Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Montag, 9. Juni 2014
Wenn jede Frau in deiner Nähe Brünette heißt
nnier | 09. Juni 2014 | Topic Ja nee
(Und auch meistens so ist.)

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Also lautet ein Beschuss
nnier | 09. Juni 2014 | Topic Ja nee


Rattatattatatt! Rattatattatat!

Als Verteidigungsministerin ist die siebenfache Mutter seit knapp sechs Monaten im Amt. Sie macht Reisen nach Afrika, Arabien oder Afghanistan, wo deutsche Soldaten helfen, Frieden zu sichern, Piraten zu verjagen oder die Taliban in Schach zu halten.

Oder ist nicht doch die sechsfache Verteidigungsministerin als Mutter schon seit sieben Monaten im Amt? Macht sie nicht Reisen nach Belgien, Burundi und Bielefeld, wo Piraten helfen, Taliban zu sichern, deutsche Soldaten zu verjagen oder den Frieden in Schach zu halten?

Rattatattatatt! Rattatattatat!

Im Vorwort verwendet die Politikerin einen neuen Dreiklang, der in den Ohren der Wir-dienen-Offiziere klingen muss wie eine satirische Botschaft: "Aktiv. Attraktiv. Anders."

Oder warten Sie, inzwischen heißt es: "Actimel. Aktiviert. Abwehrkräfte."

Rattatattatatt! Rattatattatat!

Und ich war mir so sicher, dass die Truppe ein Ponyhof wäre - das sieht von hier drüben wirklich so aus! Die zigtausend multimedialen Rekruten könnten z.B. der Stall sein. Was mich dennoch am meisten überrascht: Dass die siebenfache McKinsey-Ministerin "als Managerin" erfolgreich sein will und nicht, wie all ihre Vorgänger, als Krampfhenna.

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Sonntag, 1. Juni 2014
71@71:#49
nnier | 01. Juni 2014 | Topic Musiq
Erinnern Sie sich noch an die schreckliche Zeit der Maxisingles? Furchtbar, wie die Plattenindustrie einen dazu zwang, nach dem Album und der normalen Single auch noch eine, ach was: drei oder fünf Maxisingles zu kaufen! In der Regel waren das Zeitschinderversionen der radiotauglichen Dreiminutensingle. Da wurden Refrains noch zwei, dreimal angefügt oder ein stumpfsinniger Computerbeat unter das Ganze gelegt, fertig war der Extended Remix. Wenn dazu noch ein belangloses, aber bis dato unveröffentlichtes Stück auf die B-Seite gepackt wurde, half alles nichts: Ab zu Karstadt und 10,99 DM auf den Tresen legen. Wie bitte: Auf der britischen Maxi ist noch eine andere Kombination von Liedern? Grummelnd bestellt. Und was sagst du, die japanische Version kommt im Klappcover mit andersfarbigem Label - spar schon mal für den Besuch beim überteuerten Importshop. Ihr Kids habt ja keine Ahnung, ladet euch ganze Diskografien in Sekunden auf eure Festplatten: Wir haben uns diese Stücke hart erarbeitet!

Irgendwann in den 80ern ging das bei McCartney auch los, und zur 89er Flowers In The Dirt erschien eine ganze Fülle von Formaten, darunter ein World Tour Pack mit beigelegter Single not available elsewhere sowie zahllose Kombinationen von Songs auf Vinyl und CD. Und obwohl die CD bereits die LP überholt hatte, sollte einem der Preis von immerhin 30.- DM für so eine Silberscheibe zusätzlich schmackhaft gemacht werden, indem ein sogenannter Bonustrack dazugepackt wurde, Platz genug war ja. Auf diesem Album hieß er Ou est le soleil?, klang extrem nach Trevor Horn und Steve Lipson, den angesagten Produzenten, hatte sehr wenig mit dem traditionellen McCartney zu tun und gefiel mir von Anfang an.

Où est / Le soleil? / Dans la tête, eine konstruktivistische Weltsicht also, der zurechtgesamplete Musik wie diese exakt entspricht: Nennen wir's Lied, nennen wir's McCartney, machen wir uns die Welt, widewidewitt. Gleich noch mal geschreddert und neu zusammengefügt kommt das Ganze auch auf eine Maxisingle, und ob du die dann kaufen musst, das ist doch alles nur in deinem Kopf!

