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Gib mir das Fieber zurück.
(Wolf Maahn)
Es ist ja angeblich schon das neue Jahr, ich aber lebe in einem Zwischenreich. Viele Jahre rackerte ich bis Weihnachten, brachte das Fest noch irgendwie hinter mich und lag dann vollkommen abgeledert flach. Das habe ich diesmal erfolgreich vermieden, alles etwas langsamer, alles etwas weniger aufwendig: Dennoch habe ich nur einige wenige freie Tage gehabt und war an denen nicht zu Hause. Kurz gearbeitet. Silvester. Kurz gearbeitet. Wochenende.
Über die Charaktereigenschaft, Fieber zu entwickeln, verfüge ich leider nicht. Statt dessen laufe ich wochenlang mit leichter Temperatur herum, dunkelrote Wangen im blassen Gesicht, ein leichter Schweißfilm über dem Leben. Aber wegen so was zu Hause bleiben? Man kann das schaffen, und auch noch die Wäsche. Sonst aber nicht viel.
Beim Spazierengehen überall Streckenposten in Warnwestengelb, irgendwoher schallt Musik, da ist eine Gulaschkanone und eine Bühne und ein lustiger Moderator. Hunderte Läufer schnallen ihre Startnummern um, das geht schon alles wieder los, das hat alles gar nicht erst aufgehört: Fit halten, weiterrennen, mit Schwung ins neue Jahr. Mir fehlt der Winter.
Man muss doch auch mal zur Ruhe kommen. Es muss doch auch mal dunkel sein und kalt. Sich einwickeln, am Ofen sitzen, Tee trinken. Den Stoffwechsel verlangsamen.
Ich träume davon, und morgen geht das Zirkusgeklingel weiter, da geht es erst richtig wieder los.
(Wolf Maahn)
Es ist ja angeblich schon das neue Jahr, ich aber lebe in einem Zwischenreich. Viele Jahre rackerte ich bis Weihnachten, brachte das Fest noch irgendwie hinter mich und lag dann vollkommen abgeledert flach. Das habe ich diesmal erfolgreich vermieden, alles etwas langsamer, alles etwas weniger aufwendig: Dennoch habe ich nur einige wenige freie Tage gehabt und war an denen nicht zu Hause. Kurz gearbeitet. Silvester. Kurz gearbeitet. Wochenende.
Über die Charaktereigenschaft, Fieber zu entwickeln, verfüge ich leider nicht. Statt dessen laufe ich wochenlang mit leichter Temperatur herum, dunkelrote Wangen im blassen Gesicht, ein leichter Schweißfilm über dem Leben. Aber wegen so was zu Hause bleiben? Man kann das schaffen, und auch noch die Wäsche. Sonst aber nicht viel.
Beim Spazierengehen überall Streckenposten in Warnwestengelb, irgendwoher schallt Musik, da ist eine Gulaschkanone und eine Bühne und ein lustiger Moderator. Hunderte Läufer schnallen ihre Startnummern um, das geht schon alles wieder los, das hat alles gar nicht erst aufgehört: Fit halten, weiterrennen, mit Schwung ins neue Jahr. Mir fehlt der Winter.
Man muss doch auch mal zur Ruhe kommen. Es muss doch auch mal dunkel sein und kalt. Sich einwickeln, am Ofen sitzen, Tee trinken. Den Stoffwechsel verlangsamen.
Ich träume davon, und morgen geht das Zirkusgeklingel weiter, da geht es erst richtig wieder los.
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Hach, schon wieder vorbei!? Ich wollte doch:
Über den Löffel balbieren. Tumulte anzetteln. Den Most holen. Den Boden ausschlagen. Mäuse melken. Die Hose mit der Kneifzange anziehen.
Ich sollte doch:
Drei kaufen (zum Preis von zwei).
Meinen Mann stehen.
Mehr Obst essen.
Vor meiner Tür kehren.
Reinhauen.
Was kümmert mich mein Geschwür von gestern!
Ihr Päderasten, Ökofaschisten, Superminister.
Ihr Leuteschinder, Schwarzbrenner, Steuerflüchtlinge.
Ihr Geisterfahrer, Nichtschwimmer, Komasäufer: Kommt gut ins neue Jahr. Wir sehen uns drüben.
