Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Sonntag, 10. Mai 2015
Red Moon Road
nnier | 10. Mai 2015 | Topic Musiq
Hier mal ein Stück Sonntagsmusik.



Vor einigen Tagen durfte ich einem Konzert dieser drei supersympathischen Kanadier beiwohnen, in einem Wohnzimmer, und es war grandios.

Wohnzimmerkonzerte sind sowieso toll. Aber das hier hat alles getoppt, zwei Tage später bin ich immer noch begeistert, und ich würde mal vorschlagen, ihr schaut euch das an und geht ins Konzert, wenn sie das nächste Mal in Deutschland aufschlagen.

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Donnerstag, 7. Mai 2015
Astro, Master!
nnier | 07. Mai 2015 | Topic Todesbiest
Ich sehe schon, ich muss einfach mal was zeigen, aber erst mal Musik an.



Dieses Ding soll in den 70ern bei Tchibo verkauft worden sein. Muss man sich mal vorstellen: Quarzkrise, die Japaner kommen, und plötzlich sind all die mechanischen Wunderwerke out - was soll man denn da tun als Schweizer Uhrenhersteller?

Heute verkaufen alle alles, aber ich erinnere mich noch sehr gut an das leicht anrüchige Image dieses Kaffeehändlers. Irgendwann gab's plötzlich sogar Fahrräder, da haben die Fahrradläden in meiner Stadt ein paar Wochen lang Kaffee verkauft. Was als Protest gedacht war, endete natürlich als Gratis-PR für den Kaffeegemischtwarenvertrieb. Und bei so einem Uhren kaufen? Bzw.: Bei so einem Uhren verkaufen, denn wir sind ja ein respektabler Schweizer Hersteller mit Absatzproblemen. Aber es muss wohl sein.



Der Herstellername taucht nicht auf, wirkt ja viel zu bieder, ich meine: Buler, was nehmen wir denn mal - mein Sohn war gerade im Kino, Science Fiction, was haltet ihr von ASTROMASTER? Guet, bauen wir ein einfaches Stiftankerwerk in ein Bullaugengehäuse. Und gfälschti Schruubeköpf.



Das Gehäuse ist aus Metall und wirkt hochwertig, sie wiegt richtig was, und es ist schon schade, wie alles verschleudert werden musste. Es ging den Bach runter, bis die hässlichen Plastikuhren von Swatch irgendwie zur Rettung der Schweizer Uhrenindustrie führten. Die längst wieder völlig elitär rüberkommt mit ihren unerschwinglichen Nobelhobeln.

Da lobe ich mir Butterbrotuhren wie diese. Ich habe übrigens keine Ahnung von Uhrentechnik, aber einen Begriff wie "einfaches Stiftankerwerk" können Sie sich ruhig merken und bei Gelegenheit fallen lassen. Es sind wohl recht simple, aber robust und zuverlässig arbeitende Werke, die man u.a. am lauten Ticken erkennt. Und für seine knapp 40 Jahre läuft das Ding unheimlich stur geradeaus. Das klapprige Metallband habe ich durch ein schwarzes aus Kunstleder ersetzt und trage die Uhr richtig gerne.

Wenn auch nicht jeden Tag - man hat ja auch mal Geschäftstermine oder es ist plötzlich Weihnachten, aber schauen Sie, da habe ich durchaus Alternativen, hier z.B. etwas aus der Schweiz,



wo wollen Sie denn hin, warten Sie, ich wollte doch Enterprise mit Ihnen spielen, darf ich Jim sein?

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Sonntag, 26. April 2015
71@71:#32
nnier | 26. April 2015 | Topic Musiq
Würd ich sagen. War mein schönstes Tor gewesen. War vor allem mit dem falschen Fuß erzielt ... bin ich zufrieden, muss ich sagen. (Peter Müller)



Komisch, ich habe mir immer eingebildet, dass in der sonntäglichen Sportschau der späten 70er beim Tor des Monats dieses Lied im Hintergrund gelaufen wäre. Ich wusste damals nicht, wie der Song heißt, verbinde ihn aber schon immer mit den bekannten Grafiken zu Tor 1 bis Tor 5. Irgendwann viel später kaufte ich jemandem eine ganze Plattensammlung ab, darunter die Maxisingle von Don't Let Me Be Misunderstood in eben jener fantastischen Discoversion von Santa Esmeralda.

