Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Montag, 27. Oktober 2014
71@71:#43
nnier | 27. Oktober 2014 | Topic Musiq
And I won't go away until you tell me so/
No I'll never go away




Das Problem ist dann immer, dass man sagt: Der hat nicht nur Balladen geschrieben, der hat auch richtig gerockt, und trotzdem gibt es nun mal diese vielen Balladen und sind längst nicht alle schrecklich. Gerade in der Rückschau merkt man: So ein total glatt produziertes Stück, hochglanzpolierte Blaupause einer McCartney-Ballade, dieses Lied mit dem vor Klischees platzenden Text, das mit dem klebrigen "nananana, nananana" im Hintergrund, das mit der typischen George-Martin-Orchesterbegleitung, das mit dem pathetischen Schlagzeug, das ist ein wirklich guter Song.

Genre: Soft Rock, und wie blöd, dass man bei der Single die wertvollen Anfangssekunden mit Klospülung und Echo-Bass von der Albumversion weggelassen hat. Denn das sind genau die dringend nötigen Kontrapunkte, an denen es damals so häufig mangelte. Statt dessen also geht es direkt rein in den makellosen Gesang, und natürlich schmeichelt die Stimme souverän und trifft kristallklar jeden Ton, auch wenn es wie im Refrain ganz weit nach oben geht. Davon würde ich gerne mal eine schnellere, schmutzig verzerrte Version hören, denn die Melodie ist super und hält das locker aus.

Dann kommt Dave Gilmour, und auch wenn leider kein einziger Misston das hyperprofesssionelle Gitarrensolo trübt: Welch ein Gewinn! Und was für fantastische Lieder hat Paul McCartney eigentlich in seinem Repertoire, niemals live gespielt, zurückgelassen in den tristen 80ern: Solche Tiefpunkte kann man sich doch nur wünschen.

Platz 43: No More Lonely Nights (1984)

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Mittwoch, 22. Oktober 2014
Moskau würde ich mir noch einreden lassen
nnier | 22. Oktober 2014 | Topic Gelesn
Die, äh, ich bin ... unter anderem riesiger Fan dieser ... Stilistik, dieser ... scheinbar abgebrochenen oder abgebrochenen oder ... Sie sind ja auch kein Fan von, von Hilfsverben und so und also oder der Erzähler ist es nicht und ... da gibt's Sätze, die bestehen nur aus einer Silbe ... äh ... Punkt. So. Äh ... w-w-w-w-wie würden Sie das charakterisieren, kann man sagen Phantomsätze, weil es ist ja ein, es entstehen ja Sätze im Kopf wie anderswo Bilder, oder ... äh, ist kein schöner Begriff, oder sind das virtuelle Sätze oder gibt's dafür schon ... Sie haben so was ja studiert, gibt's dafür schon bestimmte linguistische Kategorie?



Hören Sie sich z.B. das mal an: So etwas streichelt meine Synapsen, das lässt mich wohlig erschauern, da wird das Sprachzentrum massiert und man macht ein einfältiges Gesicht und sagt, mmmh, gut so, weiter so. Ich sitze da oben und lausche, und natürlich ist er ein unglaublich netter und höflicher Mensch. Man merkt das auch gleich beim Lesen, das kommt direkt durch die Bücher durch, dass da mit einer sehr freundlichen Intelligenz geschrieben wird.

Läuft zum Beispiel einer mit fetter Spiegelreflexkamera vor der Bühne hin und her, hält drauf, macht Klicklicklick, dann geht das minutenlang so, selber wird man schon ganz grantig, dann unterbricht der Autor kurz die Lesung und sagt, Entschuldigung, das irritiert mich, lacht freundlich, sagt: Ich bin ein empfindlicher Vorleser, und liest dann weiter.



Kein Künstlergetue, kein billiger Witz auf Kosten des Knipsers, und diese großartige menschliche Haltung merkt man auch in dem aspekte-Interview: Wie leicht wäre es, den fahrigen Interviewer auflaufen zu lassen oder ihm so richtig eine mitzugeben, man ist ja Erfolgsautor und muss nun wirklich nicht auf jeden Unsinn antworten. Bereiten Sie sich gefälligst vor, wenn Sie mit mir reden wollen! Aber da sitzt ein freundlicher Mensch, der versucht, die Frage zu verstehen und sie zu beantworten. Wie angenehm das ist: Ein echtes Gespräch trotz des gewohnt peinlichen aspekte-Settings im, hui!, Tattoo-Studio.



(Die zitierte Stelle ist bei 14:49)

Und da komme ich mir schon blöd vor, dass ich so kurz angebunden war, als er mich etwas gefragt hat beim Signieren: Ich hielt es für höflichen Small Talk, um über die Peinlichkeit der Situation zu helfen (denn es gibt ja kaum etwas Verdrucksteres als dieses Schlangestehen und "Können Sie bitte Für Helga schreiben") und antwortete einsilbig wie ein Stoffel.

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Samstag, 18. Oktober 2014
Ich kann das so nicht akzeptieren
nnier | 18. Oktober 2014 | Topic Brainphuq
Produktion - Reproduktion. Kann mir jemand einen Kopfkanal legen? Man könnte alle 30 min einen Druckausgleich durchführen und lindernden Balsam einträufeln. Oder muss erst alles raus? Domestos rein, Wasserstoffperoxid? Mal richtig scharf rangehen? Ich kenne eine, die kippt Salzsäure ins Klo und schwört darauf: Uralte Ablagerungen restlos entfernt. Zisch.

