Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Gevatter, ah! Ah!
nnier | 10. März 2012 | Topic In echt


Mein Freund A. bestand darauf, dass es bei Kampfstern Galactica einen Starbrooke gebe. Ich kannte die Serie nicht, war jedoch in den Sommerferien dem Namen Starbuck begegnet, als ich wie immer bei meinen Großeltern die für mich aufbewahrten Fernsehzeitungen des vorangegangenen Jahres durchgelesen hatte. Genau!, sagte er, als ich buchstabierte: S-T-A-R-B-U-C-K - das heißt Starbrooke! Ich musste ihm wohl glauben, schließlich kannte ich die Serie nicht.

Dann wieder: Brooke Shields, ihr Kinder heute wisst ja gar nicht, wie einen die durcheinanderbringen konnte, also ich meine jetzt nicht wegen Zwei Teenager auf einer einsamen Insel entdecken ihre Körper und dann ah! Ah!, sondern weil man damals noch nicht komplett durchanglisiert war. Dauernd stand in der Bravo etwas von Brooke Shields, man wurde ja sehr früh auf diese heteronormative Schiene gesetzt und mit stereotypen Sexualfantasien getriggert, da kam man gar nicht mehr dazu, sich in Ruhe auszumalen, wie man mit Sabine aus der Parallelklasse in einer Berghütte eingeschneit wird und da gibt es nur ein einzelnes Bett und es ist sehr kalt und ah! Ah!, nein, dauernd diese blaue Lagune. In den Pausen, wenn nach mehrmaligem Aufsagen von "Bo Derek" und "lechz!" noch etwas Zeit übrig war, kam meist jemand mit Brooke Shields an, bloß dass die in der Regel Brocke (dt.) genannt wurde oder bestenfalls mal Broke (engl.), aber als ich mal meiner kühnen Vermutung Ausdruck verlieh, es müsse nach den mir bekannten Ausspracheregeln eigentlich Bruuk heißen, wurde ich verlacht und mein Leben nahm eine unglückliche Wendung.

An all das musste ich heute wieder denken, ah! Ah!, als ich meine Vorstellungen von einem Cafébesuch über Bord werfen musste. Ich hatte erfahren, dass dort der Cappuccino so gut schmecke und war mitgegangen. Kids - das war damals noch anders, man setzte sich hin und es war ruhig und gemütlich, dann kam jemand und fragte, was man trinken wolle, man bestellte und im Hintergrund lief sehr leise Klaviermusik, bald bekam man die Tassen an den Tisch gebracht und sprach manchmal leise lächelnd miteinander. Daran muss die grauhaarige Dame in der Schlange direkt vor mir auch gedacht haben, als sie mit ihrer Teenagertochter da stand und anglisierte Kaffeproduktnamen und Tassengrößen aufsagen musste, sie musste ziemlich schreien über die Kasse hinweg, einen hohen Betrag zahlen und ihren eigenen Kaffeebecher direkt in Empfang nehmen, sich damit in eine zweite Schlange einreihen und gute fünf Minuten auf eine karamelisierte Kaffeespezialität für die Tochter warten, während hinter dem Tresen, vor dem Tresen und an allen Tischen eine so laute und gehetzte Atmosphäre herrschte wie im Schnellrestaurant. Aus einem Solidaritätsreflex heraus bestellte ich laut und deutlich einen Filterkaffee, stand dann aber selber fünf Minuten mit der Tasse in der Hand in der Cappuccinoschlange, weil meine Begleitung die einzigen freien Plätze verteidigen musste, die es am letzten Tisch gab, so voll war das bei Starbrookes.

Tri tra trullala.

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dings, Sonntag, 11. März 2012, 23:10
Prägend war für mich, wie Joachim Witt diese zackige Pendelbewegung zu den Seiten machte. Bilder, die man ein Leben lang nicht mehr los wird.

A propos Prägung, eigentlich wollte ich Ihnen OT eine Perle zeigen - aber Sie kennen ja vermutlich schon alles.
Bertrand Russell and the Beatles

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nnier, Montag, 12. März 2012, 17:44
Ich selber bin weniger videogeprägt, fand dieses Lied aber immer großartig. (Nicht nur cool oder konsequent, sondern so, dass ich es sehr gerne gehört habe und höre.) Ja, diese Bewegungen sind der Hit.

Die Russell-Perle kannte ich nicht, aber man muss einfach mal festhalten, dass Paul eigentlich alles gemacht hat bei den Beatles, auch die Sachen, die die anderen gemacht haben. (Ich danke meinem Schöpfer jeden Tag dafür, dass ich meine Zeit auf Erden mit ihm teilen darf. Aber was das angeht, könnte er langsam Ruhe geben.)

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monnemer, Mittwoch, 14. März 2012, 13:24
Der Einfluß von Christopher Atkins auf die Getränkekarte ist übrigens nicht zu unterschätzen.

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nnier, Mittwoch, 14. März 2012, 17:28
Kaffee für Menschen, die zu Bücherverbrennungen gehen; eine Sexfantasie so züchtig wie Ihr Klavierlehrer aus der dritten Klasse.

Leider finde ich nicht den richtigen Schnipsel aus Top Secret; da spielt er ja auch mit - und in einem kurzen Rückblick (den ich wie gesagt nicht finde) erfährt man, wie das so war auf der einsamen Insel.

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einemaria, Sonntag, 18. März 2012, 19:19
Medien sind ja subtil, und so vermute ich, daß mit Brooke Shields auf ein gebrochenes Schild Bezug genommen werden sollte - sozusagen der rostige Keuschheitsgürtel seinen Dienst versagte. Ich glaube, das ist der Schlüssel zum Geheimnis der blauen Lagune.
Doch eigentlich wollte ich vielmehr auf das Starbucks-Verbrechen eingehen. Überteuerter Kaffee, der von gestressten, weil unterbezahlten Lohnsklaven über die Theke gepfeffert wird. Schick, weil eben teuer. Hazelnut and caramel, chilly flavoured, you name it. Do they still serve Coffee flavoured coffee?

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nnier, Sonntag, 18. März 2012, 22:44
Der Krug (= Kaffeepott!) geht so lange zum Tresen, bis er bricht: Sexuelle Befreiung bei Starbrookes! Man sprengt die rostigen Keuschheitsgürtel des künstlich aromatisierten Einerlei und serviert Kaffee mit Kaffeegeschmack aus dünnwandigen Porzellantassen.

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