Charlotte Roche hat also ihr Thema gefunden und einen Bestseller geschrieben. Ich habe ihr Buch noch nicht gelesen, war heute abend bei ihrer Lesung in Bremen und konnte der Medienbegleitung in den letzten Wochen natürlich auch nicht entkommen.
Ich fand Charlotte Roche immer sympathisch. Sie hat einen guten Musikgeschmack, legt sich mit der Bildzeitung an, kommt intelligent und schlagfertig rüber und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Was ich nicht so ganz verstehe, ist, dass man hierzulande im Jahr 2008 n. Chr. mit so was dermaßen einschlagen kann. (Die Lesung heute war z.B. so gefragt, dass es direkt im Anschluss einen Zusatztermin geben musste).
Es ist ja alles ganz lobenswert: Der parfümierten und glatten, langweiligen Heidi-Klum-Welt mal eine Ladung Schmodder entgegenschmeißen, und Frauen und andere Menschen mit einem bestimmten Bewusstsein können dazu bestimmt noch viele kluge Dinge sagen, bzw. haben das in den ganzen Feuilletons schon getan. Leider langweilt es mich schon beim Schreiben, das noch irgendwie theoretisch zu betrachten, deswegen lasse ich’s.
Letztes Jahr hat sie zusammen mit Heinz Strunk auch die "Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern" zum Besten gegeben; und das war das Schwächste, was ich vom Strunker bisher gesehen habe. Strunk hat das selbst mal als "Tendenz: Spießerhumor" bezeichnet und hinzugefügt: "Ich finds n bisschen wenig", und das ist genau das Problem: Da geht es, hach, um Masturbation und wir gehen da jetzt mal ganz abgeklärt hin und giggeln dann trotzdem rum. So was trägt aber kein ganzes Abendprogramm (auch wenn diese Doktorarbeit* als solche natürlich komplett absurd ist), sondern ist ein Schmunzler für zwischendurch.
Ganz genau so geht es mir mit diesem "Feuchtgebiete"-Buch: Als Statement ist das bestimmt schön und gut, wäre als Kurzgeschichte vermutlich auch nett zu lesen. Aber soll das ein Roman sein? Brauche ich nach den heute abend gehörten und den in den ganzen Zeitungsartikeln verbreiteten Auszügen (die sich übrigens weitgehend gedeckt haben) wirklich noch das ganze Buch? Nö, ich kann mir den Rest schon denken, wenn ich mal Lust dazu habe. Und mir graust es davor, dass das noch durch die ganze Verwertungsmühle gedreht werden muss. Über die Filmrechte wird gerade verhandelt, teilte Frau Roche dem Publikum mit. Warten wir also mal ab, ob sie in einigen Jahren bei Gottschalk auf dem Sofa sitzt. Vielleicht ruft sie dann "Muschischleim!" in den Saal und sorgt bei Moderator und Publikum für amüsiertes Schmunzeln.
Natürlich ist das alles viel besser und sympathischer als dieser Ildikó-von-Kürthy-Dreck, und vielleicht war es mal an der Zeit, dass gerade eine Frau dazwischenhaut. Denn das habe ich ihr schon abgenommen, dass sie sich von all den parfümierten Binden und Intimwaschlotions terrorisiert und angegriffen fühlt.
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*Link aktualisiert am 1.12.2010
Ich fand Charlotte Roche immer sympathisch. Sie hat einen guten Musikgeschmack, legt sich mit der Bildzeitung an, kommt intelligent und schlagfertig rüber und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Was ich nicht so ganz verstehe, ist, dass man hierzulande im Jahr 2008 n. Chr. mit so was dermaßen einschlagen kann. (Die Lesung heute war z.B. so gefragt, dass es direkt im Anschluss einen Zusatztermin geben musste).
Es ist ja alles ganz lobenswert: Der parfümierten und glatten, langweiligen Heidi-Klum-Welt mal eine Ladung Schmodder entgegenschmeißen, und Frauen und andere Menschen mit einem bestimmten Bewusstsein können dazu bestimmt noch viele kluge Dinge sagen, bzw. haben das in den ganzen Feuilletons schon getan. Leider langweilt es mich schon beim Schreiben, das noch irgendwie theoretisch zu betrachten, deswegen lasse ich’s.
