Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Mittwoch, 7. Mai 2008
Verramscht
nnier | 07. Mai 2008 | Topic Musiq
Ich gehöre zu den Menschen, die noch CDs kaufen; so erstand ich im Sommer 2007 Paul McCartneys bislang letztes Soloalbum Memory Almost Full (erschienen im Juni). Schon dass McCartney von der EMI zum "Starbuck's"-Musiclabel gewechselt hatte, sah für mich nach unseriöser Kaffeefahrt-Verkaufe und einem eher verzweifelten Schritt aus. (Dennoch ist es ein gutes Album.)
Was aber richtig nervt: Der Versuch, ganz schnell noch möglichst viele Einheiten zu verkaufen (z.B. an Sammler, die alles haben "müssen"), und nach ein paar Monaten wird verramscht.
Es gab schon zum Erscheinen mehrere Ausgaben (ich habe eine 2-CD-Version mit drei Bonustracks gekauft). Dann wurde schon im November(!) eine weitere Version nachgeschoben, diesmal mit den Bonustracks und einer DVD. Und wie dramatisch kurz die Halbwertzeit einer CD inzwischen ist, wird heute endgültig klar: Da wird angekündigt, dass die komplette CD am 18. Mai kostenlos der "Mail on Sunday" beigelegt wird. Nicht mal ein Jahr nach der Erstveröffentlichung! (Und wohlgemerkt, es handelt sich nicht um eine unbekannte Band, die erst noch ihr Publikum finden muss, sondern um das aktuelle Album eines respektierten Künstlers).

Wäre ich mal gleich bei Vinyl geblieben. CDs, das sind eben nur Daten.

Chris Rea sagte übrigens neulich: "Das (Musik-)Geschäft, wie wir es bisher kannten, gibt es nicht mehr ... Ich habe kürzlich auf dem Flughafen gesehen, wie sie Paul-McCartney-CDs zu Ramsch-Preisen verkauften. Ich dachte: Er sollte aufhören. Selbst Paul McCartney, der immer so schlau war, weiss nicht, dass es vorbei ist. Das CD-Spiel ist vorbei."

Recht hat er, es ist vorbei - und Aktionen wie diese machen das endgültig klar.

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Aua.
nnier | 07. Mai 2008 | Topic Musiq
Ich werde bei Gelegenheit mal über Phil Collins schreiben. Ich verdamme ihn ja nicht so bedingungslos, wie es viele andere tun, trotz Disney-Soundtracks und "True Colours".

Aber das hier tut doch wirklich wieder weh:

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Montag, 5. Mai 2008
Aus der schlechten Zeit
nnier | 05. Mai 2008 | Topic Musiq
Man konnte ja durchaus den Eindruck haben, dass Paul McCartney nicht mehr richtig weiter wusste, damals, Mitte der 80er. Auf Tug of War (1982) war die schwache Pipes of Peace (1983) gefolgt, das war auch die Zeit der am Reißbrett entworfenen "Nummer-Sicher"-Duett-Hits wie Ebony & Ivory und Say Say Say. Und dann kam 1984 dieses merkwürdige "Soundtrack"-Album zum Kinofilm Give my Regards to Broad Street heraus. Und was war drauf? Neuaufnahmen von Beatles-Songs und einiger Solohits. Und wer spielte mit? Irgendwelche Musiker von Toto. Das sollte einen skeptisch machen.

Die Bilder auf der Hülle mit den seltsam geschminkten Menschen (Paul, Linda, Ringo, Tracey Ullmann usw.) haben mich damals abgeschreckt und tun es immer noch, so dass ich den Film noch nie gesehen habe. Er war künstlerisch und finanziell wohl ein Desaster (Wikipedia: "The film ... was savaged by critics ... and ... ended up as one of 1984's most notable cinematic flops"). Auch das Album wurde ganz übel verrissen und McCartney hatte nun endgültig den Ruf weg, nichts mehr zu "bringen" und nur noch von seiner Vergangenheit zu leben - bzw. diese auch noch zu schänden, indem er Beatleslieder als Solokünstler noch mal aufnahm. (Z.B. Rolling Stone: "... filled out with pointless Beatles remakes and even more meaningless reprises of some of McCartney's own solo fluff ... McCartney's contempt for his own talent marks one of the saddest declines in contemporary pop.")

Was kann man nicht alles an dieser Platte kritisieren, allein: Ich höre sie immer noch gerne. Kitschig? Klar. Steril? Jau. Redundant? Auf jeden Fall. Überflüssig? Kann schon sein: Es ist wirklich seltsam, wenn 1984 auf einer Platte kaum veränderte Neuaufnahmen von Songs der zwei Vorgängeralben von 1982 und 1983 enthalten sind. Und Silly Love Songs musste auch nicht noch mal sein. Und dann gleich zweimal No More Lonely Nights.* Und wenn man die enthaltenen Beatleslieder mit den Originalen vergleicht, ist das Original besser.

