Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Materialien: 52 in temporärer Welt
nnier | 31. Oktober 2011 | Topic Ja nee


Man kann lange darüber diskutieren was umweltfreundlich und nachhaltig ist es ist ein langer Weg bis man als Unternehmen diesen Punkt erreicht bei Nike kann man aber zumindest Schuhe kaufen bei deren Produktion über Umweltschutz und Nachhaltigkeit sehr viel nachgedacht worden ist als wir dann anfingen uns über die Arbeitsbedingungen in diesen Fabriken Gedanken zu machen stießen wir auf jede Menge Ineffizienzen alle bauten interne Kontrollteams auf um die Einhaltung der Kodizes zu überprüfen dann heuerten alle externe Kontrolleure an um die internen Kontrolleure zu überwachen schließlich stellten wir fest alle Hersteller benutzen mehr oder weniger dieselben Fabriken und zum Teil sogar dieselben externen Kontrolleure die traten sich in der einen Fabrik beim Überwachen auf die Füße während bei der anderen keiner hinguckte da wurde uns klar.



Wir kennen die Debatte um den Konsumverzicht natürlich aber die passt wenig zu den Bedürfnissen der wachsenden Mittelschicht in Indien und China wir versuchen deswegen eher den Verbrauch von Rohstoffen weiter zu reduzieren wir sammeln Materialreste vom Fabrikboden und verwerten sie wieder das geht heute schon bei 52 Materialien wir denken auch über das Schicksal unseres Produktes beim Verbraucher nach.




Blabla, oder halt irgendwas mit Mode, von Tillmann Prüfer: Ja, hach!, die neue Kollektion, das ist einerseits und dann aber doch wieder, nicht wahr (von Hermès, 600 EUR.) Jedenfalls: Steht in der Zeit bzw. im Magazin buchstäblich nichts(!) über die vom Fabrikboden aufgesammelte, verhaltenskodifizierte neue MAD-Kollektion, bei deren Produktion über diverse Sexualpraktiken und die Vorteile des Hamburger Mattenfilters im Süßwasseraquarium sehr viel nachgedacht worden ist.

Bevor Sie nun anfangen, sich Gedanken über die Arbeitsbedingungen in diesem Blog zu machen: Das passt nicht zu den Bedürfnissen der wachsenden Mittelschicht in Indien und China, die sich in geleasten Schuhen gegenseitig auf die Füße tritt (von Hermès, 600 EUR) und ist zwar ineffizient, dann aber wieder hach! (von Hermès, 600 EUR), und wir denken über das Schicksal unseres Produkts beim Verbraucher nach, du, Mensch, du, wie mag es mit dem Turnschuh wohl weitergehen, hm, ich stell mir grad so vor wie er so ausgepackt wird, nü, so, und das ist schon so manchmal so: puh!, nü, erst so vom Fabrikboden - und im VK dann plötzlich so: 269 EUR, nü, aber das dematerialisiert sich ja auch alles immer mehr, niemand versteht die Sportler besser als wir, wir haben dann begonnen, uns auch so über die Arbeitsbedingungen da so Gedanken zu machen so, also: wie ineffizient das mit dem Kontrollieren der Kontrolleure manchmal ist, nü, ist aber alles halt auch so ein Kreislauf, also da verleasen sie sogar Teppiche, wir müssen hin zu so ner Kreislaufwirtschaft, wo man so aus Materialien dann so Sachen macht, der alte Traum, nü, ich will jetzt nicht sagen: Aus Scheiße Gold, aber wenn wir klitzekleine Veränderungen durchsetzen, dann macht das in echt ganz viele Menschen glücklich, die arbeiten ja eh alle für uns und kontrollieren sich und werden kontrolliert und sammeln sich gegenseitig vom Fabrikboden auf und sehen dann im Grunde auch ein, dass die Produktfälscher Produkte fälschen und niemand sie besser versteht als wir, also da passiert viel, aber wir haben natürlich noch einen langen Weg vor uns (von Hermès, 600 EUR.)

~

Neue Zeiten erfordern neue Sitten: Seit seiner Gründung vor acht Jahren geht das Label Mumien Analphabeten & Lucy zweimal im Jahr mit seinen puristisch-gradlinigen Entwürfen auf Tour und schlägt in Galerien und Museen Geschäfte auf Zeit auf. Wer Teil der temporären Welt des Modehändlers Alexander Brenninkmeijer (von Hermès, 600 EUR) werden will, muss sich beeilen, denn in jeder der insgesamt zehn Städte hält er nur jeweils zwei bis vier Tage an – ein urbanes On-The-Road-Gefühl wie zuletzt '43 im Sportpalast hätte ich beinahe gesagt. Na jedenfalls: Kaufen, unbedingt! (Ist aber nur ironisch gemeint) (von Hermès, 600 EUR.)

