Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 22. November 2011
Lieber Morgen
nnier | 22. November 2011 | Topic In echt
Normalerweise mache ich sowas mit Links, erst den Termin verpennen, dann eine Ladung Eintrittskarten ersteigern, daraufhin fragen, wer überhaupt mitkommen will, die überzähligen Tickets weiterverkaufen - wenn allerdings morgens auf rätselhafte Weise die Digitalkamera verschwindet und man also im Lauf des Tages die infragekommenden Orte abklappert, schließlich hat man doch gerade eben noch fotografiert, das Ding aber einfach nicht findet, dafür unterwegs bemerkt, dass man die Unterlagen vergessen hat, noch mal umdreht und diese eilig holt, dafür das Mobiltelefon liegen lässt und in immer hektischer werdenden rekursiven Schleifen seinen bereits getätigten Wegen folgt, bis man schweißgebadet das kleine Ding tatsächlich wiederfindet und nun nicht mehr weiß, was man wo schon erledigt hat bzw. noch tun muss, wenn zudem gewisse Zweifel ob der Seriosität einer Bieterin, die sich auf der Plattform gerade erst angemeldet und gleich das Höchstgebot abgegeben, danach aber einfach nicht gemeldet hat, sich durch unerwarteten Zahlungseingang doch noch in Luft auflösen, sollte man bei aller Freude noch mal sehr genau überprüfen, in welchem Umschlag man welches Ticket an wen schickt, und dass für einen selber auch noch welche übrigbleiben, am besten nebeneinander, vor allem an einem solchen Tag sollte man das tun, an dem man abends merkt, dass man den Laptop gar nicht dabeihat und sich fragt, wo der denn bloß.

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Sonntag, 20. November 2011
Kümmellos
nnier | 20. November 2011 | Topic In echt


Da lag dieser Weißkohl rum, schon lange, den habe ich mir vorgenommen, und ich kann mir das schon vorstellen, dass der Kohl jahrzehntlang einen so schlechten Ruf hatte, er riecht beim Kochen und sättigt kaum, hat keinen rechten Nährwert und ist wässrig, bah!, wenn ich mir so ein hungriges Fünfzigerjahrekind vorstelle!, wie es durchs Treppenhaus nach oben läuft, mit seinen kurzen Hosen, mit seinem Fassonschnitt, überall riecht es nach Kohl und der Hunger treibt's rein, angedickt das Zeug mit etwas Mehlschwitze, an guten Tagen ist ein halber Löffel Schweineschmalz drin oder es wurde eine Schwarte mitgekocht, für die Kalorien, denn ganz ohne Fett ist es nur noch grausam, hoffentlich gibt's ein paar anständige Kartoffeln dazu und nicht bloß Graupen.



Was für dekadente Säue wir geworden sind, wenn wir die welken äußeren Blätter abnehmen, alles Strunkige entfernen, auch diese dicken Rippen da, dann die Kohlblätter in Streifen schneiden und den gewässerten Römertopf erst mal mit Butter auskleiden, das war die Wochenration für einen Erwachsenen damals, noch schnell eine Gemüsezwiebel in Scheiben schneiden und sie auf den Boden schichten, und da wir zufälllig gerade ein Pfund Rinderhack in der Pfanne angebraten haben, schichten wir also den Kohl da rein und salzen immer kräftig, dazwischen das gut gepfefferte Hackfleisch, Schicht um Schicht, hach, was könnten wir denn noch reintun, es soll ja ein einfaches Gericht werden, gießen wir also lediglich etwas Wein hinzu und Brühe und etwas Sojasauce, mehr muss gar nicht sein, wir sind ja so anspruchslos!, oder zur Sicherheit grad noch einen Becher Sahne. Mehr brauche ich nicht, mehr will ich gar nicht, ich mag die einfachen Dinge, nachher kommt was mit Ruth Leuwerik.

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Freitag, 18. November 2011
Ideal ist es nirgends
nnier | 18. November 2011 | Topic In echt
Es war mein erster Urlaub in dieser Firma, da hätte ich es schon merken müssen, denn ich fuhr mit meiner kleinen Tochter auf der Rückbank der untergehenden Sonne entgegen und fühlte mich leichter und freier mit jedem Kilometer, nach einigen Stunden dann dachte ich diesen Satz, den ich immer bespöttelt hatte: Jetzt einfach weiterfahren, immer weiter, und nicht zurückkommen. Ich hätte es merken müssen, als ich dann doch wieder zurückfahren musste, dieser Kloß im Hals wurde immer dicker und die Schwerkraft stärker. Die Treppe da hoch habe ich damals schon gehasst.