Platz 49: Ou est le soleil? (12" Extended Remix) (1989)

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Mittwoch, 28. Mai 2014
Love me, du
nnier | 28. Mai 2014 | Topic Musiq
Ich pack sie / in ein Taxi
(Udo Lindenberg)

Man muss sich nur mal die ersten vier Singles anhören. Los geht es mit dem wenig dynamischen Love Me Do, klobig und grobgestrickt: So plee-eee-ee-eeeze - (plunk plunk) - Love me doho. Deutlich flotter kommt schon Please Please Me zur Sache, come on, whoa yeah, like I please you-hoo-hoo-hoo-hoo, jubilierend, unschuldig und ungestüm. Routiniert und zurückgenommen dann From Me To You, man beherrscht also sein Handwerk und hätte einfach so weitermachen können. Jedoch: Was kurz darauf mit She Loves You geschieht, ist ein Quantensprung, die Drumrolls und -breaks, der Harmoniegesang, das Gitarrenspiel um Kilometer weiterentwickelt, aus der Kreisklasse an die Bundesligaspitze in nur zehn Monaten.

Mein Leben wird erhellt durch diese Lieder. Ich neige meist den späteren Beatles zu, kann mich über all diese Brillanten nicht wieder einkriegen, das geht mit Revolver los und erreicht mit dem Finale von Abbey Road einen solchen Reinheitsgrad, dass die Kernschmelze drohte, da kam die Trennung gerade noch rechtzeitig. Und doch geht mir das Herz auf, wenn ich dieses zittrige Mundharmonika-Intro höre: Love, love me do ...

Ich muss manchmal Taxi fahren: Charakterstudien, sage ich Ihnen. Es ist inzwischen völlig normal, dass die Fahrer ohne zu fragen Musik anschalten, die Fenster nach eigenem Gusto hoch- und herunterfahren oder während der Fahrt ausgiebig telefonieren. Übelgelaunt preschen sie auf den Fahrgast zu, der beim Einsteigen freundlich einen guten Tag wünscht, starren schweigend hinaus, während man sich anschnallt und das Ziel nennt, brausen abrupt los und wählen exakt die Route, die mit großer Sicherheit in einen quälenden Stau führt. In diesem regen sie sich auf und beginnen auf die Welt zu schimpfen. Das Taxameter tickt, man beginnt eine kleine Trance und schaut von oben auf die werktätige Welt, in der man unterwegs ist, Ameise unter Ameisen. Wie da jeder über Wasser bleiben will. Wie die Männer auf die Frauen schimpfen. Wie die Radfahrer die Autofahrer hassen. Wie der eine sich vor der Arbeit drückt. Wie der andere heimlich trinkt. Wie man sich streiten muss. Wie man innerlich wegschaltet. Wie man seine Freunde vergisst. Wie man abends immer müde ist. Wie man erschrickt, wie alt man ist.

Der erste Ton reicht, leise nur, das ist der Mundharmonikaton, da muss ich unwillkürlich lächeln und freue mich wie ein Kind. Hoffentlich lässt der das an, denke ich, hoffentlich redet und schimpft er jetzt nicht weiter, das ist so ein schönes Lied, und seine Hand schnellt zum Radio, ganz laut dreht er die Musik, ich trommle schon im Takt gegen das Türblech, kann einfach nicht anders, er schaut plötzlich zu mir, strahlt, schnippst, "Das ist Musik, was!", ich kann nur grinsen, dann stehen wir im Stau und draußen ist Baustelle und er lässt die Scheibe runter und brummt mit glücklichem Gesicht: Love, love me do! You know, I love you! I'll always be true! So pleee-eee-ee-eeeze!

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Dienstag, 20. Mai 2014
Gunk
nnier | 20. Mai 2014 | Topic Todesbiest
Ja, nee, danke, alles OK - bloß ich hab jetzt ein Hobby, nicht, früher habe ich ja manchmal gebloggt, sowas ist inzwischen natürlich schwierig.

Es ist ja nicht so, dass man einen Haufen Geld in die Hand nimmt und sagt, ich kauf mir jetzt mal n paar Uhren, ne, und dann bin ich fertig. Man fängt ganz langsam an und sagt sich, die da ist ganz hübsch und der Preis ist OK, und ich kann sie ja jederzeit weiterverkaufen. Und die da auch und die da auch. Und man verkauft dann wirklich auch mal eine weiter und macht sogar n kleinen Gewinn damit, dann denkt man: Läuft!, Ich hab's raus!, Ich kaufe und verkaufe und finanziere mir so die Sammlung!

Dann kauft man allen möglichen Quatsch, auch mal ne Damenuhr, auch mal eine, wo man schon sagt, nee, Gold ist nicht mein Ding, aber der Preis ist gut, und probier sie einfach aus, sonst verkaufst du sie einfach wieder.

