Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Donnerstag, 10. Mai 2012
Beloved benefactor from the past
nnier | 10. Mai 2012 | Topic Musiq
Das Live-Aid-Konzert 1985 war eine logistische Herausforderung. Es schien ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung ins Haus zu stehen, ich leistete mir einen Zehnerpack der Leercassettensorte meines Vertrauens und verbrachte Stunden damit, die Antenne des Tuners, wie wir Insider das Radio-Empfangsteil nannten, perfekt auszurichten. Den Fernseher, wir hatten sowieso nur einen kleinen tragbaren, durfte ich mir ins Zimmer holen und lag dann schon mittags mit diesem flauen Gefühl auf meinem Bett, das sich noch so oft einstellen sollte, wenn ich etwas endlich erreichte oder bekam, auf das ich lange hingefiebert hatte: Das sollte es nun sein!?

Bald sang hier Howard Jones und dort Alison Moyet, grölte da Billy Idol und gniedelte dort Status Quo, und, aufmerksame Leser ahnen es, ich wartete auf Phil Collins, der zusammen mit Sting auftreten sollte und dann peinlicherweise mit der Concorde von London nach Philadelphia flog, um ein paar Stunden später noch einmal die gleichen Stücke darzubieten.

Das soll es nun sein, mich quälte plötzlich dieses ganze Aufnehmen, Cassettenumdrehen, Schneiden, Zurückspulen, Beschriften, der Fernseher lief, draußen schien die Sonne, und immer musste man warten, weil später noch der superberühmte Künstler X und die legendäre Band Y auftreten würden.

Irgendwann schaltete ich aus. Den Auftritt von Paul McCartney habe ich deshalb nicht gesehen. Später las ich, dass er am Klavier Let It Be gespielt habe und zuckte die Achseln. Wiederum später fand ich im Zusammenhang mit einem ernüchternden Resümee seiner Solokarriere bis zum damaligen Zeitpunkt, d.h. bis in die zweite Hälfte der 80er, eine Erwähnung dieses Auftritts: Er habe, diese Formulierung beeindruckte mich, die Schönheit des Liedes durch seine pompous air und flippant delivery überschattet.*

Wenn ich das Buch von Tim Riley (mit dem Titel Tell Me Why) jetzt finden würde, könnte ich zitieren, so muss es aus der Erinnerung gehen: Es wurde dann noch ein Auftritt beim Prince's Trust 1986 erwähnt, auch so eine angestrengte Superstar-Parade, bei der McCartney zusammen mit damals unvermeidlichen Figuren wie Tina Turner, Elton John, Eric Clapton, Midge Ure, Mark Knopfler, Bryan Adams, Paul Young und so weiter das Lied Get Back darbot. Die Beschreibung endete mit dem melancholischen Eindruck, er wirke isoliert und wie jemand, der für das geliebt wird, was er einmal war, nicht für das, was er ist.**

Im nachhinein waren das nur ein paar Jahre. Damals aber ließ sich wirklich nicht absehen, dass er aus dieser Sackgasse jemals wieder herausfände. Es schien einzig auf gelegentliche Teilnahmen an Charity-Aktionen hinauszulaufen, immer im Schutze aktueller Stars und Produzenten, immer in der Sicherheit, noch als erster genannt zu werden, aber er gehörte nicht mehr dazu, und das wird einem so richtig deutlich, wenn man sich das Video zur Benefiz-Single (wieder mal) Let It Be von Ferry Aid (1987) anschaut. Ein Soundverbrechen von Stock-Aitken-Waterman, aber auch die schaffen es nicht, die Schönheit des totgespielten Liedes zu zerstören, zumindest solange McCartney singt. Dann folgt die übliche Parade von übermäßig phrasierten, angestrengt "souligen" Einzelauftritten, jeder will da sein Trademark in seine paar Sekunden Rampenlicht quetschen, ich hasse schon Boy George dafür, wie er "She is staaandin' right in front - of - me" zerdehnt, danach wird es nur noch schlimmer, und zwischendrin liefern Mark Knopfler und Gary Moore mit ihren Gitarren genau das ab, was ihnen im ersten Moment eingefallen ist.

Natürlich mündet das alles in ein minutenlanges Gegospel. Dieter Bohlen macht so etwas auch, wenn seine Musik "wertig" klingen soll. Da stehen sie alle und schunkeln und singen ganz selbstvergessen.

Nur einer ist nicht dabei.

