Stau auf der Autobahn? Kann alles passieren, und hat einen Sinn den man erkennen muss.
Wie im Reprise der letzten Arbeit dieser vier Englaender mit den langen Haaren, "in the end, the love you have is equal to the love you gave".
Aber auf langer sicht kann es schon passieren dass gewisse (sagen wir "fragliche", aber es soll natuerlich nicht "gesetzwidrig"heissen) Handlungen, nur weil vielleicht mit ueberduschnittlicher List und Koennen hervorgebracht, einen automatischen Ausgleich finden der sie wieder rechtfertigt.
Ohne nicht beispielhafte Beispiele zu nennen (wie man auf Kreta nach einem feuchtfroehlichenTztatiki Abend von einem Panda Cabrio ein paar Kisten Getraenke von einem Pickup entfernt, dann ein paar Kilometer weiterfaehrt und merkt, mensch dass ist ja alles Fante, umdreht und sie zurueckbringt und dann zwei Stunden teils als Geisterfahrer die 10 km nach Hause faehrt) gibt es Situationen wo auch der Karma einfluss hat, dass hat mit der Dalai am Sonntag in Klagenfurt nur deutlicher vor Augen gebracht.
Da surft man lange mit irgendein Wi-Fi der Nachbarn (auch weil die bestellte Sim Antenne monatelang nicht ankommt) und verspielt dann 50 Euro in 5 Minuten Verbindung, nur weil "das Geld auf der SimKarte ist, aber eben noch kein SMS angekommen ist dass das Angebot aktiviert, inzwischen zahlt man halt, dass die Euro nur so rauschen wie ein Wildbach". Wer soll sich da aufregen? Wer hat wem was weggenommen?
Oder schon Mal mitgemacht, dass ein Kellner, dem man es ansieht dass er es faustdick hinter den Ohren hat, beim Zusammenzaehlen immer drueber-, aber einmal gruendlich drunterrechnet? Und man sgt ihm AUCH nix? Wer regt sich da auf?
Oder man laesst diese Frau doch nicht ueber die Strasse, weil man es verdammt eilig hat (anhalten in Italien auch nicht ratsam bzw sehr gefaehrlich, denn der Hintermann wuerde das nie verstehen und rechtzeitig bremsen - schon passiert) und dann hast halt zwei Stunden Stau auf der Autobahn? Kann alles passieren, und hat einen Sinn den man erkennen muss.
Wie im Reprise der letzten Arbeit dieser vier Englaender mit den langen Haaren, "in the end, the love you have is equal to the love you gave".
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nnier,
Mittwoch, 23. Mai 2012, 18:06
Das ist ein verflixtes philosophisches Gelände. Es gibt aus der Täter-Opfer-Forschung (z.B. Mobbing oder körperliche Gewalt unter Jugendlichen) die Erkenntnis: Den Tätern geht es eigentlich ganz gut. Die Opfer leiden oft lebenslang. Die Idee, dass sich am Ende alles ausgleicht (und sei es vor dem Himmelstor), ist eine charmante, aber ob sie zutrifft?
Jeder führt seine privaten inneren Konten, und ich muss immer wieder staunen, dass menschliches Zusammenleben überhaupt halbwegs funktioniert (wobei das noch sehr von Zeit und Raum abhängt). Der eine fühlt sich im Recht, Steuern zu hinterziehen, weil andere erst gar keine zahlen. Der andere erschleicht sich Sozialleistungen, weil die reichen Schweine viel besser leben und auch nicht arbeiten. Der eine klaut beim Discounter, weil er damit einen Ausbeuterkonzern schädigt. Der andere beschäftigt eine Putzfrau schwarz, weil die sonst gar kein Geld verdienen würde. Der eine kauft nur teure Klamotten aus der Manufaktur, weil er niemanden ausbeuten will. Der andere kauft im Billigladen, weil die Kinder in Bangla Desh sonst gar keine Arbeit hätten. Das ist das Verrückte, dass es so viele Möglichkeiten gibt, so viele in sich geschlossene Weltbilder, so viele Anpassungsmöglichkeiten auch, und jeder fühlt sich im Recht, jeder meint, die Welt sei ihm etwas schuldig - und dann, meine ich, gibt es doch Unterschiede, in dem Sinne, dass es Leute gibt, denen alles egal ist, solange es zu ihrem Vorteil geht, und solche, die über irgendwelche verkrampften Imperative den Spaß am Leben verlieren, und solche, die integer bleiben, was auch immer das wieder heißt.