Discomusik ist eine spezielle Herausforderung für mich, und noch heute kann mich Boney M an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringen. Aber selbst Frank Farian kann ich inzwischen zugutehalten, dass die Streicher in Daddy Cool verdammt effektvoll eingesetzt sind (einem Song, der ansonsten alles Schlimme der damaligen Zeit verkörpert). Und dass ich bei entsprechender Laune, ab und zu und zwischendurch, inzwischen sogar den Discobrüdern Gibb ohne Ohrenbluten lauschen kann, habe ich hier ja schon mal kundgetan.

Zweitligafußballer sind damals noch arbeiten gegangen und sahen aus wie diese Mopedtypen vor der Disco, gute Jungs wahrscheinlich, aber oft mit einem Touch von Kleinkriminalität und Halbwelt. Es war da kein so großer Unterschied zu erkennen zwischen den Männern auf dem Platz und den Kuttenträgern mit ihren Bierbechern, die dem Schiedsrichter Schläge androhten: Eine Szene, zu der ich als Kind einen Sicherheitsabstand wahrte, die mich aber auf eine irritierende Weise faszinierte. Jemanden wie Oliver Bierhoff hätte man sich damals nicht ausdenken können.

Da gibt es ein Lied von den Wings, das man sofort in die richtige Zeit einordnet - vollkommen egal, dass da mal wieder einer seinem Faible für 20er-Jahre-Accessoires nachgegangen ist: Früher als 1975 kann es nicht sein, und schon 1980 wäre es zu spät gekommen. Mit seinen Flamencogitarren und diesen Klanghölzern, ein paar Vocoderverfremdungen und einer sehr coolen Basslinie fehlen eigentlich nur die Streicher zum prototypischen Discostück.

Oder zum Tor des Monats. Auch wenn er es ganz sicher mit dem falschen Fuß erzielt hat.

Platz 32: Goodnight Tonight (1979)

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Dienstag, 21. April 2015
71@71:#33
nnier | 21. April 2015 | Topic Musiq
Every day I don't wanna get up
Get out of my bed




Wenn man den Beatles etwas vorwerfen kann, dann ihr Talent und ihren Perfektionismus. Denn sie haben geradezu irrsinnig schnell gelernt und sich quer durch alle poprelevanten Stile gefräst, vor Ideen nur so gesprüht und ihren Prägestempel überall draufgehauen, vom frühen Beatrocknroll über die mehrspurige Studiokunst der mittleren Jahre, den faszinierenden Ritt durchs Weiße Album (das ständig divergieren will und doch nicht auseinanderfällt) bis hin zum exquisiten Schwanengesang der Abbey Road: Daran freue ich mich ein Leben lang, viel mehr brauche ich nicht.

Trotzdem kann ich verstehen, wenn Leute sagen, die haben sich immer so angestrengt, die Musik ist nicht locker. Man hört den nervösen Paul in Love Me Do, man hört die Anstrengung in Got To Get You Into My Life und Helter Skelter, man hört sie in einem scheinbaren Quatschlied wie Why Don't We Do It in the Road? genau wie in einem straighten Spätrocker wie Get Back.

Verstehen Sie mich richtig: Nicht eine Anstrengung aus Überforderung meine ich damit, kein Kämpfen mit der Gitarre, kein stimmliches Strecken nach der richtigen Tonhöhe. Sondern den Versuch, es immer richtig zu machen. Man merkt das im Vergleich der verschiedenen Versionen und Takes, die heute ja größtenteils zugänglich sind und in denen teilweise endlos herumprobiert wurde, Ideen durchgespielt und verworfen wurden, bis alles stimmte (mir fällt dann auch kein einziger Fall ein, in dem mir eine Alternativversion dauerhaft besser gefiele als die kanonische, offiziell veröffentlichte).

