Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Sonntag, 21. Dezember 2014
Ganz vorne
nnier | 21. Dezember 2014 | Topic Ja nee
Hey, weißt du, ich esse kein Fleisch mehr. Hey, Mann, ich beute kein Tier aus! Tue Bienen und Gänsen kein Leid/ Denk mal logisch, kann ich dann Rassist sein?

Hey, "Mann", bist du etwa ein Masku? Sieh die Anführungszeichen vor mir! In die Luft male ich meine schönsten/ Bin der breitbeinigste Feminist.

Ich beherrsche die Codes und die Zeichen. Würde nie einer "Dame" die Tür! Distinktionsgewinn weiter gestiegen/ Gender halten, Diversity: Buy.

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Samstag, 6. Dezember 2014
71@71:#38
nnier | 06. Dezember 2014 | Topic Musiq
Oooh Baby, sowas verbietet sich natürlich: Hach, Baby, wenn du mich mit einem Pfeil durchstoßen hättest, wäre das auch nicht schlimmer gewesen, trief! Die verhaltene Keyboardbegleitung, der schmachtende Gesang: Ein Glück, dass wir in einer postideologischen Zeit leben, denn das schreit geradezu nach einer Punkrevolution, bzw. die war damals ja schon voll im Gange, hau bloß weg den Scheiß! Hat sich 1979 eigentlich irgend jemand zu solcher Musik bekannt?

Mir wäre das vermutlich auch peinlich gewesen, aber dieses Album lernte ich erst viel später kennen, wie überhaupt den Großteil des 70er-Jahre-Outputs: Da es immer hieß, das letzte Wings-Album sei ein ganz besonders schlechtes, kaufte ich es mehr aus Sammlerpflichtgefühl irgendwann in den frühen 90ern.

Und es ist tatsächlich eine merkwürdige, uneinheitliche Scheibe. Doch höre ich sie oft und mit einem ganz speziellen Vergnügen: Da sind mir andere Alben dieser doch ziemlich seltsamen Band (und wie sollte sie nicht seltsam sein, was ist das denn für eine Konstruktion mit Supermusiker Paul McCartney, Nichtmusikerin Linda und ein paar wechselnden Nebenfiguren) wesentlich fremder geblieben, gerade die mit den routiniert geschriebenen Top-10-Hits. Davon gab's auf Back To The Egg keine mehr, auch wenn ein Song wie der hier vorgestellte es bestimmt gerne gewesen wäre.

Der plätschert so dahin, es passiert gar nicht viel, aber die hohe Discostimme mag ich doch, und dann dieser Bläsereinsatz, wenn der erst mal drin ist, hat er mich für Tage im Griff: Ein Glück, dass dieses Riff gegen Ende so oft wiederholt wird! Und achten Sie mal in den letzten 30 Sekunden auf das famose Ad Lib ("Bap-m-bap-dadaa") ganz im Hintergrund: Toll, oder?

Na gut: Ich bin nicht Teil der Lösung. Ich bin ein Teil des Problems.

Platz 38: Arrow Through Me (1979)

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Samstag, 29. November 2014
71@71:#39
nnier | 29. November 2014 | Topic Musiq


Es gibt ein kleines Tutorial, in dem man dabei zuschauen kann, wie der Mann die einzelnen Instrumente spielt. The Chords are very simple ... The drum part is very simple ... The bass notes are really simple, sagt er da und hat vermutlich recht.

Das macht mich ja regelmäßig fertig, dass er manchmal die ausgefeiltesten Akkordwechsel liefert und mit dem Bass wahre Wunder vollbringt - denken Sie an das finale Abbey-Road-Medley oder hören Sie sich I Want You von derselben Platte an, ein sowieso ganz tolles John-Lied, das von Pauls Kapriolen auf dem Bass grandios veredelt wird. Dann wieder weiß er, wann man einfach geradeaus spielen muss, und legt z.B. bei Get Back völlig uneitel das Fundament, bleibt auf seinen zwei, drei Grundnoten, um den anderen Instrumenten (wie Billy Prestons artistischer Orgel) gebührenden Platz zu lassen.

