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Hopp! Hopp! Hopp!
Preiserhöhung stopp!
(Vor dem Neuen Rathaus, ca. 1982)
Wir waren Demonstrationsprofis, da machte uns keiner was vor. Für oder gegen die Schließung von irgendwas und die Ausbeutung von irgendwem, das gehörte zum progressiven Schulalltag.
Man kann es als lebendigen Sozialkundeunterricht betrachten oder als Einführung in ein wichtiges demokratisches Grundrecht. Auf der anderen Seite habe ich meine Schwierigkeiten, wenn Kinder und Heranwachsende sich zu politischen Fragen so eindeutig und im Klassenverband positionieren sollen. "Gegen den Krieg" sind natürlich alle, und niemand soll arme Menschen ausbeuten. Dennoch würde ich behaupten, dass die Darstellung bestimmter Fragen und Verhältnisse oft recht einseitig und durchaus ideologisch gefärbt war. Und wenn in der Klasse offen darüber abgestimmt wird, ob man an der "Demo" gegen dieses und jenes teilnehmen solle, spielen Freundschaften, Lehrerpersönlichkeiten, Abhängigkeitsgefühle, Gruppenzwang und die generös angebotene Alternative zum Abenteuer da draußen, man müsse ja nicht mitkommen, man dürfe auch in der Schule bleiben und irgendwo am Unterricht teilnehmen, eben auch eine Rolle. Somit bekunde ich meinen Respekt vor denjenigen, die sich getraut haben, abweichende Meinungen zu äußern. Das kann im linksgrünen Mainstream der frühen 80er genauso schwer sein wie an einer katholischen Schule der 50er.
Ich war im Essensausschuss. Sie setzten uns in der Mensa Tag für Tag einen Fraß vor, ich könnte Ihnen die Firma nennen. Wenn es einmal im Monat Pizza-Baguettes gab, zerfetzte man sich mit diesen zwar den Gaumen, dennoch war es ein Feiertag. Später gab es freitags wahlweise einen Teller Müsli. Wir waren glücklich: Ein paar Cornflakes mit Milch statt der ewig gnubbeligen Scheibe Rindfleisch mit Flummikartoffeln und Plumpsgemüse.
Das war eine komische Veranstaltung. In der Mensa, die ich sonst nur überfüllt und mit gigantischem Lärmpegel kannte, saßen an einem Tisch mein Klassenkamerad* und ich als Schülervertreter zusammen mit der strengen Dame, die die Mensa leitete, diversen anderen Schülern und Lehrern sowie einem dynamischen Herrn mittleren Alters, der ein neu entwickeltes Gericht anpries: Chop Suey, das zugleich in kleinen Schälchen aus der Mensaküche serviert wurde und in der Tat besser schmeckte als vieles andere: Endlich mal gut gewürzt, waren sogar die Gemüsestückchen knackig und das Fleisch ohne Knorpel und Fettrand. Ich hob also den Finger, als es zur Abstimmung kam, der Herr war begeistert und gab mir mit einem Augenzwinkern zu verstehen, dass ich da ein wirklich fantastisches Gericht für meine Mitschüler hatte probeessen dürfen. Wie meine Freunde und ich das Mensaessen im Alltag nannten**, ließ ich im Essensausschuss unerwähnt, der Mann war schließlich nett - und die Mensachefin streng.
Das Essen sollte für alle erschwinglich sein und wurde zur Hälfte von der Stadt bezuschusst. Es war bis zur 10. Klasse verpflichtend. Und auch wenn Gemecker übers Essen für die Massen zur langweiligen Kultur gehört, habe ich seither in genügend Kantinen gegessen, um behaupten zu können, dass es deutlich besser geht, auch wenn es billig sein muss.
Ob es denn etwas aus dem Essensausschuss zu berichten gebe, wurden wir in der Klassenstunde gefragt, ich erzählte kurz von dem tollen Chop Suey, und dann erfuhren wir, dass der kommunale Zuschuss um 10 Pfennig gekürzt werden sollte, ergo: Demonstration!