Ist alles klar. Dennoch ist das eine Platte, die ihren eigenen Charme hat und die ich regelmäßig gerne, immer mit einer gedoppelten Nostalgie, anhöre: Nicht nur waren die Lieder bereits an die 20 Jahre alt, als McCartney sie für dieses Album erneut aufnahm, sondern auch das ist schon wieder weit über 20 Jahre her.

(*) Eine dritte Version (wer sich erinnert: die mit dem "Hmmmmmm" am Anfang) gab's damals als "Extended Version"-Maxi und ist auf dem CD-Release von 1993 als Bonus enthalten. Die finde ich am besten. (Kurze Hörprobe)


---
Nebenbei:
Aus den Sessions oder Proben muss das folgende sehr schöne Filmchen stammen, in dem Paul so aussieht, wie man damals eben aussah. Er spielt For No One offensichtlich mal eben zur Probe dem Produzenten George Martin vor.

Das Räuspern am Anfang ("Your day breaks, HRRRM!, your mind aches, ...")! Das "French horn"-Solo!

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Dienstag, 29. April 2008
Ihr läuft, ihr schlägt, ihr wirft
nnier | 29. April 2008 | Topic Sprak
Hat eigentlich Bastian Supersick schon mal über die dauernde Verwechslung der Konjugationen 3. Singular und 2. Plural geschrieben?

Nach meiner Beobachtung nimmt das langsam überhand: Dass dort, wo die Konjugation für "ihr" erforderlich ist, die von "er/sie/es" verwendet wird.

Aus dem Sportunterricht/Sportverein meiner Kinder:

"Dann läuft ihr alle schnell zur Mitte."
"Achtet auf die anderen, wenn ihr schlägt."
"Ihr wirft den Ball, so weit ihr könnt."
"Ihr nimmt euch jeder ein Band."

Aber es ist keineswegs ein spezieller Sportlehrerjargon. Ich bekomme an der Arbeit E-Mails, in denen steht:

"Das bespricht ihr besser mit T."
"Und es steht auch explizit, worauf ihr euch einlässt."

Woran liegt das bloß? Meine Theorie: Es muss eine Übergeneralisierung sein. Oft stimmen die beiden Formen ja tatsächlich überein:

ErSieEs kocht / ihr kocht
ErSieEs geht / ihr geht
ErSieEs denkt / ihr denkt
ErSieEs spielt / ihr spielt
ErSieEs schreibt / ihr schreibt

Anscheinend wird das nun von manchen für eine Regel genommen und es wird generell "ihr" mit der 3. Singularform kombinert: Ihr fährt weg, ihr lädt ein, ihr fällt herunter.

Nicht schön.

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Montag, 28. April 2008
Geruchserlebnisse, auf die wir gerne verzichten
nnier | 28. April 2008 | Topic Klar jewesn
Wenn man einen offenen Becher Sahne im Kühlschrank umschmeißt, ist das eine Sauerei, Punkt.

Wenn man es schafft, dass die ganze Sahne langsam in den kleinen Abfluss fürs Kondenswasser in der Rückwand gluckert:

... dann merkt man es nicht, bis sich ein säuerlicher Geruch verbreitet
... dann räumt man panisch den Kühlschrank aus und versteht langsam, was passiert ist
... dann wird einem klar, dass man die ganze Einbauküche auseinanderbauen müsste
... dann hofft man, dass der Geruch von selbst verfliegt
... dann wird es nach ein paar Tagen tatsächlich besser
... dann hofft man, dass es damit erledigt ist
... dann entsteht ein neuer, weitaus fieserer Geruch irgendwo zwischen Hundekot und Balsamka-Schmerzbalsam

... und dann?

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Sonntag, 27. April 2008
FimG - Der Film
nnier | 27. April 2008 | Topic 'umor & more
Schauspieler gut. Vieles fehlt. Ende falsch. Trotzdem OK.

(Meine Meinung zur Verfilmung von "Fleisch ist mein Gemüse".)

Bedenkenswertes zum Thema liefert übrigens mal wieder Humorkritiker Hans Mentz:

"Leider fehlte Regisseur Görlitz aber dann doch der Mut, eine traurige Geschichte auch traurig zu beschließen [...] Er konstruiert ein Happy-End, vertraut diesem Ende jedoch ebenfalls nicht und nimmt es fast schon wieder zurück: Der alte Strunk nämlich (Heinz Strunk selbst), der schon während des Films immer wieder als ­außer­halb der Handlung stehender Kommen­tator eingreifen durfte, kritisiert eben dieses Happy-End, an das er sich gar nicht erinnern könne.

Dieses Ende aus der Trickkiste tut nicht nur dem Kenner der Romanvorlage weh, es zieht auch einen zweiten Boden in den Film ein, der bis dahin ein eher ernstes Werk mit komischen Momenten war. Die erratische Schlußwendung aber stellt die Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit des Gezeigten unnötig in Frage [...]" (Quelle: Humorkritik Online-Titanic)

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