Am frühen Abend, längst allein im Büro, überkam mich eine rätselhafte, ins Träumerische abdriftende Mattigkeit, sekundenlang huschte ein Schwindelgefühl als grauer Schatten übers Gesicht - nach einem mich heftig durchschüttelnden Übermüdungsdruck wäre ich beinahe über den Papieren eingenickt. Irritiert war ich aufgestanden und zur Toilette im Obergeschoß gegangen, hin noch mit kaum merklichen Taumelschlenkern auf der Treppe, zurück schon mit den einknickenden Knien eines Betrunkenen. Das im Spiegel gesehene Gesicht war blaß und schweißfeucht.Außerdem ist das ein richtig gutes Buch, das ich bald mal wieder lesen will.
So sah das also aus, wenn der Gilb kommt.
(Bernd Cailloux: Das Geschäftsjahr 1968/69)
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jean stubenzweig,
Mittwoch, 25. August 2010, 13:56
Das Buch war mir noch nicht untergekommen. Näheres habe ich nun aus Textem erfahren dürfen. Wenn die «ins Träumerische abdriftende Mattigkeit» irgendwann mal wieder von mir weichen sollte, werde ich es mir vermutlich vornehmen. Das ist (anzunehmenderweise) weniger ermüdend als selber Geschichtchen zu dichten.
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nnier,
Mittwoch, 25. August 2010, 14:23
Ebendiese, die Mattigkeit, hat mich an das Buch erinnert, das ich aus der Erinnerung heraus uneingeschränkt empfehle. Sie hat auch verhindert, dass ich etwas mehr darüber schreibe - ich danke Ihnen deshalb für den interessanten Link und werde Sie kaum damit überraschen, dass ich beim Lesen dieser Rezension mehrmals zustimmend genickt habe.
ilnonno,
Mittwoch, 25. August 2010, 15:17
Ohne das Buch gelesen zu haben, erinnert mich das Zitat an Italo Svevo. Seine Geschichten als Bankangesteller klangen ähnlich.
Hatte ich übrigens an einem Sonntagabend gelesen, am Tag vor meinem ersten Semesterferienjob. Den hatte ich mir beschafft, weil mein Geldbeutel zu dünn geworden war für die geplanten vier Wochen Interrail im August.
Was ich an dem Abend micht wußte: dass ich im August nicht interraile, sondern Prokurist, Einkäufer, Verkäufer und Gesellschafter eines kleinen Produktionsbetriebes - ich sag nur: weiße Ware ;-) - sein würde. Neben der Studiererei natürlich. Und dass ich auf die vier Wochen Urlaub bis heute warte...
Hatte ich übrigens an einem Sonntagabend gelesen, am Tag vor meinem ersten Semesterferienjob. Den hatte ich mir beschafft, weil mein Geldbeutel zu dünn geworden war für die geplanten vier Wochen Interrail im August.
Was ich an dem Abend micht wußte: dass ich im August nicht interraile, sondern Prokurist, Einkäufer, Verkäufer und Gesellschafter eines kleinen Produktionsbetriebes - ich sag nur: weiße Ware ;-) - sein würde. Neben der Studiererei natürlich. Und dass ich auf die vier Wochen Urlaub bis heute warte...
jean stubenzweig,
Mittwoch, 25. August 2010, 17:39
Bei Svevo fiel mir sofort ein junges Mädchen ein (das ich sofort lüstern aus dem Regal gezerrt habe, um mich darüber herzumachen; es ist aber auch zu schön): «...die Konversion der ersterbenden Begierde in Moral.» Hin und wieder lese ich das in dieser Interpretation: Essen ist der Sex des Alters. (Entschuldigung mir war gerade so elegisch.)
Am besten, ich esse erstmal was.
Am besten, ich esse erstmal was.
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