Routiniert liefen wir zum Rathaus und feilten an unseren Parolen. Es sei ja eigentlich keine Preiserhöhung, argumentierten einige, aber vom Versmaß her hatte ich selber ein Problem mit meinem Vorschlag ("Hopp! Hopp! Hopp! / Reduzierung der Zuschüsse um 10 Pfennig stopp!"), und so musste die Wahrheit wieder einmal als erste dran glauben.
In der Oberstufe mussten wir, Gott sei Dank!, nicht mehr in die Mensa gehen. Darüber freute ich mich ein Jahr lang und kaute auf meinen Käsebroten. Dann bekam ich Hunger und ging freiwillig hin. Einige Sachen waren gar nicht so schlecht. Noch etwas später belieferte ich alte Menschen mit Alubehältern. Sie können sich denken, wer der Hersteller war. Manchmal machte ich mir selber eine Portion heiß.
Als das erste Mal Chop Suey auf dem Plan stand, freute ich mich aufs Essen. Was ich auf mein Tablett geschaufelt bekam, war lauwarm, farblos und kaum gewürzt. Das Gemüse war weich, und statt Fleischstücken wabbelten mir weiße Fettklumpen entgegen.
--
*So hätten die das nie genannt, aber das ist jetzt zu kompliziert.
**"Was gibt es heute zu essen?" - "Mal in den Plan schauen. Ah! Ausgekotztes Würg!" - "Mmmh! Und morgen?" - "Moment ... oh, toll! Ausgekotztes Würg!" - "Lecker. Ich bin schon gespannt auf die nächste Woche!"
Preiserhöhung stopp!
(Vor dem Neuen Rathaus, ca. 1982)
Wir waren Demonstrationsprofis, da machte uns keiner was vor. Für oder gegen die Schließung von irgendwas und die Ausbeutung von irgendwem, das gehörte zum progressiven Schulalltag.
Man kann es als lebendigen Sozialkundeunterricht betrachten oder als Einführung in ein wichtiges demokratisches Grundrecht. Auf der anderen Seite habe ich meine Schwierigkeiten, wenn Kinder und Heranwachsende sich zu politischen Fragen so eindeutig und im Klassenverband positionieren sollen. "Gegen den Krieg" sind natürlich alle, und niemand soll arme Menschen ausbeuten. Dennoch würde ich behaupten, dass die Darstellung bestimmter Fragen und Verhältnisse oft recht einseitig und durchaus ideologisch gefärbt war. Und wenn in der Klasse offen darüber abgestimmt wird, ob man an der "Demo" gegen dieses und jenes teilnehmen solle, spielen Freundschaften, Lehrerpersönlichkeiten, Abhängigkeitsgefühle, Gruppenzwang und die generös angebotene Alternative zum Abenteuer da draußen, man müsse ja nicht mitkommen, man dürfe auch in der Schule bleiben und irgendwo am Unterricht teilnehmen, eben auch eine Rolle. Somit bekunde ich meinen Respekt vor denjenigen, die sich getraut haben, abweichende Meinungen zu äußern. Das kann im linksgrünen Mainstream der frühen 80er genauso schwer sein wie an einer katholischen Schule der 50er.
Ich war im Essensausschuss. Sie setzten uns in der Mensa Tag für Tag einen Fraß vor, ich könnte Ihnen die Firma nennen. Wenn es einmal im Monat Pizza-Baguettes gab, zerfetzte man sich mit diesen zwar den Gaumen, dennoch war es ein Feiertag. Später gab es freitags wahlweise einen Teller Müsli. Wir waren glücklich: Ein paar Cornflakes mit Milch statt der ewig gnubbeligen Scheibe Rindfleisch mit Flummikartoffeln und Plumpsgemüse.
