Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Freitag, 3. Mai 2013
Rade... Rade... Rade ...
nnier | 03. Mai 2013 | Topic Musiq
Durch die Hitparade International lernte ich Thomas Koschwitz kennen, lange bevor er als Late-Night-Talker auf RTL scheiterte. Er vertrat gelegentlich Werner Reinke, und das war dann schon das Höchstmaß an Abweichung vom immergleichen, geliebten Ablauf: Zwei Stunden, in denen die Hits Nummer 10 bis 1 in voller Länge ausgespielt wurden, jeder von einem gesungenen Jingle ("Hit Nummer füüüünf") eingeleitet. Dazwischen liefen Neuvorstellungen nach nicht näher erklärten Kriterien und in seltenen Fällen ein Oldie. Außerdem wurden die englischen und amerikanischen Charts verlesen sowie die Plätze 20 bis 11 im sogenannten Schnelldurchlauf angespielt. Diesen nehme ich zum Anlass, um einige Titel zu nennen, die es nicht in meine Top Ten geschafft haben.

Platz 20: Living On Video (Trans X)
Ein ziemlich beknacktes Lied, das Kinder heute wahrscheinlich in fünf Minuten auf dem Smartphone zusammenklicken können. Den Hintergrund-Synth begriff sogar ich: Einfach denselben Ton im Abstand einer Oktave immer im Wechsel spielen und dabei ein wenig mit der Hand auf dem Keyboard hin- und herwandern. Den Rest hätte ich mit Einfingersuchsystem auf die Dauer wohl auch hinbekommen. Aber was soll's: Ein paar Soundeffekte, Vocoder, die gelangweilt-hypnotische Frauenstimme, das gefiel mir, und "Trans X" war nichts als ein komischer Bandname.

Platz 19: Modern Love (David Bowie)
Klingt auf Anhieb wie geradeausgerocke Dutzendware. Aber mir gefielen (und gefallen) die einleitenden verhallt-abgestoppten Gitarrensaiten, bevor das Schlagzeug einsetzt, und dann steigert sich alles bis zum Finale. Der geheimnisvolle Bowie mal ganz straight, mir gefällt's.

Platz 18: Love On Your Side (Thompson Twins)
Die Zwillinge waren Drillinge mit einem damals durchaus speziellen Sound. Das harmlose Liedchen vergesse ich oft und freue mich, wenn es mir dann wieder einfällt.

Platz 17: No Tengo Dinero (Righeira)
Das andere kennt ja jeder. Und bei Lichte betrachtet ist auch das hier der gleiche Song, aber noch besser. Interessant auch, dass es einen so unverkennbaren Italo-Disco-Sound überhaupt gab. Normalerweise durfte dann so ein Oberweitenteenie singen, hier waren's mal zwei Verrückte.

Platz 16: Love Is a Stranger (Eurythmics)
Bevor diese Band mich zu nerven begann, gab es eine kurze, tolle Zeit. Natürlich ist Sweet Dreams viel besser. Alleine schon, dass man bei "Who am I to disagree" die Silbe "m" betonen kann! Damals aber war ich von dem seltsam nervösen Rhythmus dieses ersten Liedes, das ich von ihnen kannte, fasziniert. Und die komischen Brumm- oder Stöhnlaute drehen den Song ganz leicht ins Demente. Wie schade, dass die dann plötzlich "richtige" Musiker sein wollten: Mundharmonika, Soul, pff. Wärt ihr mal beim Synth geblieben! Erst das späte und kurze Comeback mit I Saved the World Today konnte mich ein wenig versöhnen.

Platz 15: Relax (Frankie Goes To Hollywood)
Niermand hat die Absicht, eine originelle Liste zu präsentieren. Das Lied gehört einfach zu den zentralen Musikeindrücken der früheren 80er. High-Energy-Bass, dazu die volle Produzentendröhnung von Trevor Horn: Für kurze Zeit dachte man, jetzt könne nichts mehr kommen.

Platz 14: Our House (Madness)
Muss auch mit rein. Zu erwähnen mal wieder der Bass, wie er am Anfang, nach den ganz tiefen Klaviertönen, das Startsignal gibt wie ein anfahrendes Motorrad. Hilft mir heute noch beim Abwaschen.

Platz 13: Get The Balance Right (Depeche Mode)
Kaum eine "große" Band ist mir so egal wie diese: Die ganzen Wichtigkeitsgesten, das Heroingetue, das Stadionpathos gehen komplett an mir vorbei. Schon mit People are People haben sie mich verloren. Davor war ein kurzer Moment, in der sie mir als geheimnisvolle Tüftler erschienen, ich kannte zwar kaum etwas, aber dieses Lied mit den kleinen Rhythmustricks weckte vorübergehend mein Interesse.

Platz 12: Hymn (Ultravox)
Es gibt heute noch Momente, in denen ich dies für einen tollen Song halte. Dabei sind es vielleicht doch eher Sound- und Produktionstricks, die das Interesse wachhalten. Das ganze Arrangement ist perfekt, es wird gekonnt Spannung ab- und zugegeben, und bei allem Plastik: Dieses feuerwehrsirenenhafte Keyboardsolo freut mich immer wieder.

Platz 11: Mama (Genesis)
Dieser Themenkomplex wartet noch auf eingehendere Bearbeitung. Aber hier natürlich in Reinkultur zu finden: Langer Spannungsaufbau gepaart mit etwas Creepiness, dann explodieren die Drums, und vollkommen egal, dass man sich später für immer dran überhörte (und ich diesen Song sozusagen auch nur noch "historisch" anhören kann): Es ist schon verdammt clever gemacht.

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