Was folgt? Keine Ahnung. Aber nicht egal.
Jeder führt seine privaten inneren Konten, und ich muss immer wieder staunen, dass menschliches Zusammenleben überhaupt halbwegs funktioniert (wobei das noch sehr von Zeit und Raum abhängt). Der eine fühlt sich im Recht, Steuern zu hinterziehen, weil andere erst gar keine zahlen. Der andere erschleicht sich Sozialleistungen, weil die reichen Schweine viel besser leben und auch nicht arbeiten. Der eine klaut beim Discounter, weil er damit einen Ausbeuterkonzern schädigt. Der andere beschäftigt eine Putzfrau schwarz, weil die sonst gar kein Geld verdienen würde. Der eine kauft nur teure Klamotten aus der Manufaktur, weil er niemanden ausbeuten will. Der andere kauft im Billigladen, weil die Kinder in Bangla Desh sonst gar keine Arbeit hätten. Das ist das Verrückte, dass es so viele Möglichkeiten gibt, so viele in sich geschlossene Weltbilder, so viele Anpassungsmöglichkeiten auch, und jeder fühlt sich im Recht, jeder meint, die Welt sei ihm etwas schuldig - und dann, meine ich, gibt es doch Unterschiede, in dem Sinne, dass es Leute gibt, denen alles egal ist, solange es zu ihrem Vorteil geht, und solche, die über irgendwelche verkrampften Imperative den Spaß am Leben verlieren, und solche, die integer bleiben, was auch immer das wieder heißt.
Was folgt? Keine Ahnung. Aber nicht egal.
venice_wolf,
Mittwoch, 23. Mai 2012, 19:17
Man darf nicht den Glauben verlieren, das es einmal (wann weiss man nicht, kann auch im nächsten oder übernächsten Leben passieren) umschwingen wird.
Bei einem geht es schneller, bei einem langsamer, bei einem scheinbar gar nicht, aber dann doch.
Ich persönlich habe schon ein paarmal genau gewusst das etwas in Bezug auf einen Vorfall passierte.
Ds hilft auch, integer zu bleiben,
Bei einem geht es schneller, bei einem langsamer, bei einem scheinbar gar nicht, aber dann doch.
Ich persönlich habe schon ein paarmal genau gewusst das etwas in Bezug auf einen Vorfall passierte.
Ds hilft auch, integer zu bleiben,
monnemer,
Mittwoch, 23. Mai 2012, 17:38
Sie haben echt ein seltenes Talent Geschichten zu erzählen, Sie raconteur!
Vielleicht packt Sie ja mal die Lust ein Buch zu schreiben. Schön wär's.
Diese z.B. hab ich mir gestern noch ausgedruckt, um vor dem Schlafen noch was zum Schmunzeln zu haben. Aber das ist ja nix, so lose Blätter...
Vielleicht packt Sie ja mal die Lust ein Buch zu schreiben. Schön wär's.
Diese z.B. hab ich mir gestern noch ausgedruckt, um vor dem Schlafen noch was zum Schmunzeln zu haben. Aber das ist ja nix, so lose Blätter...
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prieditis,
Mittwoch, 23. Mai 2012, 19:32
Ja, eine ganz hervorragende Idee! Ein Buch! Oder ein Hör-Buch. Bitte, bitte, bitte
venice_wolf,
Mittwoch, 23. Mai 2012, 23:26
Sage und schreibe ich schon die ganze Zeit.
Denn offline habe ich sonst nur die Tasse zum nachlesen
Denn offline habe ich sonst nur die Tasse zum nachlesen
kid37,
Freitag, 25. Mai 2012, 14:23
Diese schuldbewußten Träume wurden bestimmt durchs Fieber ausgelöst. Durch das Pochen des tell-tale heart in den Schläfen. Interessant.
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nnier,
Freitag, 25. Mai 2012, 17:22
Wahr ist es: nervös, entsetzlich nervös war ich damals und bin es noch. Warum aber müßt ihr durchaus behaupten, daß ich wahnsinnig sei? Mein nervöser Zustand hatte meinen Verstand nicht zerrüttet, sondern ihn geschärft, hatte meine Sinne nicht abgestumpft, sondern wachsamer gemacht.
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