(Fotos: Hermès, 600 EUR / Vom Fabrikboden aufgesammelt / Atelier 52 / alle (c) (von Hermès, 600 EUR) / Gruß von Tillmann an alle die ihn kennen / Kilroy was here / Wenn nicht anders angegeben / Irgendwann wird das Material, aus dem Ihr T-Shirt hergestellt ist, wahrscheinlich so wertvoll sein, dass wir es komplett wiederverwerten / Also rücken Sie es freiwillig raus oder muss der ineffiziente Kontrolleur kommen / Gruß an Hermès (600 EUR) / (c) Zeit und Zeit Online (2011-2020) / ggf. schon früher / Der Plural von Kodex ist Ko-di-zes, du Penis, wie oft soll ich das noch sagen)

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monnemer, Montag, 31. Oktober 2011, 16:01
So laßt uns denn ein Apfelbäumchen leasen.

Aber Obacht: Wenn Angela ihre Erfindung unter "MyMindestlohn" patentieren lässt, wird auch Mumien Analphabeten & Lucy (bei uns arbeiten 80% junge Frauen, weil sie Mädchen sind) am farshoring von human assets nicht vorbeikommen.
Oder meinten Sie das mit "On-The-Road-Gefühl"?

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nnier, Montag, 31. Oktober 2011, 19:47
Aua! Und dann steht noch "NDW" davor. Das hat selbst Hubert Kah nicht verdient. (Farshoring of human asses, myTäglichBrot.)

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hora sexta, Montag, 31. Oktober 2011, 18:19
Ich würde für Ihr Projekt gerne mein "Kölner-Dom-aus-Schokolade"-T-Shirt (aus dem Gedächtnis zitiert) spenden (von KDW*, 75 EUR). Ungetragen, niemals auf dem Boden gelegen. Wohin darf ich es schicken?

* Kölner Dom Wear, since 1248

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nnier, Montag, 31. Oktober 2011, 19:53
Das Konsumpflichtkomittee ist in den Besitz einer CD mit umfassenden T-Shirt-Daten gelangt und arbeitet eng mit den zuständigen Behörden zusammen. Eine Selbstanzeige wird dringend empfohlen, nützt aber eigentlich auch nichts mehr.

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jean stubenzweig, Montag, 31. Oktober 2011, 18:36
Als der Rausch begann, wider den Stachel zu löcken, etwa Anfang der Siebziger, wurden um des Mehrwerts willen Kühlschränke und Waschmaschinen auch an diejenigen verleast, die sich so etwas nicht leisten konnten. So erscheint es mir vierzig Jahre später nur logisch oder auch konsequent, ebenso höchstwertige Schuhe gegen adäquate Gebühr zu vermieten. Jedem das Recht auf einen Markenkater.

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nnier, Montag, 31. Oktober 2011, 20:06
Es ist ein entsetzlicher Sprachsumpf, dieses Interview da, Sinnentleertes ("Intensiv über Umweltschutz nachgedacht") kombiniert mit Absurdem ("52 Materialien"), vor allem aber die Frechheit, wieder mal Begriffe und Denkfiguren zu okkupieren und umzudeuten: "Kreislauf" und "Leasen" klingt doch voll ökö! Das Geschäftsmodell, ein Ding nicht mehr erwerben zu können, sondern "Design" (und Markenpopanz) gegen Nutzungsgebühren immer wieder und immer weiter bezahlen zu lassen, liegt da schon in den Schubladen. Denn ob ich meine alten Treter vielleicht pfleglich behandeln und lange verwenden will, ist dann keine Option mehr. Wenn wir dann genug gehirngewaschen worden sind, bringen wir die Dinger zur Rücknahmebox und fühlen uns so umweltfreundlich wie heute am Automaten mit den Einweg-"Pfand"-Flaschen.

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g., Dienstag, 1. November 2011, 05:51
Bei Manufactum einzukaufen macht einen genau so kirre und Interviews mit deren Kunden liegen weit über der Schmerzgrenze. Kein Alkohol ist aber auch keine Lösung.

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nnier, Mittwoch, 2. November 2011, 22:55
Schon in der Farbgebung ein Vorreiter von Schwarzgrün. Und manchmal muss ich über die Produktlyrik fast so lachen wie ich über die distinktionsfreudigen "Für mich nur das Beste und Geld spielt keine Rolle" - Kunden würgen könnte, das hat ja definitiv einen Drall in Richtung etepetete. Und doch: Da geht's grundsätzlich ums Bewahren des Bewährten, oft Vergessenen, längst Verdrängten. Ich hab' zu wenig gekauft, ich bekomme den Katalog aus feinem Bütten schon lange nicht mehr, aber es ist tatsächlich nicht bloß die Nostalgie (die gibt's auch), es ist auch die Freude am guten Produkt, das man schon gar nicht mehr kennt und/oder bekommt. In dieser Hinsicht also das glatte Gegenteil von Sportlerverstehern, die in Sweatshops aus Erdöl und 51 weiteren Materialien bunte Klumpen produzieren lassen, um sie hernach mit Image aufzuladen und am besten mehrmals pro Jahr zu verkaufen.
Darauf einen Schlehenlikör.

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