Das war eine komische Veranstaltung. In der Mensa, die ich sonst nur überfüllt und mit gigantischem Lärmpegel kannte, saßen an einem Tisch mein Klassenkamerad* und ich als Schülervertreter zusammen mit der strengen Dame, die die Mensa leitete, diversen anderen Schülern und Lehrern sowie einem dynamischen Herrn mittleren Alters, der ein neu entwickeltes Gericht anpries: Chop Suey, das zugleich in kleinen Schälchen aus der Mensaküche serviert wurde und in der Tat besser schmeckte als vieles andere: Endlich mal gut gewürzt, waren sogar die Gemüsestückchen knackig und das Fleisch ohne Knorpel und Fettrand. Ich hob also den Finger, als es zur Abstimmung kam, der Herr war begeistert und gab mir mit einem Augenzwinkern zu verstehen, dass ich da ein wirklich fantastisches Gericht für meine Mitschüler hatte probeessen dürfen. Wie meine Freunde und ich das Mensaessen im Alltag nannten**, ließ ich im Essensausschuss unerwähnt, der Mann war schließlich nett - und die Mensachefin streng.
Das Essen sollte für alle erschwinglich sein und wurde zur Hälfte von der Stadt bezuschusst. Es war bis zur 10. Klasse verpflichtend. Und auch wenn Gemecker übers Essen für die Massen zur langweiligen Kultur gehört, habe ich seither in genügend Kantinen gegessen, um behaupten zu können, dass es deutlich besser geht, auch wenn es billig sein muss.
Ob es denn etwas aus dem Essensausschuss zu berichten gebe, wurden wir in der Klassenstunde gefragt, ich erzählte kurz von dem tollen Chop Suey, und dann erfuhren wir, dass der kommunale Zuschuss um 10 Pfennig gekürzt werden sollte, ergo: Demonstration!
Routiniert liefen wir zum Rathaus und feilten an unseren Parolen. Es sei ja eigentlich keine Preiserhöhung, argumentierten einige, aber vom Versmaß her hatte ich selber ein Problem mit meinem Vorschlag ("Hopp! Hopp! Hopp! / Reduzierung der Zuschüsse um 10 Pfennig stopp!"), und so musste die Wahrheit wieder einmal als erste dran glauben.
In der Oberstufe mussten wir, Gott sei Dank!, nicht mehr in die Mensa gehen. Darüber freute ich mich ein Jahr lang und kaute auf meinen Käsebroten. Dann bekam ich Hunger und ging freiwillig hin. Einige Sachen waren gar nicht so schlecht. Noch etwas später belieferte ich alte Menschen mit Alubehältern. Sie können sich denken, wer der Hersteller war. Manchmal machte ich mir selber eine Portion heiß.
Als das erste Mal Chop Suey auf dem Plan stand, freute ich mich aufs Essen. Was ich auf mein Tablett geschaufelt bekam, war lauwarm, farblos und kaum gewürzt. Das Gemüse war weich, und statt Fleischstücken wabbelten mir weiße Fettklumpen entgegen.
--
*So hätten die das nie genannt, aber das ist jetzt zu kompliziert.
**"Was gibt es heute zu essen?" - "Mal in den Plan schauen. Ah! Ausgekotztes Würg!" - "Mmmh! Und morgen?" - "Moment ... oh, toll! Ausgekotztes Würg!" - "Lecker. Ich bin schon gespannt auf die nächste Woche!"
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Wäre ich fitter oder
Wär' ich bei Twitter
dann würde ich jetzt irgendwas in der Richtung "FC Bayern vor der Pleite: Oliver Samwer übernimmt" bringen. Blitzkrieg, most aggressive guy on ze internet on ze planet, German detail oriented, daraus ließe sich bestimmt was basteln.
Nachts träumt mir, dass Herr kid sein Hermetisches Café bunt einfärbt und die Schriftart vergrößert. Das Design ist nicht uninteressant: Man klickt auf den Text, der die Bilder leichtfüßig umdribbelt, und
Ich habe am Freitag mit 20 Leuten Fußball gespielt (Kinder gegen Erwachsene!), ich bin am Samstag mit dem Kanu gefahren und in einen See gesprungen, ich habe mich den Sonntag lang von Turniersonne und -wind gerben lassen, seit Montag fliegen meine Lieblingspollen in extremo. Ich bin mit anderen Worten am Arsch, aber glücklich.
