Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Besen, biased
nnier | 22. Januar 2012 | Topic Musiq
Ich akzeptiere Schleichermusik normalerweise nicht. Ich akzeptiere Jazzbesen nur im Zusammenhang mit Angelo Badalamenti. Ich akzeptiere unter regulären Bedingungen keine Barmusik mit Klaviersprengseln.

Schalten Sie sich doch bitte mal kurz dazu:



Eine Platte mit Standards, hui, das klingt gefährlich nach Rod Stewart, und wenn er sich in den letzten Jahren so bemüht und es auch endlich geschafft hat, sich vom Image des gefälligen Balladensängers und Hut-und-Stock-Unterhaltungskünstlers zu befreien, dann staunt man erst mal über den Mut, nun ausgerechnet so ein Album herauszubringen. Sachen aus dem Archiv. Müde, verstaubte Musik für müde, verstaubte alte Leute. Wie alt ist er inzwischen? Ihm ist wohl nichts mehr eingefallen.

Das Stück, das Sie da gerade hören, ist übrigens eine Eigenkomposition. Ich finde sie sehr geschmackvoll, natürlich geht es haarscharf an der von mir gefürchteten Klippe entlang, doch die Streicher ersäufen einen nicht, das Klavier klimpert keine bloßen Hotelbarklischees, auch die Harfe hält sich angenehm zurück. Clapton mag ich sonst gar nicht so sehr, aber was er da akustisch zupft, nehme ich auch gerne mit.

Dann aber vor allem: Die Stimme. Ich schrieb es schon mal, mit seiner gealterten Stimme kann ich sehr viel anfangen, und ich bin froh, dass hier anscheinend nichts aufpoliert wurde.

Ich habe es einmal angehört, vor drei oder vier Tagen, es "kam" nicht sofort, das kenne ich aber schon. Ich habe es einsickern lassen, nicht daran gerührt, und jetzt ist es so weit, die Synapsen sind verknüpft, ich hab's den ganzen Abend laufen und bin bereit für ein Album mit bescheuertem Titel und langweiligem Cover.

(Disclosure: Ich bin müde, alt und verstaubt.)

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venice_wolf, Montag, 23. Januar 2012, 12:17
Vom Büro aus kann ich ab und zu über mein Skypephone in diese Files reinhören, und mit dem Kopf nicken, und ab und zu was dazusagen damit der Anruf mit PMC echt klingt.
Daher meine sehr ungenaue Hinhörmöglichkeit.
Dafür ist der Ohrwurm schon da.

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nnier, Montag, 23. Januar 2012, 15:29
Bei mir hat der ein paar Tage gebraucht: Ansetzen, zudecken, drei Tage ruhen lassen - wie ein altes Brotrezept.

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venice_wolf, Montag, 23. Januar 2012, 15:31
Das mit dem Brot versuche ich gerade wieder... nachdem ich ca 2 Millionen Schmetterlinge aus den alten Mehl'schen Papierverpackungen freigelassen habe.

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reuter, Dienstag, 24. Januar 2012, 00:00
Hm Herr nnier, ich glaub Ihnen ja sonst alles unbesehen und unbehört, wenn es um wen-wohl geht und bin ja auch selbst mehr als verfallen, aber jetzt hab ich wie von Ihnen instruiert drei Tage gewartet und es geht immer noch nicht, kein Scheiß. Die Geigen sind einfach eine Spur zuviel, ich kann nichts machen. Also wenn er den Refrain anfängt mit "And I will love her..." mag ich schon nicht mehr richtig und kurz später bei den Geigen verliert er mich. Echt jetzt.

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nnier, Dienstag, 24. Januar 2012, 09:42
Den Refrain fand ich auch am schwierigsten. Und ich bin immer noch unsicher, ob mir ein ganzes Album in dem Stil nicht zuviel wird. Immerhin freue ich mich bei dem auch sehr getragenen, an vielen Stellen orchestralen Album Chaos and Creation in the Backyard auch sehr, wenn er bei dem Lied Promise to You Girl endlich in die E-Gitarre greift (und Blockflöte pfeift.)

