Der Mann im Whirlpool hatte traurige Augen. Seufzend schabte er sich eine Handvoll Hackfleisch vom Oberarm. Das war schön warm, das Hackfleisch, es schmiegte sich widerstandslos um Beine, Gesäß, Bauch und Brustkorb, körperwarm bis unter die Achseln. So hatte er es am liebsten: Pures, lauwarmes Gehacktes, halb und halb, mit einem Dutzend eingeweichter Brötchen und fünfzig Eiern grob vermengt. Früher hatte er das oft selber erledigt, mit seiner Badehose war er in den Whirlpool gesprungen und hatte die Mischung gestampft, es war ein altes Rezept seiner Mutter. Damals hatte er auch noch mit Salz und Pfeffer gewürzt, ein Säckchen hiervon, ein Döschen davon, hatte einzwei Armvoll Petersilie gehackt und hineingestreut, bis er eines Tages merkte, dass all die Gewürze nur den Verwesungsgeruch übertönten. Dabei ging es genau um diesen.
Schmatzend schob er sich eine Handvoll in den Mund. Hunger hatte er keinen, er wollte bloß den Geschmack, kaute langsam auf dem Zeug herum und speichelte es ein, ließ es im geschlossenen Mund durch die Zähne quellen, von innen nach außen, so dass sich kleine Fetzen zwischen den Zähnen verfingen, die man später noch lange mit der Zunge ertasten und schmecken konnte. Automatisch hielt er die geschlossene Hand vor den Mund, atmete hechelnd aus und ein: Genau so musste es riechen. Schon erinnerte er sich an diese grauenhaften Tage, wenn er Dienst hatte, wenn er frisch sein musste, wenn er nach Pfefferminz riechen musste. Einmal, auf der Sommerinsel, hatte es kein Hackfleisch in seiner Suite gegeben. Er hatte geheult, geschrien und getobt, es half nichts, da war nichts, der Assistent hatte dann ranziges Öl aus einer Frittenbude besorgt, damit hatte er verzweifelt gegurgelt. So etwas wollte er nie wieder erleben.
Spotz!, machte es neben ihm. Ein Kopf schob sich aus der Hackfleischmasse, die Augen geschlossen, um den Mund ein genießerisches Lächeln, es folgte ein tiefes "Aaaah!", die Augen öffneten sich, der Mann klatschte in die Hände und strahlte: "Bruderherz! Ist das nicht geil! Ist das nicht immer wieder geil!", nahm eine Ladung von dem Zeug in den Mund und ließ es langsam wieder herauslaufen. Sein Strahlen erstarb, als er die traurigen Augen gegenüber bemerkte. "Nun sei doch nicht so. Die kriegen sich auch wieder ein.", sprach er launig, doch wieder erklang nur ein Seufzen.
Er riss sich zusammen. Jetzt hatte sein Bruder den Moralischen. Da musste man feinfühlig sein. Sein glänzendes Gesicht bemühte sich um einen ernsteren Ausdruck. "Die wollen das doch so. Du kannst doch nichts dafür. Die haben zuviel Geld. Die wissen gar nicht, wohin damit. Es ist doch nur recht und billig, wenn du, also: wenn wir da zugreifen." Prüfend sah er sein Gegenüber an. Wie der sich hängenlassen konnte. Er musste nachlegen!
"Du bist das Lagerfeuer der Nation. Um dich sammelt sich das Volk. Du bist das Licht, die Sonne, der Mond, du bist Ozean und Gebirge. Für solche wie dich gelten keine Regeln. Du bist ein Übermensch. Dich kann man mit Geld nicht bezahlen. Aber versuchen sollen Sie's, oder? Oder?" Ein schwaches Lächeln im Gesicht des anderen zeigte ihm, dass er auf dem richtigen Weg war: Dranbleiben! "Komm, wir singen zusammen: Heu machma, Heu machma, Heu machma heut! Heu machma, Heu machma, Heu machma morng! Heu machma, Heu machma, Heu machma alleweil. He he, sigst des, so gefällst du mir schon besser! Und jetzt einen Löffel für die Post. Und einen für McDonald's. Und einen für Audi. Und einen für Mercedes. Und einen für Tchibo. Und einen für Haribo. Und einen für Kulmbacher. Und einen für Solarworld. Gell, das schmeckt!"
