Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 22. November 2011
Mobisodes
nnier | 22. November 2011 | Topic Fernseh
Bild hatte über den Selbstmord einer Frau derart hämisch berichtet (Aus Angst vor Frühjahrsputz: Hausfrau erschlug sich mit Hammer), dass ihr Mann sich wenige Tage später ebenfalls das Leben nahm. [Q]

Ich kann da auch kein Mitleid empfinden. Jeder, der bei solchen Sendungen mitmacht hat auf irgendeine Weise einen am Bembel. [Q #5]

Tut mir leid, aber solange es Leute gibt die sich dafür hergeben sollten die einem nicht leid tun. [Q #10]

Ich wollte das nicht. Ich musste das tun. [...] Oh mein Gott ... Was soll ich nur tun? Ich muss ja da bleiben, wo ich lebe. Was mache ich jetzt bloß? [Q]

Aber wenn die Gäste das so wollen? [Q]
Erinnert sich noch jemand an Killt von Staeck und Wallraff? Darauf stand ein Satz, der sich mir als Kind eingeprägt hat: "Wer etwas Ehrgefühl im Leib hat, sollte dieses Lügenblatt nicht kaufen."

Einmal wäre ich den Medienverbrechern beinahe selbst zu nahe gekommen: Als das Internet noch jung und ich naiv genug war, meine Vita und mein frisches Uni-Zeugnis einfach so hineinzuhängen, klingelte eines Tages das Telefon. Eine TV-Firma rief an, es war zu Beginn der ersten Container-Staffel, Sladdi und Jürgen waren gerade noch keine "Stars", aber der konkurrierende Sender wollte dem Format dringend etwas entgegensetzen, denn darin waren sich alle einig: Reality wird das Ding!

Schon saß ich in der Medienhauptstadt und ließ mich sozusagen für einen Job casten, eine junge Dame und ein cooler Produzent saßen da, die mich nach meiner Bereitschaft fragten, in die Karibik zu fliegen und meine Nase als Experte ins TV zu halten. Meine Rückfragen, die sich u.a. darauf bezogen, wie stabil die Kandidaten seelisch eigentlich seien und ob man auf Krisensituationen irgendwie vorbereitet sei, wurden achselzuckend abgetan, man warf sich vielsagende Blicke zu und es war dann auch schnell klar, dass wir nicht zueinanderfinden würden, wofür ich heute noch zutiefst dankbar bin.

Man kann derzeit nachlesen, was man für die Preisgabe sämtlicher Persönlichkeitsrechte auf dem freien Markt bekommt. Es sind 700.- EUR. Dafür räumt man Mobbern und Schlägertypen das zeitlich unbeschränkte Recht auf Demütigung, seelische Grausamkeit und Wirklichkeitsverbiegung ein, stellt sich unentgeltlich für Nacharbeiten und Pressetermine zur Verfügung und wird natürlich auch global durch den Kakao, nein: durch die tiefste Scheiße gezogen und verhöhnt. Klar: Das muss man doch wissen, was das für Konsequenzen hat! Wer sowas mitmacht, ist doch selber schuld! Der Sender reagiert routinemäßig völlig verwundert, seiner Sprecherin soll bitte der Mund verfaulen, und wer etwas Ehrgefühl im Leib hat, sollte denen nie wieder auch nur irgendwas abkaufen, sondern ganz entschieden an ihrer gesellschaftlichen Ächtung mitarbeiten.

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