Die ganze Ankündigung in den Pressetexten ging ja auch in die Richtung: Eine Platte für das Glas Rotwein im Ledersessel nach der Arbeit; ich hatte da ziemliche Befürchtungen. Und es ist gut möglich, dass ich solchen Sachen bei einem anderen Künstler, sagen wir: Sting, gar nicht erst eine Chance gegeben hätte. Er hat bei mir nun mal einen Felsbrocken im Brett.

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venice_wolf, Dienstag, 24. Januar 2012, 17:11
Glas Rotwein im Schaukel Ledersessel? Mit einer karierten Decke auf den Beinen, Katze im Schos und Hörgerät?

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reuter, Dienstag, 24. Januar 2012, 21:21
Da stimme ich dann wieder zu. Bei Chaos and Creation in the Backyard war ich zunächst auch gelangweilt, hab aber dann nach einer Weile die eine oder andere kleine Kostbarkeit entdeckt. Bei Promise to You Girl, genau, da kommt dann Schwung in die Sache, der mehrstimmige Gesang, eher wie Queen als Beatles, schön, und dann die E-Gitarre, endlich, denkt man, here we go. Schließlich fand ich auch ein paar kleine Wunderstellen hier und da, in Fine Line, wenn er dann Come on back, Come on back, Come on back to me-iiiiieeee so schön hinkriegt. Trotzdem, von der Wirkung auf mich ist das immer noch meilenweit entfernt von all seiner anderen Musik, die mich sonstwohin katapultiert.

Aber gut, vielleicht sind Ihre drei Tage bei mir eher sieben, ich bin manchmal etwas langsam veranlagt, ich versuch's dann später noch mal.

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nnier, Dienstag, 24. Januar 2012, 22:35
Yeah! Ich weiß genau, was Sie bei Fine Line meinen. Und wenn ich Noten lesen könnte, würde ich jetzt auch noch beschreiben, bei welchem minimalen Akkordwechsel in dieser schnellen Klavierstelle kurz vor dem Chorus ich mir immer einen Ast freue, so harmlos das Liedchen ansonsten auch ist. Manche der Songs von diesem so gelobten Album sind mir zu unmelodiös und zu dräuend, andererseits sind die Streicher hier der-ma-ßen geschmackvoll eingesetzt, wie ich es selten bei Popmusik erlebt habe. Ach, und dann dieses absolut delikate Riding to Vanity Fair, nicht auszudenken, wenn das NICHT auf dieses Album gekommen wäre (angeblich mochte der Produzent es nicht und es wäre beinahe draußen geblieben.)

Müsste ich aus all der Fülle etwas wählen (täglich denke ich ja darüber nach, welche 10 oder 100 Songs ich mit auf die Insel nehmen würde), wären das wohl auch die kleinen Rocker. Ich liebe diese fast oder ganz allein eingespielten, aus dem Ärmel geschüttelten Stücke wie z.B. Comfort of Love, eine B-Seite aus den Chaos-Sessions (2005) oder Ever Present Past von 2007. Vollkommen wurscht, ob das Rad oder sonstwas neu erfunden wird, mich macht er damit glücklich.

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reuter, Mittwoch, 25. Januar 2012, 00:15
Hach. Sagen Sie - haben Sie heute Abend schon etwas vor?

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nnier, Mittwoch, 25. Januar 2012, 16:24
"And she was right", da haben Sie bestimmt genauso gründlich gelauscht, wie Sie lesen. Merci!

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nnier, Mittwoch, 25. Januar 2012, 21:32
Interessant auch immer die verschiedenen Phasen, wenn man ein neues Stück (oder gleich ein ganzes Album) die ersten Male hört und sie zunächst noch vom restlichen, vertrauten Werk getrennt empfindet, bis man sich unmerklich daran gewöhnt und sie irgendwann wie selbstverständlich dazuzählt. Die Inkorporation steht jetzt kurz vor dem Abschluss.