Über den Löffel balbieren. Tumulte anzetteln. Den Most holen. Den Boden ausschlagen. Mäuse melken. Die Hose mit der Kneifzange anziehen.
Ich sollte doch:
Drei kaufen (zum Preis von zwei).
Meinen Mann stehen.
Mehr Obst essen.
Vor meiner Tür kehren.
Reinhauen.
Was kümmert mich mein Geschwür von gestern!
Ihr Päderasten, Ökofaschisten, Superminister.
Ihr Leuteschinder, Schwarzbrenner, Steuerflüchtlinge.
Ihr Geisterfahrer, Nichtschwimmer, Komasäufer: Kommt gut ins neue Jahr. Wir sehen uns drüben.
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Ich habe noch Großeltern und könnte selber Opa sein: Wie soll ich da ein Verhältnis zu bedruckten T-Shirts finden?
Es rührt mich, wenn ein Teenager Lieder von der neuen CD summt, ständig und tagelang. Kommen wir nach Hause, sagt der andere, gerade-auch-noch-Teenager: Ich habe die rauf- und runtergehört! Ich dränge das denen nicht auf, ich bimse das denen nicht rein, aber es verbindet, so wie ein paar andere Sachen: Können wir mal wieder Seewolf gucken. Und Kimba.
Beim Raclette sehen die Pfännchen aus wie Smartphones. Drunterschieben die Scheißdinger, rein in den Toaster, rein in den Mixer, knirschen sollen sie in der Saftpresse, splittern im Schraubstock: Eine Pest. Ich will doch nur kurz. Ich wollte nur mal. Ich gucke nur schnell. Du bist total extrem!
Ich bin total extrem. Ich will den Scheiß nicht am Tisch, ich will den Scheiß nicht beim Kartenspielen. Ich will mich mit jemandem unterhalten und nicht andere virtuell Anwesende mitdenken. Wer ins Handy gucken will, geht bitte in sein Zimmer. Wer ins Handy gucken will, braucht sich mit mir nicht zu verabreden. Wer nur mal kurz mit WhatsApp, der nicht mal kurz mit mir. Nur weil es technisch möglich ist, muss ich noch lange nicht mit Urlaubern skypen. Wenn ich im Urlaub bin, will ich weg sein. Wenn andere im Urlaub sind, sollen sie weg sein.
Ich muss mich inzwischen rechtfertigen: Das ist doch so prakisch. Das kann man ja nicht verbieten. So ist der Lauf der Dinge. Das machen doch alle: Werdet asozial und fresst Scheiße!
Es gibt übrigens Leute, die schwierig im Umgang sind, da braucht man sich nichts vormachen, da kann man sich Mühe geben, wie man will. Dann die Frage, ob man gute Freunde nach Jahrzehnten doch noch verliert: Es ändert sich gar nichts, und plötzlich ist es anders.
Musik, die Freude meines Lebens, und ich kann noch so zerknittert sein, kann hohlwangig die entzündeten Augen zukneifen, schwitzend erst noch Sachen gepackt und nur mit Aspirin losgekommen: Kommt nahe Großburgwedel das richtige Lied im Radio, dann drehe ich laut, dann gibt es Lenkradbongo, dann freue ich mich am mehrstimmigen Gesang und lasse mir die Synapsen massieren.
Man möchte so gerne erholt sein. Morgen Arbeit: Gut möglich, dass ich das vergesse.
Es rührt mich, wenn ein Teenager Lieder von der neuen CD summt, ständig und tagelang. Kommen wir nach Hause, sagt der andere, gerade-auch-noch-Teenager: Ich habe die rauf- und runtergehört! Ich dränge das denen nicht auf, ich bimse das denen nicht rein, aber es verbindet, so wie ein paar andere Sachen: Können wir mal wieder Seewolf gucken. Und Kimba.
Beim Raclette sehen die Pfännchen aus wie Smartphones. Drunterschieben die Scheißdinger, rein in den Toaster, rein in den Mixer, knirschen sollen sie in der Saftpresse, splittern im Schraubstock: Eine Pest. Ich will doch nur kurz. Ich wollte nur mal. Ich gucke nur schnell. Du bist total extrem!