Das Album von 2007 bestand zu einem guten Teil aus Material, das ein paar Jahre liegengeblieben und nun mit der bewährten Band in Form gebracht worden war. Aber bezeichnend für McCartney, und solche Dinge freuen mich einfach, dass er außerhalb dessen wieder eine Handvoll Songs alleine aufgenommen und mit einigen davon auch das Album eröffnet hat. Da wollte ich ob der ungeschliffenen Direktheit schon in Begeisterung ausbrechen und wurde mit dem dritten Song jäh ausgebremst, denn da geht es plötzlich "Düdüdüdüdüdüdü, she makes me feel glad, I want her so bad": Gediegener Erwachsenenpop, der auf Bremen Eins gespielt wird. Geht auch mal OK, holt mich aber nicht ab.

Deutlich mehr Spaß macht mir ein flottes, irgendwie hingeschmissenes Liedchen wie dieses, und wenn man sich die einzelnen Spuren so anhört, ist es wohl tatsächlich "very simple". Aber auch magisch, wie alles zusammen gute Laune ergibt. Speziell die Keyboardtupfer verpassen mir den Morgenkick.

Platz 39: Ever Present Past (2007)

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Montag, 24. November 2014
71@71:#40
nnier | 24. November 2014 | Topic Musiq


Wir haben dieselben Probleme, Paul und ich: Alles wird viel balladenlastiger als geplant, aber was soll man denn machen?

So stellt sich mir im Konzert meist irgendwo in der Gegend der späten Beatles-Ballade The Long And Winding Road die Frage, ob die frühe Wings-Ballade My Love unbedingt auch gleich noch gespielt werden muss. Aber er scheint das Lied ja sehr zu mögen, und wer bin ich, ihm da reinzureden?

Ganz ähnlich ist es hier mit meiner Liste, da rennt man immer rum und erzählt, nein, der hat nicht nur diese soften Stücke geschrieben, und dann muss das Stück A Certain Softness aber trotzdem rein und dieses noch und das da kannst du auch nicht weglassen, wenn du ehrlich bist.

Trotzdem freue ich mich, wenn ein randständiges Stück wie das hier behandelte wieder Schwung ins Konzert und in die Menge bringt, das war nämlich durchaus unerwartet, als es mir bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal live begegnete.

Auf die Lyrics habe ich nie so geachtet, hatte stets nur die Zeile "No one ever left alive / In 1985" im Kopf, eine also irgendwie pseudoapokalyptische Grundstimmung, die sich auch in den dräuenden Hintergrundgeräuschen bemerkbar machen will (und von 1973 aus war 1985 ja noch richtig Zukunft!)

Wenn statt eines ordentlichen Refrains dann nur so ein leeres "Oooh - oooh - oooh" erklingt, kann man natürlich echte Zweifel bekommen. Die aber unbegründet sind, das kann ich Ihnen erstens persönlich versichern und zweitens spielen auch moderne Bands das Stück nahezu unverändert nach, dann klingt es halt etwas staubfreier, aber die wissen schon, was gut ist, diese jungen Hunde.

Platz 40: Nineteen Hundred And Eighty Five (1973)

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Donnerstag, 20. November 2014
Es war nicht alles schlecht
nnier | 20. November 2014 | Topic In echt
Ich war in den 80ern irgendwann auch fasziniert von diesen Heimcomputern, erzählte was von Vokabelnlernen und bekam mit 15 oder 16 dann endlich, endlich einen Atari 800 XL. Ein Jahr später hatte ich mir auch eine Diskettenstation zusammengespart und das wilde Tauschen ging los: Mit diesem Außenseitergerät nicht ganz einfach (weil wenig verbreitet im Vergleich mit dem Commodore 64), aber über eine Kleinanzeige kam ich in Kontakt mit einem Jugendlichen in Süddeutschland. Wir tauschten dann jahrelang postalisch hin und her, viel Mist war dabei und ungezählte Stunden gingen dahin, die anders besser genutzt gewesen wären: Dennoch kam ich dadurch an ein ganz bestimmtes Spiel, das ich lange nicht gegen meinen Freund A. gewinnen konnte, der es meisterhaft beherrschte. Und noch Jahre später, als die coolen Jungs längst Drogen nahmen oder Mädchen abschleppten, fragte ich meine seltenen Besucher oft: Wollen wir mal eine Runde Mr. Do spielen?