Dann brauchst du bestimmtes Material und ne Ladung Batterien auf Vorrat. Kaufst dazu ein Konvolut altes Uhrmacherwerkzeug, das sind z.T. ja wirklich schöne Feinwerkzeuge, aber vieles kennst du gar nicht und verstehst nicht, wofür man es benutzt - aber sehr schön anzusehen teilweise, muss ich schon sagen.

Klar, es geht nicht immer alles glatt, du musst natürlich ehrlich rechnen, also wenn du kaufst: Brutto mit allen Versandkosten, wenn du verkaufst: Netto abzüglich aller Gebühren. Und du verschätzt dich auch mal, denkst erst noch: Die habe ich so richtig günstig bekommen und noch supergründlich gereinigt und alles, jetzt mache ich mal ein paar tolle Fotos und schreibe einen schönen Text dazu, das wird ein Reibach, und dann geht sie mit Verlust weg. Da denkst du, wie jetzt, jetzt habe ich mich richtig vertan.

Also ich reinige die immer zuerst, ne, ich mach erst mal das Armband ab, hab auch so n Ultraschallreiniger besorgt, schrubbe dann das Armband und lege es ein paar Mal in dieses Gerät: Was da rauskommt! Other people's gunk nannte das einer in so einem amerikanischen Uhrenforum, und der Begriff passt absolut. Übrigens das ist auch so eine Sache, da kann man sich wirklich stundenlang festlesen in diesen Foren.

Ich kann inzwischen Gehäuse öffnen, ne Batterie wechseln sowieso, aber hab neulich auch mal ne Krone gezogen und so ein kleines Uhrwerk vorsichtig rausgeholt: Das Glas ließ sich ganz einfach rausdrücken, aber da war auch noch so ein Ring, da muss ich erst noch rauskriegen, wofür der ist und wohin er gehört, und wie herum man ihn einsetzt. Aber zuerst muss ich mir ein Einpresswerkzeug besorgen, denn man kann so ein Glas nicht einfach mit dem Daumen wieder reindrücken.

Dann saß ich natürlich ein paar Stunden im Polizeireivier, denn sowas geht mir doch auf den Sack: Geld überweisen und nix bekommen. Der Typ hat sich noch ganz schlau gefühlt und was von "im Krankenhaus" erzählt, und dass er deshalb nicht antworten und nichts verschicken kann. Bloß dass er auf Anfragen zu seinen anderen Kleinanzeigen innerhalb von Minuten geantwortet hat. Da dachte ich: Mit mir nicht, Freundchen. Ich meine, das Geld ist eh weg, das hat mir auch der Polizist gesagt, das ist momentan die Masche, und ich noch so: Aber mit einer Überweisung, da kommt man doch an die Person ran, das ist ja nicht Western Union oder so ein anonymer Dienst! Und er so, ja, das denken alle, und es klappt auch zehnmal, aber das elfte Mal kommt halt auch, und dann ist man sein Geld los. Und da hat er recht gehabt, denn das war auch ungefähr das elfte Mal. Jedenfalls meinte er, trotzdem ist die Anzeige richtig, sonst wird das denen immer noch leichter gemacht, wenn nie was kommt.

Ich habe alles in Excel eingetragen und bin zusammengezuckt. Dann dieses gebeugte Sitzen da und das ewige Gefummel, der Frust, wenn sich das Schnäppchen als Schrott entpuppt, die Dreistigkeit mancher Verkäufer: Wie gesagt, ich habe jetzt ein Hobby.

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Mittwoch, 7. Mai 2014
Not that good at breathing in
nnier | 07. Mai 2014 | Topic Musiq
You took me up so high
It felt like a paradise
Breathing you and breathing you out
We fell like shooting stars
Like we were not too far
Nowhere to go but down

(Oder so)

Heute früh wurde ich von diesen Schülerbandlyrics enerviert, gesungen zu einem nichtssagenden Stück Industriemusik. Erfuhr, dass dies die aktuelle Nummer Eins sei und von einer Band aus meiner Heimat stamme, kotzte ganz lokalpatriotisch an den Straßenrand und schaltete mit letzter Luft auf den Rettungssender, der dem Schmonzens oft genug Paroli bietet: Wohltat, wenn auch da jemand übers Atmen singt, bloß ganz anders.

I'm breathing but I'm wheezing
Feel like I’m emphysem-in'
My throat feels like a funnel
Filled with Weet Bix and kerosene


oder, ach, hier:



Puh, das war gerade noch rechtzeitig. Ich danke Ihnen, da lohnt sich das Atmen wenigstens.

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