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nnier, Freitag, 27. Januar 2012, 17:26
Fertig! Ich pfeife es und spiele es mir bei der Arbeit im Kopf vor.

(Noch so ein schöner Moment auf dem Chaos-Album: Down the track of loneliness / Down the path of love ... in dem Stück Follow Me, diese Middle Eight in Beatle-Reinkultur treffen mich mitten ins Herz.)

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reuter, Freitag, 27. Januar 2012, 23:16
Sie machen mir Mut. Ich habe mich noch nicht wieder rangetraut aus Angst, immer noch enttäuscht zu sein. Versuche es dann in den nächsten Tagen mal mit Muße.

In neun von zehn Fällen weiß ich so genau was Sie meinen, dass es mir unheimlich ist. Ich kenne das so gut, dass eine Winzigkeit an einer bestimmten Stelle in der Musik pures Glück ist, kitschig und bekloppt aber wahr. Aber auch Ihre wundersam treffenden und schönen Worte an der richtigen Stelle machen mich ein bisschen glücklich. Und vielen Dank für das Wiederentdecken von „Growing Up Falling Down“, auf dessen Spur Sie mich gebracht haben, hatte ich fast vergessen.

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mark793, Montag, 23. Januar 2012, 14:35
Im ersten Moment des Hörens dachte ich, dass Rod Stewart (den ich ja auch eher weniger als Hut- und Stock-Unterhalter in Erinnerung habe) auf seine alten Tage noch eine beeindruckende musikalische Metamorphose hingelegt zu haben scheint. Bis mir dämmerte, dass ich mich in der Eile wohl etwas verlesen habe und es um na-ja-um-wen-wohl geht. Aber was verschlägts, das Stück hat tatsächlich was. Danke fürs Teilen, wie man in solchen Fällen wohl zu sagen pflegt.

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nnier, Montag, 23. Januar 2012, 15:45
Oh, bitte - ich rechnete mit Flames. Rod Stewart hatte ja stets diesen Ruf, Hotelzimmer zu zertrümmern und Groupies zu verwüsten. Dabei will er bloß in Ruhe mit seinem Freund, dem Scheich, in der Wüste Autorennen fahren. Und wie man hört, kurbelt er in den letzten Jahren ein seichtes American Songbook nach dem anderen heraus. Das erinnert mich an das Schicksal von Joe Cocker, mit dem ich ohnehin nie etwas anfangen konnte, der sich aber vom respektierten Schreihals auch zu jemandem entwickelt hat, der seine Formel gefunden hat und zuverlässig Konfektionsware liefert - inklusive dem obligatorischen Beatles-Cover pro Platte. Was mich zu wem-wohl bringt. Der hat ja auch gerne mal das komponiert, was Lennon angeblich als Oma-Musik bezeichnet hat: Honey Pie, When I'm Sixty-Four, und sicher war er immer mal in der Gefahr, diese Richtung zu sehr zu verfolgen: Da gibt's aus den 70ern etwa You Gave Me the Answer oder Baby's Request, noch 2005 kam English Tea dazu. Ich sehe die als kleine Verneigungen in eine Ecke, die ihn nun mal ebenso beeinflusst hat wie die Rock'n'Roll-Titel der 50er. Und weiß noch nicht, wie sich das auf Albenlänge anfühlt - bin jetzt aber positiv gespannt.

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mark793, Montag, 23. Januar 2012, 19:57
Ach was, Flames. Dem Sir Mäckes kann ich auch seine Oma-Musik verzeihen - und habe ich Ihnen je gestanden, dass ich z.B. das Wings-Album "Venus and Mars" als Jugendlicher ziemlich gelungen fand? Zu dem Zeitpunkt konnte ich dem Solo-Oeuvre von John Lennon vergleichsweise wenig bis gar nichts abgewinnen, das schien mir alles im vergangenen Hippie-Zeitalter stehengeblieben zu sein. Was bei Licht besehen zwar so auch nicht ganz stimmte, aber bei Paul McCartney hatte ich eher das Gefühl, da bewegt sich noch was.