Ich war nicht wirklich so ein Computerkind, brachte mir aber das Programmieren bei und schrieb tatsächlich auch ein Vokabelprogramm, mit dem ich bis zum Abitur gut zurandekam: Dieses ominöse "Üben" hatte ich bis dahin nicht für nötig befunden und war zur Schadenfreude meiner Lehrer beim Vokabeltest schon mal richtig reingerasselt. Jetzt gab ich neue Vokabeln umgehend in das Programm ein, lernte sie schon dadurch halb auswendig und bimste sie mir bei Bedarf noch so weit rein, dass die Aussicht auf irgendwelche Tests mich nicht weiter beunruhigen musste.

Das war aber auch nervig manchmal. Statt einfach zu sagen, lernt über die Sommerferien die und die Vokabeln, kam die Lehrerin mit x verschiedenen Lernmethoden an: Entweder 10 min jeden Tag auf diese Art oder in der ersten Ferienwoche soundsoviele Stunden auf jene, oder in den letzten zwei Wochen soundsoviel auf die noch andere Weise, und das notiert ihr genau.

Kam der Test nach den Ferien: Wenn ihr nach Methode A gelernt habt, dann macht ihr dieses Zeichen unten in das Kästchen, etc. etc.

"Und wenn man gar nicht geübt hat, was soll man dann da eintragen", fragte ich, und die Luft gefror zu Eis, ein unkontrollierbares Zittern nahm sie in Besitz, sie schnappte nach Luft, klappte den Mund auf und wieder zu, in der Ferne bellte ein Hund, dann stand sie vor mir und sprach mühsam beherrscht: Dann schreibst du Ich habe nicht geübt. Punkt, aus!



Das war die gleiche Lehrerin, die einmal parallel zum Boden quer durch die Luft an den Hals eines Mitschülers geflogen war, weil der ein Stück Papier hingeworfen und zu mir gesagt hatte: Heb auf, Neger. Ihm quollen dann halb die Augen raus, während sein Kopf hin-und hergeschleudert wurde und es minutenlang von oben brüllte, DU RASSIST! DU RASSIST!, das war immer ein wenig gefährlich mit der, und ganz besonders dann, wenn es sich um einen schwierigen Schüler handelte, mit dem man ganz viel Verständnis haben musste, wie sie uns regelmäßig predigte.

Und wie wir so im Stuhlkreis saßen und irgendwelche englischen Sprachspielchen spielten, begann der schwierige Schüler, mit einer Rolle Tesafilm Geräusche zu machen, er hatte ein paar cm abgerollt und zupfte mit den Fingern wie an einer Gitarrensaite, zimm-zimm, machte das, und sie erklärte ihm ganz geduldig, dass das Geräusch die anderen Kinder beim Lernen stört, zimm-zimm, und versuch dich mal in die anderen Schüler hineinzuversetzen, du, zimm-zimm, du, das stört die anderen, sonst kannst du gerne rausgehen, zimm-zimm, und ich sage es dir noch mal ganz deutlich, zimm-zimm, dieses Geräusch stört die anderen Kinder, bitte leg das zur Seite, zimm-zimm, zimm-zimm, zimm-zimm, sie stand plötzlich vor ihm, schrie seinen Namen, schüttelte ihn wild, und während sie wie von Sinnen auf ihn einschrie, JETZT SIEHST DU WAS ICH MIT DEINEM TESAFILM MACHE, er hatte sie gar nicht kommen sehen und sah vollkommen überrascht aus, hatte sie ihm längst die Klebefilmrolle entrissen und zog wie wild Meter für Meter herunter, einer grinste verstohlen, die anderen starrten mit großen Augen, sie riss an diesem Tesafilm und brüllte auf ihn ein und knüllte das Klebezeug in den Händen, bis sie ihm den Klumpen in die Haare drückte und seinen Kopf dabei ordentlich hin- und herwirbelte. Dann ging sie zurück an ihren Platz und wir machten weiter.



Ich habe nicht geübt Punkt aus, schrieb ich auf das Blatt und wartete mit Angstlust ab, aber das wollte ich ja alles gar nicht erzählen, Sie müssen entschuldigen, diese 8-Bit-Musik versetzt mich emotional sofort in die alten Zeiten zurück, und das Tolle ist, dass ich dieses Spiel neulich wiederentdeckt habe: Es macht immer noch unglaublichen Spaß, und am meisten freut mich, dass meine Kinder begeistert den Highscore jagen.

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