Man merkt es aber auch ohne Versionenvergleich - hören Sie sich nur noch mal Eleanor Rigby an: Das sind knappe zwei Minuten, aber was für welche! Ein Diamant, so exakt geschliffen, dass nicht ein einziges Molekül verändert werden dürfte.

Trotzdem kann man den Song auch ganz anders spielen, das habe ich euch vor Jahren schon erzählt (und das war lange vor True Detective). Was die Handsome Family daraus macht, ist jedenfalls etwas völlig anderes - immer noch ein großartiger Song, aber bekifft auf der Veranda geschrammelt. Und vielleicht muss man ja wirklich nicht jeden Morgen aufstehen und aus dem Bett raus, um den nächsten Jahrhundertsong aufzunehmen.

Was mich zum heutigen Stück bringt. Denn das stammt vom ersten Soloalbum, und neben meiner generellen Freude am fröhlichen Heimstudiogespiele habe ich beim Hören immer das Gefühl, dass Paul hier zum ersten Mal wirklich lockergelassen hat.

Es passt gar nicht zu seinem Auftreten in der Zeit, das alles spielt ja nicht lange nach den angespannten Let-it-Be-Sessions und leitet den Beginn der bösen öffentlichen Auseinandersetzungen ein. Aber das ganze Album hat etwas umwerfend Unbekümmertes an sich, das ihm später oft genug wieder abhandenkommen sollte.

Klar kann man so ein Lied auch glattziehen und professionellen Soulpop draus machen. Aber wozu? Die hübsche Familie, also die da ganz oben, lässt es doch auch entspannt angehen. (Mit einer so engen Hose könnte ich das allerdings nicht.)

Platz 33: Every Night (1970)

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Mittwoch, 8. April 2015
Tick Trick Track
nnier | 08. April 2015 | Topic Todesbiest

2014


2015

Und es gibt doch noch Veränderungen. Ich weiß nicht, ob der Unterschied auffällt, aber ich trug den Großteil meines Lebens nichts am Arm. Etwa vor einem Jahr wachte ich nachts plötzlich auf und gab den Namen eines japanischen Uhrenherstellers in die Suchmaschine ein. Bis heute weiß ich nicht, woher der Impuls kam.

Ich stieß auf die Abbildung einer etwa 40 Jahre alten, wunderschönen Automatikuhr und spürte: Die musst du haben.

Es sind dann einige Uhren gekommen und auch wieder gegangen, erst nur des betreffenden Herstellers, dann andere Japaner, später auch Schweizer und Russen sowie Ost- und Westdeutsche. Hatte ich zu Anfang noch keine klare Präferenz und deshalb durchaus Quarzuhren dazwischen, so sind davon nur vereinzelte Exemplare übrig für den seltenen Fall, dass es mal auf die genaue Uhrzeit ankommt.



Denn der Rest ist Spaß an der Freude. Zwar habe ich noch keinerlei Ahnung von Uhrwerken, Stiftankern, Zeigerreibung und gebläuten Schrauben. Ich bin auch nicht sicher, wie tief ich da einsteigen will. Aber wenn es ein Muster gibt: Es soll ticken, es darf gerne 30 oder 40 Jahre alt sein, und ich will es tragen, nicht in einer Vitrine rumstehen haben.

Ich kaufe deshalb nichts Teures, sondern nehme gerne eine typische Alltagsuhr wie die da oben, einen unspektakulären Handaufzügler, den's vermutlich mal im Kaufhaus gab. Keine Uhr, auf die ich besonderen Wert lege, einfach die letzte, die zu mir gefunden und die übliche Routine durchlaufen hat: Altes Band abnehmen, Uhr reinigen und hübsch machen, einfaches Durchzugband montieren und ab zu den anderen.



Nennt mich albern, aber das macht mir Spaß. Rauchen ist teurer, jeden Morgen suche ich mir eine aus, und vielleicht zeige ich hier ab und zu mal was.

Bloß diese eine, die 40 Jahre alte, wunderschöne Automatik, die habe ich noch nicht.

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