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Der Reiter hatte eine Pause eingelegt und beschlossen, ein Stündchen der Muße sich hinzugeben und die Stille des Waldes auf sich wirken zu lassen. Die Beine hochgelegt, die Augen geschlossen, wollte ein seltner Friede seines Geistes sich just bemächtigen, als er eines erst verwunderlichen, dann irritierenden Geräusches gewahr wurde.
Mühsam die Augen wieder öffnend konnte er nicht anders, als drei rapide näherkommende Gestalten widerwillig zu bemerken. Wohl nahm es ihn wunder, wie keck jene drei Mägdelein (denn dass solche es waren, hatte er schnell erkannt), wie zielstrebig und für keinen Heller zögerlich sie sich gaben, als seinem Rastplatze sie forsch sich näherten und ihn anriefen: "Wir dürfen uns doch dazusetzen!"
Nicht auf die zweifelnde Stimme seines Herzens hörte er, als prompt den Hut er hob, sich zwang zu einem freundlichen Lächeln und den drei, wie er nun feststellte, noch blütenjungen Dirnen ("meine eigenen Töchter könnten sie sein, Gott sei mein Zeuge!"), mit, wie er feststellen sollte, etwas zu viel Ehrerbietung antwortete: "Selbstverständlich dürfen Sie das!"
Den inneren Zweifel niederkämpfend beschloss er, seinen Platz zwar unbeirrt beizubehalten und wie geplant der Waldesruhe sich hinzugeben; Einspruch jedoch wollt er nicht erheben. Hatten nicht jene drei Gotteskinder dasselbe Anrecht auf eben diesen Fleck der Erde? Wer wäre er, nur um seiner ersehnten, nicht aber verdienten Ruhe willen jenen drei Geschöpfen selbige zu verwehren?
Nein, durchaus genießen würde er diese Stunde und vom klingenden Geplapper der drei Mägde, welches vor das sanfte Rauschen der Blätter und das leise Gluckern des entfernten Baches sich geschoben hatte, die ersehnte Ruhe sich nicht stehlen lassen - noch dächte er darüber nach, ob es schicklich sei, in solcher Gesellschaft zur Rast sich zu begeben. Denn, so früge er jeden Zweifler, hatte etwa er jenen drei Weiblein sich hinzugesellt? Waren nicht sie es gewesen, die, ohne Scham und durchaus fordernd, jenen Platz begehrt, an dem nun einmal er zuerst sich befunden?
Nein, seinerseits fortgehen würde er nicht. Die ungebetne Gesellschaft hinnehmen, ihr die gemessne Freundlichkeit erweisen, so wie die Regeln der Höflichkeit es geboten, vollendet rücksichtsvoll und tugendhaft sich verhalten, dies täte er mit Selbstverständlichkeit. Weichen hingegen, dessen war er nun sicher, seinen schönen Rastplatz aufgeben, würde er nicht.
Die Augen längst wieder geschlossen und mit dem festen Willen, aus seiner Ruhe sich nicht bringen zu lassen, konnt er doch nicht umhin, den jungen Stimmen zu lauschen, wie unbefangen ihre Mägdegespräche sie führten, an welche er, Tage später noch und längst in einem anderen Teil des Landes, zutiefst verwundert sich erinnern sollte.
- Hasan ist voll der geile Typ. Der hat geile Hosen an.
- Kennst du Miguel, das ist voll der Süße.
- Seine Eltern sind voll die netten. Und das Jugendamt war dauernd bei denen gewesen. Vielleicht sind die asozial. Dabei sind die voll nett.
- Die sehen auch voll gut aus. Der Vater sieht voll gut aus. Und die Mutter sieht auch voll gut aus.
- Ist Miguel ein Türke?
- Glaube ich nicht.
- Ich dachte, das ist voll der hässlige. In meiner Klasse sind voll die hässligen.
- Der ist voll süß. Mit dem hatte ich mal was.
- Da kommt Hasan.
- Das ist doch dieser hässlige Vogel.
Am Himmel stand die Sonne hoch. Erfrischende Kühle bot der Wald, vom klaren Bach ließ sich nach Herzenslust trinken. Das treue Reittier unter sich, das Bündel wohlgefüllt mit allerlei Gebackenem, zwei blanke Silberlinge gar im Beutel, wollt doch kein fröhlich Lied des Reiters Lippen entspringen, welcher sich frug: Ist das die Welt noch, die ich kenne?