Ich hätte es am ersten Tag merken müssen, als man gemeinsam zum Frühstück nach unten ging und alle eine Viertelstunde schwiegen, dann ging man wieder hoch. Als ich ins hässliche Hochhaus fahren musste und die da alle waren und jünger waren als ich und trotzdem so richtige Erwachsene. Als man mir was von Travel Arrangements erzählte und mir plötzlich so schlecht wurde, dass ich mich auf dem Klo einsperrte und zehn Minuten durchatmete.

Ich hätte es an dem Tag merken müssen, als wir nur zu zweit in der Firma waren und mit einer leeren Plastikflasche fußballspielten, die schossen wir durch den Flur wie die Bescheuerten, stundenlang, und wie mir klar war, dass ich mich zum ersten Mal wohlfühlte und dass das auch das einzige Mal bleiben würde.

Unterdrückte, beklemmende Scheiße, Kick-Off-Meetings und Verkaufsclients, und die Fluchten ins Raucherbüro, und der nnier macht aber lange Mittagspause, Satan!, aber manchmal konnte ich einfach nicht zurückgehen an meinen Platz, und wie ich punkt 17 Uhr den Hammer fallenließ, gegen jede soziale Erwünschtheit, keine Minute zuviel da drin, und dieses Kotzgefühl und die Treppe da jeden Morgen, diese Scheißtreppe.

An einem der ersten Tage im neuen Protzgebäude lief ich durchs Treppenhaus. Jemand hatte gut sichtbar auf den Marmor gekackt. Die Beratertypen waren da, jemand sprach von "Team Leads" und der Innenminister schaute vorbei, den Plastikflaschenkollegen hatte man eines Tages rausgeworfen, einfach so, ich lief danach nur noch in meiner Plexiglaskugel herum und kotzte mich selber an, weil ich trotzdem noch hinging, dann wurden die unangenehmen Businesstypen durch Soziopathen ersetzt, die sich auf ihre Macht einen abwichsten und zum Spaß Leute demütigten, manche davon wurden krank und manche heulten, andere brüllten nach unten weiter, dann saß ich bei dem Durchgeknallten im Büro und er fragte, ob ich an ihn glaube, starrte mich dabei so intensiv an, ich schrieb dann meine Kündigung, und als ich neulich die Todesanzeige für eine ehemalige Kollegin las, war mein erster Gedanke: Jetzt hat sich eine umgebracht. Das stimmte nicht, und vielleicht sehe ich das alles viel zu negativ.

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Mittwoch, 16. November 2011
Bekannte Namensträger
nnier | 16. November 2011 | Topic Ja nee
Helmut Schmidt. Helmut Kohl. Helmut Genscher. Helmut Strauß. Helmut Matthöfer. Helmut Apel. Helmut Lahnstein. Helmut Lambsdorff. Helmut Blüm. Helmut Waigel. Helmut Stoltenberg. Helmut Vogel. Helmut Börner. Helmut Barschel. Helmut Rau. Helmut Späth. Helmut Schwarz-Schilling. Helmut Möllemann. Helmut Albrecht. Helmut Voscherau. Helmut von Weizsäcker. Helmut Herzog. Helmut Matthäus-Maier. Helmut Verheugen. Helmut Schröder. Helmut Kiechle. Helmut Stoiber. Helmut Lafontaine. Helmut Geissler. Helmut Ditfurth. Helmut Scharping. Helmut Beck. Helmut Engholm. Helmut-Renate Laurien. Helmut Wallmann. Helmut Töpfer. Helmut Wehner. Helmut Dregger. Helmut Adam-Schwaetzer. Helmut Süssmuth. Helmut Klose. Helmut Trampert. Helmut Bastian. Helmut Kelly. Helmut Schäuble. Helmut Kinkel. Helmut Bangemann.

(Dieser Vorname ist seit den 70er Jahren völlig aus der Mode.)

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Samstag, 12. November 2011
Ohne sein Wissen. Aber bestimmt in seinem Sinne.
nnier | 12. November 2011 | Topic Gelesn
Es ist ja ganz normal, dass jemand jemanden nicht kennt und auch nicht vorher fragt, sondern halt mal einen Spendenaufruf zu des Ungefragten Gunsten in die Welt kräht wie auch sonst so vieles, und dann die Ansichten desjenigen, den er da so ungefragt in die Position gebracht hat, sich lieber mal erklären zu wollen, als "Zukreuzekriechen" vor sogenannten Neidern wertet - bloß eines verstehe ich nicht: Was soll an diesen Tweets eigentlich so toll sein?

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