Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Mittwoch, 20. Januar 2016
71@71:#26
nnier | 20. Januar 2016 | Topic Musiq
Weeeeeelll come into this house / Stop all that yackety yack!

Wenn etablierte Künstler in der Spätphase ihrer Karriere versuchen, back to the roots zu gehen, ist das schnell peinlich. Oder langweilig. Meist beides.

Denen fällt nichts mehr ein, die sind durch, die suchen sich eine Ladung Standards zusammen und surfen auf dem Nostalgietrip. Versuchen vergeblich, eine gute alte Zeit heraufzubeschwören, klingen hohl und abgeschmackt.

McCartney hat das einmal getan, 1987 mit dem sogenannten "Russischen Album", welches eines der wenigen von ihm ist, die ich tatsächlich nie höre. Leblos und langweilig, einzig vielleicht erklärbar als panisch-regressive Korrekturbewegung nach dem Misserfolg von Press To Play: Keiner mag die elektronisch-kühle Produktion mit diesen 80er-Sounds? Dann nehmen wir schnell ein Rock'n'Roll-Album auf und klingen wie die Altherrenband beim Frühschoppen.

Ebenso stark gähnen muss ich bei manchem Lied, das er allzu offensichtlich im Stil der 50er oder frühen 60er schreiben wollte: Sachen wie Get Out of My Way von 1993 vergisst man gleich wieder, und das ist auch gut so.

Dann kommt er 1999 mit einem Rock'n'Roll-Album an, beendet sein Trauerjahr, lädt ein paar alte Säcke ein, nimmt eine Ladung Stücke aus den 50ern auf und komponiert nebenbei Songs, die sich exakt einfügen: Knackfrisch klingt das, unprätentiös und energisch, All Shook Up von Elvis Presley wie mit einer Ladung Pepperoni im Arsch, manches wie im Pub aufgenommen und anderes wie im Bierkeller, immer aber zügig voran und auf den Punkt. Gefällt mir sehr.

Ein Lied herauszuheben ist nicht ganz leicht, Honey Hush ist es geworden, vielleicht auch deshalb, weil ich es einmal unter besonderen Bedingungen live erleben konnte. Und wenn ich daran nur denke, wird mir so warm ums Herz, wie ihr es euch nicht vorstellen könnt.

Komischerweise findet man nur ein paar Liveversionen im Internet, die sind nicht schlecht, aber die Power der Studioaufnahme erreichen sie nicht ganz. Von dieser kann ich also leider nur einen Schnipsel verlinken:

Platz 26: Honey Hush (1999)

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