--
* Nicht ganz weit hergeholt, wenn man sich das ansieht.
** All-Star-Bombast vom Schlimmsten.

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Mittwoch, 9. Mai 2012
Lurk vom Urk (10)
nnier | 09. Mai 2012 | Topic Illiterarisches


Wissen Sie, so haben wir schon oft zusammengesessen. Und doch finde ich es jedes Mal wieder schön. Trotz der ganzen Arbeit. Alleine schon die ganzen Schnittchen! Und literweise Kaffee. Hach. Ich frage mich, ob der Manfred nachher wieder den Zerrwanst rausholt und die Polka spielt. Der geht dann immer so aus sich raus. Das gefällt mir so. Auch wenn er ein komischer Kerl ist, irgendwie. Wenn ihm was wichtig ist, wird er plötzlich ganz ernst: Ich sag's euch!, ruft er dann, Eines Tages fliegen sie zum Mond!, und dann darf keiner lachen, sonst packt er seine Quetschkommode ein und geht. Das hat der wirklich schon mal gemacht. Da bin ich ihm noch nach. Aber der ist stur weiter. Der Wilhelm hat dann den ganzen Abend Witze gemacht: Halloooo, ich bin der Maaanni vom Moooond, und dass er gerade "zuuunimmt", und er hat den Manfred nachgemacht: Ich saaag's euch! Eines Taaages fährt die Menschheit nach Haaamburg in den Haaafen! Bald schicken wir Tooorfkähne zum Maaars! Und wir haben gelacht wie die Irren und die Ilse hat ein Weinglas zerbissen.

Hinterher dachte ich: Unser Lachen sollte nur die Stille übertönen, war ja keine Musik mehr da. Der Manfred hat mir leidgetan. Ich bin froh, dass er heute gekommen ist.

Soll er doch sein Zeug erzählen vom Mond - wenn er dran glaubt!

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Lurk vom Urk (9)
nnier | 09. Mai 2012 | Topic Illiterarisches


Die Menschen lachen, wenn sie uns so sehen, dabei handelt es sich bloß um ein Spiel mit unterlaufenen Erwartungen.

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Dienstag, 8. Mai 2012
Lurk vom Urk (8)
nnier | 08. Mai 2012 | Topic Illiterarisches


Früher habe ich auf dem Tisch getanzt. War Tambour-Major; kenne was vom Leben. Sexuelle Ent-Hemmung durch Alkohol-Genuss bei Jugendlichen verurteile ich.

Manchmal fordert die Natur ihr Recht, ganz normal. Dabei sollte man's belassen.

In der Zeitung steht, dass sie jetzt eine Bundes-Liga planen. Meister ohne End-Spiel! Stelle ich mir komisch vor.

Ich habe früher selber Fuss-Ball gespielt. Ist lange vorbei. Fehlt mir aber auch nicht.

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Lurk vom Urk (7)
nnier | 08. Mai 2012 | Topic Illiterarisches


Was weg ist, ist weg - und besoffen geht's gleich viel einfacher, also runter damit ...

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Sonntag, 6. Mai 2012
Lurk vom Urk (6)
nnier | 06. Mai 2012 | Topic Illiterarisches


Warum ich nicht beim "Club Froh-Sinn" mitmache, fragt sie. Warum ich mir kein Motor-Rad kaufe, fragt sie. Warum ich ein Transistor-Radio haben will, fragt sie.

Ich brauch noch sechzehn Mark. Das sind noch acht Tage im Torf. Dann werden sie alle gucken. Und ich werd's nicht herleihen.

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Samstag, 5. Mai 2012
Lurk vom Urk (5)
nnier | 05. Mai 2012 | Topic Illiterarisches


Die ganze Gegend: einfach abtorfen. Bis auf den Grund. Bis nichts mehr übrig bleibt. Bis zum Erd-Kern. Nur um sicherzugehen.

Meine Meinung.

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Lurk vom Urk (4)
nnier | 05. Mai 2012 | Topic Illiterarisches


Ist vielleicht nicht ganz modern - na, und? Mein Akkordeon klingt wie ein ganzes Orchester. Ich kann eine Melodie spielen und mich dabei selbst mit Bässen begleiten: Eins-zwo, eins-zwo - ganz einfach!

In der Kirche haben sie die Orgel: Aber können sie die zum Picknicken mitnehmen? Na also. Und man wird viel öfter eingeladen.

Wenn ich das schon höre: Transistor-Radio!

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