nnier | 23. August 2008 | Topic 'umor & more
Ich habe gerade einen lustig gemeinten Artikel (oder wie nennt man so was? Kolumne?) eines deutschen und mir unbekannten Comedy-Arbeiters namens Till Hoheneder gelesen. Unter dem Serientitel E-Mail von Till veröffentlicht er im Stern, so lese ich es bei Wikipedia, seit zwei Jahren sein Zeug.
Die Überschrift des besagten Textes lautete: Fortpflanzung für Fortgeschrittene. Es geht um das Thema der leiblichen und/oder adoptierten Kinder prominenter Zeitgenossen.
Dann aber:
Anderes Beispiel (es geht um David und Victoria Beckham):
Ich bin kein Humortheoretiker. Ich weiß auch, dass manch einer dies lesen und sich fragen wird, ob ich zum Lachen in den Keller gehe oder ob ich das nicht alles viel zu "verkopft" betrachte: "Ist doch nur ein Witz!"
Dazu, und ohne Bücherstapel neben mir, folgendes: Es geht mir überhaupt nicht um die Themen an sich. Robert Crumb hat Dinge gezeichnet, die ihm den Vorwurf des Rassismus und Sexismus einbrachten und die ich brillant finde. Und auch die "Selbsthilfegruppe" und andere, erst mal sehr "geschmacklos" daherkommende Stücke von Heinz Strunk, die ich gut finde, könnte man hervorholen und sagen: Hier werden Witze über Behinderte gemacht.
Der Unterschied liegt für mich mal wieder im Kontext. Ja, der nervige Kontext. Es ist ein Unterschied, ob jemand wie Crumb sich selbst als verkorksten, selbstmitleidigen und größenwahnsinnigen Neurotiker hinstellt und damit seinen Rassismus und Sexismus in eine Perspektive setzt, oder ob (wie in dem Beispiel oben) ein bräsig-schulterklopfendes Einverständnis über die "verrückten Promis", die sich gar nicht mehr "natürlich" fortpflanzen, hergestellt werden soll. Auf der einen Seite ist jemand, der sich selbst thematisiert und dabei nicht schont (ja, das kann sehr witzig sein), auf der anderen Seite jemand, der stolz auf seine "Normalität" ist und das Andere diffamiert.
Heinz Strunks Humor kommt aus dem Daseinsschmerz. Da liegt z.B. jemand im Bett, kann nicht mehr auf die Toilette gehen und "dreimal die Woche kommt Schwester Ruth, holt alles raus". Mario Barth füllt die Hallen mit der Geschichte, dass er Kaka gemacht hat und es stank ("kennt ihr doch! Ha ha!"). Das sind so Unterschiede.
Die Überschrift des besagten Textes lautete: Fortpflanzung für Fortgeschrittene. Es geht um das Thema der leiblichen und/oder adoptierten Kinder prominenter Zeitgenossen.
Leute, mal ganz ehrlich! Madonna ist ja gerade 50 geworden und war etwas angesäuert, weil nicht alle, die sie eingeladen hatte, zu ihrer Party gekommen sind. Ich war ja noch so höflich und habe wenigstens angerufen: "Louise, ich kann nicht kommen, wir sitzen hier gerade so nett mit den Wildecker Herzbuben zusammen und spielen Strip-Poker!"Schwacher Start, das kann mal vorkommen (er! ruft Madonna an! Nennt sie vertraulich "Louise"! Spielt aber! gerade Strip-Poker! Mit den Wildecker! Herzbuben!)
Dann aber:
Mutti Madonna will ja demnächst wieder "Kinder-Shoppen" in Afrika. [...] Wenn es heißt "Madonna kommt", werden die Waisenkinder in Malawi schnell noch mit ein bisschen Cockpitspray auf Vordermann gebracht.Das muss man mal kurz auseinandernehmen. Da wird ein komplexes Thema pseudokritisch auf einen bösen Begriff gebracht ("Kinder-Shoppen"), worüber ja wenigstens zu diskutieren wäre (ist es "gut" für das Kind, was sind die Beweggründe der Frau Madonna, geht es mit rechten Dingen zu). Aber direkt danach fällt das Thema in sich zusammen und die Verdinglichung der Kinder, die man (mit gutem Willen) zuerst noch als Kritik verstehen könnte, um eines billigen Witzes ("Cockpitspray") wegen noch viel weiter getrieben.
Anderes Beispiel (es geht um David und Victoria Beckham):
Fragt sich, wie sein Knochen-Mobile mit Sonnenbrille bei dieser Konfektionsgröße überhaupt noch Kinder kriegen will? Böse Zungen behaupten ja, selbst ihre Nasenlöcher wären vom Koksen noch größer als der Geburtskanal. Geschmacklos, da hört es doch auf!Man könnte viel über das tatsächliche Problem Magersucht sprechen, aber hier kommt der ganz plumpe Biologismus durch: Die hat doch gar kein gebärfähiges Becken! Und die vermeintliche Distanzierung ("Geschmacklos, da hört es doch auf!") ist eben gerade dies nicht.
Ich bin kein Humortheoretiker. Ich weiß auch, dass manch einer dies lesen und sich fragen wird, ob ich zum Lachen in den Keller gehe oder ob ich das nicht alles viel zu "verkopft" betrachte: "Ist doch nur ein Witz!"
Dazu, und ohne Bücherstapel neben mir, folgendes: Es geht mir überhaupt nicht um die Themen an sich. Robert Crumb hat Dinge gezeichnet, die ihm den Vorwurf des Rassismus und Sexismus einbrachten und die ich brillant finde. Und auch die "Selbsthilfegruppe" und andere, erst mal sehr "geschmacklos" daherkommende Stücke von Heinz Strunk, die ich gut finde, könnte man hervorholen und sagen: Hier werden Witze über Behinderte gemacht.
Der Unterschied liegt für mich mal wieder im Kontext. Ja, der nervige Kontext. Es ist ein Unterschied, ob jemand wie Crumb sich selbst als verkorksten, selbstmitleidigen und größenwahnsinnigen Neurotiker hinstellt und damit seinen Rassismus und Sexismus in eine Perspektive setzt, oder ob (wie in dem Beispiel oben) ein bräsig-schulterklopfendes Einverständnis über die "verrückten Promis", die sich gar nicht mehr "natürlich" fortpflanzen, hergestellt werden soll. Auf der einen Seite ist jemand, der sich selbst thematisiert und dabei nicht schont (ja, das kann sehr witzig sein), auf der anderen Seite jemand, der stolz auf seine "Normalität" ist und das Andere diffamiert.
Heinz Strunks Humor kommt aus dem Daseinsschmerz. Da liegt z.B. jemand im Bett, kann nicht mehr auf die Toilette gehen und "dreimal die Woche kommt Schwester Ruth, holt alles raus". Mario Barth füllt die Hallen mit der Geschichte, dass er Kaka gemacht hat und es stank ("kennt ihr doch! Ha ha!"). Das sind so Unterschiede.
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