Produktion - Reproduktion. Schnall die freundliche Maske fest, bring den Termin hinter dich. Rette dich ins Wochenende. Soziale Kompetenz auf Kredit. (Zahle später.) Kann mich bitte jemand infizieren?

Rosiger Teint. Mir träumte, ich wäre frei, und alles war ganz hell.

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Dienstag, 14. Oktober 2014
Bei den Filmhochschülern
nnier | 14. Oktober 2014 | Topic Fernseh
Echt, ich bin aus der Szene raus. Wann war ich das letzte Mal im Kino: Vor einem Jahr oder zweien, in irgendsoeinem blöden Star Trek - purer Fluff, in dem rein nichts mehr von dem zu spüren war, was ich früher daran mochte. Aber in 3D!

Ich habe Schwierigkeiten, mich zu diesem Hausfrauenkult zu bekennen: Star Trek, das hat was Bräsiges an sich, und doch habe ich neulich mal wieder ein paar Folgen der alten Serie angesehen. Einfach toll, und nicht nur ironisch toll wie Raumpatrouille, ha ha, schau mal, das Bügeleisen, sondern es sind ein paar großartige Charaktere in manchmal gar nicht so blöden Geschichten.

Etwas war doch seltsam und hat mich für einen Moment aus der Fassung gebracht: Jemand war offenbar der Ansicht, dass man in diesen bald 50 Jahre alten Serienfolgen die ursprünglichen Tricksequenzen durch aktuellen Computertrick ersetzen müsste. Was für ein Schwachsinn - und welch grauenhafter Stilbruch, wenn plötzlich hochdetailliert gerenderte Raumschiffe an ebensolchen Planeten vorbeifliegen! Wenn das wenigstens offensiv kenntlich gemacht wäre: "Obacht, aufgepimpte Popcornversion für flache Geister" - aber nichts da, das wird stillschweigend Kanon, das läuft so im TV. Vielleicht werden bald auch viel realistischere Torten in die alten Dick-und-Doof-Folgen gerendert, und der weiße Cowboy reitet dann nicht mehr durch wackelnde Kulissen, sondern durch so richtig supi realistische Computerwelten. Dieser Star-Trek-Kinofilm jedenfalls: Bunte Uniformen und Action und immer noch spektakulärere CGI-Welten! Anspielungen und Zitate zuhauf! Und dabei dermaßen peinliche und unreife Charaktere in einer schnell vergessenen Geschichte, dass der originale Captain Kirk in den kurzen und billigen 60er-Jahre-Episoden dagegen wirkt wie von Dostojewski gescriptet.

Ich bin raus aus der Szene, ich kann mir diesen Quatsch nicht angucken, und dann tue ich es doch wieder, als hätte ich es nicht gerade erst gesagt: Tatort mit Tukur, ha ha, und das kann doch nicht euer Ernst sein, der ist als Schulleiter und als Stasimajor und nun also auch als Schnüffler immer gleich, es sind immer dieselben Manierismen, und man würde ja so gerne schmunzeln können über diese Spiel-mir-das-Lied-vom-Tod-Szene gleich am Anfang, bis hin zu dem Gequietsche im Hintergrund, habt ihr ein Pferd für mich, wir haben wohl eins zu wenig, falsch, ihr habt zwei zuviel, und peng! Peng! Peng!, bloß dass das so gewollt rüberkommt, hier, wir sind Filmstudenten im dritten Semester, machen wir mal was mit Anspielungen, wem fällt noch was ein: Schneller Zoom! Gefärbte Standbilder! Oder, was soll's, machen wir nicht nur Spaghettiwestern, nemen wir auch noch diese Totenkopfkäfer mit rein, und was mit Shakespeare - ist doch egal wozu, dann freuen sich die Leute!

Ich bin eingeschlafen, ich weiß auch nicht, warum man so ein Filmchen ins Tatort-Format quetschen muss, das ging ja schon bei Stöver und Brocki los mit ihrem blöden Gesinge und nervt in Münster seit Jahren: Eitles Getue vor und hinter der Kamera, und das völlig ohne Grund. Provinzler, die gerne Hollywood wären.

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Freitag, 10. Oktober 2014
Doch weil ich mein Herz nicht ändern kann
nnier | 10. Oktober 2014 | Topic In echt


Runter gehe ich am liebsten zu Fuß, dann dauert es länger. Ein Tag im Zug, dann bin ich zurück, oder sagen wir: Meine leibliche Hülle.







Diese Minuten, bevor die Sonne endgültig weg ist, sind mir die wertvollsten. Man ist dann schon in der Hütte, hat den Ofen geschürt, von dem klaren Wasser getrunken, die Kerzen angezündet, die Schuhe ausgezogen. Kocht einen Tee, sitzt einfach da. Wünscht sich eine gute Nacht, wäscht sich mit dem kalten Wasser, schlupft unter die Deck. Liest ein paar Seiten, schläft ein. Wacht irgendwann auf, schaut nach draußen, kann es nicht fassen: Mein Gott! Es ist voller Sterne.

--

Als Kind liebte ich diesen Schlager. Spulte das alte Tonbandgerät immer wieder zurück. Jetzt habe ich das Lied wiedergefunden. Und wusste noch jeden Ton.

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