Ich bin total extrem. Ich will den Scheiß nicht am Tisch, ich will den Scheiß nicht beim Kartenspielen. Ich will mich mit jemandem unterhalten und nicht andere virtuell Anwesende mitdenken. Wer ins Handy gucken will, geht bitte in sein Zimmer. Wer ins Handy gucken will, braucht sich mit mir nicht zu verabreden. Wer nur mal kurz mit WhatsApp, der nicht mal kurz mit mir. Nur weil es technisch möglich ist, muss ich noch lange nicht mit Urlaubern skypen. Wenn ich im Urlaub bin, will ich weg sein. Wenn andere im Urlaub sind, sollen sie weg sein.
Ich muss mich inzwischen rechtfertigen: Das ist doch so prakisch. Das kann man ja nicht verbieten. So ist der Lauf der Dinge. Das machen doch alle: Werdet asozial und fresst Scheiße!
Es gibt übrigens Leute, die schwierig im Umgang sind, da braucht man sich nichts vormachen, da kann man sich Mühe geben, wie man will. Dann die Frage, ob man gute Freunde nach Jahrzehnten doch noch verliert: Es ändert sich gar nichts, und plötzlich ist es anders.
Musik, die Freude meines Lebens, und ich kann noch so zerknittert sein, kann hohlwangig die entzündeten Augen zukneifen, schwitzend erst noch Sachen gepackt und nur mit Aspirin losgekommen: Kommt nahe Großburgwedel das richtige Lied im Radio, dann drehe ich laut, dann gibt es Lenkradbongo, dann freue ich mich am mehrstimmigen Gesang und lasse mir die Synapsen massieren.
Man möchte so gerne erholt sein. Morgen Arbeit: Gut möglich, dass ich das vergesse.
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Sonntagfrüh um 8:15 sind bisher kaum Pakete geliefert worden, sage ich, und der DHL-Bote macht dieses grunzende Geräusch: Sonntags langweilen wir uns doch sonst. Da hatte ich den großen Karton schon entgegengenommen und den komischen Plastikstift in der Hand, mit dem ich beiläufig und wie selbstverständlich meine Unterschrift auf das elektronische Dingens kritzelte. "Bringen Sie's hinter sich", sagte ich noch zu dem Mann, der bereits wieder die Treppe herunterrannte. Das alles hat etwa 30 Sekunden gedauert.
"Guten Tag Frau X", schreibe ich derzeit wieder Mails, "bitte bestellen Sie das Buch Y mit der ISBN Z", dann bekomme ich als Antwort: "Lieber Herr nnier, das machen wir gerne -- ab morgen ist es im Haus. Momentan kommt sehr viel Ware. Sollten Sie es einrichten können, wäre es gut, wenn sie nicht vor 10 Uhr kämen. Vermutlich ist es zwischen 14 und 16 Uhr am ruhigsten, wenn das bei Ihnen passt", und dann ist es fast wie früher. Bequemer wäre es natürlich, ich ließe es mir direkt ins Haus schicken.
Tja, sagen dann manche, das ist eben wie damals bei der Industrialisierung, da sind ja auch Berufe obsolet geworden, und wer das nicht kapiert, wird von der Geschichte weggefegt. Zum Glück bin ich Internetvordenker!
"Die Leute wollen Online", sagen die schrecklichen Samwers, und ich fürchte, sie haben recht. Ich bin lange nicht mehr einfach so in den Buchladen gegangen und habe gestöbert oder mich beraten lassen. Ich wusste immer schon, welches Buch ich wollte, und da der Preis sich nichts nimmt, habe ich versucht, den lokalen Händler zu unterstützen. Was aber wäre gewesen, wenn der Onliner auch noch die besseren Preise geboten hätte?
Dieses Jahr erlebe ich als Umbruch. Lange waren es vor allem standardisierte Artikel wie Bücher und CDs, doch wenn ich in mein E-Mail-Postfach schaue, sehe ich aus den letzten Monaten auch Kaufbestätigungen für Leuchtmittel, einen Außenspiegel Beifahrerseite, einen Raclettegrill, Brettspiele, Gewürzmühlen und allerlei mehr. Vor allem aber erstmalig nennenswert: Klamotten, und in dem Zusammenhang fällt mir schon auf, dass ich der Innenstadt und dem stationären Handel in diesem Winter noch fast kein Geld ins Haus gebracht habe.
