Ich kenne diese Welt nicht. In meiner Familie war es nicht üblich, im Sportverein zu sein. Zwar habe ich mal einen kläglichen Anlauf in der D1 gestartet, wurde dann in die C2 versetzt und habe nie ein Spiel mitgemacht, sondern überhaupt nur ein paar Wochen am Training teilgenommen. Dann, denn ich war damals durchaus fußballbegeistert, spielte ich lieber wieder mit meinen Freunden auf irgendeinem Rasen. Die Vereinsfußballjungs waren viel besser. Und ich fühlte mich fremd und fehl am Platz.
Das andere waren die Kleingärtner. Auch dazu gehörten wir nicht. Ich bekam aber mit, wie die Eltern meines Freundes A. in ihrem Kleingarten viel Zeit, noch mehr allerdings im Vereinshaus verbrachten. Peter Alexander sang im Hintergrund, man saß zusammen und trank Alkohol in bedenklicher Dosierung, die Mutter meines Freundes saß am Tresen und rauchte Zigarillos, umgeben von drei Männern, die ihr um die Wette Feuer reichten, während ihr Mann still danebensaß und noch mehr trank. Irgendeinen Grund zum Feiern gab's immer, Günni hatte Geburtstag oder Achim und Hanna Hochzeitstag.
Wenn wir als Kinder mal hinkamen, fühlte ich mich einerseits abgestoßen vom Lärmen der manchmal unzurechnungsfähigen, lallenden Menschen, von ihrem Krakeelen, ihrer betrunkenen Langsamkeit, ihrem aufdringlichen Gewitzel, und zugleich auf merkwürdige Weise fasziniert von dieser doch meist fröhlichen und anscheinend auch verlässlichen und nicht zuletzt egalitären Gemeinschaft. (Da fragt dich keiner / was du hast oder bist). Sie grillten zusammen, halfen einander in den Gärten oder führten Gemeinschaftsarbeiten durch (Vereinshaus renovieren).
Mit viel Verspätung lerne ich die Vereinswelt nun kennen. Als Begleiter. Nicht als Aktiver.
Oder doch als Aktiver. Man steht beim Hallenturnier hinter einem Tresen mit Kaffee, Kuchen, Brötchen, Würstchen und macht Kasse. Man trägt Tore zu Platz 4, sieh mal nach, ob der noch abgestreut werden muss.
Man sieht sich eine ehrenhafte Heimniederlage (0:5) an, der Wind pfeift eiskalt, die Mädchen bekommen beim Abstoß den Ball nicht aus dem eigenen Strafraum, man beklatscht gelungene Spielzüge und freut sich über die glücklich und abgekämpft glänzenden Gesichter. Hätte schlimmer kommen können. Dann baut man die Tore ab, die müssen zum Schlackeplatz, und irgendwann sitzt man in der Vereinsgaststätte und wärmt sich mit einem Kaffee.
Die Menschen sehen ganz sympathisch aus.
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jean stubenzweig,
Samstag, 28. März 2009, 02:37
Trainiert Töchterlein für Olympia? Nein, hoffentlich nicht.
Egal, ich verstehe das gut. Solche Veranstaltungen sind weitaus angenehmer als das Gehample auf dem großen Platz um das große Geld. Ich war aus Gründen der Sympathie sogar mal Mitglied in einem Fußballverein: SUS Frisia Norddeich. Das hat immer Spaß gemacht. Auch wenn mich Fußball eher nicht so interessiert hat.
Egal, ich verstehe das gut. Solche Veranstaltungen sind weitaus angenehmer als das Gehample auf dem großen Platz um das große Geld. Ich war aus Gründen der Sympathie sogar mal Mitglied in einem Fußballverein: SUS Frisia Norddeich. Das hat immer Spaß gemacht. Auch wenn mich Fußball eher nicht so interessiert hat.
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nnier,
Samstag, 28. März 2009, 10:21
"Was soll sie denn für Beine kriegen?", fragte einst Miroslav "Mirko" Votava (von Werder Bremen) und verbot seiner Tochter das Fußballspielen. Und im MAD-Magazin wurde der Unterschied zwischen "Wohlklang" und "Missklang" u.a. anhand des folgenden Beispiels erläutert:
Olympia verbiete ich wg. Anabolika. Aber sonst lasse ich sie frei laufen. Und Amateurfußball, ja, das hat was.
Der bewundernde Satz "Wau! Was für irre Muskeln!"(Die Illustrationen waren übrigens herzerwärmend).
Ist ein Wohlklang, wenn ... du Gewichtheber bist
Ist ein Missklang, wenn ... du Ballettänzerin bist
Olympia verbiete ich wg. Anabolika. Aber sonst lasse ich sie frei laufen. Und Amateurfußball, ja, das hat was.
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