Sie da in K.: Bitte nicht erschrecken! Aber dass Sie mein ganzes Blog von hinten nach vorne durchlesen, das freut mich durch die Allergie durch. Jetzt irgendwie durch die Woche kommen, das nächste Wochenende wird genauso schön.
Wär' ich bei Twitter
dann würde ich jetzt irgendwas in der Richtung "FC Bayern vor der Pleite: Oliver Samwer übernimmt" bringen. Blitzkrieg, most aggressive guy on ze internet on ze planet, German detail oriented, daraus ließe sich bestimmt was basteln.
Nachts träumt mir, dass Herr kid sein Hermetisches Café bunt einfärbt und die Schriftart vergrößert. Das Design ist nicht uninteressant: Man klickt auf den Text, der die Bilder leichtfüßig umdribbelt, und
onclick()
vergrößert sich das Schriftbild und schiebt das Bild ganz smooth nach rechts. Womöglich hat es damit zu tun, dass ich mich gezwungenermaßen in die Horde der soziopathischen Smartphonies eingereiht habe. Man hat mir so einen Androiden aufgenötigt, und wo ich bislang im Bus saß und ausdruckslos vor mich hinstarrte, sitze ich nun im Bus und starre ausdruckslos auf das winzige Display, ruiniere meine entzündeten Augen mit dem Lesen von Blogtexten in XtraSmall und versuche mich in der Verfeinerung von Gesten wie etwa dem sogenannten Gynäkologenmove, mit welchem man Texte ganz smooth auf lesbares Format vergrößern kann, wenn man kann.Ich habe am Freitag mit 20 Leuten Fußball gespielt (Kinder gegen Erwachsene!), ich bin am Samstag mit dem Kanu gefahren und in einen See gesprungen, ich habe mich den Sonntag lang von Turniersonne und -wind gerben lassen, seit Montag fliegen meine Lieblingspollen in extremo. Ich bin mit anderen Worten am Arsch, aber glücklich.
Sie da in K.: Bitte nicht erschrecken! Aber dass Sie mein ganzes Blog von hinten nach vorne durchlesen, das freut mich durch die Allergie durch. Jetzt irgendwie durch die Woche kommen, das nächste Wochenende wird genauso schön.
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nnier | 28. Juni 2012 | Topic 'umor & more
Bei uns in Bremen heißen die Monate: Januar, Februar, März, April, April, April, April ... ha, ha, ha, ha! nnier mein Name, Experte für Humor und Wertsteigerung, freut mich Sie kennenzulernen. Ja - wenn's anstrengend wird, lockert ein kleiner Scherz die Sache schnell auf - und man erreicht am Ende schneller sein Ziel bzw. kommt noch zu einem Ergebnis.
Und es macht sympathisch, man kommt menschlich "rüber", wenn man zeigt: Man ist Mensch, nicht nur Vorgesetzter oder Chef. Natürlich: Aufpassen mit Politik, keine persönlichen Herabsetzungen - und dann das Thema Sexismus, klar! Ich sag bei meinen Seminaren immer: Alles hat seine Zeit. Keine Anzüglichkeiten bei der Arbeit - und wenn der Himmel voller Fotzen hängt! Zusammenstauchen vor versammelter Mannschaft: Ein absolutes No-Go! Das geht viel zu sehr auf die Produktivität.
Change Management, die Begleitung von Veränderungsprozessen, ein wahn-sin-nig interessantes Arbeitsfeld und rabli und rabla, ist auch persönlich bereichernd, wenn man in den Entlassenen nicht nur die Loserfratze sieht, sondern den ganzen Menschen, der mit Anfang 50 plötzlich nicht mehr gebraucht wird und dessen bescheuerte Kleinbürgerträume platzen wie die Seifenblasen. Dann sitzen sie da und heulen - mit ihren blöden Keramikhasen auf der Fensterbank!