Es hat sicherlich damit zu tun, dass ich weitgehend geschafft habe, was ich mir all die anderen Jahre doch nur vorgenommen hatte: Kein Weihnachtsstress, keine Verlegenheitsgeschenke. Diesmal also keine 24 kleinen Dingse für den selbstgebastelten Adventskalender, sondern einen gekauften (online bestellten). Diesmal also kein Last-Minute-Trip für die Flasche Doppelherz im Präsentkorb, sondern was Kreatives (online Entworfenes).
Aus herzlicher Abneigung dulde ich kein Zalando im Haus, und doch ist längst Realität, was man vor kurzem noch für absurd gehalten hätte: Schuhe nach Hause zu bestellen. Oder Küchen.
Wie die Dinge hergestellt werden, sehen wir schon lange nicht mehr. Jetzt verschwindet auch der Handel aus unserem Blickfeld: Irgendjemand packt irgendwo etwas ein. Dann ist es plötzlich da. Die Entfremdungsspirale dreht sich munter weiter.
"Guten Tag Frau X", schreibe ich derzeit wieder Mails, "bitte bestellen Sie das Buch Y mit der ISBN Z", dann bekomme ich als Antwort: "Lieber Herr nnier, das machen wir gerne -- ab morgen ist es im Haus. Momentan kommt sehr viel Ware. Sollten Sie es einrichten können, wäre es gut, wenn sie nicht vor 10 Uhr kämen. Vermutlich ist es zwischen 14 und 16 Uhr am ruhigsten, wenn das bei Ihnen passt", und dann ist es fast wie früher. Bequemer wäre es natürlich, ich ließe es mir direkt ins Haus schicken.
Tja, sagen dann manche, das ist eben wie damals bei der Industrialisierung, da sind ja auch Berufe obsolet geworden, und wer das nicht kapiert, wird von der Geschichte weggefegt. Zum Glück bin ich Internetvordenker!
"Die Leute wollen Online", sagen die schrecklichen Samwers, und ich fürchte, sie haben recht. Ich bin lange nicht mehr einfach so in den Buchladen gegangen und habe gestöbert oder mich beraten lassen. Ich wusste immer schon, welches Buch ich wollte, und da der Preis sich nichts nimmt, habe ich versucht, den lokalen Händler zu unterstützen. Was aber wäre gewesen, wenn der Onliner auch noch die besseren Preise geboten hätte?
Dieses Jahr erlebe ich als Umbruch. Lange waren es vor allem standardisierte Artikel wie Bücher und CDs, doch wenn ich in mein E-Mail-Postfach schaue, sehe ich aus den letzten Monaten auch Kaufbestätigungen für Leuchtmittel, einen Außenspiegel Beifahrerseite, einen Raclettegrill, Brettspiele, Gewürzmühlen und allerlei mehr. Vor allem aber erstmalig nennenswert: Klamotten, und in dem Zusammenhang fällt mir schon auf, dass ich der Innenstadt und dem stationären Handel in diesem Winter noch fast kein Geld ins Haus gebracht habe.
Es hat sicherlich damit zu tun, dass ich weitgehend geschafft habe, was ich mir all die anderen Jahre doch nur vorgenommen hatte: Kein Weihnachtsstress, keine Verlegenheitsgeschenke. Diesmal also keine 24 kleinen Dingse für den selbstgebastelten Adventskalender, sondern einen gekauften (online bestellten). Diesmal also kein Last-Minute-Trip für die Flasche Doppelherz im Präsentkorb, sondern was Kreatives (online Entworfenes).
Aus herzlicher Abneigung dulde ich kein Zalando im Haus, und doch ist längst Realität, was man vor kurzem noch für absurd gehalten hätte: Schuhe nach Hause zu bestellen. Oder Küchen.
Wie die Dinge hergestellt werden, sehen wir schon lange nicht mehr. Jetzt verschwindet auch der Handel aus unserem Blickfeld: Irgendjemand packt irgendwo etwas ein. Dann ist es plötzlich da. Die Entfremdungsspirale dreht sich munter weiter.
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Mussa ssreib Artik, mussa ssreib ssnell. Als Gesundheitsministerium stünde ich übrigens jederzeit zur Verfügung.
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