Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Sonntag, 1. Februar 2009
Barfuß zum Nordpol: Klar jewesn
nnier | 01. Februar 2009 | Topic In echt
[Fortsetzung]

"Zu dem Zeitpunkt war ich psychisch eigentlich noch ganz gut beisammen", erzählt mein Reisegefährte, der dankenswerterweise mein Gedächtnis stützt, da ich es mit den Ortsnamen und der exakten Abfolge nicht so habe.

Vom Schlachthof aus
ging's weiter bis kurz vor die Partnerstadt von Bad Kreuznach, was übrigens eine völlig nebensächliche Information ist, aber wer weiß, wozu man's mal brauchen kann. Etwa 150 km hatten wir an diesem Tag geschafft, als der Fahrer des Tiertransporters uns aussteigen ließ. Den Versuch, noch weiterzutrampen, gaben wir auf, als der Abend heraufdämmerte. Es war kalt, wir waren müde und marschierten eher planlos ins Zentrum von Bourg-en-Bresse, wo wir uns in einer Bar aufwärmten und einige Heißgetränke zu uns nahmen.

Da uns bewusst wurde, dass wir hier irgendwo die Nacht würden verbringen müssen, beschlossen wir, stadtauswärts an der Straße in Richtung Lyon einen Schlafplatz zu suchen, irgendeine Nische würde es wohl geben, und an dieser Straße wollten wir am nächsten Tag den Daumen wieder ausstrecken, um dann endlich einmal richtig voranzukommen. Der Fußmarsch zog sich hin, und hier war es auch, dass ich zum ersten Mal einen bis dahin unbekannten Schmerz in den Knien verspürte, den ich vermutlich der Kälte oder meinen schicken, aber zum Marschieren schlecht geeigneten neuen Schuhen zuzuschreiben hatte.

Mit den Nischen ist das ja so eine Sache, überall sind dauernd welche, aber wenn du einmal eine brauchst! Immerhin, eine Art Gewerbegebiet sah man da in der Ferne, menschenleer, wir entdeckten eine im Bau befindliche Halle, eigentlich nichts als ein Dach auf Pfosten, windgeschützt war es also nicht, aber inzwischen sehr spät. Wir legten uns irgendwie auf den Boden und versuchten, ein wenig zu dösen. Was mir allerdings nicht so ganz gelingen wollte, und das lag weniger an der Kälte, dem Hunger oder den schmerzenden Knien; nein, die Erinnerung an die fünf Uniformträger in Dijon, die entwürdigende Behandlung, ihre höhnische und aggressive Schadenfreude war es, die mich wach hielt und bei jedem Geräusch hochfahren ließ.

"Zu dem Zeitpunkt war ich psychisch eigentlich noch ganz gut beisammen", meint also mein Mitreisender, der in jener Nacht, das weiß ich noch sehr genau, irgendwann auch ein paar spöttische Bemerkungen über meine Paranoia fallen ließ, wenn ich wieder einmal glaubte, ein Auto herannahen zu hören und zusammenzuckte. Dass uns hier niemand etwas könne, und das sei ja wohl erlaubt, was wir hier machten, und es habe uns niemand gesehen, und Dijon sei weit, so ungefähr drückte er sich aus, und während ich mir ernsthaft Mühe gab, mich überzeugen zu lassen und langsam etwas zur Ruhe zu kommen, kam ein Auto herangefahren, hielt direkt auf uns zu, bremste knapp vor uns, wir rappelten uns im grellen Scheinwerferlicht auf, fünf Männer stiegen aus. Sie trugen Uniformen, sie hatten Funkgeräte, sie waren bewaffnet.

[Geht irgendwann weiter]

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