Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Pupsibär im Nahverkehr
nnier | 27. Januar 2013 | Topic In echt
Als sie die Bordrestaurants einsparten, warben sie: Toll! Jetzt ist der ganze Zug ein Restaurant! Jemand spaßte damals: Bald sperren sie die WCs zu, dann heißt es: Toll! Jetzt ist der ganze Zug eine Toilette!

Dran denken musste ich heute, als mir die Geschichte von Sven Pupsibär erzählt wurde, die ging so: Sven Pupsibär (ha ha ha!) ist im Stadion. Da spielt der FC Ente 05 (ha ha ha!) gegen eine andere Mannschaft. Es sind 45324 Enten im Stadion (ha ha ha!), 12788 Katzen (ha ha ha!) und 14 Menschen. Im Tor steht Sven Pupsibär (ha ha ha!). Da könnte auch ein Mädchen spielen, die Freundin von Sven Pupsibär heißt nämlich Klara Pinkelnichtgut (ha ha ha!), aber heute spielt Sven Pupsibär. Und die gegnerische Mannschaft schießt voll drauf. Und Sven Pupsibär kriegt den Ball voll ins Gesicht (ha ha ha!). Und dann wird der Ersatzball geholt (ha ha ha!). Und dann schießen die wieder drauf (ha ha ha!). Und Sven Pupsibär hält ihn wieder mit seinem Mund (ha ha ha!). Und es werden insgesamt 89 Bälle von ihm gehalten, bis keine mehr da sind (ha ha ha!).

Das waren die drei aufgedrehten Kinder, die da immer so herzhaft gelacht haben. Haben Sie auch eigene Kinder, fragte der Papa zwischendurch den älteren Herrn gegenüber, Nein, sagte der, Die Kurzen sind n büschen müde, wir waren heute Schlittenfahren, sagte der Papa, und der ältere Herr lächelte und sagte, dass er gleich seine Machete rausholen und kurzen Prozess mit der ganzen Saubande machen werde, da bin ich aber nicht ganz sicher, ob ich richtig gehört habe, die saßen nämlich alle ziemlich weit weg von mir, und der ältere Herr hatte ja eine ganz normale Stimme und nicht so ein dröhnendes Organ wie der Papa, der sich im Lauf der Reise noch ganz tolle Geschichten von Stinkefuß (ha ha ha!) und Popoklatsch (ha ha ha!) ausdachte, und da war es wieder: Toll! Jetzt ist der ganze Großraumwagen ein Eltern-Kinder-Abteil!, und ich ließ mich beim Bimbospielen auch nicht weiter stören, ich glaube, die 30 anderen Fahrgäste zwischen uns und Sven Pupsibär hatten es da teilweise schwerer.

Bimbo, doch, das kennen Sie! Das ist so ein Kartenspiel, ganz lustig, man muss quasi immer überbieten und wer als erster keine Karten mehr hat, der ist der König, und wer als letzter noch welche hat, der ist der Bimbo. Und das Tolle an dem Spiel: Wenn die Karten neu verteilt sind, muss der Bimbo dem König seine zwei besten geben und der König gibt ihm seine zwei schlechtesten dafür. Das macht dieses Spiel so lustig, dass man es unheimlich schwer hat, aus dieser Verliererposition wieder herauszukommen. Aber wenn man es dann doch schafft: Super!

Jetzt ist es nur so, als ich noch zur Schule ging, habe ich nicht mal gewusst, dass "Bimbo" ein negativ konnotierter Ausdruck ist, und speziell wusste ich nicht, welche Gruppe von Menschen durch diesen Ausdruck herabgewürdigt wurde. Ich dachte einfach: Bimbo, hö, das ist halt ein lustiges Wort für den, der verloren hat. Und später, als man uns drüber aufgeklärt hatte, nannten wir das Spiel "Arschloch". Wer als letzter noch Karten hatte: Ha ha ha! Du bist das Arschloch!

Und das war auf der Hinfahrt so lustig, denn Sven Pupsibär war ja auf der Rückfahrt, als ich noch hoffte, rechtzeitig zur Lesung von Wolf Haas wieder in Bremen zu sein. Das hat dann nicht geklappt, schade, dafür aber hörte ich immerhin Sven Pupsibär. Auf der Hinfahrt nämlich war mir urplötzlich dieses Spiel wieder eingefallen, und da erklärte ich begeistert (und aber mit gedämpfter Lautstärke - ein Konzept, das nicht jedem geläufig ist), dass mir da soeben ein Kartenspiel wieder eingefallen sei, das habe mal (geflüstert) Bimbo geheißen und später (geflüstert) Arschloch, und schon erklärte ich die Regeln und wie das mit dem komischen Wort so sei, nämlich das kannte sie auch gar nicht, und ich sagte: Das muss man halt wissen, dass das so ein negativ konnotiertes Wort ist, will ich hier im Zug auch nicht so laut sagen, aber lustiges Spiel, wirklich, und dann spielten wir es und lachten viel.

Nun war das aber Nahverkehr, und da fahren halt solche Leute mit und solche. Der Großraumwagen war fast leer, lauter freie Sitze, nur neben uns, auf der anderen Seite vom Gang, saß eine junge Frau. Als der große, tapsige Mann hereinkam und sich schnaufend genau ihr gegenübersetzte, runzelte ich innerlich die Stirn, merkte aber in kürzester Zeit, dass es sich nicht um so einen handeln konnte. Der wandte nämlich seine ganze Aufmerksamkeit unverblümt unserer Kartenrunde zu und folgte hochkonzentriert dem Spielverlauf. Tja!, rief er begeistert, So kann man sie sich schnappen, was!, und meine Antwort (Ja, ja, he, he) schien ihn nur weiter anzuspornen: Spielen Sie da Skat, fragte er, Nein, sagte ich, die Augen wurden größer und mit offenem Mund beobachtete er weiter das Geschehen.

Spielen Sie da Doppelkopf, fragte der Mann, Nein, sagte ich, nur so ein ganz einfaches Kartenspiel. Du bist dran. Der Zug wurde langsamer, wir näherten uns dem Zielbahnhof, da hielt er es nicht mehr aus. Wie heißt denn das Spiel, das Sie da spielen, fragte er ganz aufgeregt, und ich sagte: Weiß ich nicht, wie das heißt, hab ich echt vergessen, wie das heißt.

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