Was soll ich jetzt nur tun, meine Fresse, da muss man sich manchmal echt beherrschen, dieses Selbstmitleid - und dann wieder der Appell an den Staat und die Gesellschaft, ich suche nach ner Zeit jedenfalls immer den Blickkontakt und sehe direkt in die feuchten Augen und sage: Das hat mit Ihnen als Person nichts zu tun, und welche Träume haben Sie bislang nicht verwirklicht, und vielleicht können Sie es ja als Chance sehen und bla, was man halt so sagt. Zwischendurch denkt man schon mal: Herrje, das ist erst die dritte heute, das geht noch den ganzen Tag so! Aber dafür wird man halt auch bezahlt, es können nicht immer nur Humorseminare sein.
Auf eine gewisse Weise erregt mich das auch, diese Parade der Geknickten und Gedemütigten, ich muss dann zwischendurch echt raus und mich abreagieren, das ist so geil! So geil! Und dass ich auf der richtigen Seite bin! Und was ich für einen Tagessatz habe! Ich würd's manchmal sogar umsonst machen, ohne Scheiß, ich kann das so gut mit dem betroffenen Gesicht und der getragenen Stimme und muss mir dermaßen das Lachen verbeißen, wenn die sich am Ende bedanken und sagen, dass ihnen das Gespräch gutgetan hat! Meine Zeit halte ich immer ein, das geht nie länger als 45 Minuten, da habe ich meine Kniffe. Papiertaschentücher kauf ich im 30er Pack, aber das Markenprodukt, da fühlen die sich dann wertgeschätzt. Wirklich! Mit meinen Auftraggebern lache ich abends manchmal gut ab, die sollen ja auch was davon haben, ich bin ja nicht billig.
Aber Sie wollten was zu der Humorsache schreiben: Humor bei der Arbeit. Ich würde sagen, machen Sie was mit Dos und Don'ts. Nennen wir's "Humor-Knigge fürs Büro"!
Selbstironie: Do! Wer über sich selbst lachen kann, beweist Souveränität und stärkt ganz nebenbei das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team. Ich z.B. bin der geile Typ vom Schlecker, nee wirklich jetzt, ha ha.
Sexismus: Don't! Witze über die Fotzensäue gehören in die unterste Schublade und sollten auch in einer reinen Männerrunde nicht rausgelassen werden.
Schlagfertigkeit: Do! Gekonnt kontern ist eine Kunst, die bösen Bemerkungen die Spitze nimmt. "Na, machst du wieder als erster Feierabend?" - "Halt die Fresse, dô!"
Politik: Don't! Sie wissen nie, welche Partei Ihr Kollege wählt. Deshalb sind politische Witze heikel. Vor allem im Ausland ist das vermintes Gelände, diese Kaffer reagieren manchmal echt über.
Taktischer Einsatz: Do! Nichts löst Spannungen in einem Meeting besser als ein netter Scherz. Oder: Fast. Wenn gar nichts mehr hilft, alle in den Puff einladen.
Beleidigen: Don't! Anspielungen auf körperliche Merkmale wie Übergewicht, abstehende Ohren oder Glatze sind gar nicht lustig. Also - in echt sind die irre lustig, das wissen Sie und das weiß ich, aber für den Artikel jetzt.
Und es macht sympathisch, man kommt menschlich "rüber", wenn man zeigt: Man ist Mensch, nicht nur Vorgesetzter oder Chef. Natürlich: Aufpassen mit Politik, keine persönlichen Herabsetzungen - und dann das Thema Sexismus, klar! Ich sag bei meinen Seminaren immer: Alles hat seine Zeit. Keine Anzüglichkeiten bei der Arbeit - und wenn der Himmel voller Fotzen hängt! Zusammenstauchen vor versammelter Mannschaft: Ein absolutes No-Go! Das geht viel zu sehr auf die Produktivität.