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nnier, Montag, 23. Januar 2012, 22:01
Ah - dann kennen Sie ja wahrscheinlch das oben genannte You Gave Me the Answer, und dann hätte Ihnen das Hitzekonzert vorletzten Sommer womöglich gefallen: Das ging nämlich mit Venus and Mars/Rock Show los - und auch mein Favorit von besagtem Album, Letting Go, wurde gegeben. Überhaupt viel Wings, wenn man sich die Setlist noch mal anschaut. Diese Phase hatte er ja für lange Zeit eher verschämt zu den Akten gelegt, und ich halte sie auch nicht für seine musikalisch stärkste. Vieles trifft nicht meinen Geschmack und schwankt oft zwischen belangloser Keyboardsoße und gewollt "hartem" E-Gitarren-Sound. Aber man findet eben auch schöne Stückchen dazwischen, und bei mir ist es ausgerechnet das verhasste, letzte Wings-Album Back to the Egg, das mich lächeln macht: Eine seltsam krude Mischung aus Disco, Muzak und, tja, sagen wir: Schnellem und Hartem, mit der man wohl zwischen allen Stühlen landen musste. Aber da kann es ja ganz schön sein.

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lorilo, Mittwoch, 25. Januar 2012, 16:24
Beg your pardon, totally, völlig OT, aber Sie haben ja hier keinen Eletrobriefkasten. Nur falls es Ihnen wider Erwarten entgangen sein sollte: Wir sehen uns doch am 02.03. im Schlachthof zu Blumenjeburtstachsfabeln und anderem Krudzeuchs?

Und schon wieder weg. Habe die Ehre. Zu dem Lied möchte ich nichts sagen. Es gibt Schlimmeres, das schon. Aber ich bin ja auch kein Fan...

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nnier, Mittwoch, 25. Januar 2012, 16:32
Fil der Arsch! Der hat schon letztes Mal nicht bescheid gesagt. Danke für den Hinweis! Immerhin ist der Schlachthof be-deu-tend größer als diese kleine Wohnzimmertheater, in dem er bisher in unserem Städtchen auftrat. (Demnächst dann: Stadthalle, Olympiastadion, und in der Straßenbahn hört man die Schüler: "Stulle die dumme Pottsau. Da kommta ja.")

Sie kommen tatsächlich hierher? Postfach unter über.

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lorilo, Mittwoch, 25. Januar 2012, 17:13
Da er hier im Elbdorf wieder nicht den Hai vorlässt, sondern ein neues Programm macht, das ich selbstredend auch besuchen werden: Ja. Kann man ja mal machen.

(Hätte ich den Briefkasten unter dem unteren über selber gefunden, wäre ich vielleicht gar nicht über das noch unterere traumschöne Erstgespräch gestolpert - Danke! ;))

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nnier, Mittwoch, 25. Januar 2012, 18:43
Hö hö. Letztes Mal war der Hai auch im Titel. Als dann im Zugabenteil jemand, der lange vergeblich gewartet hatte, lautstark dessen Auftritt forderte, sagte Fil: "Ach Mensch - ganz vergessen!" Und das war's. Spielt voll jut, findick.

(Danke. Damals, als ich es noch drauf hatte.)

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lorilo, Donnerstag, 26. Januar 2012, 03:31
Die Filsche Färbung üben wir dann mal live und am Objekt. "Ach Möensch - janz fajess'n!" muss es natürlich heißen.

In den Klammern klingen Sie beim ungeschickten, aber bewussten Fischen wie unser leider kranker Kiddo.

(Sie haben noch. Glauben, nicht nachhaken. Auf berlinerisch: "Isso."
Es sei denn, das war (selbs-)ironisch gemeint, dann behaupte ich natürlich das Gegenteil und sage:"Wie ... - drauf?")

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