Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Der feuchte Gebieter zitiert
nnier | 20. Februar 2010 | Topic Gelesn
Nur dass es eine Hyperbel um ein Buch gibt, heißt noch lange nicht, dass es kein gutes Buch sein kann. Ihr krassen Ficker. Das ist übrigens Altgriechisch.
(Helene Hegemann oder so.)

Wo sie recht hat, hat sie recht, aber ich muss noch kurz auf die Jungautorin einschlagen, wg. Frau Radisch, obacht mal eben, ich schlage auf eine Jungautorin ein: Das Feuilleton ist blöd! Mann, ist das Feuilleton blöd! Man will eigentlich gar nicht glauben, wie blöd das Feuilleton ist!

Genug davon, ich lese gerade ein anderes Buch (Paff! Ein weiterer Schlag gegen die junge Autorin, deren Komplettauslöschung* ich als Teil des Kommandos Otto Rehhagel betreibe), es ist dick und nicht immer leicht zu lesen, wahrscheinlich auch nur kulturell zusammengesamplet aus den Beilagezetteln diverser Medikamente und einer Tenniskindheit unter Nick Bolletieri, aber wenn Sie sich hunderte von Seiten lang in einer kulturell definitiv aus dem nordamerikanischen Raum gesampleten Tennis- und Drogenwelt aufgehalten haben, wenn Sie sich also langsam an die komplex geschachtelten und mit groteskem Fachvokabular angereicherten, vor allem aber massiv adjektivgeschwängerten Zwanzigzeilensätze gewöhnt haben, beliebt auf S. 507f ein "Immigrant" bei den Anonymen Alkoholikern plötzlich wie folgt zu sprechen:
Als aine, wo alli Aabeehysli verspritzt, bin ych scho männgs Joor bekannt gse. In de Beize uff de Landstroosse han ych scho lang nimme uff d'Schissi deerfe. Deheim, im Bad isch d'Dabeete scho so wällig gse, das glaubsch gar nit. Aber denn uff aimool ... das wird ych nie vergässe. Ai Wuche no, und ych hätt niinzig Tag nimme gsoffe. Drei Moonet wär ych denn undrungge gse. Also ich hogg dehaim uff dr Schissi, verstoosch. Bi am Drugge wie allewyl, das glaubsch gar nit, und ... und bi so verstuunt gse, ych ha myne Auge nit traut. Das han ych scho lang nymme gsee, do han ych zerscht dänggt, 's Portemonnaie isch mir ins Hysli gfalle, verstoosch. By Gott, ych han dänggt, 's Portemonnaie isch mir ins Hysli gfalle. Ych kneule also aane und lueg mir die Sach im schummrige Liecht vom Hysli ganz genau aa. Ych ha myne Auge nit traut, versteend ihr, Lyt, ich kneule also näbem Haafe und lueg ganz gnau. Grad soo wie me emene Schatz in d' Auge luegt. Miini Frynd, das isch e Fraid gse, mir fäle d' Wort. Do lygt e richtig Wirschtli. E richtig Wirschtli. Feschd, spitzig und lycht krumm. Es hett ussgseh wie ne Wirschtli, gar nimme verspritzt. Graad eso als ob dr liebi Gott 's gmacht haig. Also miini Frynd, das Wirschtli hett fascht wie gläbt, Ych bi also kneule blybe und ha mym Heechere Wäse danggt, das Wäse wo fir my dr liebi Gott isch, und sit däm Tag dank ych däm Heechere Wäse uff de Kneu, am Morge, am Oobe und uff em Hysli.
Es wäre total gedankenlos und egoistisch von mir, Ihnen das vorzuenthalten, oder?

--
*Steht da so bei Frau R.! Ich sample das nur.

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jean stubenzweig, Sonntag, 21. Februar 2010, 00:38
Sie lesen vielleicht Sachen. Und klar doch, alles eine Frage der Sprache.

Und nun verraten Sie mir bitte, woraus das ist! Badische Bobbele-Sprach ist das wohl kaum. Aus dem Süden sicherlich, allemannische Romantik klingt da irgendwie durch.

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nnier, Sonntag, 21. Februar 2010, 11:23
Die Zeilen entstammen dem Buch "Unendlicher Spaß" ("Infinite Jest") von David Foster Wallace. Ich vermeide zur Zeit, irgendwelche Wikipedia- oder sonstigen Artikel zu Autor und Werk zu lesen, denn mir ist noch nicht so recht klar, wohin sich das alles entwickelt. Und den Spaß will ich mir nicht nehmen - deshalb hier keine Links.

Der Übersetzer wurde, als es vor einiger Zeit mal verstärkt um dieses Buch ging, meiner Erinnerung nach sehr gelobt. Und es würde mich jetzt tatsächlich mal interessieren, wie diese Stelle im Original lautet. Der Effekt, den dieses unvermittelte Stück Alemannisch auf mich hatte, war jedenfalls phänomenal. Nicht nur, weil ich inmitten des psychisch insgesamt eher belastenden Stoffs und der durchaus anstrengenden Lektüre plötzlich einen viertelstündigen Lachanfall geschenkt bekam (und S. 507 schon so wellig ist wie andernorts die Tapete).

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vert, Montag, 22. Februar 2010, 18:38
#bobbele: interessanterweise ist tennis hier durchaus ein lebensthema.

ziemlich meta, die ganze hegemanie mit "unendlichem spaß" zu vertrödeln. wenn es danach immer noch nicht vorbei ist, kommt der bär zum dessert.

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nnier, Montag, 22. Februar 2010, 18:44
Überhaupt ist das alles beängstigend intertextuell. Zeichen überall!

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vert, Montag, 22. Februar 2010, 18:53
och, das bisschen kreisklickerei

ja unheimlich, eine höhere macht, bestimmt! und sie sind ihr prophet!
(damit muss doch geld zu verdienen sein, verdammt noch mal!)

folgt der sandale!


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