1 print 1Bei den Bundesjugendspielen bekam ich immer nur die Siegerurkunde, einmal aber sollte meine große Stunde kommen: Die Fahrradprüfung, und zwar nicht die elementare in der Grundschule, sondern so eine schwierige, spätere, die man sich in der Schule ausgedacht hatte.
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Man musste bestimmte Aufgaben erfüllen, z.B. über eine Wippe fahren oder durch einen engen Parcours, etwas mit einer Hand einsammeln und dabei trotzdem nicht von der Strecke abkommen - diverse Geschicklichkeitsübungen also waren zu absolvieren, es war ein recht langer Rundkurs und das war ja alles schön und gut, uns aber interessierte alleine die Wertung, es geht ja bei so etwas nicht um den Spaß.
Man werde, so erfuhren wir, die Zeit vom Start bis zum Ziel messen, der schnellste sollte gewinnen, unterwegs habe man seine Aufgaben zu erfüllen, und wenn man diese nicht schaffe, gebe es jeweils soundsoviele Strafsekunden.
Ich sah mir das eine Weile an und sprintete, als die Reihe endlich an mir war, an allen Stationen und den entgeistert glotzenden Zuschauern vorbei auf direkter Linie zum Ziel. Sollten sie mich für dumm halten, sollten sie mich verlachen, sollten sie mir doch für jede verpasste Station die angekündigten Strafsekunden geben, ha!, trotzdem hätte ich die noch die weitaus beste Zeit!, das konnte der geschickteste Radler nicht einholen, ich hatte das mehrfach durchgerechnet, wollte mich innerlich an meinem Triumph weiden und sah die goldene Ehrenurkunde (endlich!) schon vor meinem geistigen Auge, da wurde ich disqualifiziert.
Ein anderes Mal behandelten wir die For-Next-Schleife, es ging also um die elementare Behandlung von Variablen in Computerprogrammen, und einer, der mir nicht ganz unähnlich sah, fand das ja der-ma-ßen unter seiner Würde, also, hö!, lä-cher-lich!
Schreibe ein Programm, das die ganzen Zahlen von 1 bis 10 der Reihe nach ausgibt, hö! Hö! Wie "schwer!" Dann mache ich das mal! Hö! Hö!
Und man kann wirklich nicht behaupten, dass mein Programm das nicht getan hätte, bloß dass die Lehrerin mir trotzdem keine Punkte gegeben hat, die frustrierte Kuh, die wollte mir bloß wieder einen reinwürgen, sie wird schon sehen, was sie davon hat, wenn demnächst, 30 Jahre danach, mit roter Farbe quer über ihr Haus geschrieben steht:
1 for a = 1 to 10
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Richtig wundern werden sich aber andere Leute, ich habe endlich alles vorbereitet: Die Alarmsirene, die Rauchbombe, und wenn die dann panisch nach draußen rennen wollen, steht da ein Fahrrad und sie müssen erst mal über so eine Wippe fahren und mit einer Hand etwas einsammeln.
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hora sexta,
Dienstag, 30. August 2011, 19:01
Sie erinnern mich an das Knax-Heft nebst beigelegten Comic-Aufklebern, die mir als Sonderpreis vom örtlichen Kreditinstitut zugeschickt wurden, als ich in dessen Wettbewerb ("Mein schönstes Musikerlebnis"), der ausdrücklich für mehrere Altersgruppen jeweils in den Kategorien Malen und Schreiben ausgeschrieben war, in meiner Altersgruppe den einzigen, dafür aber 14seitigen Aufsatz über die halbjährige Probenphase und krönende Aufführung einer Schubertmesse eingereicht hatte, die bis dahin wirklich mein schönstes Musikererlebnis gewesen war. Das tat weh. Gelernt: Um wettbewerbsfähig zu sein, ist es günstig, sich innerhalb einer homogen agierenden Gruppe entsprechend zu verhalten. Es konnte daraus nur eine Konsequenz geben.
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nnier,
Dienstag, 30. August 2011, 19:44
Das gibt dem homogensten Herzen einen Knax. Man möchte aus Rache Kreissparkassenfachwirt werden!
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