Letztes Jahr hat sie zusammen mit Heinz Strunk auch die "Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern" zum Besten gegeben; und das war das Schwächste, was ich vom Strunker bisher gesehen habe. Strunk hat das selbst mal als "Tendenz: Spießerhumor" bezeichnet und hinzugefügt: "Ich finds n bisschen wenig", und das ist genau das Problem: Da geht es, hach, um Masturbation und wir gehen da jetzt mal ganz abgeklärt hin und giggeln dann trotzdem rum. So was trägt aber kein ganzes Abendprogramm (auch wenn diese Doktorarbeit* als solche natürlich komplett absurd ist), sondern ist ein Schmunzler für zwischendurch.
Ganz genau so geht es mir mit diesem "Feuchtgebiete"-Buch: Als Statement ist das bestimmt schön und gut, wäre als Kurzgeschichte vermutlich auch nett zu lesen. Aber soll das ein Roman sein? Brauche ich nach den heute abend gehörten und den in den ganzen Zeitungsartikeln verbreiteten Auszügen (die sich übrigens weitgehend gedeckt haben) wirklich noch das ganze Buch? Nö, ich kann mir den Rest schon denken, wenn ich mal Lust dazu habe. Und mir graust es davor, dass das noch durch die ganze Verwertungsmühle gedreht werden muss. Über die Filmrechte wird gerade verhandelt, teilte Frau Roche dem Publikum mit. Warten wir also mal ab, ob sie in einigen Jahren bei Gottschalk auf dem Sofa sitzt. Vielleicht ruft sie dann "Muschischleim!" in den Saal und sorgt bei Moderator und Publikum für amüsiertes Schmunzeln.
Natürlich ist das alles viel besser und sympathischer als dieser Ildikó-von-Kürthy-Dreck, und vielleicht war es mal an der Zeit, dass gerade eine Frau dazwischenhaut. Denn das habe ich ihr schon abgenommen, dass sie sich von all den parfümierten Binden und Intimwaschlotions terrorisiert und angegriffen fühlt.
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*Link aktualisiert am 1.12.2010
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jean stubenzweig,
Mittwoch, 1. Dezember 2010, 13:59
Dieser bemerkenswerte Text ist mir doch tatsächlich entgangen. Aber ja, ach, da gehörte ich auch noch gar nicht zum hiesigen Schulsprengel. So sei im nachhinein angemerkt, daß leider die beiden Links «bezeichnet» und «diese Doktorarbeit» leider nicht mehr funktionieren. Ob Sie die noch anderswo auftreiben? Ich bin so schmunzelgeil.
Übrigens dürfte Ihre Seite bald nicht mehr jugendfrei sein. «Muschischleim, parfümierte Binden und Intimwaschlotions» – also bitte!
Übrigens dürfte Ihre Seite bald nicht mehr jugendfrei sein. «Muschischleim, parfümierte Binden und Intimwaschlotions» – also bitte!
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nnier,
Mittwoch, 1. Dezember 2010, 14:18
Das wissenschaftliche Werk habe ich nun neu verlinkt, das schöne Interview mit Heinz Strunk ist leider nicht mehr auffindbar. Ich erinnere mich daran, einiges Erhellende über sein Humor- und Selbstverständnis darin gelesen zu haben. Vergisst das Internet etwa doch?
Ich muss mal Robert Crumb fragen, ob ich mir sein Signum "For Adult Intellectuals Only!" ausleihen darf, mit dem er damals seine Underground-Comics versah.
Ich muss mal Robert Crumb fragen, ob ich mir sein Signum "For Adult Intellectuals Only!" ausleihen darf, mit dem er damals seine Underground-Comics versah.
jean stubenzweig,
Mittwoch, 1. Dezember 2010, 15:31
Das ist ja unglaublich. Ein Schelm, wer Satierisches dabei denkt. Das ist ja gar nichts zum schmunzeln, sondern tut richtig weh. Nie hätte ich das für möglich gehalten.
For Adults Intellecuals Only! – das wäre es. Fragen Sie ihn. Ich habe mir bereits so ein Appendixchen unter meinen Krönungsbalken gesetzt.
For Adults Intellecuals Only! – das wäre es. Fragen Sie ihn. Ich habe mir bereits so ein Appendixchen unter meinen Krönungsbalken gesetzt.
nnier,
Mittwoch, 1. Dezember 2010, 21:10
Auf einer ganz anderen Ebene musste ich beim Lesen eben doch schmunzeln: Dafür bekommt man einen Doktortitel?
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