Mühsam die Augen wieder öffnend konnte er nicht anders, als drei rapide näherkommende Gestalten widerwillig zu bemerken. Wohl nahm es ihn wunder, wie keck jene drei Mägdelein (denn dass solche es waren, hatte er schnell erkannt), wie zielstrebig und für keinen Heller zögerlich sie sich gaben, als seinem Rastplatze sie forsch sich näherten und ihn anriefen: "Wir dürfen uns doch dazusetzen!"
Nicht auf die zweifelnde Stimme seines Herzens hörte er, als prompt den Hut er hob, sich zwang zu einem freundlichen Lächeln und den drei, wie er nun feststellte, noch blütenjungen Dirnen ("meine eigenen Töchter könnten sie sein, Gott sei mein Zeuge!"), mit, wie er feststellen sollte, etwas zu viel Ehrerbietung antwortete: "Selbstverständlich dürfen Sie das!"
Den inneren Zweifel niederkämpfend beschloss er, seinen Platz zwar unbeirrt beizubehalten und wie geplant der Waldesruhe sich hinzugeben; Einspruch jedoch wollt er nicht erheben. Hatten nicht jene drei Gotteskinder dasselbe Anrecht auf eben diesen Fleck der Erde? Wer wäre er, nur um seiner ersehnten, nicht aber verdienten Ruhe willen jenen drei Geschöpfen selbige zu verwehren?
Nein, durchaus genießen würde er diese Stunde und vom klingenden Geplapper der drei Mägde, welches vor das sanfte Rauschen der Blätter und das leise Gluckern des entfernten Baches sich geschoben hatte, die ersehnte Ruhe sich nicht stehlen lassen - noch dächte er darüber nach, ob es schicklich sei, in solcher Gesellschaft zur Rast sich zu begeben. Denn, so früge er jeden Zweifler, hatte etwa er jenen drei Weiblein sich hinzugesellt? Waren nicht sie es gewesen, die, ohne Scham und durchaus fordernd, jenen Platz begehrt, an dem nun einmal er zuerst sich befunden?
Nein, seinerseits fortgehen würde er nicht. Die ungebetne Gesellschaft hinnehmen, ihr die gemessne Freundlichkeit erweisen, so wie die Regeln der Höflichkeit es geboten, vollendet rücksichtsvoll und tugendhaft sich verhalten, dies täte er mit Selbstverständlichkeit. Weichen hingegen, dessen war er nun sicher, seinen schönen Rastplatz aufgeben, würde er nicht.
Die Augen längst wieder geschlossen und mit dem festen Willen, aus seiner Ruhe sich nicht bringen zu lassen, konnt er doch nicht umhin, den jungen Stimmen zu lauschen, wie unbefangen ihre Mägdegespräche sie führten, an welche er, Tage später noch und längst in einem anderen Teil des Landes, zutiefst verwundert sich erinnern sollte.
- Hasan ist voll der geile Typ. Der hat geile Hosen an.
- Kennst du Miguel, das ist voll der Süße.
- Seine Eltern sind voll die netten. Und das Jugendamt war dauernd bei denen gewesen. Vielleicht sind die asozial. Dabei sind die voll nett.
- Die sehen auch voll gut aus. Der Vater sieht voll gut aus. Und die Mutter sieht auch voll gut aus.
- Ist Miguel ein Türke?
- Glaube ich nicht.
- Ich dachte, das ist voll der hässlige. In meiner Klasse sind voll die hässligen.
- Der ist voll süß. Mit dem hatte ich mal was.
- Da kommt Hasan.
- Das ist doch dieser hässlige Vogel.
Am Himmel stand die Sonne hoch. Erfrischende Kühle bot der Wald, vom klaren Bach ließ sich nach Herzenslust trinken. Das treue Reittier unter sich, das Bündel wohlgefüllt mit allerlei Gebackenem, zwei blanke Silberlinge gar im Beutel, wollt doch kein fröhlich Lied des Reiters Lippen entspringen, welcher sich frug: Ist das die Welt noch, die ich kenne?
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