Change Management, die Begleitung von Veränderungsprozessen, ein wahn-sin-nig interessantes Arbeitsfeld und rabli und rabla, ist auch persönlich bereichernd, wenn man in den Entlassenen nicht nur die Loserfratze sieht, sondern den ganzen Menschen, der mit Anfang 50 plötzlich nicht mehr gebraucht wird und dessen bescheuerte Kleinbürgerträume platzen wie die Seifenblasen. Dann sitzen sie da und heulen - mit ihren blöden Keramikhasen auf der Fensterbank!
Was soll ich jetzt nur tun, meine Fresse, da muss man sich manchmal echt beherrschen, dieses Selbstmitleid - und dann wieder der Appell an den Staat und die Gesellschaft, ich suche nach ner Zeit jedenfalls immer den Blickkontakt und sehe direkt in die feuchten Augen und sage: Das hat mit Ihnen als Person nichts zu tun, und welche Träume haben Sie bislang nicht verwirklicht, und vielleicht können Sie es ja als Chance sehen und bla, was man halt so sagt. Zwischendurch denkt man schon mal: Herrje, das ist erst die dritte heute, das geht noch den ganzen Tag so! Aber dafür wird man halt auch bezahlt, es können nicht immer nur Humorseminare sein.
Auf eine gewisse Weise erregt mich das auch, diese Parade der Geknickten und Gedemütigten, ich muss dann zwischendurch echt raus und mich abreagieren, das ist so geil! So geil! Und dass ich auf der richtigen Seite bin! Und was ich für einen Tagessatz habe! Ich würd's manchmal sogar umsonst machen, ohne Scheiß, ich kann das so gut mit dem betroffenen Gesicht und der getragenen Stimme und muss mir dermaßen das Lachen verbeißen, wenn die sich am Ende bedanken und sagen, dass ihnen das Gespräch gutgetan hat! Meine Zeit halte ich immer ein, das geht nie länger als 45 Minuten, da habe ich meine Kniffe. Papiertaschentücher kauf ich im 30er Pack, aber das Markenprodukt, da fühlen die sich dann wertgeschätzt. Wirklich! Mit meinen Auftraggebern lache ich abends manchmal gut ab, die sollen ja auch was davon haben, ich bin ja nicht billig.
Aber Sie wollten was zu der Humorsache schreiben: Humor bei der Arbeit. Ich würde sagen, machen Sie was mit Dos und Don'ts. Nennen wir's "Humor-Knigge fürs Büro"!
Selbstironie: Do! Wer über sich selbst lachen kann, beweist Souveränität und stärkt ganz nebenbei das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team. Ich z.B. bin der geile Typ vom Schlecker, nee wirklich jetzt, ha ha.
Sexismus: Don't! Witze über die Fotzensäue gehören in die unterste Schublade und sollten auch in einer reinen Männerrunde nicht rausgelassen werden.
Schlagfertigkeit: Do! Gekonnt kontern ist eine Kunst, die bösen Bemerkungen die Spitze nimmt. "Na, machst du wieder als erster Feierabend?" - "Halt die Fresse, dô!"
Politik: Don't! Sie wissen nie, welche Partei Ihr Kollege wählt. Deshalb sind politische Witze heikel. Vor allem im Ausland ist das vermintes Gelände, diese Kaffer reagieren manchmal echt über.
Taktischer Einsatz: Do! Nichts löst Spannungen in einem Meeting besser als ein netter Scherz. Oder: Fast. Wenn gar nichts mehr hilft, alle in den Puff einladen.
Beleidigen: Don't! Anspielungen auf körperliche Merkmale wie Übergewicht, abstehende Ohren oder Glatze sind gar nicht lustig. Also - in echt sind die irre lustig, das wissen Sie und das weiß ich, aber für den Artikel jetzt.
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nnier | 27. Juni 2012 | Topic Klar jewesn
Das müssen Sie sich unbedingt ans >
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nnier | 24. Juni 2012 | Topic Klar jewesn
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