Der andere blickte ihn noch eine Weile an. "Ich war weder Vertragspartner der erwähnten Verträge, noch war ich an den Verhandlungen oder Abschlüssen beteiligt. Mir persönlich ist daher in diesem Zusammenhang auch keinerlei Fehlverhalten vorzuwerfen."
Ein Moment verging. Irgendwo bellte ein Hund. Dann reckte er das Kinn nach vorne, spuckte ein paar Hackfleischreste aus, sprang auf, straffte den Oberkörper und zeigte sein strahlendstes Lächeln.
Schmatzend schob er sich eine Handvoll in den Mund. Hunger hatte er keinen, er wollte bloß den Geschmack, kaute langsam auf dem Zeug herum und speichelte es ein, ließ es im geschlossenen Mund durch die Zähne quellen, von innen nach außen, so dass sich kleine Fetzen zwischen den Zähnen verfingen, die man später noch lange mit der Zunge ertasten und schmecken konnte. Automatisch hielt er die geschlossene Hand vor den Mund, atmete hechelnd aus und ein: Genau so musste es riechen. Schon erinnerte er sich an diese grauenhaften Tage, wenn er Dienst hatte, wenn er frisch sein musste, wenn er nach Pfefferminz riechen musste. Einmal, auf der Sommerinsel, hatte es kein Hackfleisch in seiner Suite gegeben. Er hatte geheult, geschrien und getobt, es half nichts, da war nichts, der Assistent hatte dann ranziges Öl aus einer Frittenbude besorgt, damit hatte er verzweifelt gegurgelt. So etwas wollte er nie wieder erleben.
Spotz!, machte es neben ihm. Ein Kopf schob sich aus der Hackfleischmasse, die Augen geschlossen, um den Mund ein genießerisches Lächeln, es folgte ein tiefes "Aaaah!", die Augen öffneten sich, der Mann klatschte in die Hände und strahlte: "Bruderherz! Ist das nicht geil! Ist das nicht immer wieder geil!", nahm eine Ladung von dem Zeug in den Mund und ließ es langsam wieder herauslaufen. Sein Strahlen erstarb, als er die traurigen Augen gegenüber bemerkte. "Nun sei doch nicht so. Die kriegen sich auch wieder ein.", sprach er launig, doch wieder erklang nur ein Seufzen.
Er riss sich zusammen. Jetzt hatte sein Bruder den Moralischen. Da musste man feinfühlig sein. Sein glänzendes Gesicht bemühte sich um einen ernsteren Ausdruck. "Die wollen das doch so. Du kannst doch nichts dafür. Die haben zuviel Geld. Die wissen gar nicht, wohin damit. Es ist doch nur recht und billig, wenn du, also: wenn wir da zugreifen." Prüfend sah er sein Gegenüber an. Wie der sich hängenlassen konnte. Er musste nachlegen!
"Du bist das Lagerfeuer der Nation. Um dich sammelt sich das Volk. Du bist das Licht, die Sonne, der Mond, du bist Ozean und Gebirge. Für solche wie dich gelten keine Regeln. Du bist ein Übermensch. Dich kann man mit Geld nicht bezahlen. Aber versuchen sollen Sie's, oder? Oder?" Ein schwaches Lächeln im Gesicht des anderen zeigte ihm, dass er auf dem richtigen Weg war: Dranbleiben! "Komm, wir singen zusammen: Heu machma, Heu machma, Heu machma heut! Heu machma, Heu machma, Heu machma morng! Heu machma, Heu machma, Heu machma alleweil. He he, sigst des, so gefällst du mir schon besser! Und jetzt einen Löffel für die Post. Und einen für McDonald's. Und einen für Audi. Und einen für Mercedes. Und einen für Tchibo. Und einen für Haribo. Und einen für Kulmbacher. Und einen für Solarworld. Gell, das schmeckt!"
Der andere blickte ihn noch eine Weile an. "Ich war weder Vertragspartner der erwähnten Verträge, noch war ich an den Verhandlungen oder Abschlüssen beteiligt. Mir persönlich ist daher in diesem Zusammenhang auch keinerlei Fehlverhalten vorzuwerfen."
Ein Moment verging. Irgendwo bellte ein Hund. Dann reckte er das Kinn nach vorne, spuckte ein paar Hackfleischreste aus, sprang auf, straffte den Oberkörper und zeigte sein strahlendstes Lächeln.
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hora sexta,
Mittwoch, 16. Januar 2013, 18:45
Das ist sehr *wow*.
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